I. Energiearbeit und innere Entwicklung (S. 12-13)
Loslassen – was bedeutet das?

Wenn man etwas Neues ins Leben lassen will, etwas besseres als das Bisherige, gilt es, das Alte loszulassen. Das muß nicht immer etwas Dingliches oder Konkretes sein, wie etwa alte Kleidungsstücke oder „Freunde“, die nicht wirklich zu einem passen, weil sie einen in der Entwicklung behindern statt fördern. Das Alte, was es loszuwerden gilt, können auch Vorstellungen, fixe Ideen, „Anhaftungen“ sein, die sich auf das Leben selbst, die eigenen Bedürfnisse, die eigene Person und die Grenzen des Machbaren beziehen.

Zum Thema Geld gibt es viele Einstellungen, die dem finanziellen Erfolg im Weg stehen können und die man einfach ablegen kann, statt sich abzumühen oder einen vermeintlichen Mangel bei sich zu suchen. Es können Anhaftungen von positiver wie negativer Wertung sein, die dem Geld eine Bedeutung zuschreiben, die es nicht hat und die den Geist einengen. Der Geist will frei sein, deshalb kann auch der Mangel an Geld eine Möglichkeit für ihn sein, sich zu befreien und die Welt ohne die Illusion von Abhängigkeit zu sehen. Geld macht nur scheinbar frei, denn die Anziehungskraft eines Menschen für Positives hat nichts mit der Menge an Geld zu tun, über die er verfügt.

Alles Positive im Leben, die Möglichkeiten des Gebens und die des Empfangens, beruht auf einem positiven Zusammenspiel aller Beteiligten, an das diese alle zunächst einmal glauben müssen, ehe es sich verwirklichen kann.
Immer, wenn sich etwas Glückliches in deinem Leben ereignet, wirst du feststellen, dass du dir irgendwann etwas in dieser Art vorgestellt hast und es für möglich gehalten hast. Die Grenzen des Machbaren sind also die Grenzen des Vorstellbaren. Grenzenloses Denken macht frei. Es hilft beim Loslassen von allem, wovon man sich vielleicht abhängig fühlt.

Manchmal ist das Gefühl der Abhängigkeit nicht bewusst, man empfindet lediglich eine gewisse Schwere beim Gedanken an ein gewisses Thema. Immer, wenn die Schwere aufkommt, empfiehlt es sich, innezuhalten und sämtliche Gedanken und Glaubensvorstellungen durchzuchecken, die sich beim Gedanken an dieses Thema oder diese Situation einstellen. Eines nach dem anderen, bis einem wirklich nichts mehr einfällt.
Etwas an diesen Vorstellungen ist falsch – das Gefühl der Schwere ist dafür Beweis genug. Sicher, jeder Mensch findet eigene scheinbar „rationale“ Gründe, warum für ihn diese Abhängigkeit, die Bedrängnis, die Gefahr einer negativen Zukunft eine richtige Einschätzung ist, die das Gefühl von Schwere, Angst oder Deprimiertheit logischerweise nach sich zieht. Ist es nicht eine großartige Erleichterung, sich bewusstzumachen, dass es sich dabei aber tatsächlich doch immer nur um Illusionen handelt, um ein Versteckspiel, das die Wahrheit vor dem Bewusstsein verschleiert?

Wie schön kann es sein, all die alten Abhängigkeitsvorstellungen bewusst loszulassen, sich in seiner ganzen Grenzenlosigkeit freizulassen und Platz für das zu schaffen, was jetzt wirklich von Bedeutung ist und ins Leben gerufen werden will. Das wahre Leben zu leben heißt, ohne ein Gefühl von Risiko dem zu folgen, was jetzt wirklich von innen heraus richtig und erfüllend klingt und darin die Erfüllung zu finden, die alle Beschwernisse und Abhängigkeiten als ungültig entlarvt.
Angst ist die Ursache für die Unfähigkeit, Altes loszulassen und neue Möglichkeiten dankbar zu begrüßen. Wenn man sich an etwas altes gebunden fühlt, wenn man darum kämpft, es loszuwerden weil man sich nicht zutraut, frei davon zu leben, hilft es, sich mit seinen Ängsten und Befürchtungen auseinanderzusetzen, den großen oder kleinen, und zu erkennen, dass es sich letztlich um Illusionen handelt. Auf der materiellen oder oberflächlichen Ebene ist es natürlich logisch, sich vor Armut, Krankheit oder Einsamkeit schützen zu wollen und solche Erfahrungen zu meiden. Auf der geistigen oder inneren Ebene ist es aber keinesfalls nötig, sich davor zu schützen, da nichts verloren gehen kann, was nicht auch jederzeit wieder gewonnen werden kann.
Frei von innerer Beschwernis zu leben heißt nicht, gleichgültig zu sein oder sogar absichtlich unter unangenehmen Umständen wie Armut zu leben. Es heißt vielmehr, alles Vergängliche, das man erwerben oder verlieren kann, spielerisch und ohne existenzielle Gewichtung anzugehen.

Hinter dem konkreten, äußerlich sichtbaren Wert verbirgt sich ein abstrakter, nicht objektivierbarer Wert, dem die wahre Bedeutung zukommt. Hinter dem Wert von äußerlich sichtbaren Beziehungen zu Freunden oder zu einem Partner verbirgt sich der Wert der Liebesfähigkeit, die ganz unabhängig von bestimmten Freundschaften oder Partnerschaften existiert und nur wachsen, aber nicht verloren gehen kann. Wer diese Fähigkeit im Bewusstsein ihrer Ungebundenheit überall frei fließen lassen kann, wird überall Erfahrungen von Liebe machen können und hat keinen Grund, sich vor ihrem Verlust zu fürchten.
Hinter dem Wert von äußerlich sichtbarem Erfolg, von finanziell und psychisch befriedigender Arbeit verbirgt sich der Wert der Fähigkeit zum Austausch spezifischer Talente, zum Einsatz der eigenen Lebensenergie in einer Weise, die den individuellen seelischen Zielen entspricht. Gelungener Austausch mit der Welt zeigt sich darin, dass jemand aus ihren unendlich vielfältigen Angeboten das zu nutzen versteht, was ihn wirklich weiterbringt und das einzubringen versteht, was seine Einzigartigkeit erlebbar macht. Wer im Bewußtsein dieser Fähigkeit lebt, braucht sich vom Geld oder von äußerlich sichtbaren Erfolgen nicht abhängig fühlen.
Hinter der Angst vor Krankheit oder vor unvorhersehbaren Unglücksfällen schließlich verbirgt sich der mangelnde Glaube an Selbstverantwortung und das mangelnde Vertrauen, in eigener Regie und aus eigener Kraft sein Leben, seine Entwicklung und sein Glück zu gestalten. Klarheit in der Psyche, das Gefühl von innerer Transparenz ermächtigt den Menschen, sein Leben in Gesundheit und Zufriedenheit zu führen und sich nicht als Opfer von Krankheit oder Unglück zu sehen. Wer die Zusammenhänge von selbst gesetzten Ursachen und Wirkungen erkennt, verliert die Ängste vor vermeintlichen „Schicksalsschlägen“.

Loslassen können hat also etwas mit dem Transformieren von Angst zu tun. Die Angst ist die eigentliche Geißel der Menschheit, denn statt als Entwicklungsmotor zu dienen, artet sie meistens aus Mangel an bewusster Bewältigung zum Entwicklungshemmnis aus. Loslassen und Entrümpeln setzt voraus, Licht ins Dunkel zu bringen und Klarheit zu schaffen, um den Ballast zu erkennen und wegzuwerfen. Die wahren Werte können nicht im Außen gefunden oder verloren werden und sind nicht an Erscheinungen und Umstände gebunden. Wer sich vor dem Verlust äußerer Verbindungen und Umstände fürchtet, kann sich stets fragen, welche abstrakte Qualität ihm diese symbolisieren. Dann kann er diese Qualität als solche erforschen und im Inneren entwickeln, so dass er sie schließlich überallhin mitnehmen und als Teil seiner unzerstörbaren Seele wahrnehmen kann.

(2008)