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E-Book

Kommunikative Kompetenzen in der Physiotherapie

Lehrbuch der Theorie und Praxis verbaler und nonverbaler Interaktion

VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl313 Seiten
ISBN9783456947303
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR

Kommunikative Kompetenzen in der Physiotherapie zur Sprache und auf den Punkt gebracht Kranke und behinderte Menschen sind auf professionelle und fähige Gesprächspartner angewiesen. Daher vermittelt dieses Lehrbuch Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen die Theorie und Praxis der verbalen und nonverbalen Interaktion. Es hilft ihnen in Ausbildung, Weiterbildung, Studium und täglicher Praxis professionelle Gesprächsfähigkeiten im Umgang mit Patienten zu erwerben sowie vorhandene Kompetenzen bewusster anzuwenden und zu reflektieren.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis, Vorwort und Danksagung
  2. Didaktische Struktur des Buches
  3. 1 Sprache und Professionalität in der Physiotherapie
  4. 2 Kommunikation in der Aus-, Weiterbildung und deutschsprachigen Literatur
  5. 3 Einführung in die Kommunikationswissenschaften
  6. 4 Menschliche Kommunikation und ihre Bezugswissenschaften
  7. 5 Vier wissenschaftliche Konzepte der therapeutischen Gesprächsführung
  8. 6 Kommunikation in Gruppen
  9. 7 Interkulturelle Kommunikation
  10. 8 Setting und professionelle therapeutische Beziehung
  11. 9 Techniken der Gesprächsführung
  12. 10 Transkription einer Erstuntersuchung in der Physiotherapie
  13. 11 Vereinbarungen von Therapiezielen in der Physiotherapie
  14. 12 Nonverbale Kommunikation und Interaktion – Eine klinische Vignette
  15. 13 Zur Kommunikation mit "schwierigen" Patienten
  16. 14 Zur Interaktion mit chronischen Schmerzpatienten
  17. 15 Kommunikation und Interaktion mit behinderten Patienten
  18. 16 Beratung in der Physiotherapie
  19. 17 Zum Erwerb kommunikativer Kompetenzen in der Physiotherapie
  20. 18 Interdisziplinäre Zusammenarbeit – am Beispiel «Gesundheitszentrum Böttgerstraße, Frankfurt»
  21. Literaturverzeichnis
  22. Autorenverzeichnis
  23. Sachwort- und Personenverzeichnis
Leseprobe

12 Nonverbale Kommunikation und Interaktion – Eine klinische Vignette (S. 221-222)

Ute Guckes-Elzer

12.1 Einleitung

Zu mir als Physiotherapeutin mit Bobath-Ausbildung kommen Babys schon im Alter von wenigen Wochen oder Kleinkinder mit den Diagnosen Hypertonus, Hypotonus, Kopfschiefhaltung, Skoliose-Verdacht, motorische Entwicklungsverzögerung, Verdacht auf Spastizität etc. Meine wichtigste Aufgabe ist es zu sehen, ob es sich um eine zerebral bedingte motorische oder um eine – wie auch immer begründete – haltungsbedingte Auffälligkeit handelt. Haltungsbedingte Auffälligkeiten können z. B. durch eine Lageanomalie im Uterus, eine Verschiebung der Schädelnähte unter der Geburt, das Tragen bzw. Liegen im «Maxi-Cosi» oder anderen Tragekörben oder durch einseitiges Handling der Mutter entstehen.

Liegt der Verdacht nahe, dass eine zerebral bedingte Schädigung vorhanden sein könnte, prüfe ich den Muskeltonus, die Hand-Hand-, die Hand-Mund-, Hand- Augen- und Hand-Fuß-Koordination sowie die Gesamtbewegungsformen. Auf diese Weise kann ich sehr früh erkennen, ob es sich um etwas «Ernsthaftes», schwer zu Korrigierendes (z. B. Spastizität, hypotones Bewegungsmuster, Hemiplegie) oder um eine weniger schwerwiegende Beeinträchtigung handelt. Haltungsbedingte Auffälligkeiten bei Kindern spiegeln sich häufig in einer besonderen Interaktion zwischen Mutter und Kind wider.

Eine gestörte Interaktion manifestiert sich sogar als somatisch fassbarer oder funktioneller Befund. Gleich welche Ursache zugrunde liegt, bin ich der Ansicht, dass jede therapeutische Intervention in die Sensomotorik zugleich ein Eingriff in die sensomotorische Reifung und die psychische Entwicklung des Kindes darstellen kann. Die Hypothese lautet, dass der Muskelhypertonus eines kleinen Kindes auch ein Ausdruck einer gestörten Beziehung zur Mutter sein kann. Dieser Blickwinkel ist nicht typisch für die Ausbildung und die Berufspraxis in der Physiotherapie, in der somatische und objektive Perspektiven dominieren und psychodynamische und psychosomatische Konzepte sowie unbewusste Beziehungskonflikte nicht reflektiert werden. Die Diagnostik beginnt mit folgenden Beobachtungen im Sinne einer szenischen bzw. situativen Informationsgewinnung: ,

- Wie kommt die Mutter mit ihrem Baby in die Praxis und wie trägt sie es: am eigenen Körper, wie ein Fremdkörper, quasi im «Einkaufskorb» etc.? ,
- Wie ist das Baby angezogen: zu eng, zu viel, kindgemäß, als Statussymbol etc.? ,
- Wie ist die Kommunikation zwischen Mutter und Baby: Blickkontakt zwischen Mutter und Kind, zwischen Mutter und Therapeutin, zwischen Kind und Mutter, zwischen Kind und Therapeutin? ,
- Wie sehen mikroskopische Trennungssituationen zwischen Mutter und Baby aus, wenn die Mutter ihre Aufmerksamkeit vom Baby abwenden muss z. B. sich die Schuhe auszieht? (Ich bitte Mütter prinzipiell darum, ihre Schuhe vor dem «Babyzimmer » auszuziehen und sich mit mir auf den Teppichboden zu setzen, die Behandlung von Babys und Kleinkindern findet bei mir in der Regel auf dem Boden als natürlichem Erlebnis- und Erfahrungsraum statt, das Babyzimmer ist zudem recht klein.)

- Wie wird das Baby ausgezogen: schnell angefasst, auf die Schwere des Kopfes geachtet, Sprech- und Blickkontakt zwischen Mutter und Kind etc.? Wenn das Baby im Kinderzimmer dann auf der Behandlungsmatte liegt, sind altersspezifische Reaktionen zu beobachten: Kleine Babys bis zum 7. oder 8. Lebensmonat schreien in der Regel nur aus Hunger, Müdigkeit und Unwohlsein. In diesem Fall trete ich als Fremde in den Hintergrund und bitte die Mutter, das Kind zu stillen, zu füttern und mir dabei etwas über ihr Kind zu erzählen.

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort und Danksagung14
Didaktische Struktur des Buches18
Teil I Theoretische Grundlagen kommunikativer Kompetenzen in der Physiotherapie20
1 Sprache und Professionalität in der Physiotherapie22
Sprachlosigkeit und rechtlicher Status der Physiotherapie23
Sprache und Professionalisierung25
Profession26
Professionalisierung27
Professionalität (Handlungsebene)27
Zusammenfassung28
2 Kommunikation in der Aus-, Weiterbildung und deutschsprachigen Literatur30
Kommunikative Kompetenzen in der Ausbildung30
Eine Untersuchung zur kommunikativen Kompetenz in der Physiotherapieausbildung in Deutschland31
Ergebnisse der Untersuchung32
Diskussion36
Kommunikative Kompetenzen in der Weiterbildung37
Einleitung37
Fragestellung, Stichprobe, Fragebogen38
Ergebnisse39
Diskussion41
Das Thema Kommunikation in der deutschsprachigen physiotherapeutischen Fachliteratur42
Einleitung42
Die Suchstrategie43
Die Ergebnisse43
Diskussion47
3 Einführung in die Kommunikationswissenschaften48
Was ist Kommunikation?50
Das Sender-Empfänger-Modell der dialogischen Kommunikation51
Definitionen von Kommunikation und Interaktion53
Kommunikation56
Kommunikationsmissverständnisse56
Kommunikation und Bezug zum physiotherapeutischen Handeln57
Verbale und nonverbale Kommunikation57
Körperkontakt und Distanzzonen in der Physiotherapie59
Was sind Kompetenzen?61
Definition: Kompetenz61
Sind Kompetenzen «angeboren» oder erlernbar?62
Kompetenz62
Die professionelle Handlungskompetenz und die vier Basiskompetenzen63
Was sind kommunikative Kompetenzen?66
Die Ebene der kommunikativen Kompetenzen67
Eine Ethik der Patientenkommunikation68
Kommunikative Kompetenzen69
Zum Erwerb kommunikativer Fähigkeiten70
Verschiedene Niveaus der kommunikativen Kompetenz70
Nachtrag: «Schlüsselqualifikationen», «Soft Skills», «Tools»70
Zusammenfassung71
4 Menschliche Kommunikation und ihre Bezugswissenschaften74
Anthropologische Aspekte der Kommunikation74
Das Begrüßungsritual75
Sprechen und Sprache75
Soziologische Aspekte der Kommunikation76
Soziolinguistik: Sprache und Macht76
Die informierte Gesellschaft: Information, Gesellschaft und Weltpolitik77
Der mündige Patient: Partizipation und Kommunikation78
Psychologische Aspekte der Kommunikation80
Wahrnehmung und Kommunikation80
Bewusstsein und Kommunikation83
Entwicklung und Kommunikation84
Zusammenfassung87
5 Vier wissenschaftliche Konzepte der therapeutischen Gesprächsführung88
Der Beitrag der Psychoanalyse zur Kommunikation89
Das Unbewusste90
Die Regression des Patienten92
Die Übertragung93
Die Gegenübertragung des Therapeuten96
Die Asymmetrie der professionellen Gesprächssituation99
Der Nutzen der Psychoanalyse für die Kommunikation99
Der Beitrag der Lerntheorie zur Kommunikation100
Lernen100
Eine «Warnung» in eigener Sache102
Der Behaviorismus103
Anwendung der Konditionierung in der Desensibilisierung107
Spiegelneurone – Empathie – Vorbildfunktion108
Der Kognitivismus108
Behaviorismus, Kognitivismus und die Kommunikation110
Der Nutzen der Lerntheorie für die Kommunikation113
Der Beitrag der Humanistischen Psychologie zur Kommunikation113
Die Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Carl Rogers114
Einschätzung und Zusammenfassung120
Der kommunikationstheoretische Beitrag121
Anmerkungen zum systemtheoretischen Ansatz121
Der konstruktivistische Ansatz122
Die menschliche Kommunikation nach Paul Watzlawick123
Kritische Zusammenfassung133
Angewandte Kommunikationstheorie: Das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun ( 1981, 2007)135
6 Kommunikation in Gruppen140
Kommunikation als Mehrpersoneninteraktion141
Gruppendynamische Grundbegriffe141
Das Verhältnis von Individuum und Gruppe zueinander142
Zur Entstehung von Gruppen143
Rollen und Strukturen in der Gruppe144
Regression und Suggestibilität in Gruppen und Massen148
Kommunikation in Klein- und Großgruppen149
Gruppenarbeit mit der Moderationsmethode150
Zusammenfassung151
7 Interkulturelle Kommunikation152
Das Fremde und die Kommunikation152
Interkulturelle Kommunikation mit Migranten154
Migration in Deutschland154
Generationen, Assimilation und Integration155
Gesundheitsrisiken und spezifische Barrieren156
Interkulturelle Kompetenz in der Physiotherapie158
Zusammenfassung159
8 Setting und professionelle therapeutische Beziehung160
Definition: Setting160
Wesen und Ethik der therapeutischen Beziehung161
Vertraulichkeit und Datenschutz162
Patientenorientierung versus Krankheitsorientierung163
Die Bedeutung der personalen Beziehung in der Therapie164
Die körpernahe Beziehung in der Physiotherapie165
Der Therapeut als Teil eines «ideellen Gesamttherapeuten»165
Problem Therapeutenwechsel166
Therapeutische Beziehung als «Kundenbeziehung»166
Therapeutische Beziehung als «Klientenbeziehung»167
Persönlichkeitsstile und Kommunikation168
Die partnerschaftliche Grundhaltung in der Physiotherapie171
Die Asymmetrie der therapeutischen Beziehung173
«Para-Kommunikation» und professionelle Kommunikation173
Zusammenfassung175
Teil II Zur Praxis kommunikativer Kompetenzen in der Physiotherapie176
9 Techniken der Gesprächsführung178
Techniken und Setting178
Ethische Aspekte der Gesprächstechnik179
Einzelne Gesprächstechniken180
Offenes Gespräch versus Befragung181
Befragung, Exploration181
Zuhören, aktives Zuhören184
Pausen und Schweigen im Gespräch186
Paraphrasieren oder Spiegeln187
Inhalte ansprechen187
Emotionale Inhalte ansprechen188
Nonverbales Verhalten ansprechen189
Konfrontieren189
Sondieren190
Klarifizieren190
Deuten191
Innere Struktur eines Gesprächsverlaufs: Der «Dreischritt»191
Gesprächsführung in einer Erstuntersuchung193
Schlussbemerkung194
10 Transkription einer Erstuntersuchung in der Physiotherapie196
Vorbemerkung196
Ein Beispiel aus der Praxis: Verbatimprotokoll einer Erstuntersuchung197
Graphische Darstellung der Gesprächsstruktur207
11 Vereinbarungen von Therapiezielen in der Physiotherapie208
Ziele und Partizipation208
Theoretische Grundlagen von Zielsetzungsvereinbarungen209
Strukturelle Ebene von Zielsetzungskriterien210
Kriterien der Zielsetzung auf der Beziehungsebene212
Prozesskriterien für Partizipationsebene212
Mittel zur partnerschaftlichen Beziehungsgestaltung213
Umsetzung in die Praxis215
Frage nach dem217
Im Anschluss daran kann die217
erfolgen.217
Frage nach dem217
Ein klinisches Beispiel217
Befund218
Zielvereinbarung219
12 Nonverbale Kommunikation und Interaktion – Eine klinische Vignette222
Einleitung222
Eine klinische Vignette224
Lilly, 17 Monate Diagnose des Kinderarztes: Entwicklungsverzögerung224
Schlussbemerkung226
13 Zur Kommunikation mit "schwierigen" Patienten228
Was heißt «schwierig»?228
Schwierigkeiten auf der Ebene Patient229
Die Krankheit und das Kranksein229
Komorbidität mit seelischen Störungen230
Die Persönlichkeit des Patienten232
Schwierigkeiten auf der Ebene Krankheit233
Krankheitsorientierung versus Patientenorientierung233
Schwierigkeiten auf der Ebene Physiotherapeut234
Schwierigkeiten auf der Ebene der Institution235
Schwierigkeiten auf der Ebene Arzt236
Interdisziplinäre Kommunikation236
Schwierigkeiten auf der Ebene Gesundheitssystem236
Umgang mit Konflikten237
Methoden der Konfliktlösung237
Schlussbemerkung238
14 Zur Interaktion mit chronischen Schmerzpatienten240
Einleitung240
Das Problem des nicht spezifischen chronischen Rückenschmerzes241
Einfluss von Kognition und Emotionen auf die Beschwerden242
Einfluss der Einstellung des Therapeuten244
Möglichkeiten, einige Störfaktoren aufzudecken246
Fazit249
15 Kommunikation und Interaktion mit behinderten Patienten250
Einleitung250
Was ist Behinderung?250
Kommunikation und Interaktion mit Behinderten in der Physiotherapie252
Einige Empfehlungen für den therapeutischen Umgang252
Die Haltung des Physiotherapeuten255
Eine Aufgabe der Physiotherapieausbildung256
16 Beratung in der Physiotherapie258
Was ist Beratung?258
Beratung von Patienten259
Beratungsthemen in der Physiotherapie261
Formen von Beratung261
Physiotherapeutisches Selbstverständnis263
Der Prozess der Beratung265
Vorbereitung eines Beratungsgesprächs266
Ablauf eines Beratungsgesprächs266
Nachbereitung eines Beratungsgesprächs268
Störfaktoren und Grenzen von Beratung268
Beratung unter Kollegen269
Die Methode der «Kollegialen Beratung»270
Fallbezogene Teambesprechung272
Grenzen der Beratung im Team und der interdisziplinären Beratung272
17 Zum Erwerb kommunikativer Kompetenzen in der Physiotherapie274
Methoden des Kompetenzerwerbs274
Übung am «standardisierten Patienten»275
«Objective Structured Clinical Examination» (OSCE)275
Zur Problematik des Rollenspiels277
Der reale Patient278
Feedback und Reflexion279
Zusammenfassung der Methoden279
Der Erwerb kommunikativer Kompetenzen am Beispiel des Physiotherapie- Studiums in Fulda/ Marburg280
Theoretische Grundlagen zum Erwerb kommunikativer Kompetenzen280
Praktische Übungen zum Erwerb kommunikativer Kompetenzen283
Weiterentwicklung kommunikativer Kompetenzen nach dem Studium285
Schlussbemerkung286
18 Interdisziplinäre Zusammenarbeit – am Beispiel «Gesundheitszentrum Böttgerstraße, Frankfurt»288
Das Konzept und seine Modifikationen288
Interdisziplinäre Zusammenarbeit289
Schlussbetrachtung290
Literaturverzeichnis292
Weiterführende Internetadressen302
Autorenverzeichnis303
Sachwort- und Personenverzeichnis307

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