5) Die Wahl des Insertionsträgers
Die aktive Personalbeschaffung hat zum Ziel, genügend Bewerber mit den gesuchten Qualifikationen zu erreichen, um eine angemessene Auswahl treffen zu können.[78] Das bedeutet, die Unternehmen müssen analysieren, wo ihre Beschaffungsmärkte sind und diese dann systematisch erschließen,[79]damit genau derjenige Leserkreis erreicht wird, der für die zu besetzende Stelle in Frage kommt. Durch eine intensive Leseranalyse zur Auswahl des richtigen Mediums können die in der Regel hohen Streuverluste minimiert werden.[80] Dies geschieht durch die Aufteilung des Gesamtarbeitsmarktes nach bestimmten Struktur-dimensionen wie folgt.[81]
Der externe Arbeitsmarkt kann segmentiert werden nach Art und Menge seiner Marktteilnehmer (siehe a.), deren lokale und regionale Verteilung (siehe b.) und durch die zeitliche Angebots- und Nachfrageverteilung zwischen Gegenwart und Planungshorizont (siehe c.). Eine weitere Segmentation nach faktischen und potentiellen Marktteilnehmern erscheint dann sinnvoll, wenn Arbeitsmarktreserven vermutet werden. Teilarbeitsmärkte entstehen durch die Zerlegung des Gesamtarbeitsmarktes nach in der Regel nur einer Segmentation.
a. Die Zielgruppen der Stellenanzeige – funktionale Arbeitsmarktsegmentation
Die Differenzierung des Arbeitsmarktes im Rahmen der funktionalen Segmentation erfolgt durch die Auffächerung der verschiedenen Zielgruppen. Die Aufgliederung ist dabei in der Literatur nicht einheitlich. Olfert/Steinbuch definieren die von ihnen vorgenommene Einteilung in untere, mittlere, höhere bis hohe Hierarchieebene gar nicht.[82] Schwarz[83] spricht von Aufsteigerpositionen und benennt Hochschulabsolventen sowie Facharbeiter aus Handwerk und Industrie, die die Voraussetzungen für höhere Aufgaben besitzen, definiert deren Position in der Hierarchie dann aber zugleich oberhalb der ersten Gruppe der Weisungsbefugten und unterhalb der Führungshierarchie, weil sie mit Führungseigenschaften und Berufserfahrung ausgestattet seien. Dies erscheint widersprüchlich, weil sich erstere ja erst mal beruflich und in ihren Führungsqualitäten auf der ersten Ebene der Weisungsbefugten beweisen müssen. Die Verfasserin ordnet daher diese Arbeitnehmer der mittleren Hierarchieebene zu. Nichtsdestoweniger sind die von Schwarz a.a.O. genannten Beispiele (Schichtführer, Industriemeister, Arbeitsvorbereiter, Maschineneinrichter, Poliere von Großbaustellen) Positionen, die sich nur mit langjähriger Berufserfahrung erreichen lassen. Die Bezeichnung „Aufsteigerposition“, die ein Karrieresprungbrett verheißt, scheint für die genannten Beispiele daher nicht angemessen. Diese sind eher dem Begriff „höhere Hierarchieebene“ zuzuordnen, welche Einteilung die Verfasserin hier auch vornimmt.
aa. Arbeitnehmer in untergeordneten Positionen
Ungelernte bzw. angelernte Kräfte, aber auch einfache Arbeitnehmer in Büro und Ver-waltung, Handwerker und Verkäuferinnen sind aufgrund des eher geringen Einkommens tendenziell räumlich immobil. Sie sind eher nicht bereit, die vertraute soziale Umgebung für einen neuen Arbeitsplatz zu verlassen.[84]
bb. Arbeitnehmer in Produktion und Verwaltung – mittlere Positionen
Das gleiche gilt für Arbeitskräfte in der mittleren Hierarchieebene. Tendenziell ist auch hier die Mobilität eher begrenzt.[85]
cc. Fach- und Führungskräfte in höheren bis hohen Positionen
Diese Gruppe umfaßt Arbeitnehmer, die in der Hierarchie oberhalb der ersten Ebene der Weisungsbefugten[86]stehen. Fachkräfte in höheren Positionen sind bereit, für einen lohnenswerten Arbeitsplatz längere Fahrtstrecken in Kauf zu nehmen und sind allgemein risikofreudiger.[87] Andererseits erwarten hier auch die Unternehmen eine höhere Mobilitätsbereitschaft. Außerdem wird die Zahl der potentiellen Bewerber um so niedriger, je höher die zu vergebende Position ist.[88]
a. Der Insertionsträger – räumliche Arbeitsmarktsegmentation
Es gibt lokale und regionale Zeitungen (örtliche Tageszeitung, je nach Verbreitungsgebiet), überregionale Zeitungen mit regionaler Verankerung[89] (z.B. Süddeutsche Zeitung, Stuttgarter Zeitung, Westdeutsche Allgemeine) und überregionale Zeitungen (z.B. Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Handelsblatt, Die Welt) als Insertionsträger für Stellenanzeigen. Der internationale Arbeitsmarkt bleibt für vorliegende Arbeit wegen deren begrenzten Umfangs außer Betrachtung. Welchen Abgrenzungsbereich das Unternehmen für seine Stellenanzeige wählt, ist vor allem von der subjektiven Einschätzung des Beschaffungserfolgs abhängig.[90] Objektiv kann die Medieneffizienz der Publikationen errechnet werden. Die Medieneffizienz ist das Produkt aus Bekanntheitsgrad und Nutzung des Mediums, d.h., wie häufig die Zielgruppe die Zeitung liest. Durch die Medieneffizienz läßt sich darstellen, wie stark in einer Zielgruppe ein Medium, hier: eine Zeitung, präsent ist.[91]
aa. Anzeigenblätter, Lokalzeitung
Das Streuungsgebiet von Anzeigenblättern ist eng begrenzt. Sie sind daher nur bedingt für die Schaltung von Stellenanzeigen geeignet, zumal ihr Image eine Ansprache höherqualifizierter Fachkräfte nicht geeignet macht.[92] Ähnliches gilt für Lokalblätter, mit denen grundsätzlich nur Arbeitskräfte der unteren Lohngruppen angesprochen werden.[93]
bb. Regionale Zeitungen
Für die Auswahl einer regional vertretenen Tageszeitung als Insertionsträger sind Auflage und Verbreitungsgebiet in einem Wirtschaftsraum entscheidend. Ein wechselwilliger Arbeitnehmer erwirbt die Zeitung, in der er die größte Zahl der ihn interessierenden Anzeigen vermutet. Dem korrespondiert aus Sicht des inserierenden Unternehmens das mit dem Image der Zeitung gewachsene „Vertrauenspotential“ hinsichtlich der Erfolgsaussichten von Stellenanzeigen.[94] Für Arbeitskräfte in untergeordneten bis mittleren Positionen ist eine Insertion in der im Wirtschaftsraum verbreiteten regionalen Zeitung genügend, weil i.d.R. genügend Bewerber im Verbreitungsgebiet der Zeitung vorhanden sind. Zu beachten ist hierbei auch die geringe Mobilitätsbereitschaft der Zielgruppen.[95] Erfolgversprechend ist auch die Suche nach Führungskräften in einer regionalen Tageszeitung, wenn Positionsebene und Gehaltsstruktur die Suche in einer überrregionalen Zeitung nicht als erfolgversprechend ansehen läßt.[96] Dies gilt auch dann, wenn in einer Region Bewerber mit bestimmten Fähigkeiten oder Kenntnissen angesprochen werden sollten, die dort von einer oder mehreren Unternehmen beschäftigt werden.[97] Eine Tageszeitung, die die Vorteile einer regionalen mit denen einer zusätzlichen überregionalen Bedeutung verknüpft, ist optimal für fast jede Position hinsichtlich Auflage und Streuung, weil häufig auch bei leitenden Positionen regionale Bewerber vor Arbeitskräften aus anderen Regionen bevorzugt, werden, da sie pendeln können und keine hohen Umzugskosten verursachen.[98] Auch sind bei gewerblichen Arbeitnehmern regionale Zeitungen mit zusätzlicher überregionaler Bedeutung populärer.[99] Bei wechsel- und zugleich umzugswilligen Bewerbern „streut“ die Zeitung mit überregionaler Anbindung auch in andere Regionen bzw. Bundesländer und lockt auf diese Weise diese Arbeitskräfte an.[100]
cc. Überregionale Zeitungen
Da das Bewerberpotential, das durch eine regionale Zeitung erreicht werden kann, umso kleiner wird, je höher die zu vergebende Position ist, werden Stellenanzeigen für das mittlere und höhere Management fast ausschließlich in überregionalen Zeitungen inseriert. Hierbei sind zu unterscheiden täglich erscheinende Zeitungen (z.B. FAZ) und wöchentlich erscheinende Publikationen, wie z.B. die ZEIT für Geisteswissenschaften oder VDI-Nachrichten für Ingenieure.[101]Die FAZ wird für die Suche nach der Besetzung hoher Führungspositionen eindeutig bevorzugt.[102] Das gilt auch mit weitem Abstand für die Suche nach Hochschulabsolventen.[103] Die FAZ ist demzufolge Marktführer bei den Stellenanzeigen für Führungskräfte und den Führungskräftenachwuchs.[104]
dd. Fachzeitschriften
In Fachzeitschriften kann ein bestimmter spezialisierter Personenkreis ganz gezielt angesprochen werden. Insbesondere im medizinischen,[105]technischen[106] und...