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Gendered Profession

Soziale Arbeit vor neuen Herausforderungen in der zweiten Moderne

AutorConstance Engelfried, Corinna Voigt-Kehlenbeck
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783531923031
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,96 EUR
Den Genderdiskurs in Anerkennung historischer Dimensionen zu bedenken kann gewinnbringend sein. Mit einer doppelten Blickrichtung - zurück nach vorn - werden Voraussetzungen gekennzeichnet, die den Integrationsprozess des Genderdiskurses in den Mainstream begleiten. In den detail- und kenntnisreichen Beiträgen wird diskutiert, dass der Genderdiskurs Gefahr läuft, an Innovationskraft und Radikalität zu verlieren, wenn er bis zur Unkenntlichkeit im Mainstream aufgeht. Auch ist der Gefahr zu begegnen, dass dieser in der Vielfalt der Pluralisierungen verloren geht. Dieses Buch wertschätzt die Beiträge von Frauen aus den beiden Frauenbewegungen und lenkt zugleich auch den Blick auf den Beitrag von Männern in der Genderpädagogik. Wesentlich ist den beiden Herausgeberinnen die historische Perspektive, die Wertschätzung der Errungenschaften der beiden Frauenbewegungen, die Beteiligung von an Veränderung interessierten Männern und visionäre Dimensionen.

Prof. Dr. Constance Engelfried ist Professorin an der Hochschule München, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften, Lehrgebiet Theorie und Organisation Sozialer Arbeit.
Dr. Corinna Voigt-Kehlenbeck verwaltet eine Professur an der Ostfalia Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Fachbereich Soziale Arbeit (FH Braunschweig/Wolfenbüttel); sie gründete das Gender Institut Hamburg.

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Leseprobe
Teil III Zusammenfassung und Ausblick (S. 237-238)

Gendered Profession – Perspektiven und Ausblick


Constance Engelfried/Corinna Voigt-Kehlenbeck

1 Such- und Denkbewegungen

Es ist nahezu vollbracht: Fast alle Beiträge liegen den Herausgeberinnen vor, das Rezensieren und Überarbeiten der Texte ist in vollem Gange. Beiträge werden hin- und hergeschickt, kommentiert und verändert. Es gilt nur noch, das Buch technisch zu vollenden. Eine große Aufgabe aber steht noch bevor. Der zusammenfassende letzte Artikel, in dem die Herausgeberinnen die neuen Erkenntnisse präsentieren, muss entwickelt, vorbesprochen und geschrieben werden. Eine wichtige Aufgabe, Denkbewegungen sind gefordert!

Die Herausgeberinnen stehen in kontinuierlichem Mailkontakt und führen über dieses Medium spannende Fachdebatten zu den einzelnen Artikeln des Bandes, informieren sich gegenseitig über neuere, spannende Literatur. Durch anregende Telefonate ist es möglich, Positionierungen neu zu überdenken, Erfahrungen anders einzuordnen. Kontroverse Herangehensweisen werden spürbar – immer wieder zeigen sich ähnliche Verortungen. Es entstehen neue Fragen, die diskutiert werden. Denkbewegungen erweitern sich! Die Entscheidung fällt:

Der Diskurs zwischen den Herausgeberinnen soll auf ein noch höheres Niveau gehoben werden. Sie beschließen, sich einen ganzen Nachmittag in der Mitte Deutschlands zu treffen, in Frankfurt, im Café Hauptwache. Schon einmal gab es ein Fachgespräch an einem zentralen Ort in Karlsruhe, bei dem die konzeptionelle Anlage des Bandes diskutiert wurde. Beflügelt von neuen Denkbewegungen, die in Gang gebracht wurden, verließen die Herausgeberinnen das Café, um die konzeptionelle Ausrichtung des Bandes zu verfeinern, voller Elan die eigenen Beiträge zu verfassen und die AutorInnen über die Weiterentwicklungen in Kenntnis zu setzen. Denkbewegungen bewirken lustvolles Arbeiten.

Das Treffen in Frankfurt beginnt mühsam: wie bei jedem wissenschaftlichen Diskurs erkennbar zeigt sich auch hier, dass das Stellen bedeutender Fragen und die wissenschaftliche Bearbeitung des Gegenstandes nicht dazu führt, dass einfache Antworten gefunden werden können. Im Gegenteil: Es stellen sich neue Fragen, weitere Denkhorizonte und Ebenen werden freigelegt. Die Herausgeberinnen steigen ein in diesen Diskurs, formulieren Wirrungen und vermeintlich klare Erkenntnisse, erläutern sich ihre verschiedenen und ähnlichen Zugänge und Perspektiven, legen die zu Papier gebrachten Gedanken auf den Tisch, verstummen, werden eifrig, lachen, haben erleuchtende Momente und sind letztendlich sehr zufrieden mit sich! Denkbewegungen machen glücklich!
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Einleitung Gendered Profession7
Szenario 1: München: „…Wir müssen den Mainstream verlassen …“13
Szenario 2: Hamburg: „…Wir müssen zurück in den Mainstream …“14
Szenario 3: „…Wohin soll es denn nun gehen …?“16
Literatur21
Teil I Soziale Arbeit zwischen Frauenberuf und Frauenbewegung22
Die bürgerliche Frauenbewegung und die Entwicklung der sozialen Arbeit zum Beruf – Ein Überblick23
1 Einleitung23
2 Vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zur Gründung des Deutschen Reiches24
3 Die Zeit des Deutschen Kaiserreichs27
3.1 Von den Anfängen bis zum Ende der Bismarck-Ära27
3.2 Die Wilhelminische Epoche bis zum Ersten Weltkrieg27
3.3 Der Erste Weltkrieg als Schrittmacher und Wendepunkt30
4 Die Zeit der Weimarer Republik32
Literatur37
Alice Salomon – Pionierin der Sozialen Arbeit in Disziplin, Profession und Ausbildung41
1 Soziale Arbeit als Antwort der bürgerlichen Frauenbewegung auf soziale Probleme und der Zugang zu Machtquellen42
2 Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft48
3 Konsequenzen für die Professionalisierung der Sozialen Arbeit52
Literatur56
Bertha Pappenheim und die Bekämpfung des Frauenund Mädchenhandels59
1 Geachtet von Zeitzeugen, unterschätzt im geschichtlichen Kontext59
2 Bertha Pappenheims Kampf gegen Mädchenhandel63
3 Ursachenforschung und Bekämpfung des Mädchenhandels66
4 „Was tun mit den Geretteten?fi69
Literatur72
Fürsorge im Nationalsozialismus – Die Beteiligung von Fürsorgerinnen an einem ausmerzenden System75
1 Fürsorgerinnen im Nationalsozialismus – ein immer noch randständiges Thema76
2 Das Handeln der Fürsorgerinnen79
3 Ergebnisse80
4 Die Kategorie „minderwertig“82
5 Fürsorgerinnen beteiligt an der Beund Verurteilung von Klientinnen und Klienten86
Literatur87
Soziale Arbeit als Frauenberuf: der lange Weg zur Gendered Profession89
1 Soziale Arbeit als „Gendered Professionfi– was ist damit gemeint?90
2 Die historische Polarisierung der Geschlechtscharaktere92
3 Zur Entwicklung der Sozialen Arbeit als Gendered Profession in Deutschland94
4 Soziale Arbeit heute: Nicht überall steht Gender drauf, wo Gender drin steckt96
5 Gender und Soziale Arbeit in Zukunft: viel mehr als nur „Geschlecht hinzufügenfi101
Literatur102
Teil II Gender und Soziale Arbeit104
Die eigene Stimme finden. 40 Jahre Neue Frauenbewegung in Deutschland und die Impulse für die Soziale Arbeit105
Mädchenarbeit – die kleine Schwester der Frauenbewegung117
1 Geschichte und Herkunft der Mädchenarbeit117
1.1 Prinzipien der Mädchenarbeit119
1.1.1 Geschlechtshomogene Arbeitssettings – Räume für Mädchen119
1.1.2 Ganzheitlichkeit120
1.1.3 Parteilichkeit122
1.1.4 Partizipation122
1.2 Errungenschaften der feministischen Mädchenarbeit122
2 Wo steht die Mädchenarbeit heute? Herausforderungen und Dilemmata127
2.1 Verdeckungszusammenhang127
2.2 Jungenarbeit127
2.3 Mädchenarbeit als Teil der Jugendhilfe128
2.4 Veränderungen im sozialen Bereich129
2.5 Verankerung von Mädchenarbeit129
2.6 Die Mädchenarbeiterin als Fachfrau130
2.7 Generationenwechsel und neuer Feminismus130
3 Die Zukunft der Mädchenarbeit131
Literatur136
Making masculinities: Männlichkeiten im Fokus der Gender studies137
1 Jungenund Männerforschung als Teil der Gender studies137
2 Männlichkeiten geraten in den Blick140
2.1 Frauen der ersten Stunde beforschen Jungen und Männer141
2.2 Anfänge kritischer Jungenund Männerforschung in der Bundesrepublik Deutschland147
2.3 Die Wiederentdeckung des „richtigenfi Mannes– Maskulinistische Positionen150
2.4 Der Blick auf Dilemmata und Möglichkeiten: antisexistische Standpunkte153
3 Aktuelle Positionierungen und Perspektiven der Jungenund Männerforschung157
Literatur163
Gender Mainstreaming: Stand und Perspektiven in Organisationen der Sozialen Arbeit168
1 Gesellschaftliche Modernisierungsprozesse zwischen Verheißung und Zumutung169
2 Organisationskulturen und -prinzipien in Bewegung: Machtspiele und Geschlechterverhältnisse171
3 Geschlechterpolitische Strategien und Gender-Kompetenz als Bestandteile des Managementhandelns174
4 Gender-Kompetenz als Indikator für die Lernbereitschaft und -fähigkeit einer lernenden Organisation177
5 Anforderungen an die Führungskräfte in Veränderungsprozessen179
6 Erfolgsfaktoren und Perspektiven für die Implementierung von GenderMainstreaming als Bestandteil des betrieblichen Change Managements181
7 Ausblick184
Literatur186
Auf dem Weg zu einer neuen GeschlechterUnOrdnung? Eine Zukunftsvision Sozialer Arbeit188
1 Historische und strukturelle Dimensionen der aktuellen Geschlechterordnung190
1.1 Feministische Perspektiven194
2 GeschlechterUnOrdnung der Zukunft198
3 Wegweisende Perspektiven201
4 Caring als Herausforderung für Sozialpolitik und Geschlechterdemokratie201
5 Thematisierungsmacht und Gedächtnis der Konflikte202
Literatur204
Die Pluralisierung des Religiösen Genderreflexive Perspektiven in einer diversitätsbewussten Sozialen Arbeit – exemplarisch disk208
1 Pluralität des Religiösen211
2 Religion und Religiöse Vielfalt – Begriffsklärungen212
3 Jugendforschung und Religion214
4 Europa und das Religiöse (unter dem Eindruck der Moderne)217
5 Believing without belonging (Grace Davies) und das Zeitalter des Bastelgottes (Ulrich Beck) – neue Dimensionen in der Nachmode218
6 Die problematische Neugierde auf die Religion der Anderen221
7 Diversity Education223
8 Anerkennung von Verunsicherung224
Literatur226
Teil III Zusammenfassung und Ausblick229
Gendered Profession – Perspektiven und Ausblick230
1 Suchund Denkbewegungen1230
2 Produktive Kontroversen231
3 Das Politische – Soziale Ungleichheit im Blick236
4 Pädagogische Perspektiven240
5 Die wissenschaftliche Perspektive: Vielfalt verlangt Priorisierung245
Literatur251
Autorinnen und Autoren254

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