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Joseph in Ägypten

Die Opern der Welt

AutorAlexandre Duval, Etienne-Nicolas Mehul
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl95 Seiten
ISBN9783849601089
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,49 EUR
Dies ist das Libretto zur Oper Joseph in Ägypten. Genießen Sie zum Klang Ihrer Lieblingsoper die Original-Texte auf Ihrem Bildschirm. Einzelne Akte und, falls mehrsprachig, Sprachen lassen sich über das Inhaltsverzeichnis auswählen.

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Leseprobe

Joseph in Ägypten


 

Oper in drei Aufzügen

 

 

Personen


 

Jakob, ein alter Hirte aus dem Lande Hebron

Joseph, unter dem Namen Kleophas, Statthalter in Egypten

Simeon,

Benjamin,

Ruben,

Naphtali,

Levi,

Juda,

Dan,

Gad,

Asser,

Isaschar,

Sebulon, Söhne Jakobs

Utobal, Josephs Untergebener und Vertrauter

Ein Offizier von Josephs Leibwache

Jungfrauen von Memphis. Israeliten. Egypter. Leibwache Josephs. Soldaten. Sklaven. Volk

 

Schauplatz: im ersten und dritten Aufzug zu Memphis in Josephs Palast. Im zweiten Aufzug in einer freien Gegend vor den Mauern von Memphis.

 

Zeit: Um 1715 vor Christi.

 

Rechts und links vom Darsteller.

 

Spielzeit: Zweiundeinehalbe Stunde.

 

Erste Aufführung:Paris, Dienstag, 17. Februar 1807.

 

 

Ouverture.


 

Erster Aufzug.


 

 

Ein prächtiger Vorsaal in Josephs Palast zu Memphis.

 

Im Hintergrunde eine durch einen breiten Vorhang geschlossene Säulenhalle mit einer Mitteltreppe nach vorn. Hinter dem Vorhang führen rückwärts rechts und links Treppen nach unten.

 

Es ist Nacht, vor Sonnenaufgang.

 

Von kleinen Säulen getragene brennende Flammenbecken an der Mitteltreppe hinten und seitlich rechts und links.

 

Rechts und links vom Darsteller.

 

Erster Auftritt.

 

Joseph allein.

 

Nr. 1. Arie.

 

JOSEPH kommt von rechts, geht nachdenkend mit verschränkten Armen auf und nieder.

Ach, mir lächelt umsonst huldvoll des Königs Blick,

Man kommt meinen Wünschen zuvor!

Und doch fühlt sich mein Herz, denk' ich an ihn zurück,

Von Sehnsucht gequält nach dem Glück, das ich verlor. –

Vaterland, dich mußt' ich jung verlassen!

Fern von dir haben mich die verkauft, die mich hassen.

Wenig rührt mich die Pracht, die mein Herz nicht erfreut. –

Jakob sehnt sich gewiß, an sein Herz mich zu drücken;

Ihn einmal noch zu sehn, den Vater, welch Entzücken!

Seine Thränen zu trocknen, zu stillen sein Leid!

Brüder voll Neid, Scheelsucht und Rache!

Euch flehte um Mitleid der Hilflose, Schwache,

Umsonst, als Sklaven verkauftet ihr ihn! –

Rührten euch denn nicht des Vaters Thränen?

Ihr saht seinen Schmerz, seinen Kummer, sein Sehnen,

Und bliebt verstockt! Ihr verdient meinen Haß!

Dennoch, blutbegier'ge Hyänen,

Ich fühl', daß mein Herz euch verzeiht!

Wäre es möglich, daß ihr bereut,

Dann versöhnten mich eure Thränen.

Doch ja! – Ihr verdient meinen Haß!

Dennoch, blutbegier'ge Hyänen,

Ich fühl', daß mein Herz euch verzeiht!

Wäre es möglich, daß ihr bereut,

Dann versöhnten mich eure Thränen.

 

Utobal kommt von links hinten.

 

 

Zweiter Auftritt.

 

Joseph, Utobal zu seiner Linken.

 

UTOBAL spricht. Wie, Herr, während ein tiefer  Schlummer noch die Augen aller Bewohner von Memphis schließt, wandelst du allein in deinem Palaste umher? Und so oft ich dich allein sehe, deckt finsterer Gram deine sonst so heitere Stirn? Wer kann sagen, er sei glücklich, wenn der große Kleophas es nicht ist. Pharao ernannte dich zu seinem Statthalter, und du teilst mit ihm alle Gewalt. Deine weise Vorsicht rettete Egypten vor einer drückenden Hungersnot. Die Großen des Reichs hegen tiefe Ehrfurcht vor dir; der König liebt dich und das Volk betet dich an. Eine Ehre, die man sonst nur den Königen erzeigt, steht dir bevor. Morgen wirst du im Triumph durch die Stadt geführt, und wohin dein Blick sich wendet, siehst du Glückliche, die es durch dich sind.

JOSEPH. Wahr ist es, daß durch meine Vorsorge die Egypter im Überflusse leben. Aber lieber Utobal, in andern Ländern giebt es der Unglücklichen so viele!

UTOBAL. Und das kümmert dich? Bist du doch nicht beauftragt, für das Heil der ganzen Welt zu wachen.

JOSEPH. Du bist noch zu kurz in meinem Dienste, um mein ganzes Schicksal zu wissen. Jedoch ich lernte in dir einen redlichen Mann kennen, der mein ganzes Vertrauen verdient – und ich bedarf eines solchen.

UTOBAL. Herr, ich werde mich desselben würdig zeigen! Alles, was ich weiß, ist, daß du vor neun Jahren, durch eine unbekannte Gottheit erleuchtet, dem Könige das Schicksal seines Volkes weissagtest. Deine Weisheit schien ihm so groß, daß er dir seinen Siegelring an den Finger steckte, dich mit dem Namen Kleophas belegte, und dir die Regierung seines Reiches vertraute.

JOSEPH. Vernimm also: daß ich ein geborener Hebräer bin. Als Sklave wurde ich hierher verkauft. Die Rache eines wollüstigen Weibes ließ mich lange in einem abscheulichen Kerker schmachten. Meine Traumdeutungen befreiten mich und brachten mich zu hohen Ehren.

UTOBAL. So genau war ich bis jetzt mit deinem Schicksale nicht bekannt.

JOSEPH. Der Gott meiner Väter leitete mich durch viele Trübsale zum Glücke. Ich stamme von Eltern ab, deren Gewerbe hier in geringem Ansehen steht. Mein Vater ist ein Hirte, dessen zahlreiche Herden an den Ufern des Jordans weiden. Er heißt Jakob, ist ein Enkel Abrahams und seine seltenen Tugenden erwarben ihm die Gunst und den innigen Verkehr mit der Gottheit, deren sich sein Ahnherr rühmen konnte. Seine Familie bestand aus zwölf Söhnen. Ich war der älteste von zweien, die ihm seine geliebte Rahel geboren. Jakobs Liebe neigte sich vorzüglich zu mir. Dies erweckte den Neid meiner Brüder, sie warfen einen unverdienten Haß auf mich. Vernimm jetzt die Frevelthat, zu welcher dieser sie verleitete.

 

Morgengrauen.

 

 

Nr. 2. Romanze.

 

JOSEPH.

Ich war Jüngling noch an Jahren,

Vierzehn zählte kaum ich nur;

Und ich träumte nicht Gefahren,

Folgte meiner Brüder Spur;

Sichem gab uns fette Weide,

Sie gehörte unserm Stamm.

Niemand that ich was zuleide,

Und war schüchtern wie ein Lamm.

 

Wo drei Palmen einsam stehen,

Lag ich im Gebet vor Gott;

Da begannen ihr Vergehen

Meiner Brüder freche Rott'.

Eine Grube war daneben,

Da hinein versenkt' man mich.

Ach, ich denk daran mit Beben,

Sie war kalt und schauerlich!

 

Endlich ward ich aufgezogen,

Ich war schon dem Tode nah;

Durst nach Gold hat überwogen:

Sklavenhändler waren da.

Diesen ward ich hingegeben,

Gierig teilten sie das Gold;

Meines teuren Vaters Leben

Klebt vielleicht am Sündensold!

 

Es wird ganz hell.

 

UTOBAL...

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