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E-Book

Wer denken will, muss fühlen

Mit Herz und Verstand zu einem besseren Umgang mit Hunden

AutorElisabeth Beck
VerlagKynos Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl330 Seiten
ISBN9783954640959
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Heute steht uns mehr Wissen über Hunde zur Verfügung steht denn je: Noch nie gab es eine so reiche Auswahl an Trainingsmethoden und Trainingsangeboten. Ideale Voraussetzungen für ein harmonisches Zusammenleben mit dem vierbeinigen Hausgenossen? Nicht ganz. Nähe und Vertrauen zwischen Mensch und Tier bleiben über all dem irgendwann auf der Strecke. Fast könnte man meinen, das viele Wissen, das uns heute über Hunde vermittelt wird, habe es eher schwieriger als leichter gemacht, eine gute Beziehung zum eigenen Vierbeiner zu haben. Elisabeth Beck zeigt mit wissenschaftlichem Hintergrund und anhand vieler Beispiele, warum nur eine Synthese aus 'Verstand', dem Beherrschen der Methodik des Trainings, und 'Herz', der intakten Gefühlsbeziehung zum Tier, zu einer erfolgreichen Kommunikation mit Hunden führen kann. Nicht das Verhalten des Hundes steht dabei im Vordergrund, sondern die Fähigkeiten des Menschen und die Beziehung zwischen Mensch und Tier als wichtigste Grundlage des Trainings. Eine aktuelle, ganzheitliche Perspektive auf das Zusammensein von Mensch und Hund, die einen gesunden Mittelweg zwischen den Befürwortern reinen Bauchgefühls und reiner mechanistischer Trainingstechnik sucht und findet.

Elisabeth Beck ist Österreicherin. Sie studierte Pädagogik, Psychologie und Musik in Salzburg. 1983 kam sie nach Berlin, wo sie als Therapeutin, Seminarleiterin, Dozentin und Musikerin arbeitete und ein Studium der Tierpsychologie absolvierte. Heute ist sie vor allem als Human- und Tierpsychologin tätig. Sie gibt Seminare für Hunde und ihre Besitzer und lebt mit ihrem Mann und vielen Tieren auf einem Bauernhof in Brandenburg. Sie verfasste außerdem bereits mehrere Kriminalromane für Kinder.

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Leseprobe

Von Flüsterern und Methodikern


Flüsterer haben Konjunktur. Zunächst waren es die Pferdeflüsterer, die die Menschen beschäftigten, bald war auch von Hundeflüsterern die Rede und inzwischen scheint es Flüsterer für fast jede Tierart zu geben. Trainer, die sich Flüsterer nennen, haben großen Zulauf. Offenbar wollen sehr viele Leute »flüstern« lernen -aber warum?

Menschen schaffen Hunde an, weil sie sich nach einer innigen Beziehung zu einem anderen Lebewesen sehnen – die meisten wenigstens. Das ist natürlich nichts, was ich sicher wissen kann, aber je länger ich mit Tierhaltern und ihren Vierbeinern zu tun habe, desto sicherer bin ich, dass ich da nicht ganz falsch liege.

Wir leben in einer Zeit, in der uns mehr Wissen über Hunde zur Verfügung steht denn je. Noch nie gab es eine so reiche Auswahl an Hundetrainingsmethoden und so viele Trainingsangebote wie heute. Ideale Voraussetzungen für ein harmonisches und glückliches Zusammenleben mit dem vierbeinigen Hausgenossen also? Nicht ganz. Für viele Menschen stehen, kaum ist der Vierbeiner im Haus, bald nur noch Probleme und Schwierigkeiten im Vordergrund. Und während ihnen Hundebücher, Hundetrainer und zahllose Fernsehsendungen die angeblich perfekte Lösung für jedes Problem anbieten, will sich der erwünschte Erfolg für den einen oder anderen trotz aller Anstrengungen nicht einstellen. Nähe und Vertrauen zwischen Mensch und Tier, um die es ursprünglich gegangen war, bleiben über all dem irgendwann auf der Strecke. Fast könnte man meinen, das viele Wissen, das uns heute über Hunde vermittelt wird, habe es eher schwieriger als leichter gemacht, eine gute Beziehung zum eigenen Vierbeiner zu haben. Wie kann das sein?

Während man sich früher in der Hundeerziehung hauptsächlich auf die eigene Erfahrung und das eigene Gefühl verließ, ist es heute fast selbstverständlich geworden, eine Hundeschule zu besuchen, Experten zuzuziehen. Die Ausbildung von Hunden ist also weitgehend professionalisiert. Damit wurde sie den Menschen aber auch ein Stück weit aus der Hand genommen. Und viele von ihnen sind unzufrieden. Sie spüren irgendwo, dass sich der Umgang mit dem Tier, so wie er vermittelt wird, oft nicht gut oder stimmig anfühlt. Sie sollen lernen, dem Hund zu zeigen, wer »das Sagen hat«. Vieles, was ihnen Freude gemacht hatte, wie etwa die abendliche Kuschelstunde auf dem Sofa, soll plötzlich grundfalsch sein. So mancher, der sich einen Hund ins Haus geholt hat, weil er den engen Kontakt mit einem anderen Lebewesen sucht, erfährt, es sei vollkommen verkehrt, dem Tier Aufmerksamkeit zu schenken, er müsse lernen, es konsequent zu ignorieren. Professionelle Hundetrainer erklären Leuten, die ihre Vierbeiner lieben, dass Hunde ihrerseits niemals etwas aus Liebe tun würden, sondern immer nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht seien. Vor allem aber sei die Einstellung vieler Hundehalter eine, die das Tier vermenschlicht. Und das sei das Schlimmste von allem. Die Menschen glauben den Experten. Die Erklärungen und Theorien klingen schlüssig. Der Kopf stimmt zu, aber das Herz sagt »nein«. Kein Wunder also, dass der Ruf nach dem Flüsterer laut wird. Ein Flüsterer – könnte das nicht jemand sein, der die Lücke, die da zwischen Verstand und Gefühl klafft, zu schließen vermag?

Was aber meinen wir überhaupt, wenn wir von »Flüsterern« und vom »Flüstern« sprechen? Ich wollte es genauer wissen und habe daher eine Umfrage unter Tierhaltern veranstaltet. Vor allem interessierte es mich, was denn die Einzelnen mit dem Begriff »Flüstern« verbinden und wie jemand sein müsste, der die Bezeichnung »Flüsterer« ihrer Meinung nach wirklich verdient. Hier sind einige der eindrucksvollsten Antworten, die ich bekommen habe: »Flüstern suggeriert für mich ein leises Zwiegespräch, das erst mal gar nicht für andere Ohren gedacht ist, das sich auf Vertrauen und Nähe gründet.« Oder: »Die Person soll in dem Tier ein Wesen sehen, das individuell und einzigartig ist. Er soll dieses Wesen achten und respektieren.« Und: »Er (der Flüsterer) müsste auf einer anderen Ebene als die meisten Menschen mit den Tieren kommunizieren können, also sich mit ihnen verwandt, mit ihnen eins fühlen und ihre Sprache sprechen, sei es in Gedanken, Gebärden, Lauten.«

Insgesamt verbanden fast alle der Befragten mit der Idee des Flüsterns in erster Linie einen besonderen Zugang zum Tier und immer wieder tauchte in den Beschreibungen das Wort »Geheimnis« auf. Es gibt also offenbar einen deutlichen Unterschied zwischen dem, was die meisten Leute von einem Flüsterer erwarten und dem, was eine Trainingsmethode ausmacht.

Eine Methode ist ein planmäßiger Weg, den man wählt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Wir können Methoden auch mit Rezepten vergleichen – oder besser mit ganzen Kochbüchern. Kochbücher stehen in der Regel unter einem bestimmten Motto wie »Französische Küche«, »Süßspeisen«, »Schnellgerichte«, usw. und sie enthalten viele einzelne Rezepte. Jeder kann sie nachkochen und wer das einigermaßen korrekt tut, wird ein gutes Ergebnis bekommen. Auch Hundetrainingsmethoden stehen unter einem Motto, das heißt, sie beruhen auf einer bestimmten Philosophie, und sie stellen Trainingstechniken (die einzelnen »Rezepte«) zur Verfügung. Diese sind nützlich, wenn wir unserem Hund beibringen wollen, bei Fuß zu laufen, auf Zuruf zu kommen, Agility-Hindernisse zu bewältigen, bestimmte Aufgaben zu erledigen oder Kunststücke zu erlernen. Bis zu einem gewissen Grad können sie auch helfen, Probleme zu lösen. Wenn wir uns jedoch eine vertraute Beziehung zu unseren Hunden wünschen, ist das etwas, das eine Methode nicht leisten kann. Ebenso wenig, wie ein gutes Kochbuch aus irgendjemandem einen Meisterkoch macht, werden wir zu »Flüsterern«, indem wir eine Methode anwenden.

Anders als die Methode bezieht sich »Flüstern« – wenigstens in der Vorstellung der meisten Menschen – auf die Person, die mit dem Tier umgeht, auf ihre Einstellungen und Fähigkeiten. Wer sich jedoch an einen Trainer gewandt hat, der sich Flüsterer nennt, wird – ein wenig enttäuscht vielleicht – festgestellt haben, dass dieser auch nur mit Methoden arbeitet und keineswegs irgendwelche besonderen Fähigkeiten vermittelt. Das jedenfalls ergab der zweite Teil meiner Umfrage, in dem es um konkrete Erfahrungen mit Flüsterern ging.

Die Flüsterer-Methoden wurden sehr unterschiedlich beurteilt. Die Palette reichte von »eindrucksvoll« und »faszinierend« bis »grausam« und »abstoßend«. Interessant fand ich, dass die Pferdeflüsterer dabei insgesamt besser wegkamen als die Hundeflüsterer. Die meisten dieser Trainer stellen zwar die Mensch-Tierbeziehung in den Vordergrund, meinen damit aber letztlich auch nur die »Dominanzbeziehung«. Es geht also einmal mehr darum, wer »der Chef« ist -wie in der Hundeschule nebenan. Oft arbeiten die Flüsterer überwiegend mit der Körpersprache. Das ist eine sehr gute Sache, da viele Tiere auch untereinander überwiegend körpersprachlich kommunizieren. Aber es genügt nicht. Auch ein grundsätzlich guter methodischer Ansatz führt nicht automatisch zu einer tiefen, innigen Beziehung zwischen Mensch und Tier.

Fast könnte man meinen, die Fähigkeiten, die wir dem Flüsterer zuschreiben, existierten überhaupt nicht, sie seien nichts weiter als ein Produkt unserer Fantasie. Dennoch hat es zu allen Zeiten und lange, ehe der Flüsterer-Begriff in Mode kam, Menschen gegeben, die mit Tieren intuitiv richtig umgehen und so eine besonders innige Beziehung zu ihnen herstellen konnten – und es gibt sie noch heute. Worin aber besteht ihr Talent?

Um dieser Frage genauer auf den Grund zu gehen, habe ich mich an Tiertrainer gewandt, die dem recht nahe zu kommen scheinen, was die meisten von uns mit dem Flüsterer-Begriff verbinden – auch wenn sie sich selbst nicht »Flüsterer« nennen. Sie alle arbeiten im Showbereich – was mir sehr entgegenkam, da sie aus diesem Grund keine Methoden verkaufen müssen, wie das bei Hundetrainern oft der Fall ist – und mit sehr unterschiedlichen Tieren. Viele von ihnen kenne ich gut und lange und ich schätze sie ganz besonders für die beeindruckende Art und Weise, in der sie mit ihren vierbeinigen Schülern umgehen und mit ihnen kommunizieren.

Ich habe die Arbeit dieser hochbegabten Tiertrainer sehr genau beobachtet und viele Gespräche und Interviews geführt. Dabei haben sich schließlich jene Fähigkeiten herauskristallisiert, die weit über verhaltensbiologisches Wissen und methodisches Know-how hinausgehen: Alle Spitzentrainer erwiesen sich als Meister des Selbstmanagements. Mit welchen Widrigkeiten des Alltags sie auch zu kämpfen hatten, sie konnten blitzartig jeden...

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