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Chancen und Hindernisse für die europäische Streitkräfteintegration

Grundlegende Aspekte deutscher, französischer und britischer Sicherheits- und Verteidigungspolitik im Vergleich

AutorAlexandra Jonas, Nicolai von Ondarza
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl217 Seiten
ISBN9783531919461
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR


Alexandra Jonas, M.A., und Nicolai von Ondarza, M.A., sind wissenschaftliche Mitarbeiter im Forschungsschwerpunkt Multinationalität/Europäische Streitkräfte des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr.

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Leseprobe
6 Zwischen Prestige und Pragmatismus. Militärische Fähigkeiten und ihre Weiterentwicklung (S. 93-94)

Alexandra Jonas

„Eine politische, militärische oder psychologische Wirkung kann bereits durch eine glaubhafte Demonstration militärischer Fähigkeiten erzielt werden.“ BMVg 2006: 100

Militärische Fähigkeiten sind traditionellerweise das Herzstück nationaler Sicherheits- und Verteidigungspolitik und stellen auch in Zeiten umfassender, die Verzahnung ziviler und militärischer Instrumente implizierender Konzepte, einen essenziellen Teil nationaler Sicherheits- und Verteidigungspolitik dar. Dabei beruht die Bedeutung der militärischen Fähigkeiten für die jeweilige Sicherheits- und Verteidigungspolitik auf zwei Faktoren: Sie sind nicht nur das Instrument, welches die Fähigkeit von Staaten zur Durchführung militärischer Einsätze bestimmt, sondern können darüber hinaus bereits auf psychologischer Ebene Wirkung entfalten und so z. B. den politischen Verhandlungsspielraum bzw. den internationalen Status eines Staates determinieren.

Obgleich grundsätzlich der Auftrag, die Aufgaben und die internationalen Verpflichtungen die jeweiligen militärischen Fähigkeiten bestimmen sollten (so z. B. BMVg 2006: 82), zeigt sich in der Realität, dass diese auch durch das nationale Selbstverständnis sowie kulturelle und historische Faktoren beeinflusst werden.

Beispielhaft hierfür kann das entschlossene Festhalten verschiedener Staaten an ihren nuklearen Fähigkeiten genannt werden oder – grundsätzlicher – die Unterschiede in der Höhe des Budgets, welches die jeweiligen sicherheits- und verteidigungspolitischen Entscheidungsträger bereit sind, für Verteidigung zu investieren. Weiterhin zeigen sich nationale, auf historischen und kulturellen Faktoren fußende Spezifika u. a. darin, ob die jeweilige militärische Fähigkeitsentwicklung eher auf Einsätze im EURahmen ausgerichtet oder NATO-orientiert ist.

Durch eine vergleichende Untersuchung der militärischen Fähigkeiten Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens sollen somit im Folgenden Rückschlüsse auf die Positionierung der drei Staaten in den Spektren „Außenpolitische Orientierung“, „Sicherheitspolitischer Gestaltungswille“ und „Verhältnis zum Einsatz militärischer Gewalt“ gezogen werden. Dabei ist in Anbetracht der Zielsetzung der vorliegenden Studie nicht von hervorgehobener Relevanz, dass in Zeiten unzureichend ausgerüsteter und überanspruchter Streitkräfte, rückläufiger nationaler Verteidigungsbudgets, der Finanzkrise und gleichzeitig steigender Kosten für Rüstung eine gemeinsame Fähigkeitsentwicklung bzw. -harmonisierung auf europäischer Ebene, vor allem im Rahmen der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA), immer dringlicher wird.

Ausschlaggebend ist vielmehr die Aussagekraft, welche die Herangehensweise der sicherheits- und verteidigungspolitischen Entscheidungsträger an die nationalen militärischen Fähigkeiten und deren Weiterentwicklung über die grundlegende Ausrichtung der jeweiligen Sicherheits- und Verteidigungspolitik besitzt.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Danksagung9
1 Kurzfassung10
2 Einleitung14
2.1 Analytische Herangehensweise und Operationalisierung17
2.1.1 Definition des Untersuchungsgegenstands17
2.1.2 Analyseraster20
2.1.3 Parallelen zur strategischen Kulturen-Forschung23
2.2 Methodisches Vorgehen25
2.3 Exkurs: Die sicherheits- und verteidigungspolitischen Grundsatzdokumente – Entstehungsprozess und Umfang im Vergleich26
3 Bis an die Grenzen der Vorstellungskraft? Sicherheitspolitische Bedrohungsanalysen29
3.1 Herausforderungen und Gefahren30
3.2 Die strategische Ungewissheit36
3.3 Schlussfolgerungen38
4 Allgemeine Leitlinien in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik40
4.1 Nationale Werte, Interessen und Ziele in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik41
4.1.1 Werte und Verantwortung43
4.1.2 Interessen und Ziele für die internationale Ebene46
4.1.3 Rüstungspolitische Ziele51
4.2 Aufgaben der Streitkräfte54
4.3 Sicherheits- und verteidigungspolitisches Selbstverständnis57
4.4 Schlussfolgerungen60
5 Eine Frage der Flexibilität. Rechtliche Rahmenbedingungen für den Streitkräfteeinsatz62
5.1 Grundlagen der Wehrrechtssysteme63
5.2 Einsatzmöglichkeiten bewaffneter Streitkräfte67
5.2.1 Einsatz von Streitkräften im Ausland67
5.2.2 Einsatz von Streitkräften im Inland69
5.3 Entscheidungskompetenzen beim Einsatz bewaffneter Streitkräfte75
5.3.1 Kompetenzverteilung in der Exekutive75
5.3.2 Beteiligungs- und Kontrollrechte der Parlamente77
5.4 Fallbeispiel: ISAF in Afghanistan81
5.5 Schlussfolgerungen86
6 Zwischen Prestige und Pragmatismus. Militärische Fähigkeiten und ihre Weiterentwicklung89
6.1 Budget, Personal und Organisation390
6.1.1 Budget91
6.1.2 Streitkräfte92
6.2 Reformvorhaben94
6.2.1 Stellenwert der Reformprozesse95
6.2.2 Reformierung von Budget und Streitkräften97
6.2.3 Reformen im Rüstungsbereich99
6.2.4 Ausrichtung der Reformprozesse103
6.3 Rüstung, Forschung und Entwicklung105
6.4 Schlussfolgerungen106
7 Verfechter eines wirksamen Multilateralismus? Sicherheits- und Verteidigungspolitik auf der internationalen Ebene109
7.1 Internationaler Handlungsrahmen110
7.1.1 Die Rolle der Vereinten Nationen111
7.1.2 Im Beziehungsgeflecht zwischen Europäischer Union und NATO114
7.2 Im Spannungsfeld zwischen multilateraler Orientierung und nationaler Eigenständigkeit126
7.2.1 Zusammenarbeit im Bereich militärischer Fähigkeiten126
7.2.2 Gemeinsame Finanzierung von militärischen Operationen129
7.2.3 Entscheidungshoheit über die Zulässigkeit des Einsatzes bewaffneter Streitkräfte130
7.3 Schlussfolgerungen134
8 Eine Frage des Willens? Konzepte vernetzter Sicherheit und deren Umsetzung137
8.1 Stellenwert des Konzepts vernetzter Sicherheit141
facto zugemessen wird, spiegelt den (geht man von dem übereinstimmenden141
8.2 Implementierung des Konzepts vernetzter Sicherheit144
8.2.1 Ressortübergreifende Strukturen144
Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich der auf Konfliktpräven-tion, Krisenbewältigung und Friedenskonsolidierung ausgerichteten intermi-nisteriellen Strukturen bzw. die in diesen ausgedrückte jeweilige Herange-hensweise bei der Umsetzung des K151
de Austausch über die nationale Sicherheitslage im Bundeskanzleramt (Nachrichtendienstliche Lage).152
Im Falle Frankreichs wurde durch das aktuelle Livre Blanc dem Vertei-digungs- und Sicherheitsrat der Nationale Aufklärungsrat beigeordnet. Die-sem obliegt die Koordination der Aufklärungsdienste der verschiedenen Mi-nisterien. Dabei ist der Aufklärungsra152
das 2003 geschaffene Joint Terrorism Analysis Centre u. a. Vertreter des Verteidigungsministeriums, des Ministeriums für Auswärtiges, des Innenmi-nisteriums, der Polizei und der Nachrichtendienste (Cabinet Office 2008: 4).152
8.2.2 Ressortübergreifende Strategien153
8.2.3 Instrumente für ressortübergreifende Zusammenarbeit158
8.3 Schlussfolgerungen: Drei Länder, drei Umsetzungen des Konzepts vernetzter Sicherheit?160
9 Schlussfolgerungen und Empfehlungen163
Spektrum 1: Sicherheitspolitischer Gestaltungswille164
Spektrum 2: Handlungsspielraum der Exekutive166
Spektrum 3: Außenpolitische Orientierung167
Spektrum 4: Verhältnis zum Einsatz militärischer Gewalt169
9.1 Die europäische Streitkräfteintegration – eine gemeinsame Perspektive?170
9.2 Handlungsempfehlungen177
Literaturverzeichnis182
Abkürzungsverzeichnis201
Anhang205
Beteiligungen von Deutschland, Frankreich und Großbritannien an militärischen Operationen seit 1990205
Autorenverzeichnis211

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