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E-Book

Wild Economy

Durchstarter, die unsere Gesellschaft verändern

AutorLars Reppesgaard
VerlagMurmann Publishers
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl220 Seiten
ISBN9783867741163
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
In Deutschland haben es kreative Köpfe schwer, an Kapital für innovative Projekte zu kommen. Nach einer DIW-Studie von 2009 ist Deutschland weit weniger innovativ als andere Industrieländer. Auch der BDI-Präsident Hans-Peter Keitel sieht hier Handlungsbedarf. Lars Reppesgaard stellt in seinem neuen Buch Projekte und Ideen vor, die Begeisterung für Innovationen wecken. Früher waren Adam Opel und Wilhelm Benz die 'wilden Kerle' der Wirtschaft, heute sind das große Industrieunternehmen. Doch wer sind die Großen von morgen? Natürlich die Kleinen von heute. Dieses Buch stellt die Frage, ob wir wirklich noch das Land der Dichter und Denker und das Land der Ideen sind. Es stellt die Selbstgewissheit in Frage, mit der viele Politiker immer noch behaupten, der Exportweltmeister Deutschland werde nach der Krise umso erfolgreicher durchstarten. Der Autor bezweifelt das, denn die wirklich guten Ideen, die wirklich radikalen Gedanken haben hier wenig Platz und werden kaum gefördert. Lars Reppesgaard sagt daher: 'Wir brauchen jedoch die Ideen der Querköpfe, der Wilden, der unangepassten Tüftler, denn die bequemen Innovationsmodelle, auf die wir uns derzeit verlassen, um unsere Zukunft zu sichern, funktionieren angesichts der globalen Herausforderungen wie der Wirtschaftskrise und dem Klimawandel nicht mehr.' Im Klartext: Wir brauchen die Querdenker und ihre schillernden Ideen für kleine Motoren, für stromsparende Wasserreinigung, und wir brauchen sie besonders in Zeiten der Klima- und Finanzkrise. Die großen Systeme sind in Frage gestellt, ein Paradigmenwechsel steht vor der Tür. Reppesgaard zeigt Wege, wie die Probleme der kreativen Technik-Köpfe hierzulande gelöst werden können, damit wir alle mehr von der Zukunft haben.

Lars Reppesgaard, geboren 1969, studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter in den Bereichen Innenpolitik und Technologie. Er schreibt als freier Journalist für das Handelsblatt, die Financial Times Deutschland und die Süddeutsche Zeitung. 2008 erschien im Murmann Verlag das Buch 'Das Google-Imperium'.

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Leseprobe
KAPITEL 8 Der Traum vom Jackpot: Wie die Tüftler in den Nischen überlebt haben (S. 94-95)

Vor einer unauffälligen Scheune im Norden Münchens fährt im Sommer 2003 der Wagen des Radrenn-Teams Bianchi vor. Stefan Ullrich holt für seinen Bruder Jan Räder für die Tour de Suisse ab. Jan Ullrich hat 1997 die Tour de France gewonnen, er ist der König des Radrennsports. Trotzdem darf sein Bruder nicht in das fensterlose Gebäude, in dem die Räder hergestellt werden, er muss draußen unter der Pergola warten. Heinz Obermayer und sein Tüftel-Kompagnon Rudolf Dierl wollen verhindern, dass jemand dahinterkommt, wie sie die weltweit ersten Vorder- und Hinterräder aus Vollcarbon produzieren.

Deshalb hat außer den beiden Tüftlern selbst niemand Zutritt. Heinz Obermayer genießt solche Augenblicke. Dass selbst die Emissäre der erfolgreichen Radrennfahrer vor der Tür warten müssen, zeigt, wie gut die Räder sind. Sein Leben lang hat er gebastelt. Und nun endlich, nach fast 40 Jahren Arbeit, ist der Erfolg da. Bis Ende der 1990er Jahre waren die Carbonlaufrad-Bauer nur Eingeweihten bekannt. Einsame, brillante Tüftler wie sie, die stoisch ihre Projekte vorantreiben, tun das im fantasielosen Zeitalter der Großkonzerne in der Regel unterhalb des Radarschirms der öffentlichen Wahrnehmung.

Die gute Nachricht: Es gibt sie noch, die Vertreter der Wild Economy. Das Basteln und Erfinden in den Garagen hat nie aufgehört. Auch wenn selten darüber berichtet wird. Deutschland ist noch immer ein Land der Tüftler und Macher, obwohl das Gros von ihnen unbemerkt seine Arbeit verrichtet. Und manche dieser Individualisten schaffen es, mit besseren Ideen und cleverer Technik sehr viel größere Konkurrenten zu schlagen. Eigentlich bekam Ullrich die Räder für seine Rennräder vom noblen italienischen Hersteller Campagnolo.

Doch die Carbonlaufräder waren einfach besser. Die superleichten, aerodynamischen Wunderwerke werden heute praktisch bei allen wichtigen Profirennen eingesetzt. Daran, dass die klugen Kleinen mit ihren Tüfteleien mitunter die selbstzufriedenen Großen schlagen, hat sich bis heute nichts geändert. Der japanische Gangschaltungshersteller Shimano mit seinen 9600 Mitarbeitern etwa blickt regelmäßig voll Sorge nach Kassel, wo der Erfinder Bernhard Rohloff arbeitet. Der stellte 1988 die erste Fahrradkette für Fahrräder mit 27 Gängen vor. »So viele Gänge braucht kein Mensch«, höhnte die etablierte Konkurrenz damals. Heute sind die 27-Gang-Fahrräder zum Standard geworden.
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