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Sanktionen gegen Unternehmen.

Rechtsinstrumente zur Bekämpfung unternehmensbezogener Straftaten.

AutorClaudio Kirch-Heim
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2010
ReiheStrafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge 191
Seitenanzahl270 Seiten
ISBN9783428525669
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis74,90 EUR
In Wissenschaft und Praxis wird zunehmend gefordert, Unternehmen für die kriminellen Handlungen ihrer Beschäftigten härter zu sanktionieren oder sogar zu bestrafen. Claudio Kirch-Heim setzt sich mit der Frage auseinander, ob es für eine effektive Bekämpfung unternehmensbezogener Straftaten tatsächlich erforderlich ist, neue Sanktionen gegen Unternehmen einzuführen, und wie derartige Sanktionen ausgestaltet werden sollten. Dazu werden zunächst die derzeit bestehenden strafrechtlichen, öffentlich-rechtlichen und zivilrechtlichen Unternehmenssanktionen auf ihre Defizite hin untersucht. Im Mittelpunkt dieses gesamtheitlichen Ansatzes steht die Verbandsgeldbuße nach § 30 OWiG. Sodann werden - auch unter Rückgriff auf ausländische Rechtsordnungen und unter Berücksichtigung europäischer und internationaler Vorgaben - mögliche neue Sanktionsformen behandelt. Es werden Alternativen zu der immer wieder geforderten Kriminalstrafe gegen Unternehmen aufgezeigt und in rechtspolitischer und dogmatischer Hinsicht erörtert. Im Mittelpunkt der dogmatischen Betrachtung stehen dabei die Implikationen des Schuldgrundsatzes. Der Autor gelangt zu dem Ergebnis, dass das derzeitige System zur Sanktionierung von Unternehmen inkohärent ist, strukturelle Defizite aufweist und sich auch in der Praxis kaum bewährt hat. Die Untersuchung alternativer Sanktionsformen führt zu dem Ergebnis, dass der Schuldgrundsatz bei Unternehmenssanktionen nicht anwendbar ist. Vor diesem Hintergrund schlägt der Autor vor, schuldgelöste repressive Unternehmenssanktionen eigener Art sowie unternehmensspezifische Maßregeln der Besserung und Sicherung einzuführen.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsübersicht8
Inhaltsverzeichnis10
Einführung16
§ 1 Sanktionierung von Unternehmen nach geltendem Recht19
I. Geldbußen nach § 30 OWiG19
1. Regelungszweck des § 30 OWiG19
2. Voraussetzungen der Haftung nach § 30 OWiG20
3. Verbandshaftung gemäß §§ 130, 9, 30 OWiG22
4. Sonderfall der anonymen Verbandsgeldbuße23
5. Verfahren bei Straftaten24
II. Verfall und Einziehung25
1. Verfall26
2. Einziehung27
III. Öffentlich-rechtliche Präventivmaßnahmen28
1. Tätigkeitsbeschränkungen28
2. Auflösung28
3. Vergaberechtliche Sanktionen29
a) Ausschluss von öffentlichen Vergabeverfahren29
b) Korruptionsregister und ähnliche Maßnahmen31
IV. Zivilrechtliche Sanktionen33
1. Grundlagen zivilrechtlicher Unternehmenshaftung33
2. Umfang zivilrechtlicher Haftung35
V. Sanktionen nach EG-Recht35
VI. Zusammenfassung37
§ 2 Reformbedürftigkeit des geltenden Rechts38
I. Rechtspolitische Erforderlichkeit von Unternehmenssanktionen38
1. „Qui sentit commodum . . .“40
2. Begrenzung des Machtpotentials von Konzernen42
3. Sanktionierungsverlangen der Allgemeinheit43
4. Verstärkte Neigung zu Straftaten bei Handeln mit Unternehmensbezug45
a) Unternehmensdelinquenz aus altruistischen Motiven45
b) Unternehmensdelinquenz aus egoistischen Motiven46
c) Abhilfe durch Unternehmenssanktionen47
5. Begünstigung von Straftaten durch kriminogene Unternehmensstrukturen47
a) Das Phänomen der „kriminellen Verbandattitüde“47
b) Abhilfe durch Unternehmenssanktionen51
c) Grenzen der Präventionskraft52
6. Beweisschwierigkeiten bei der Verfolgung individueller Straftäter53
a) „Beweisnotstand“ bei Unternehmensdelinquenz?54
b) Das Phänomen der organisierten Unverantwortlichkeit57
c) Abhilfe durch Unternehmenssanktionen58
7. Strukturelle Unverantwortlichkeit59
a) Die These vom fehlenden individuellen Handlungsunrecht60
b) Vorsatzdelikte61
c) Fahrlässigkeitsdelikte64
8. Sonstige Zurechnungsprobleme66
9. Ergebnis68
II. Sanktionsdefizite des geltenden Rechts69
1. Geldbußen nach § 30 OWiG69
a) § 30 OWiG in der Praxis69
b) Generelle Steuerungswirkung einer Geldsanktion71
c) Generelle Nachteile einer Geldsanktion72
aa) Fehlen externer Steuerungseffekte72
bb) Gesellschaftliche Folgekosten72
d) Erhöhte Präventivkraft kriminalstrafrechtlicher Maßnahmen73
aa) Stigmatisierungseffekt des Schuldspruchs73
bb) Stigmatisierungseffekt des Strafverfahrens74
cc) Vollzugsdefizite im Ordnungswidrigkeitenrecht75
e) Erforderlichkeit strafprozessualer Zwangsmaßnahmen76
aa) Zwangsmittel im Verfahren gegen die natürliche Person76
bb) Zwangsmittel im Bußgeldverfahren gegen das Unternehmen77
f) Defizite der konkreten Regelung in § 30 OWiG78
aa) Taugliche Täter der Anknüpfungstaten78
bb) Haftende Verbände81
(1) Verbände im Sinne des § 30 OWiG81
(2) Wechsel des Rechtsträgers83
(3) Fehlende Konzernhaftung86
cc) Unternehmensbezug der Anknüpfungstaten87
(1) Verletzung von Verbandspflichten87
(2) Kritik88
dd) Negative Effekte der strikt akzessorischen Haftung90
ee) Beweisbarkeit91
ff) Bußgeldhöhe92
gg) Opportunitätsprinzip93
g) Ergebnis96
2. Verfall und Einziehung97
3. Öffentlich-rechtliche Präventivmaßnahmen98
a) Auflösung und Tätigkeitsbeschränkungen99
b) Ausschluss von öffentlichen Aufträgen101
4. Zivilrechtliche Sanktionen102
a) Vorteile zivilrechtlicher Sanktionsinstrumente103
b) Defizite zivilrechtlicher Sanktionsinstrumente104
III. Ergebnis105
§ 3 Neue Instrumente zur Sanktionierung von Unternehmen107
I. Internationale und europäische Vorgaben107
1. Rechtsakte der Europäischen Union107
2. Rechtsakte des Europarats, der OECD und der Vereinten Nationen111
3. Ergebnis113
II. Bestimmung des Sanktionssubjekts113
1. Begriff des Unternehmens114
2. Haftung des Unternehmensträgers115
3. Konzernhaftung117
a) Rechtfertigung der Konzernhaftung117
b) Ausgestaltung der Konzernhaftung118
aa) Haftung der wirtschaftlichen Einheit119
bb) Anlehnung an das Konzernrecht120
(1) Anwendbarkeit des Konzernrechts120
(2) Ausgestaltung des Durchgriffs122
c) Ergebnis123
4. Wechsel des Rechtsträgers123
5. Haftung juristischer Personen des öffentlichen Rechts?124
a) Ausübung hoheitlicher Befugnisse125
b) Verwaltungsprivatrecht126
c) Fiskalische Tätigkeiten127
d) Ergebnis127
6. Ergebnis127
III. Unternehmensstrafe127
1. Die tradierte Ablehnung der Unternehmensstrafe in Deutschland128
2. Weltweite Tendenzen zum Unternehmensstrafrecht129
a) Frankreich132
b) Vereinigte Staaten von Amerika134
c) Schweiz138
d) Zusammenfassung140
3. Dogmatische und verfassungsrechtliche Grundlagen140
a) Das Unternehmen als Adressat strafrechtlicher Normen140
b) Handlungsfähigkeit des Unternehmens141
aa) Akzessorisches Haftungsmodell141
(1) Begründung der Handlungsfähigkeit142
(2) Taugliche Urheber der Anknüpfungshandlung145
(3) Unternehmensbezug der Anknüpfungshandlung147
(a) Vereinigung von Funktionstheorie und Interessenformel148
(b) Verletzung von Unternehmenspflichten?150
(4) Zwischenergebnis151
bb) Originäres Unternehmensunrecht152
(1) Loslösung von Individualstraftaten152
(2) Anknüpfungstat als objektive Ahndungsbedingung154
cc) Ergebnis: „Kombinationslösung“155
c) Schuldfähigkeit des Unternehmens155
aa) Der Schuldgrundsatz156
bb) Ansätze zur Begründung einer Unternehmensschuld157
(1) „Zurechnungslösung“157
(2) Originäre Unternehmensschuld160
(a) Sittliche Vorwerfbarkeit162
(b) Sozialer Schuldbegriff164
(3) Zwischenergebnis168
cc) „Rechtsgüternotstand“168
(1) Die Lehre vom Rechtsgüternotstand169
(2) Kritik170
dd) Ergebnis172
d) Straffähigkeit des Unternehmens172
aa) Theorie der Spezialprävention173
bb) Theorie der Generalprävention174
cc) Vergeltungstheorie175
(1) Objektive Rechtsgutsminderung175
(2) Strafempfänglichkeit176
(3) Fähigkeit zur Sühneleistung176
dd) Ergebnis177
e) Die Gerechtigkeit der Unternehmensstrafe177
aa) Bestrafung Unschuldiger?178
(1) Echte Bestrafung Unschuldiger178
(2) Strafähnliche Betroffenheit Unschuldiger178
bb) Ne bis in idem180
cc) Ergebnis181
f) Zusammenfassung181
IV. Repressive Unternehmenssanktionen eigener Art181
1. Erforderlichkeit repressiver Sanktionen182
a) Maßregellösung182
b) Kritik183
2. Repressive Sanktionen und Schuldgrundsatz185
a) Schuldgrundsatz und Ordnungswidrigkeitenrecht185
b) Schuldgelöste repressive Sanktionen eigener Art187
aa) Unterscheidung von „Strafe“ und „Sanktion eigener Art“187
bb) Begründungsbedürftigkeit der Übertragung des Schuldgrundsatzes188
cc) Unanwendbarkeit des Schuldgrundsatzes bei Unternehmen189
(1) Ableitung des Schuldgrundsatzes durch das BVerfG189
(2) Übertragbarkeit auf Unternehmen?192
dd) Zulässigkeit schuldgelöster repressiver Unternehmenssanktionen194
(1) Generelle Rechtfertigung von Sanktionen194
(2) Rechtfertigung repressiver Unternehmenssanktionen195
3. Regelungsgebiet197
4. Ergebnis198
V. Sanktionsinstrumente im Einzelnen198
1. Das repressive „Sanktionsgeld“199
a) Das „Sanktionsgeld“ als repressive monetäre Sanktion199
b) Ergänzung durch repressive nicht-monetäre Sanktionen?199
2. Ergänzung durch präventivrechtliche Sanktionen201
a) Grundsätzliche rechtliche Ausgestaltung202
b) Präventivrechtliche Sanktionen im Einzelnen202
aa) Quasi-monetäre Sanktionen203
(1) Ausschluss von öffentlichen Aufträgen203
(a) Spezialpräventive Ausrichtung der Sanktion204
(b) Maßregelrecht oder öffentliches Vergaberecht?205
(c) Einrichtung eines bundesweiten Unternehmensregisters206
(d) Ergebnis208
(2) Ausschluss von öffentlichen Geldern209
bb) Externe Eingriffe in die Unternehmensstruktur210
(1) Auflösung210
(2) Suspension211
(3) Tätigkeitsbeschränkungen211
(4) Unternehmenskuratel214
(5) Auflagen, Anordnungen und Weisungen217
(a) Auflagen und Anordnungen217
(b) Weisungen219
(6) Entfernung einzelner Organwalter oder Angestellter220
cc) Änderung der Inhaberverhältnisse221
(1) Ausschluss von Gesellschaftern221
(2) Stock Dilusion (Anteilsverwässerung)222
dd) Negative Publizität225
(1) Negative Publizität als Unternehmenssanktion226
(2) Staatliche Informationstätigkeit und Warnungen227
c) Vorläufige Unternehmensmaßregeln230
d) Zusammenfassung230
§ 4 Gesamtergebnis und Regelungsvorschlag233
I. Die Unternehmenssanktionen233
1. Das repressive Sanktionsgeld234
2. Die Unternehmensmaßregeln235
3. Ergänzende Sanktionen235
II. Das Subjekt der Haftung236
III. Die Haftungstatbestände237
1. Verantwortlichkeit bei Repräsentantenhandeln238
2. Verantwortlichkeit bei Organisationsmängeln239
3. Zusammenspiel beider Haftungstatbestände240
IV. Regelungsvorschlag241
Ausblick244
Anhang: Statistische Erhebung zur Sanktionierung von Unternehmen245
I. Verbandsgeldbuße nach § 30 OWiG245
II. Thesen zur Unternehmenskriminalität247
III. Reformbedürftigkeit des geltenden Rechts249
Literaturverzeichnis250
Sachwortverzeichnis269

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