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Legal privilege und Nemo tenetur im reformierten europäischen Kartellermittlungsverfahren der VO 1/2003.

Eine Untersuchung der Rechtslage im Gemeinschaftsrecht unter Berücksichtigung der Maßgaben von EMRK, IPBPR und Grundrechtscharta sowie der aktuellen Rechtsprechung von EuGH, EuG und EGMR.

AutorDaniel Schubert
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2009
ReiheBeiträge zum Europäischen Wirtschaftsrecht 54
Seitenanzahl568 Seiten
ISBN9783428530861
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis99,90 EUR
Auch nach der grundlegenden Neugestaltung des europäischen Kartellverfahrens durch die VO 1/2003 mit dem Wechsel zum Legalausnahmesystem bleiben die Fülle und Reichweite der Ermittlungsbefugnisse der Kommission angesichts der immer schärferen Kartellsanktionen höchst problematisch. In diesem Zusammenhang konzentriert sich Daniel Schubert zum einen auf das Kernproblem des Vertraulichkeitsschutzes von Rechtsberatungsunterlagen (legal privilege) im Rahmen externer anwaltlicher, aber auch unternehmensinterner Rechtsberatung durch Unternehmensjuristen. Zum anderen befasst er sich mit der Frage der Geltung des nemo-tenetur-Satzes im Sinne eines Auskunftsverweigerungsrechts der betroffenen Unternehmen. Dazu verfolgt und vergleicht er die aktuelle Rechtsprechung von EuGH und EuG, etwa im Fall 'Akzo / Akcros', sowie demgegenüber die des EGMR zu den Vorgaben der EMRK.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis10
Abkürzungsverzeichnis17
Einführung22
A. Hintergrund: Europäisches Kartellrecht und -verfahren22
B. Problemaufriss: Ermittlungen gegen Unternehmen durch die Kommission als Gemeinschaftsbehörde, Verfahrensstellung der betroffenen Unternehmen24
C. Darstellungsweise / Gang der Untersuchung26
Grundlagen: Verfahrensbezogener Grundrechtsstandard im Gemeinschaftsrecht27
A. Positives Gemeinschaftsrecht und EU-Grundrechtscharta27
B. Verfassungsrechte der Mitgliedstaaten31
C. Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK)32
D. Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte (IPBPR)38
Erstes Kapitel: Das EG-Kartellermittlungsverfahren: Sanktionen und Ermittlungsbefugnisse40
A. Charakter und Struktur des Verfahrens40
B. Sanktionen43
I. Verwaltungsverfügungen und Zwangsgelder43
II. Geldbußen, Art. 23 VO 1/200345
1. Höhe, Bemessung und Wirkung47
2. Problem der Rechtsnatur56
a) Verordnungswortlaut und Entstehungsgeschichte57
b) Verständnis von Art. 23 Abs. 5 VO 1/200359
c) Strafe im engeren Sinne (Kriminalstrafe)68
d) „Verwaltungsstrafe“ (sanction administrative)74
e) Sanktion sui generis77
f) Strafe im weiteren Sinne81
aa) Argumente82
bb) Stellungnahme84
3. Konsequenzen der Einordnung92
III. Zusammenfassung97
C. Ermittlungsbefugnisse der Kommission99
I. Ausgangssituation: Besonderheiten der Ermittlung in Wettbewerbssachen99
II. System der Ermittlungsmaßnahmen im gegenwärtigen Verfahrensrecht102
1. Grundsätze der VO 1/2003 für das Ermittlungsverfahren102
a) Allgemeine Verfahrensprinzipien102
b) Ermittlungsmaßnahmen und Anfangsverdacht104
2. Auskunftsverlangen, Art. 18 VO 1/2003106
a) Adressatenkreis107
b) Voraussetzungen und Reichweite der Ermittlungsmaßnahme108
c) Unterarten und System111
d) Mitwirkungspflichten der Betroffenen und Belehrungsvorschriften118
aa) Einfaches Auskunftsverlangen118
bb) Förmliche Auskunftsentscheidung120
e) Beantwortung des Auskunftsverlangens, Art. 18 Abs. 4 VO125
aa) Beantwortung durch Unternehmensinhaber und -vertreter125
bb) Beantwortung durch Rechtsanwälte126
f) Zusammenfassung, Problematik und Kritik127
3. Befragung, Art. 19 VO 1/2003128
a) Zweck, Voraussetzungen und Verfahren129
b) Hinweispflichten und Zustimmungserfordernis130
c) Aufzeichnung/Protokollierung132
d) Pflicht zur Befragung angebotener Entlastungszeugen?133
e) Zusammenfassung und Bewertung, praktische Bedeutung136
4. Nachprüfungen, Art. 20 und 21 VO 1/2003139
a) Grundsätzliches zum Nachprüfungsrecht140
b) Nachprüfungen „bei Unternehmen“, Art. 20 VO 1/2003142
aa) Systematik der Regelung: Prüfungsauftrag und Prüfungsentscheidung142
bb) Reichweite der Befugnisse und Mitwirkungspflichten im Einzelnen144
cc) Zwangsdurchsetzung, Beteiligung nationaler Behörden und Verfahren148
c) Nachprüfungen „in anderen Räumlichkeiten“, Art. 21 VO 1/2003152
aa) Voraussetzungen153
bb) Umfang und Reichweite der Nachprüfungsbefugnis155
cc) Nationaler Richtervorbehalt, Art. 21 Abs. 3156
d) Zusammenfassung160
5. Überprüfung einzelner Wirtschaftszweige und Arten von Vereinbarungen, Art. 17 VO 1/2003160
III. Zusammenfassung163
Zweites Kapitel: Rechtsberatung, anwaltlicher Beistand und Vertraulichkeitsprivileg164
A. Recht auf freie Konsultation und Hinzuziehung von Rechtsberatern167
B. Schutz der Vertraulichkeit und Zugriffsfreiheit juristischer Beratung und juristischen Schriftverkehrs (legal professional privilege)173
I. Legal privilege im positiven Gemeinschaftsrecht: Entwicklung und Status quo176
II. Grundlagen und Herleitung181
1. Rechtstraditionen der Mitgliedstaaten185
a) Vereinigtes Königreich und Common law-Jurisdiktionen186
b) Frankreich190
c) Deutschland196
d) Fazit203
2. EMRK204
3. IPBPR211
4. Grundrechtscharta212
5. Zwischenergebnis214
III. Gegenwärtige Handhabung im Gemeinschaftsrecht215
1. Entscheidung „AM&S“ des EuGH vom 18. Mai 1982215
2. Entscheidung „Hilti“ des EuG vom 4. April 1990223
3. Haltung und Praxis der Kommission225
IV. Kritikpunkte der Literatur231
1. Ausschluss angestellter Juristen232
2. Ausschluss EU-/EWR-auswärtiger Anwälte237
3. Weitere Kritikpunkte239
4. Bewertung240
V. Reformen im Sekundärrecht und Auswirkungen auf das LPP241
1. Kartellverordnung 1/2003 – Verschärfung statt Lösung des Problems241
a) Legalausnahmesystem (Art. 1 VO)242
b) Ausweitung der Befragungsbefugnisse (Art. 19 und 20 VO)247
c) Informationsaustausch im European Competition Network (Art. 12 VO)249
d) Zusammenfassung262
2. Fusionskontrollverordnung 139/2004263
VI. Kursänderung der Gerichte? Verfahren „Akzo/Akcros“: Stand und Erwartungen265
1. Sachverhalt265
2. Beschluss des PräsEuG vom 30. Oktober 2003267
a) Verletzung des legal privilege269
b) Prüfungsverfahren vor Ort271
c) Dringlichkeit, Interessenabwägung und Ergebnis273
3. Beschluss des PräsEuGH vom 27. September 2004275
4. Erwartungen vor der Hauptsacheentscheidung des EuG277
5. Urteil des EuG vom 17. September 2007280
a) Prüfungsverfahren vor Ort und Rüge von Verfahrensverstößen283
b) Ablehnung des materiellen Schutzes durch das LPP288
aa) Schutz von Vorbereitungsunterlagen (preparatory documents)288
bb) Schutz der Korrespondenz mit Unternehmensjuristen291
c) Verletzung „fundamentaler Rechte“299
6. Bewertung und Kritik der Ergebnisse des EuG300
a) Prüfungsverfahren vor Ort300
b) Schutz von Vorbereitungsunterlagen (preparatory documents)303
c) Kein Privileg für Kommunikation mit Syndikusanwälten307
aa) Auslegung und Anwendung von „AM&S“ durch das EuG308
bb) Argument der Veränderungen in den Rechten der Mitgliedstaaten309
cc) Argument der Veränderungen im Gemeinschaftsrecht314
dd) Weitere Argumente320
d) Fazit und Ausblick324
VII. Problemschwerpunkte und Lösungsansätze327
1. Legal privilege und „Unabhängigkeit“ – Einbeziehung von Unternehmensjuristen und Syndikusanwälten?328
a) Argumente für die Einbeziehung – Zusammenfassung328
b) Gegenargumente – Zusammenstellung und Diskussion334
c) Maßgaben für eine Lösung341
d) Bewertung der Lösungsansätze342
aa) Lösungsansätze aus der Diskussion zum nationalen deutschen Recht343
bb) Anknüpfen an mitgliedstaatliche Anwaltszulassung und Standesregeln359
cc) Einheitliches europäisches Berufsrecht für Unternehmensjuristen373
dd) „Functional test“ nach US-Vorbild383
2. Legal privilege und EU-Ausland – Einbeziehung EU-auswärtiger Anwälte und Juristen?386
a) Problemstellung und gegenwärtige Rechtslage388
b) Lösungsmöglichkeiten und Gegenargumente390
3. Verfahren der Durchsetzung und Erstentscheidung394
VIII. Eigene Stellungnahme396
1. LPP für Unternehmensjuristen und Syndikusanwälte397
a) Ausgangslage397
b) Blockadehaltung der Kommission398
c) Grundrecht auf Rechtsberatung als wahre Grundlage des LPP400
d) Gegenargumente: Missbrauchsgefahr und Effizienz der Ermittlungen?405
e) Kernaspekt der Berufsregeln und standesethischen Bindung408
f) Ergebnis: Einbeziehung aller berufsethisch hinreichend gebundenen Rechtsberater411
2. LPP für EU-auswärtige Rechtsanwälte und Juristen414
IX. Zusammenfassung und Ergebnis418
Drittes Kapitel: Auskunftsverweigerungsrecht und Selbstbelastungsfreiheit (nemo tenetur)422
A. Grundlagen und Problemstellung423
I. Inhalt und Reichweite des Schutzes424
II. Herleitungsfrage (am Beispiel des deutschen Rechts)426
III. Anwendbarkeit bei Kollektiven und juristischen Personen429
IV. Zwischenergebnis und Relevanz im neuen EG-Kartellverfahren433
B. Rechtslage im gegenwärtigen Gemeinschaftskartellrecht434
I. Selbstbelastungsfreiheit im positiven Gemeinschaftsrecht434
II. Gesetzgebungsgeschichte der Kartellverordnungen438
III. Position des EuGH: „Orkem“ -Rechtsprechung – Analyse und Bewertung444
1. Fälle „Orkem“ und „Solvay“445
a) Sachverhalte445
b) Klagegründe und Vorbringen der Parteien446
c) Schlussplädoyer des Generalanwalts und kritische Auseinandersetzung449
aa) Rechtmäßigkeit und Erforderlichkeit der Auskunftsverlangen450
bb) Selbstbelastungsfreiheit451
(1) Wortlaut der Kartellverordnung und Wille des Verordnungsgebers451
(2) Rechte der Mitgliedstaaten452
(3) IPBPR – Problematik der Anwendbarkeit und Auslegung457
(4) EMRK – kritische Analyse vor dem Hintergrund der fortentwickelten Rechtsprechung des EGMR461
cc) Fazit zum Plädoyer des Generalanwalts473
d) Entscheidung des Gerichtshofs474
aa) „Allgemeine Grundsätze des Gemeinschaftsrechts“476
bb) „Rechte der Verteidigung“ als Einschränkung der Auskunftsbefugnis478
cc) Differenzierung im Einzelnen480
dd) Zusammenfassung und Kritik483
2. Bestätigungen und weitere Entwicklung der Rechtsprechung485
a) „Otto/Postbank“ (EuGH vom 10. November 1993)486
b) „Société Générale“ (EuG vom 8. März 1995)487
c) „PVC I“ (EuG vom 20. April 1999)488
d) „Mannesmannröhren-Werke“ (EuG vom 20. Februar 2001)489
e) „PVC II“ (EuGH vom 15. Oktober 2002)493
f) „Tokai Carbon“ (EuG vom 29. April 2004)497
g) „SGL Carbon“ (EuGH vom 29. Juni 2006)500
3. Bewertung in der Literatur501
C. Zusammenfassung und Maßgaben zur künftigen Handhabung im europäischen Kartellverfahren506
I. Ausgangspunkt „Orkem“506
II. Schlussfolgerungen aus dem IPBPR?507
III. Zwingende Implikationen der EMRK in der Auslegung durch den EGMR508
IV. Herleitungsfrage517
V. Ergebnis und Schlussthesen520
Anhang: Rechtsstellung und anwaltliche Zulassungsfähigkeit von Unternehmensjuristen in den europäischen Staaten (Stand: Juli 2007)525
I. „neue“ EU-Mitgliedstaaten (Beitritt 2004 bzw. 2007)525
II. „alte“ EU-Mitgliedstaaten (Stand: Mai 2007)529
III. EWR-Mitglieder (Stand: Mai 2007)533
Literaturverzeichnis534
Sach- und Personenregister556

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