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E-Book

Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie

AutorFranz Petermann (Hrsg.)
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl905 Seiten
ISBN9783840924477
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,99 EUR
Die überarbeitete und erweiterte Auflage des bewährten Lehrbuches liefert in 45 Kapiteln eine Übersicht über Grundlagen und wichtige Anwendungsbereiche der Klinischen Kinderpsychologie. Im Mittelpunkt stehen zentrale Ansätze zur Erklärung und Behandlung psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter. Zunächst beschäftigt sich das Lehrbuch mit den Konzepten der Klinischen Kinderpsychologie, informiert über Klassifikation, Ursachen, Entwicklung und Verlauf psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter und geht insbesondere auf altersspezifische Entwicklungsrisiken und -abweichungen ein. Großen Raum nimmt anschließend die Darstellung von Entwicklungsstörungen, von emotionalen und Verhaltensstörungen, von Suchterkrankungen, Persönlichkeits- und somatoformen Störungen sowie der psychosozialen Auswirkungen körperlicher Erkrankungen ein. Im letzten Teil des Lehrbuches werden wichtige Anwendungsbereiche und Therapieansätze erörtert. Unter anderem wird hier auf die Prävention psychischer Störungen, die Frühförderung, die Kinder- und Jugendhilfe, die forensische Kinderpsychologie sowie auf die Familien- und Psychopharmakotherapie eingegangen. Ergänzt wurde das Lehrbuch u.a. mit Kapiteln zu motorischen Entwicklungsstörungen, zu Kindesmissbrauch sowie zu Kindern psychisch kranker Eltern. Die Verständnisfragen am Ende der jeweiligen Kapitel orientieren sich an den Vorgaben der Approbationsprüfung im Bereich Kinder- und Jugendpsychotherapie. Lösungshinweise werden online zur Verfügung gestellt.

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Kapitelübersicht
  1. Vorwort/Inhaltsverzeichnis
  2. I. Grundlagen: Kapitel 1 Grundbegriffe und Konzepte der Klinischen Kinderpsychologie
  3. Kapitel 2 Klassifikation und Epidemiologie psychischer Störungen
  4. Kapitel 3 Entwicklungspsychopathologie
  5. Kapitel 4 Von Null bis Drei: Entwicklungsrisiken und Entwicklungsabweichungen
  6. Kapitel 5 Kindergarten- und Grundschulalter: Entwicklungsrisiken und Entwicklungsabweichungen
  7. Kapitel 6 Jugendalter: Entwicklungsrisiken und Entwicklungsabweichungen
  8. II. Entwicklungsstörungen: Kapitel 7 Tiefgreifende Entwicklungsstörungen
  9. Kapitel 8 Umschriebene Lese-Rechtschreibstörung
  10. Kapitel 9 Rechenstörung
  11. Kapitel 10 Umschriebene Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen
  12. Kapitel 11 Sprech- und Sprachentwicklungsstörungen
  13. Kapitel 12 Enuresis und funktionelle Harninkontinenz
  14. Kapitel 13 Enkopresis
  15. III. Verhaltens- und emotionale Störungen: Kapitel 14 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS)
  16. Kapitel 15 Störungen des Sozialverhaltens
  17. Kapitel 16 Tic-Störungen
  18. Kapitel 17 Spezifische Phobien
  19. Kapitel 18 Trennungsangst
  20. Kapitel 19 Soziale Phobie
  21. Kapitel 20 Panikstörung und Agoraphobie
  22. Kapitel 21 Posttraumatische Belastungsstörung
  23. Kapitel 22 Zwangsstörungen
  24. Kapitel 23 Depressive Störungen
  25. Kapitel 24 Suizidales Verhalten
  26. Kapitel 25 Selbstverletzendes Verhalten
  27. Kapitel 26 Interaktionsstörungen
  28. Kapitel 27 Persönlichkeitsstörungen
  29. IV. Körperliche Krankheiten, Suchterkrankungen und andere Beeinträchtigungen der kindlichen Entwicklung: Kapitel 28 Chronisch-körperliche Erkrankungen
  30. Kapitel 29 Adipositas
  31. Kapitel 30 Anorexia nervosa und Bulimia nervosa
  32. Kapitel 31 Substanzmissbrauch und -abhängigkeit bei illegalen Drogen
  33. Kapitel 32 Substanzmissbrauch und -abhängigkeit bei Tabak, Alkohol, Medikamenten und Schnu¨ffelstoffen
  34. Kapitel 33 Schlafstörungen
  35. Kapitel 34 Funktionelle und somatoforme Störungen
  36. Kapitel 35 Kindesmisshandlung und Kinderschutz
  37. Kapitel 36 Kinder psychisch erkrankter Eltern
  38. V. Förder- und Therapieansätze: Kapitel 37 Prävention psychischer Störungen
  39. Kapitel 38 Fru¨hförderung
  40. Kapitel 39 Sonderpädagogische Förderung
  41. Kapitel 40 Kinder- und Jugendhilfe
  42. Kapitel 41 Forensische Kinderpsychologie
  43. Kapitel 42 Neuropsychologische Therapie
  44. Kapitel 43 Psychotherapie
  45. Kapitel 44 Familientherapie
  46. Kapitel 45 Psychopharmakotherapie
  47. Anhang
Leseprobe
1.3 Grundlagen und klinische Praxis

Die Klinische Kinderpsychologie liefert wesentliche Grundlagen zur Planung und Durchführung von kindund familienorientierten Interventionen; aus ihren Befunden lassen sich wirksame Präventionsund Psychotherapiekonzepte entwickeln (vgl. Fonagy et al., 2005) und neue Akzente für die klinische Praxis setzen. Wesentliche Grundlagen der Klinischen Kinderpsychologie stammen aus der Entwicklungspsychologie, wobei entwicklungspsychologische Befunde allein schon durch die differenzierte Beschäftigung mit Entwicklungsabweichungen in der klinischen Praxis eine besondere oder neue Bedeutung erhalten (Schore, 2007). So veränderten wichtige Erkenntnisse der modernen Säuglingsund Kleinkindforschung die Vorstellungen zur frühen Entwicklung und damit zentrale Konzepte der Klinischen Kinderpsychologie (vgl. Kullik & Petermann, 2012; vgl. Kapitel 4 in diesem Band). Die detaillierte Analyse der frühen Mutter-Kind-Interaktion, das Wissen um die Temperamentsentwicklung und die Gedächtnisleistung von Säuglingen und Kleinkindern führt zu einem neuen Verständnis darüber, wie Entwicklungsabweichungen und psychische Störungen entstehen und therapeutisch beeinflusst werden können.

Die Bindungsforschung widmete sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend frühen Beziehungsund Bindungserfahrungen des Kindes sowie deren Auswirkungen auf die weitere Entwicklung und die Gestaltung zukünftiger Beziehungen (Fonagy & Target, 2006). Seit einigen Jahren rückt neben der frühen Mutter-KindBindung auch zunehmend der Einfluss des Vaters oder der Beziehungen zu den Geschwistern, Großeltern, Gleichaltrigen etc. in den Mittelpunkt des Interesses (Rutter, 1998). Vor allem bei jungen Kindern, aber auch im Entwicklungsverlauf ist die Qualität der Beziehung des Kindes zu primären Bezugspersonen entscheidend für die psychische Entwicklung (vgl. Eyberg et al., 1998). In diesem Zusammenhang kommt Interaktionsstörungen eine zentrale Bedeutung zu, die von Schmidt in diesem Buch (vgl. Kapitel 26) dargestellt werden.

Darüber hinaus prägen natürlich auch noch andere Faktoren, wie etwa die sozialen und ökonomischen Bedingungen einer Familie und die Qualität der schulischen Förderung, die Entwicklung eines Kindes. Diese Erkenntnisse haben dazu geführt, dass die Kinderpsychotherapie, aber auch Präventionsprogramme in den letzten Jahrzehnten immer stärker die Familie und Schule, in die Planung und Umsetzung von Interventionen einbezogen haben. Heute existiert eine Vielzahl von kindergarten-, schulund familienbasierten Präventionsund Behandlungsansätzen, die dieser Sichtweise gerecht werden wollen (vgl. Barrett & Ollendick, 2004).

Das Ausmaß und die Form, in dem das soziale Bezugsfeld berücksichtigt wird, hängt vor allem vom Alter der betroffenen Kinder ab; in diesem Kontext ist eine entwicklungsund familienorientierte Intervention gefordert (vgl. Eyberg et al., 1998; Mattejat & Ihle, 2011). Vor allem die familienorientierte Intervention bildet eine wichtige und traditionsreiche Vorgehensweise, die Cierpka in diesem Buch ausführlich behandelt (vgl. Kapitel 44).

Die Entwicklungsprognose eines Kindes hängt vor allem von den Ressourcen des Kindes, den Fördermöglichkeiten der sozialen Umgebung, dem Entwicklungsstand und dem sozialen Kontext ab. Dies verdeutlicht, dass ohne fundierte entwicklungspsychologische und entwicklungspsychopathologische Kenntnisse kaum aussagekräftige klinische Urteile möglich sind. Ein wesentliches Merkmal der Klinischen Kinderpsychologie bildet somit ihre Entwicklungsorientiertheit.

Diese Sichtweise bezieht sich vor allem auf die
• Entstehung und den Verlauf psychischer Störungen (= Entwicklungspsychopathologie),
• Diagnosestellung (= entwicklungsorientierte Diagnostik) und
• Therapie des Kindes und seiner Familie (= entwicklungsorientierte Interven tion).

Selbstverständlich sollten sich diese Sichtweisen in der klinischen Fallarbeit widerspiegeln (vgl. Petermann, 2009).

Franz Petermann
2 Entwicklungspsychopathologie

Wichtige Fortschritte der Klinischen Kinderpsychologie wurden in den letzten Jahren vor allem durch die Modellvorstellungen der Entwicklungspsychopathologie initiiert. Mit diesem Zugang wird es möglich, nicht nur Störungen zu beschreiben und zu klassifizieren, sondern darüber hinaus die Wege von Entwicklungsabweichungen und psychischen Störungen vom frühen Kindesbis zum Erwachsenenalter nachzuzeichnen (Blanz et al., 2006). Die Entwicklungspsychopathologie unterstreicht die Bedeutung von Längsschnittstudien und die daraus ableitbaren Entwicklungsund Prognosemodelle.

Selbstverständlich ist der allgemeine Anspruch der Entwicklungspsychopathologie, die Entstehung und den Verlauf psychischer Störungen zu beschreiben und zu analysieren, nicht neu. Jeder Kinderpsychotherapeut erklärt den Familienmitgliedern, „woher“ eine Störung des Kindes kommen könnte; in der Regel fragen die Eltern auch besorgt, welche negativen Folgen aus der aktuellen Problematik noch erwachsen können. Aus einer differenzierten Elternexploration und Familienanamnese lässt sich in der Regel ein „fallbezogenes Entwicklungsund Erklärungskonzept“ einer psychischen Störung ableiten. Klinisches Handeln basiert demnach auf plausiblen, aber vielfach ungeprüften Annahmen über die Entstehung und den Verlauf psychischer Störungen. Solche Annahmen werden von der Entwicklungspsychopathologie seit gut 25 Jahren intensiv systematisiert und wissenschaftlich überprüft. Darüber hinaus vergleicht man in der Entwicklungspsychopathologie die Entstehung und den Verlauf pathologischer Phänomene mit der normalen Entwicklung (vgl. Kapitel 3 in diesem Band). Viele entwicklungspsychologische Theorien betonen Teilaspekte der kindlichen Entwicklung so einseitig, dass sie den komplexen klinischen Störungsbildern nicht gerecht werden. Neue Theorien versuchen hingegen, die kindliche Entwicklung durch die Interaktion biopsychosozialer Faktoren auf unterschiedlichen Ebenen zu beschreiben und damit dieser Komplexität gerecht zu werden (Fonagy & Target, 2006). Hierbei erweist sich die emotionale Entwicklung und der Erwerb von sozial-emotionalen Kompetenzen als besonders bedeutsam für die ersten sechs Lebensjahre (Petermann & Wiedebusch, 2008).

Die Entwicklungspsychopathologie beschäftigte sich besonders intensiv mit der Schnittstelle zwischen Biologie und Psychologie. Sie integriert dabei Ergebnisse aus der Entwicklungsneurobiologie, Humangenetik, Klinischen Psychologie, Psychoanalyse und aus sozialwissenschaftlichen Ansätzen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse und empirischen Erträge aus diesen Disziplinen fließen in Modelle ein, mit deren Hilfe man die Entwicklung psychischer Störungen und ihrer Symptome besser beschreiben und erklären kann.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort/Inhaltsverzeichnis7
I. Grundlagen: Kapitel 1 Grundbegriffe und Konzepte der Klinischen Kinderpsychologie15
Kapitel 2 Klassifikation und Epidemiologie psychischer Störungen33
Kapitel 3 Entwicklungspsychopathologie59
Kapitel 4 Von Null bis Drei: Entwicklungsrisiken und Entwicklungsabweichungen79
Kapitel 5 Kindergarten- und Grundschulalter: Entwicklungsrisiken und Entwicklungsabweichungen103
Kapitel 6 Jugendalter: Entwicklungsrisiken und Entwicklungsabweichungen121
II. Entwicklungsstörungen: Kapitel 7 Tiefgreifende Entwicklungsstörungen137
Kapitel 8 Umschriebene Lese-Rechtschreibstörung167
Kapitel 9 Rechenstörung183
Kapitel 10 Umschriebene Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen209
Kapitel 11 Sprech- und Sprachentwicklungsstörungen231
Kapitel 12 Enuresis und funktionelle Harninkontinenz247
Kapitel 13 Enkopresis261
III. Verhaltens- und emotionale Störungen: Kapitel 14 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS)271
Kapitel 15 Störungen des Sozialverhaltens293
Kapitel 16 Tic-Störungen321
Kapitel 17 Spezifische Phobien339
Kapitel 18 Trennungsangst355
Kapitel 19 Soziale Phobie371
Kapitel 20 Panikstörung und Agoraphobie389
Kapitel 21 Posttraumatische Belastungsstörung407
Kapitel 22 Zwangsstörungen425
Kapitel 23 Depressive Störungen441
Kapitel 24 Suizidales Verhalten461
Kapitel 25 Selbstverletzendes Verhalten479
Kapitel 26 Interaktionsstörungen497
Kapitel 27 Persönlichkeitsstörungen515
IV. Körperliche Krankheiten, Suchterkrankungen und andere Beeinträchtigungen der kindlichen Entwicklung: Kapitel 28 Chronisch-körperliche Erkrankungen535
Kapitel 29 Adipositas555
Kapitel 30 Anorexia nervosa und Bulimia nervosa571
Kapitel 31 Substanzmissbrauch und -abhängigkeit bei illegalen Drogen591
Kapitel 32 Substanzmissbrauch und -abhängigkeit bei Tabak, Alkohol, Medikamenten und Schnu?ffelstoffen609
Kapitel 33 Schlafstörungen623
Kapitel 34 Funktionelle und somatoforme Störungen641
Kapitel 35 Kindesmisshandlung und Kinderschutz663
Kapitel 36 Kinder psychisch erkrankter Eltern703
V. Förder- und Therapieansätze: Kapitel 37 Prävention psychischer Störungen721
Kapitel 38 Fru?hförderung741
Kapitel 39 Sonderpädagogische Förderung757
Kapitel 40 Kinder- und Jugendhilfe773
Kapitel 41 Forensische Kinderpsychologie791
Kapitel 42 Neuropsychologische Therapie809
Kapitel 43 Psychotherapie825
Kapitel 44 Familientherapie843
Kapitel 45 Psychopharmakotherapie859
Anhang881
Die Autorinnen und Autoren des Bandes883
Sachregister889

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