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Mobbing in der Schule. Eine Herausforderung für Lehrer und Schüler

Eine Herausforderung für Lehrer und Schüler

AutorBeate Knecht
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl92 Seiten
ISBN9783640111329
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Pädagogik - Schulpädagogik, Note: 2,0, Philipps-Universität Marburg (Erziehungswissenschaften), 23 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit werde ich mich mit dem Thema Mobbing auseinandersetzen und Wege aufzeigen, welche Maßnahmen vorbeugend als auch begleitend ergriffen werden können, um Mobbing zu verhindern oder einzustellen. Folgende Fragen stehen dabei im Vordergrund: • Was ist Mobbing und was sind die Ursachen dafür? • Ist den Schülern bewusst, welche Arbeit die Schule leistet, um Mobbing vorzubeugen und zu hantieren? • Gibt es Konzepte, die erfolgreich umgesetzt wurden und wie funktionieren sie? • Was nehme ich selbst nach der Auseinandersetzung mit diesem Thema für mich mit? • Welche Möglichkeiten habe ich als zukünftige Lehrerin, mit dem bei der Erstellung dieser Arbeit erworbenen Wissen aktive Anti-Mobbing-Arbeit zu betreiben? Bei weiterer Vertiefung in das Thema konnte ich erkennen, dass der Hauptanteil der Literatur und durchgeführten Untersuchungen aus Schweden stammen, was mich dazu bewegte, das Rad der Erkenntnis nicht neu zu erfinden, sondern erst einmal dort nachzuschauen, wo sehr viel fundamentale Arbeit geleistet wurde und wird. Daher wird der Schwerpunkt meiner Arbeit sein, unter Einbeziehung der oben angegebenen Fragen, die Erfahrungen einer schwedischen Schule einfließen zu lassen und daraus die Schlüsse zu ziehen, wie wir Lehrer in Deutschland davon lernen und gegebenenfalls die bereits erreichten Erfolge annehmen und weiter entwickeln können. Ist diese Erfahrung mit Erfolg auf eine deutsche Schule übertragbar? Die Komplexität des Themas und die inzwischen zahlreichen Untersuchungen dazu - dennoch die noch weitgehende Unkenntnis an unseren Schulen - führten mich mehrfach in Versuchung, zu sehr in Details zu gehen, die den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden. Um dennoch die meisten Aspekte zu berücksichtigen, sind einige nur kurz angerissen.

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Leseprobe

5 Wer übt Gewalt aus?


 

In der Institution Schule können prinzipiell alle Personengruppen Mobbing ausüben, Schüler wie Lehrer. Diese können gegeneinander oder untereinander Gewalt ausüben und zwar  in jeder beliebigen Kombination: Schüler-Schüler, Lehrer-Schüler, Lehrer-Lehrer und Schüler-Lehrer.  

 

Am häufigsten besteht Mobbing unter Schülern. Diese Form von Gewalt ist bekannt und auch am häufigsten untersucht worden. Die von früher bekannten unschuldigen Schülerstreiche, die eine Klasse seinen Lehrern spielt, sind heute oft nicht mehr so harmlos. Das Schikanieren einer Klasse gegen einen einzelnen Lehrer nimmt stark zu. Die Streiche überschreiten oft die Privatsphäre und treiben in Deutschland zu viele Lehrer buchstäblich in den Wahnsinn.

 

Ein Artikel vom 12.06.2007 in der Westdeutschen Zeitung bestätigt dies:

 

Düsseldorf. Viele Lehrer in Nordrhein-Westfalen haben Angst oder zumindest ein ungutes Gefühl, wenn sie morgens zur Schule gehen. Immer häufiger kommt es vor, dass Schüler heimlich Videos von Lehrern drehen und ins Internet setzen. Oder noch schlimmer: Sie basteln Fotos von ihren Lehrern in Pornofilme oder Gewaltvideos. Die werden im Internet oder über Handys verbreitet. […]

 

Die Qualität des Mobbings geht weit über Dumme- Jungen- Streiche hinaus. „Die Schüler wissen nicht, was sie anrichten. Es gibt traumatisierte Lehrer, die psychologische Hilfe brauchen“, berichtet Silbernagel. An jeder weiterführenden Schule in Deutschland gebe es Fälle von anonymem Lehrermobbing im Internet, schätzt der deutsche Philologenverband. […]“

 

(http://www.wz-newsline.de/?redid=162217)

 

Eine extrem ungünstige Situation entsteht, wenn eine Lehrkraft einen Schüler mobbt. Lehrer haben andere Möglichkeiten zur Verfügung, um ihre Schüler zu schikanieren. Sie greifen zu Maßnahmen wie Bloßstellen, Beleidigen oder Anschreien vor der gesamten Klasse, schlechte Noten, zusätzliche Aufgaben für den Schüler oder Ausschließen aus dem Unterricht.

 

„Eine Studie der Erziehungswissenschaftler Volker Krumm und Susanne Weiß aus dem Jahr 2002 zeigt, dass 78 Prozent von 3 000 Studenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in ihrer Schulzeit kränkendes Lehrerverhalten erlebt haben. Die Kränkungen wären im Durchschnitt als schwer erlebt worden und bei 63 Prozent der Betroffenen hätten sie über einen Zeitraum von über sechs Monaten angehalten. Auch die Lehrer selbst scheinen sich des Problems bewusst zu sein. In einer Befragung der Wissenschaftler unter österreichischen Lehrern im Jahr 2002 gaben 81 Prozent der Befragten an, dass es an ihrer Schule Kollegen gäbe, die sich Schülern gegenüber kränkend verhalten. 85 Prozent gaben an, dass sie selbst schon einmal unfair gewesen seien.“

 

(http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/aktion-jugend-und-schule/pdf/juschu_ 061113.pdf)

 

Viele solcher Fälle werden nicht weiter verfolgt oder geraten nicht an die Öffentlichkeit. Lehrer müssen weniger befürchten, da sie unter dem Schutz der Schuldirektion stehen. Schulleiter decken ihre Lehrer oft, um den Ruf der Schule nicht zu schädigen. Die Zwickmühle, in der Eltern und gemobbte Schüler stehen, sind folgende: Die Vorgehensweise des Lehrers lassen sich nicht auf ihre Richtigkeit überprüfen, da es keine Beweise außer mündlichen Überlieferungen gibt. Die Maßnahmen, die ein Lehrer zur Bestrafung eines Schülers eingeleitet hatte, kann ein Lehrer oft willkürlich begründen und erhält in den meisten Fällen recht, da die Aussage eines Kindes gegen die eines Lehrers steht. Das Resultat: es wird nichts unternommen. Der Schüler kann nur auf einen Lehrerwechsel hoffen oder er verlässt die Schule.

 

Eine extrem ungünstige Kombination ist eine Koalition von Lehrern mit Schülern gegen einen einzelnen Schüler. Da auch Lehrer nur Menschen sind, lehnen auch sie bewusst oder unbewusst andere Personen ab (vgl. Jannan 2008). Diese Ablehnung sollte ein Lehrer kontrolliert hantieren, dennoch kann sich diese Ablehnung in ein Mobbingverhalten entwickeln.  In diesem Fall verfügt der Lehrer nicht über die Fähigkeit,  auch unbeliebte Schüler gerecht und neutral zu behandeln (vgl. Jannan 2008).  

 

In dieser Arbeit wird im Hinblick auf die Komplexität des Themas nur das Mobbing der Schüler untereinander angesprochen, wobei nicht ausgedrückt werden soll, dass andere Mobbingkonstellationen geringere Bedeutung haben.

 

5.1 Charakteristika von Opfern und Tätern


 

Es gibt spezifische Merkmale, die einen Mobbingtäter oder ein Mobbingopfer ausmachen Für Lehrer ist es wichtig, die typischen Verhaltensweisen der Schüler in Opfer, bzw. Täterrollen zu erkennen, um die Konflikte als Mobbingaktionen einstufen zu können.

 

5.1.1 Persönlichkeitsmerkmale von Opfern


 

Mobbingopfer sind in den meisten Fällen sehr behütet aufgewachsen und von ihren Eltern überfürsorglich behandelt worden. Es ist auffällig, dass sie sich gegen die Angriffe nicht oder nur in einem geringen Maße zur Wehr setzen, was auf ein geringes Selbstwertgefühl und Ängstlichkeit schließen lässt. Opfer vertrauen sich aus Angst vor Racheakten des Täters in den seltensten Fällen anderen, vor allem erwachsenen Personen an (Alsaker 2003:26). Sie isolieren sich zunehmend aus ihrem sozialen Umfeld, da sie keine Hilfe von anderen Mitschülern erfahren. Die Mobbingtäter manipulieren außerdem häufig die Mitschüler des Opfers, so dass eine Ausgrenzung noch verstärkt wird (Olweus 2005:27f).

 

Olweus (2005) unterscheidet zwei Arten von Opfertypen, dem „passiven, bzw. ergebenen, Opfertyp“ und dem „provozierenden Opfertyp“ (43).

 

Der passive Opfertyp wird als ängstlicher, zurückhaltender, ruhiger Mensch beschrieben, der unter mangelndem Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl leidet. Er pflegt meist eine negative Einstellung zu sich selbst und ist körperlicher schwacher als andere in seinem Alter. In der Schule sind sie alleine oder haben nur wenige Freunde. Das Aufsuchen einer Lehrperson während der Pause ist sehr auffällig und dient dem eigenen Schutz vor Angriffen. Sie reagieren auf die Angriffe eines Schülers mit Rückzug und wirken unsicher. Die Beziehung zwischen den Eltern und dem Opfertyp ist sehr eng und vertraut. Die Eltern beschreiben ihre Kinder, die einem solchen Muster entsprechen, meistens als vorsichtig und sensibel.

 

Im Kontrast dazu steht der ebenfalls ängstliche aber aggressive Opfertyp, der meist unter Konzentrationsschwäche leidet und andere Schüler in seiner Umgebung provoziert (Alsaker 2003:43). Dies führt zu einer Unbeliebtheit bei seinen Mitschülern und Schüler, die einem solchen Muster entsprechen, leiden häufig an Hyperaktivität. Auf Angriffe reagiert er scheu aber angriffslustig (vgl. Jannan 2008:37).

 

5.1.2 Persönlichkeitsmerkmale von Tätern


 

Die Gewalttäter zeigen verhäuft aggressives Verhalten gegenüber Gleichaltrigen und manchmal sogar gegenüber Erwachsenen. Sie werden von ihren Mitmenschen als impulsiv, aggressiv und unberechenbar gesehen. Mit einer positiven Einstellung zu sich selbst und zur Gewaltanwendung streben sie nach Macht und Kontrolle über andere Mitschüler, die Durchsetzung ihrer eigenen Ziele steht dabei im Vordergrund. Mobber erkennen sehr schnell Schwächen bei anderen Menschen, haben wenig Mitgefühl für ihre Opfer (vgl. Olweus 2005:44; Jannan 2008:33), lassen sich sehr leicht provozieren, was ihnen aus ihrer Sicht das Recht einräumt, mobben zu dürfen. Körperlich sind Mobber Gleichaltrigen meistens überlegen.

 

Die familiären Verhältnisse sind oft schwierig und mit Gewalt erfüllt. Die Annahme, dass Mobbingtäter oft selbst gemobbt wurden und es an anderen Schülern auslassen, ist ein weiteres Merkmal. „[…] 80% der gemobbten Jungen werden von Jungen gemobbt“ (Jannan 2008:33).

 

Die Reaktionen des Umfeldes auf Mobbingaktivitäten werden von dem Täter als positiv gedeutet, er fühlt sich überlegen und mächtig, von dem ängstlichen Mobbingopfer respektiert.

 

Nach Holighaus (2004) sind die schulischen Leistung der Täter, sowie ihre Beliebtheit eher durchschnittlich.

 

„Ihre Schulleistungen sind oft schlecht und ihre sonstigen Fähigkeiten eher durchschnittlich. Die anderen bewundern sie entweder- oder haben Angst vor ihnen. Wirklich beliebt sind bullys nie […].“

 

(Holighaus 2004:66)

 

Mobbingtäter sind nicht unbedingt unbeliebt in der Klasse, aber unbeliebter als normale Kinder. Häufig befinden sich Mobbingtäter in kleinen Gruppen, um sich gegenseitig zu unterstützen (Olweus 2005:44). Langzeituntersuchungen haben gezeigt, dass Mobber gefährdeter sind als andere, sich kriminelles Verhalten anzueignen.

 

Die folgende Tabelle gibt einen komprimierten Überblick über die wesentlichen Merkmale, die für Opfer und Täter bezeichnend sind:

 

 

Abb. 4: Merkmale von Täter und Opfer. (Quelle: Reinert/Wehr 1999: 114)

 

5.2 Die...


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