Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Theologie - Biblische Theologie, Note: sehr gut, Technische Universität Dresden (Evang. Theologie), Veranstaltung: Pentateuch, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Josephsgeschichte ist ein poetisches, anthropologisches und theologisches Meisterwerk. Sie lebt aus sich, spricht für sich, sie hat eine klare Thematik und einen wohl durchdachten Aufbau. Betrachtet man die zahlreichen farbigen Einblicke, die diese Geschichte in die Lebenswelt von Menschen einer längst vergangenen Zeit gewährt, liegt der Schluss nahe, dass es eine Reihe konkreter Allegorien zu realen Gruppierungen oder Personen gibt, die sich in den Figuren der Handlung reflektieren. Die relativ klar beschriebenen und auffälligen zeitgeschichtlichen Ereignisse in der Josephsgeschichte - Einsetzung eines Ausländers zum Wesir, lang anhaltende Hungersnot, Umsiedlung eines ganzen Stammes ins Ausland - lassen darauf schließen, dass es sich bei Joseph nicht nur um eine literarische, sondern auch um eine historische Gestalt gehandelt haben könnte. Genau diesen Fragen soll sich die folgende Arbeit widmen: Gab es einen historischen Joseph oder ist alles nur eine Fiktion, eine Sage? Konnten die Autoren der Josephsgeschichte Details aus der ägyptischen Geschichte kennen und was hat sie motiviert, diese für die Darstellung einer Geschichte Israels zu verwenden? Zu diesem Zweck sollen im Rahmen der vorliegenden Arbeit die wichtigsten und, mir mehr oder weniger, am plausibelsten erscheinenden Theorien, zum historischen Joseph, ihren Platz finden - u.a. jene von J. H. Breasted, David Rohl und Robert Ranke-Graves. Demgegenüber soll der Text betrachtet werden unter dem Gesichtspunkt verschiedener Bezüge, zur babylonischen, sumerisch/akkadischen und ägyptischen Mythologie. D. h., es wird die Frage gestellt: Welche Präliterarisierungen des Stoffes finden sich im Gilgamesch-Epos und im Weltschöpfungsepos der Zweistromkultur bzw. im ägyptischen Osiris-Mythos und wieso finden sich so viele Ähnlichkeiten und Parallelen? Zum anderen soll eine Position beleuchtet werden, die vor allem von Walter Dietrich vertreten wurde, und die gewissermaßen stellvertretend für e inen modernen theologischen Ansatz steht, der die Erzählung vor dem Hintergrund der geschichtlichen Erfahrung Israels zu deuten versucht: Die Josephserzählung als Ergebnis einer Kulturfusion von nord- und südisraelitischer Erzähltradition und damit als ein Zeugnis israelischer Geschichtsschreibung. [...]
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