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Die Einführung eines behördlichen Gesundheitsmanagements vor dem Hintergrund des demographischen Wandels

Polizeikultur als Determinante organisationaler Veränderungen

AutorKatharina Kölling
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl460 Seiten
ISBN9783656469469
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR
Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Führung und Personal - Sonstiges, Note: gut - cum laude , Deutsche Hochschule der Polizei (Fachbereich Personalmanagement und Organisation in der Polizei), Sprache: Deutsch, Abstract: Der demographische Wandel hat weit reichende Konsequenzen für das Personalmanagement in Unternehmen und Organisationen. Auch die Organisation Polizei stellt hier keine Ausnahme dar. Das Durchschnittsalter liegt mittlerweile bei Polizeibeamten bereits bei über 45 Jahren. Obwohl diese Entwicklung bereits seit Jahrzehnten zu beobachten ist, wurden lange Zeit keine Maßnahmen getroffen, um angemessen zu reagieren. Erst in den letzten Jahren wurden Projekte initiiert, um die Konsequenzen des demographischen Wandels für die Polizei zu beleuchten, und mögliche negative Auswirkungen abzuwenden beziehungsweise abzumildern. Anhand eines Beispiels aus der Praxis soll das Problembewusstsein und die Vorgehensweise in Bezug auf die demographische Herausforderung auf der Ebene einer Polizeibehörde beschrieben und analysiert werden. Es handelt sich hierbei um eine Behörde, die besonders stark von den Folgen des demographischen Wandels betroffen ist. Aufgrund der großen Verschiebungen innerhalb der Alterszusammensetzung wurde ein Demographieprojekt zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Behörde initiiert, das in erster Linie auf die Implementierung eines behördlichen Gesundheitsmanagements abzielt. Angestrebte und bisher erzielte Erfolge werden dargestellt und anhand vorhergehender theoretischer Überlegungen analysiert. Zudem werden die Auswirkungen des demographischen Wandels auf der Ebene der Organisationskultur untersucht. Die Kultur der Polizei lässt sich grundsätzlich als relativ körperbetont und maskulin beschreiben. Wie geht nun aber eine solche Kultur mit der Zunahme altersbedingter Defizite um, und was bedeutet dies für den Erfolg der Implementierung eines behördlichen Gesundheitsmanagements? Die bisherigen Ausführungen verdeutlichen bereits, dass hier Veränderungen im Sinne einer Organisationsentwicklung erfolgen müssen und dies nicht ohne einen Wandel der Organisationskultur von Statten gehen kann. Es stellt sich somit die Frage, wie ein solcher demographischer Veränderungsprozess, der eine Wechselwirkung von Managementmaßnahmen und Kulturwandel zur Folge hat, erlebt wird, und wie sich diese Organisationsentwicklung so umsetzen lässt, dass die grundsätzlichen Handlungslogiken der Organisation nur so weit verletzt werden, wie es das Gros der Mitarbeiter noch tolerieren kann.

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Leseprobe

3 Theoretische Grundlagen


 

Um die Problematik des Altersstrukturwandels in der Polizei angemessen beleuchten zu können, wird dieses Phänomen zunächst in den demographischen Kontext der Gesellschaft eingeordnet, indem grundsätzliche Daten zusammengefasst werden, die die gegenwärtige Situation der Bevölkerung verdeutlichen. Darüber hinaus werden Theorien und Konzepte in Hinblick auf den Alterungsprozess und den gesellschaftlichen Umgang mit diesem Thema vorgestellt. Insbesondere der Umgang mit lebensälteren Menschen als Mitarbeiter in Unternehmen und Organisationen ist hinsichtlich des Forschungsinteresses der vorliegenden Arbeit von großer Wichtigkeit. Aufgrund dessen erfolgt in diesem Rahmen ebenfalls die Darstellung gesundheitsfördernder und leistungserhaltender Maßnahmen in Form eines betrieblichen Gesundheitsmanagements ausgehend von der Integration des Gesundheitsgedanken in Organisationen, über die Intention, Perspektiven und Handlungsfelder bis hin zur praktischen Organisation eines solchen Anliegens.

 

3.1 Altersstrukturwandel in Deutschland


 

Bevor die Problematik des demographischen Wandels und die daraus resultierenden Konsequenzen in Form des Altersstrukturwandels bei der Polizei NRW thematisiert werden, erfolgt zunächst ein kurzer demographischer Überblick zu den Entwicklungen innerhalb der Bundesrepublik. Betrachtet wird dabei die Entwicklung der Bevölkerungszahl, der Wanderungsbewegungen, Geburten- und Sterbeziffern, Lebenserwartung und die Verschiebung der Altersstruktur.

 

3.1.1  Entwicklung der Bevölkerungszahl


 

Im Zeitraum von 1990 bis 2002 kam es zu einem Bevölkerungswachstum, das ab 2003 zum Stillstand kam. Nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten stieg die Bevölkerungszahl zunächst. Es handelte sich hier in erster Linie um Zuwanderer aus Ost- und Südosteuropa und der ehemaligen Sowjetunion, die Zuflucht in Deutschland suchten. Im Laufe der 1990er Jahre kamen zudem zunehmend Flüchtlinge und Asylsuchende aus dem zerfallenden Jugoslawien hinzu.[25] Ende der 1990er ebbten die Bevölkerungszuwächse aufgrund des Rückgangs der Zuwanderung allmählich ab. Zu- und Fortzüge bildeten nun nahezu ein Gleichgewicht und hielten die Bevölkerungszahlen relativ konstant.

 

Seit 2005 geht die Bevölkerungszahl leicht zurück, da die Reproduktionsrate in Deutschland nicht ausreicht um die Bevölkerung konstant zu halten[26] und auch ein Ausgleich durch die Nettozuwanderung nicht mehr gewährleistet werden kann.[27] Dementsprechend kommt es zu einem negativen Bevölkerungswachstum und damit zu einem Absinken der Bevölkerungszahl.[28] Bis zum Jahr 2007 sinkt diese konstant um 0,1 Prozent jährlich zum Vorjahr. Im Jahr 2008 verringerte sie sich 0,3 Prozent im Vergleich zum Jahr 2007. Ausgehend vom Jahr 2008 wird die Bevölkerung bis 2030 voraussichtlich um weitere 5,7 Prozent abnehmen.[29] Dabei wird es sich in aller Wahrscheinlichkeit um eine lang anhaltende Entwicklung handeln.[30]

 

 

Tabelle 1: Bevölkerungsfortschreibung von 2005 bis 2050 in Millionen, Quelle: Statistisches Bundesamt, 2006, S. 57 f., eigene Darstellung

 

Wie Tabelle 1 verdeutlicht, wird die Bevölkerung Deutschlands nach der Variante Obergrenze der „mittleren Bevölkerung“ im Zeitraum von 2010 bis 2050 um etwa acht Millionen abnehmen.[31] Der Variante Untergrenze der „mittleren Bevölkerung“  zufolge wird sogar mit einem Bevölkerungsrückgang von ca. 13,2 Millionen Einwohner zu rechnen sein.[32]  

 

3.1.2 Geburten- und Sterbeziffern in Deutschland


 

Die Zahl der Verstorbenen in Deutschland liegt seit 1972 höher als die der Geborenen. Im Einzelnen bedeutet das, dass auf 1000 Einwohner im Jahr 2006 8,2 Lebendgeburten und 10 Gestorbene entfallen. Die Lebendgeburten haben sich zwischen 2007 und 2008 bei 8,3 pro 1000 Einwohner eingependelt. Die Anzahl der Gestorbenen hat sich 2007 auf 10,1 und im Folgejahr auf 10,3 erhöht.

 

 

Abbildung 1: Geburten und Sterbeziffer in Deutschland, Quelle: Statistisches Bundesamt (2010): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Natürliche Bevölkerungsbewegung, Fachserie 1 Reihe 1.1 2008, S. 24, eigene Darstellung

 

Seit 1991 fließen auch die Bevölkerungszahlen der neuen Bundesländer in die Berechnungen des Statistischen Bundesamtes mit ein. Ab diesem Jahr ist die Zahl der Neugeborenen bis zum Jahr 2008 um rund 18 Prozent gesunken. Diese Tendenz wird sich nach den Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes weiter fortsetzen und bis 2030 zu einem weiteren Geburtenrückgang um etwa 15 Prozent führen.[33] Die Anzahl der Sterbefälle ist bis zum Jahr 2001 kontinuierlich zurückgegangen und veränderte sich in den letzten Jahren wenig. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Anzahl der Sterbefälle in den kommenden Jahren zunehmen wird, da der Anteil der älteren Bevölkerung wächst.[34]

 

3.1.3 Die Lebenserwartung


 

Die Lebenserwartung des Einzelnen hat sich deutlich gesteigert. Nach den Modellannahmen der Variante „Untergrenze der mittleren Bevölkerung“ der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes ist davon auszugehen, dass im Jahr 2030 bei Jungen eine Lebenserwartung von 80,6 Jahren und bei Mädchen von 85,5 Jahren vorliegen wird.[35] Ausgehend von der Basisannahme, die aus einer Kombination der langfristigen Entwicklung seit 1871 und der kurzfristigen Trendentwicklung seit 1970 resultiert, wird sich die Lebenserwartung von Männern bis 2060 auf 85 Jahre und bei Frauen auf 89,2 Jahre weiter steigern.[36]

 

 

Abbildung 2: Entwicklung der Lebenserwartung, Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung (2010): Die soziale Situation in Deutschland, S.19, eigene Darstellung

 

Aus der obenstehenden Graphik wird ersichtlich, wie sich die Lebenserwartung eines 60-Jährigen seit 1901 bis zum Jahr 2050 verändert hat beziehungsweise verändern wird. Männliche 60-Jährige hatten während des Zeitraums 1901 bis 1910 eine Lebenserwartung von durchschnittlich 73,1 Jahren. 1949 bis 1951 stieg die Lebenserwartung auf 76,2 Jahre an und sank ab 1960/62 leicht ab. Seit 1980/82 steigt die Lebenserwartung jedoch stetig an. Zwischen 1998 und 2000 wurde eine Lebensdauer von 79,2 Jahren prognostiziert. Bis zum Jahr 2035 wird davon ausgegangen, dass 60-jährige Männer durchschnittlich 22,7 Lebensjahre vor sich haben werden. Dies soll sich bis 2050 um ein weiteres Jahr erhöhen.

 

Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen liegt grundsätzlich höher als die der Männer. Bereits 1901 bis 1910 wurden Frauen durchschnittlich 74,2 Jahre alt und damit im Schnitt 1,1 Jahre älter als Männer. Auch hier ist ein Anstieg der Lebenserwartung bis 1949/52 erkennbar, jedoch fand hier im Gegensatz zur männlichen Bevölkerung kein Rückgang der Lebenserwartung in den Jahren 1960/62 statt. Die zu erwartende Lebensdauer ab dem 60sten Lebensjahr steigt in Bezug auf die weibliche Bevölkerung kontinuierlich an. 1980/82 betrug die Lebenserwartung für Frauen mit 80,8 Jahren zum ersten Mal über 80 Jahre. Bis 1998/2000 ist ein weiterer Anstieg auf 23,5 verbleibende Lebensjahre für 60-jährige Damen zu verzeichnen.

 

Ab 1980/82 ist bei 60-jährigen Frauen von einer über vier Jahre längeren Lebensdauer im Vergleich zu gleichaltrigen Männern auszugehen. Die Prognosen für 2035 liegen bei einer Gesamtlebensdauer von 87,1 Jahren für 60-jährige Frauen. Im Jahr 2050 soll sich ihre Lebenserwartung sogar auf durchschnittlich 88,2 Jahre erhöhen. Damit wird die 60-Jährige ca. 4,5 Jahre älter als der 60-jährige Mann. Der Gesamtanteil der weiblichen Bevölkerung wird somit in Zukunft weiter steigen, vor allem jedoch wird der Anteil der älteren Bevölkerung insgesamt kontinuierlich zunehmen. Auch im Hinblick auf die Altersgruppen in Deutschland ist es zu prozentualen Verschiebungen gekommen. Dazu im Folgenden mehr.

 

3.1.4 Verschiebung der Altersstruktur


 

Die Zusammensetzung der Gesellschaft ist abhängig von der Entwicklung der Lebenserwartung des Einzelnen, der Geburtenrate und der Außenwanderungsquote.[37]

 

Die folgenden Aussagen in Bezug auf die demographische Entwicklungen in Deutschland beruhen auf der Modellannahme „Variante Untergrenze der ‚mittleren‘ Bevölkerung“ der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes.

 

 

Abbildung 3: Entwicklung der Altersstruktur in Deutschland von  1871 bis 2050, Quelle: Bundesministerium des Inneren (2011)

 

Die Abbildung 3 veranschaulicht die Verschiebungen innerhalb der Altersstruktur in Deutschland. Orientiert am Jahr 2010 lässt sich feststellen, dass im Vergleich zu den Vorjahren ab 1871 eine deutliche Abnahme der Altersgruppen von null bis sechs Jahren, von sechs bis 15 Jahren und von...

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