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Überzogener und überhitzter Wettbewerb in der Wissenschaft - Wissenschaftsförderung und ihre Irrwege
ISBN | 978-3-946017-54-7 |
Der vorliegende Band analysiert die Schwächen der Forschungsfinanzierung an den Universitäten in Deutschland. Insbesondere die Überhitzung der Drittmittelförderung wird untersucht und kritisiert. In einem Hochschulsystem, dessen Grundausstattung für seine Forschungsaufgaben bei 40% der erforderlichen Finanzen gehalten wird, damit sich die Wissenschaftler:innen die restlichen 60% als Drittmittel einwerben (müssen), herrscht ständiges Projekte entwickeln und Anträge schreiben, von denen nur unter 30% eine Chance haben, gefördert zu werden. Also müssen immer neue Projekte entwickelt und Anträge geschrieben werden. Insgesamt bleiben ca. 22% der Arbeitszeit für die eigentliche Forschung übrig. Wettbewerb wird zum Schlüssel für alles erklärt und bildet auch die Grundlage für die leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM). Spätestens seit dem Versuch, (Markt-)Modelle aus der Ökonomie auf die Wissenschaft zu übertragen, hat sich eine lebhafte Kontroverse über die Übertragbarkeit solcher Modelle entwickelt. Die einen sprechen von Förderung, die anderen von Nicht-Übertragbarkeit auf einen non-profit-sector und im Gegenteil: von Behinderung. Besondere Schärfe nahm die Auseinandersetzung an, als die „Exzellenz-Initiative“ das ursprünglich als Einheit gedachte Universitätssystem weiter ausdifferenzieren und in Exzellenz-Stufen hierarchisieren wollte. 1-3 Universitäten sollten weltweit sichtbarer, ja sogar zu führenden Universitäten entwickelt werden. Der Plan wird der Politik zugeschrieben, dem damaligen Bundeskanzler Schröder und der damaligen Bundesforschungsministerin Bulmahn. In den Evaluationsergebnissen (dem Imboden-Bericht) wurden die Ziele deutlich relativiert. Die Ideen von der Exklusivität (nur) einzelner Universitäten statt besserer Qualitätsentwicklung für alle sind jedoch immer noch präsent. Der vorliegende Band prüft aus unterschiedlichen Perspektiven, welche Auswirkungen Wettbewerb in seiner gegenwärtigen Form für die Wissenschaft hat und haben kann. Wir beobachten, dass Ungleichheit nicht nur festgestellt wird, sondern daraus – insbesondere von der Hochschul- und Finanzpolitik – gegensätzliche Schlussfolgerungen gezogen werden. Statt Schwächen – als Differenz zu Qualitätsstandards – zum Anlass für finanzielle und konzeptionelle Investitionen zu nehmen, um Differenz zu vermindern, werden sie zur Begründung der Fortschreibung von Leistungsdifferenzen benutzt. Statt ausreichender Finanzierung für alle wird ein Köder für wenige angeboten. Oder anders ausgedrückt: Das Ganze dient auch noch zur (Schein-)Rechtfertigung der Unterfinanzierung der Hochschulen, indem nur die Besten besser ausgestattet werden und der Abstand erhöht wird, statt ihn durch Investition zu reduzieren. Die Erzeugung bzw. Erhöhung von Differenz ist ein typisches Muster ökonomischer Auffassung von Wettbewerb. In gesellschaftlichem Interesse wäre stattdessen nahe Vergleichbarkeit bei der Bildung und Ausbildung der nächsten Generation. Die freie Verfügbarkeit der E-Book-Ausgabe dieser Publikation wurde ermöglicht durch den Fachinformationsdienst Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und ein Netzwerk von 64 wissenschaftlichen Bibliotheken zur Förderung von Open Access in der Erziehungswissenschaft, Bildungsforschung und Fachdidaktik.
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UniversitätsVerlagWebler | 10.09.2024 - 13:08 | 6 | |
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