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Achsen der Ungleichheit

Zum Verhältnis von Klasse, Geschlecht und Ethnizität

VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl291 Seiten
ISBN9783593414423
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR

Gesellschaftliche Ungleichheit wurde lange Zeit vor allem anhand von »Klasse« thematisiert. Inzwischen hat sich der Fokus um andere Konfliktlinien erweitert. In diesem Band werden die unterschiedlichen Relationen von Ungleichheit in den Dimensionen von Klasse, Geschlecht und Ethnizität bestimmt und in einen gesellschaftstheoretischen Horizont gestellt. Mit Beiträgen von Brigitte Aulenbacher, Regina Becker-Schmidt, Mechthild Bereswill, Hans- Jürgen Bieling, Wolfgang Gabbert, Christoph Görg, Sabine Hark, Lars Kohlmorgen, Helga Krüger, Sybille Küster, Helma Lutz, Shalini Randeria, Markus Schroer und Thomas Schwinn.

Die Herausgeber 
Cornelia Klinger ist ständiges wissenschaftliches Mitglied am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. 

Gudrun-Axeli Knapp ist Professorin für Soziologie an der Universität Hannover. Birgit Sauer Birgit Sauer ist Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Wien.


Schlagwort-Katalog

Differenz
Geschlecht
Geschlechterforschung
gesellschaftliche Ungleichheit
Gesellschaftstheorie
Sozialstruktur
Ungleichheitsforschung

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Leseprobe
Die paradoxe Gleichzeitigkeit von Prozessen sozialer Entbettung und neuen Formen der Raum-Zeit-Verdichtung ist in vielen Zeitdiagnosen registriert worden. Damit verändern sich nicht nur die gesellschaftlichen Konstellationen, in denen unterschiedliche Formen der Ungleichheit hervorgebracht und fortgeschrieben werden, sondern auch die Vergleichshorizonte ihrer Wahrnehmung, Politisierung und Regulierung. Vor allem die nationalstaatlich verengte Axiomatik der Ungleichheitsdiskussion wurde in diesem Zusammenhang wieder zu einem heiß diskutierten Thema. Zwar war der Begriff des 'methodologischen Nationalismus' schon 1974 von Herminio Martins (Martins 1974) geprägt worden, aber seine schnelle Verbreitung in der jüngeren Diskussion deutet darauf hin, dass wir es in der Tat mit der Öffnung von Horizonten und der gleichzeitigen Erosion der Stützpfeiler eines wirksamen Wahrnehmungsdispositivs aus den Gründerjahren der Sozialwissenschaften zu tun haben. Die intensivierte Reflexion auf die Sichtschatten, die mit unseren Begriffen und Theorien einhergehen, ist nicht nur Indikator innerwissenschaftlicher Lern- und Abarbeitungsprozesse, sondern auch Reflex einer Erschütterung überkommener Gewissheiten durch Veränderungen gesellschaftlicher Wirklichkeit. Die Drift zwischen gesellschaftlichen Umbruchsprozessen und den Analysemitteln, mit denen wir diese zu begreifen suchen, wird in allen Fächern, in fast allen Theorietraditionen und mit Blick auf viele Gegenstandsbereiche registriert, insbesondere aber in der auf Gesellschaftsanalyse spezialisierten Disziplin der Soziologie und deren Kernbereich, der Ungleichheitstheorie und -forschung.
Für uns ist die Erschütterung von Gewissheiten, so verunsichernd und gelegentlich auch schmerzhaft sie sein mag, nicht nur eine unumgehbare und ernste Herausforderung. Wir sehen in ihr auch eine Situation, in der sich ein Interesse, eine Lust am offenen Austausch wiedergewinnen lässt, die in Zeiten theoretischer Schließungen und unter dem zunehmenden Konkurrenz- und Zeitdruck im Wissenschaftsfeld systematisch entmutigt werden. Unter dem Eindruck der auf globalem Maßstab explodierenden gesellschaftlichen Probleme mehren sich in den drei Wissenschaftsbereichen, in denen unser Thema hauptsächlich verhandelt wird - das heißt in der Gesellschaftstheorie, in der Ungleichheitssoziologie und in jenen Forschungsrichtungen, die sich jeweils auf eine der Kategorien Klasse, 'Rasse'/Ethnizität und Geschlecht konzentrieren - die Anzeichen dafür, dass die mit einem Übermaß an Spezialisierung verbundenen Einbußen an Analysefähigkeit selbstkritisch reflektiert werden. Drei Aspekte werden dabei im Rückblick auf die Diskussionen der vergangenen Jahre hervorgehoben: Zum einen gelte es, neben dem Wandel in den Erscheinungs- und Wahrnehmungsformen sozialer Ungleichheit auch strukturelle Kontinuitäten wieder stärker in den Blick zu rücken. Zweitens gehe es um die systematische theoretische Integration unterschiedlicher Strukturgeber von Ungleichheit. Last but not least gehe es darum, Ungleichheit gesellschaftstheoretisch einzubetten. Dazu ist es nötig, die Arbeitsteilung zwischen Gesellschaftstheorie und Ungleichheitstheorie zu überwinden.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Einführung8
Achsen der Ungleichheit – Achsen der Differenz: Verhältnisbestimmungen von Klasse, Geschlecht, » Rasse « / Ethnizität120
1. Ungleichheitssoziologie23
2. Gesellschaftstheoretische Reflexion26
3. Achsen der Ungleichheit33
Literatur38
Vom fordistischen Wohlfahrts- zum neoliberalen Wettbewerbsstaat: Bewegungen im gesellschaftlichen Gefüge und in den Verhältnissen von Klasse, Geschlecht und Ethnie43
1. Vom fordistischen Wohlfahrts- zum neoliberalen Wettbewerbsstaat44
2. Wege der Gesellschaftsanalyse48
3. Anmerkungen zur soziologischen Zeitdiagnostik52
Literatur53
»Class«, »gender«, »ethnicity«, »race«: Logiken der Differenzsetzung, Verschränkungen von Ungleichheitslagen und gesellschaftliche Strukturierung57
1. »Intersektionalität« als Forschungsproblem57
2. Gesellschaftliche Gliederung durch »Intersektionalität« und » Distinktion «59
3. »Klasse/Geschlecht« – »Geschlecht/Klasse«: zwei Achsen sozialer Ungleichheit und ihre Verschränkung73
4. Schlussbemerkung81
Literatur82
Undurchsichtige Verhältnisse: Marginalisierung und Geschlecht im Kontext der Männlichkeitsforschung85
Hegemoniale Männlichkeit88
Marginalisierte Männlichkeit90
Kumulative Marginalisierung, biographische Diskontinuität und Geschlecht92
Spannungsreiche Verhältnisse94
eindeutige Uneindeutigkeiten94
Literatur97
Die neue politische Ökonomie sozialer Ungleichheit101
1. Einleitung101
2. Umbrüche im (globalen) Kapitalismus102
3. Analytisch-konzeptuelle Überlegungen107
4. Reorganisation der Sozialbeziehungen111
Literatur114
Vom (internen) Kolonialismus zum Multikulturalismus – Kultur, Ethnizität und soziale Ungleichheit117
1. Einführung117
2. Rasse, Klasse, Nation – zur historischen Entwicklung von Kategorien der Differenz und Integration118
3.1 Aspekte sozialer Ungleichheit123
4. Fazit128
Literatur129
Räume der Ungleichheit: Die Rolle gesellschaftlicher Naturverhältnisse in der Produktion globaler Ungleichheiten am Beispiel des Millennium Ecosystem Assessments132
1. Ungleichheit und Natur133
2. Wechselwirkungen und Skalenprobleme137
3. Konflikt, Macht und Herrschaft in der Gestaltung der Naturverhältnisse140
4. Naturverhältnisse in globaler Perspektive143
5. Herrschaft, soziale Ungleichheit und Natur147
Literatur149
»Überflüssig«: Negative Klassifikationen – Elemente symbolischer Delegitimierung im soziologischen Diskurs?152
Literatur162
Klasse, Geschlecht, Regulation – Ein integraler Ansatz der Sozialstrukturanalyse164
1. Einleitung164
2. Klasse und Geschlecht166
3. Regulationstheorie169
4. Habitus und Regulation172
5. Fazit: Vorteile einer regulationstheoretischen Analyse und offene Fragen174
Literatur176
Geschlechterungleichheit verstimmt: Institutionalisierte Ungleichheit in den Verhältnissen gesellschaftlicher Reproduktion179
1. Unsichtbar und wirksam179
2. Doing …: Die drei Ebenen gesellschaftlicher Strukturierung von Geschlechterungleichheit181
3. Das Sein verstimmt das Bewusstsein oder: die Institutionalisierung der Reproduktionsverhältnisse als Lebensbereiche sui generis184
4. Ungleichheit und strukturelle Chancen des Wandels188
5. Ausblick189
Literatur190
Staatsangehörigkeit in Deutschland: Historische Aspekte der Nationalisierung und Ethnisierung von » Fremdheit «194
Einleitung194
Entwicklungsschritte der Regelung von Staatsangehörigkeit195
Entstehungshintergrund der Staatsangehörigkeit198
Formen der Grenzziehung202
Faktoren der Divergenz und Ent-Homogenisierung207
Schluss208
Literatur209
»Die 24-Stunden-Polin« – Eine intersektionelle Analyse transnationaler Dienstleistungen1211
1. Transnationale Dienstleistungen im Haushalt213
2. Um- und Neuverteilung sozialer Ungleichheit218
3. Intersektionalität221
4. Doing Gender und Doing Ethnicity auf der Ebene der Akteure und der Repräsentation224
5. Die Institutionelle Ebene: Verknüpfungen von Wohlfahrts-, Geschlechter- und Migrationsregimen227
6. Fazit231
Literatur231
Staatliche Interventionen, Bevölkerungskontrolle und Gender: Indien und China im Vergleich1236
Literatur256
Defizitäre Reziprozität: Der Raum der Überflüssigen und ihr Kampf um Aufmerksamkeit258
1. Einleitung258
2. Inklusion/Exklusion260
3. Räumliche Exklusion262
4. Aufmerksamkeit als knappe Ressource263
5. »Aufmerksamkeitskonflikte«265
6. Entzug von Aufmerksamkeit als Exklusionsfaktor267
Literatur269
Komplexe Ungleichheitsverhältnisse: Klasse, Ethnie und Geschlecht272
1. Achsen der Ungleichheit und institutionelle Strukturen273
2. Konfliktfähigkeit und Deutungsmuster276
3. Konstellationsanalysen und soziologische Ungleichheitstheorie279
Literatur285
Autorinnen und Autoren288
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