1939
1939, Januar
ADOLF HITLER entlässt seinen Adjutanten Friedrich Wiedemann mit den Worten: „Ich kann Leute in hoher Stellung und in meiner nächsten Umgebung nicht gebrauchen, die mit meiner Politik nichts zu tun haben wollen.“ (Aussage Wiedemanns im Vorfeld der Nürnberger-Prozesse)
William Patrick Hitler verlässt heimlich Deutschland. Weder sein Vater Alois noch ADOLF HITLER wissen vom Verschwinden Williams.
Karl Brandt, Arzt, teilt Hans Hefelmann, – Bearbeiter von Gnadengesuche an Hitler, darunter auch Fälle von – Sterbehilfe – mit, ADOLF HITLER habe ihn angewiesen, einen Ausschuss zu bilden, der die Tötung geisteskranker Kinder vorbereiten und leiten sollte. Aus Gründen der Geheimhaltung sollte der „Reichsausschuss zu wissenschaftlicher Erfassung erb- und anlagebedingter Leiden“ als Deckmantel dienen. Der genaue Zeitpunkt von Hitlers Auftrag konnte bislang nicht ermittelt werden.
1939, 1. Januar
ADOLF HITLER erlässt aus Berchtesgaden seinen Aufruf zum Jahreswechsel an die Parteigenossen „in ergriffener Dankbarkeit gegenüber dem gnädigen Wirken der Vorsehung“.
Hitlers Erlass aus Berchtesgaden an die Wehrmacht ist kurz und hat folgenden Wortlaut: „Soldaten! Im Jahre 1938 ging der Traum von Jahrhunderten in Erfüllung. Großdeutschland ist entstanden. Ihr habt hierbei entscheidend mitgewirkt. Ich danke euch für eure treue Pflichterfüllung. Ich bin gewiss, dass ihr auch in Zukunft stets bereit sein werdet, die Lebensrechte der Nation gegen jedermann zu schützen. Adolf Hitler.“
Zwischen ADOLF HITLER und Benito Mussolini findet ein telegrafischer Neujahrsgrußwechsel statt.
Gerdy Troost stellt Professor Leonard Gall ihren gesamten Mitarbeiterstab für die Durchführung seiner Baupläne zur Verfügung. Gerdy Troost arbeitet weiter als Raumgestalterin und kreiert kunstgewerbliche Arbeiten, nach Kriegsbeginn spezialisiert sie sich auf die Anfertigung von Ritterkreuzurkunden und die dazugehörigen Ritterkreuzkassetten.
1939, 2. Januar
ADOLF HITLER ernennt Maiwald zum Reichskommissar für die 1942 in Rom stattfindende Weltausstellung, die jedoch nie realisiert wurde.
Hjalmar Schacht sucht ADOLF HITLER auf dem Berghof auf und berichtet ihm über seine Gespräche mit hochrangigen Vertretern jüdischer Organisationen betreffs Finanzierung der Auswanderung von Juden aus Deutschland, die er in London führte. Die Gespräche mit Hitler bleiben ohne Ergebnis.
1939, 3. Januar
Das deutsche Wirtschaftsministerium ordnet an, Juden zu Prüfungen der Industrie- und Handelskammer nicht mehr zuzulassen.
In Berlin beginnt der Prozess gegen den linkssozialistischen Politiker und Schriftsteller Ernst Niekisch, 1931 Verfasser der Schrift „Hitler, ein deutsches Verhängnis“.
1939, 5. Januar
Auf dem Obersalzberg trifft der polnische Außenminister Jozef Beck zu einer Aussprache mit ADOLF HITLER in Gegenwart von Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop zusammen. Das Hauptthema: der Anschluss Danzig und der Korridor. Die Verhandlungen über Hitlers Vorschläge stocken. Hitler erklärt: „Danzig sei deutsch, werde stets deutsch bleiben und früher oder später zu Deutschland kommen.“ Beck erklärt, er wolle „das Problem gern einmal in Ruhe überlegen“.
Alle politischen Organisationen der Juden, auch die Zionistische Vereinigung und der Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, werden durch Heinrich Himmler aufgelöst.
Durch Anordnung ergeht ein Verbot an alle „Rechtswahrer“, Juden in Rechtssachen Beistand zu leisten.
1939, 6. Januar
Joachim von Ribbentrop und der polnische Außenminister Jozef Beck setzen die politischen Verhandlungen in München über den – von Polen abgelehnten – Wiederanschluss Danzigs an das Reich fort. ADOLF HITLER gratuliert Heinrich Himmler, der sein zehnjähriges Dienstjubiläum als Reichsführer SS feiert, bei einem Empfang auf dem Obersalzberg.
1939, 7. Januar
Zusammen mit einigen Direktoren der Reichsbank reicht Hjalmar Schacht ein Memorandum über die finanzielle Überbeanspruchung durch die Rüstung an die Reichskanzlei ein. Sie warnen vor einer Inflation. Die MeFo Wechsel für insgesamt 12 Mrd. RM konnten nicht bezahlt werden. ADOLF HITLER beschließt, sich dieser „Störer“ zu entledigen.
1939, 9. Januar
ADOLF HITLER befindet sich wieder in Berlin. Der Bauarbeiter Max Hoffmann übergibt am Vormittag ADOLF HITLER die Schlüssel der Neuen Reichskanzlei. Anschließend hält er eine seiner „Geheimreden“ und verbreitet sich ausführlich über die innen-, wirtschafts- und außenpolitische Situation Deutschlands. In einer prunkvollen Feier wird die monumentale Neue Reichskanzlei an der Vossstraße und die Reichskanzlerwohnung im Reichskanzler-Palais an der Wilhelmstraße in Berlin eingeweiht. Die Pressemeldung des DNB, dass der gewaltige Bau mit seinen riesigen Hallen und Fluren sowie 420 Zimmern des Architekten Albert Speer in nur neun Monaten erstellt wurden, ist eine Legende und diente vor allem der NS-Propaganda. Die Einweihungsfeier, zu der 8.000 Bauarbeiter beordnet sind, soll im Ehrenhof stattfinden, wird aber wegen des schlechten Wetters in den Sportpalast verlegt, Hitler hält auch dort eine Rede, dabei unterstreicht er die Bescheidenheit als Privatmann. Zur Leistung Albert Speers sagt er: „Ich bin selbst von dem Geschäft, und weiß, was das heißt. Das war noch nie da. Das ist eine einmalige Leistung.“
1939, 10. Januar
Wegen Hochverrat und Fortführung einer verbotenen Partei erhält Ernst Niekisch lebenslänglich Zuchthaus.
1939, 12. Januar
Zum Neujahrsempfang in der Neuen Reichskanzlei beim Führer erscheinen nacheinander die Spitzen der Wehrmacht, Heinrich Himmler als Chef der Polizei und Berlins Oberbürgermeister Julius Lippert. Nuntius Cesare Orsenigo würdigt für das Diplomatische Korps den Friedensvertrag von München im vergangenen September. Dies beantwortet ADOLF HITLER mit der Hoffnung, dass Europa der Frieden erhalten bleibt. Am Nachmittag macht Hitler einen Besuch bei Hermann Göring, um ihm zu seinem 46. Geburtstag zu gratulieren. Dem gleichaltrigen Alfred Rosenberg sendet er nur ein Glückwunschtelegramm.
ADOLF HITLER wohnt einer Aufführung der Operette „Die lustige Witwe“ im Opernhaus in Berlin-Charlottenburg bei, die der Komponist Franz Lehàr persönlich dirigiert.
1939, 13. Januar
In Berlin eröffnet Reichsportführer Hans von Tschammer und Osten die erste Tagung des Nationalsozialistischen Reichbundes für Leibesübungen.
Rudolf Heß leitet in Berlin eine Tagung der NSDAP-Führerschaft, auf dem Fritz Todt über Aufgaben des Straßen- und Festungsbauwesens und Reinhard Heiderich über die Sicherheitspolizei referieren.
1939, 14. Januar
Sämtliche NSDAP Reichs- und Gauleiter und ihre Stellvertreter sind zu einer Führertagung nach Berlin berufen worden. Nach dem gemeinsamen Mittagessen führt ADOLF HITLER sie persönlich durch die neuen Räume der Reichskanzlei und hält anschließend eine längere Rede.
Das Reichspropagandaministerium teilt der Presse mit, Adolf Hitler sei zukünftig nicht mehr als Reichskanzler, sondern nur noch als „Führer“ zu betiteln.
1939, 15. Januar
Alfred Rosenberg hält in Detmold zur Erinnerung an die Lipper Tage (Wahlen Januar 1933) in seiner Rede fest: Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler sei der „größte weltbedeutende Schlag, den das Judentum in seiner Geschichte bisher erlitten hat“.
1939, 16. Januar
Zu politischen Verhandlungen kommt Ungarns neuer Außenminister Stephan Graf Csaky nach Berlin. ADOLF HITLER spricht in der Neuen Reichskanzlei mit dem ungarischen Gast. Graf Csaky ist der erste ausländische Staatsmann, der die Ehre hat, in der neuen Reichskanzlei in Sonderaudienz empfangen zu werden.
1939, 17. Januar
Die „Achte Anordnung zum Reichsbürgergesetz“ schließt die Juden endgültig aus den Berufsgruppen der Zahn- und Tierärzte sowie der Apotheker aus.
1939, 18. Januar
Heinz Rühmann wird von Joseph Goebbels nach seiner Scheidung wieder in die Reichskulturkammer aufgenommen.
ADOLF HITLER empfängt in der Reichskanzlei die Leutnants des Offiziersjahrgangs 1938 von Heer, Marine und Luftwaffe. Er spricht in Anwesenheit ihrer drei Oberbefehlshaber zu ihnen über die Aufgaben und Pflichten eines Offiziers in der Großdeutschen Wehrmacht. Auch sie mussten die Neue Reichskanzlei bewundern.
1939, 19. Januar
Das SA-Sportabzeichen erhält durch einen Führererlass den Charakter eines „SA-Wehrabzeichens“ im Dienste der vor- und nachmilitärischen Wehrerziehung.
1939, 20. Januar
ADOLF HITLER empfängt Hjalmar Schacht in der Reichskanzlei und überreicht ihm die Abberufungsurkunde als Präsident des Reichsbankdirektoriums. Schacht behält das Amt eines Reichsministers ohne...