DAS INVESTMENT-RANKING NACH PETER LYNCH
Wer Peter Lynch nur mit Aktien in Verbindung bringt, tut ihm unrecht. Der ehemalige Fondsmanager hat ein Ranking der Investments erstellt, die sich sehr gut und (in absteigender Reihenfolge) weniger gut für Anleger eignen. Dieses Ranking stellen wir Ihnen im Folgenden vor.
NR. 1: WOHNEIGENTUM
»In den meisten Fällen ist der Erwerb eines Hauses oder einer Eigentumswohnung der Kauf mit dem höchsten Gewinn, den Leute jemals machen. Ein Haus hat zwei große Vorteile gegenüber anderen Anlageformen. Sie können darin wohnen, während Sie auf den Wertzuwachs warten, und Sie kaufen es mit geborgtem Geld.«56
Auch wenn Peter Lynch als erfolgreicher Manager eines Aktienfonds Berühmtheit erlangt hat, ist für ihn das beste Investment nicht der Kauf von Aktien oder Fondsanteilen. Er empfiehlt: »Bevor Sie also damit anfangen, in Aktien zu investieren, sollten Sie den Kauf eines Hauses in Betracht ziehen, denn schließlich handelt es sich dabei um dasjenige Investment, bei dem fast jeder erfolgreich ist.«57
Praxistipp: Erst in die eigenen vier Wände und dann in Aktien investieren.
Hier möchten wir den erfolgreichsten Fondsmanager zitieren: »Neben einem eigenen Haus sind Aktien vermutlich die beste Anlage, die Sie jemals tätigen werden.«58
NR. 2: AKTIEN
»Das große Gesamtbild verdeutlicht uns, dass Aktien ihren Besitzern während der letzten 70 Jahre einen Gewinn von 11 Prozent pro Jahr eingebracht haben, wohin es bei T-Bills, T-Bonds [Anm. d. Red.: US-Staatsanleihen mit kurz- bzw. langfristiger Laufzeit] und Sparbriefen weniger als die Hälfte dessen war.«59
Peter Lynch betont immer wieder, dass die Investition in Aktien die mit Abstand lukrativste Anlageform an der Börse ist: »Aktien sind risikoreicher als Anleihen, bieten aber die Aussicht auf wesentlich höhere Gewinne.«60
Praxistipp: Investieren Sie Ihr freies Kapital in Aktien.
Langfristig gesehen ist die Investition in Aktien die mit großem Abstand beste Form der Geldanlage. Daher empfiehlt Lynch jedem Investor, »den Aktienanteil innerhalb Ihres Portfolios bis an Ihre Toleranzgrenze zu erhöhen«.61 In einem seiner Börsenratgeber fordert er seine Leser eindringlich auf: »Kaufen Sie Aktien! Wenn dies die einzige Lektion ist, die Sie aus diesem Buch erlernen, dann hat sich die Mühe des Schreibens bereits gelohnt.«62
NR. 3: FONDS
»Heute muss man sich den Kopf zerbrechen, für welchen Fonds man sich entscheidet. […] Es gibt inzwischen Länderfonds und Regionalfonds, Hedgefonds und Substanzwertefonds, Wachstumsfonds, einfache Fonds und Mischfonds, Contrary Fonds, Indexfonds und sogar Fonds von Fonds.«63
Obwohl Peter Lynch als Fondsmanager Kultstatus erlangt hat, ist für ihn das individuelle Investieren in einzelne Aktienwerte, also das Stockpicking, die erste Wahl. Warum das so ist, erläutert er in folgender Aussage: »Es gelingt den Fondsmanagern aber oft nicht einmal, mit dem Aktiendurchschnittskurs Schritt zu halten. In manchen Jahren erwirtschaften mehr als die Hälfte aller Fonds ein schlechteres Ergebnis als der Aktiendurchschnitt. Eine der Ursachen für dieses Nichterreichen des Durchschnitts liegt in der Belastung der Anleger mit den Unkosten und Gebühren.«64
Bevor Sie sich für einen Fonds entscheiden, schauen Sie sich die Entwicklung des Fonds in den vergangenen drei, fünf und zehn Jahren genau an, oder, wie Lynch es ausdrückt: »Konzentrieren Sie sich […] auf solche Fonds, die eine solide Performance aufweisen können, und bleiben Sie dabei.«65
Für Lynch kommt dabei nur das Investment in Aktienfonds infrage. Andere Fondstypen lehnt er kategorisch ab: »Wenn Sie langfristig investieren wollen, […] sollten Sie alle Anleihenfonds und gemischte Fonds meiden und sich nur auf Aktienfonds konzentrieren.«66
Insbesondere empfiehlt er das Investment in Indexfonds (auch ETFs genannt). Hier entfallen die zum Teil hohen Managementgebühren. »Hierbei [gemeint sind Indexfonds] gibt es keine Probleme, es sind keine Fachleute zu bezahlen, praktisch keine Managementgebühren, keine Aufschläge beim Kauf oder Verkauf verschiedener Aktien und es müssen keine Entscheidungen getroffen werden.«67
Ein weiterer Vorteil, der für die Investition in Indexfonds spricht, ist deren gute Performance. »Innerhalb des letzten Jahrzehnts haben die Indexfonds die verwalteten Fonds stets übertroffen, und das mit einem großen Vorsprung.«68
An anderer Stelle rät Lynch, bei der Investition in Fonds eine Diversifizierungsstrategie zu verfolgen und das Geld in mehrere Aktienfonds anzulegen: »Sie sollten Ihr Geld am besten unter drei oder vier Aktienfondstypen (Wachstum, Substanzwerte, Kleinunternehmen usw.) aufteilen, sodass Sie immer einen Teil des Geldes im profitabelsten Marktsektor investiert haben. Wenn Sie Ihr Portfolio aufstocken, dann investieren Sie es in den Sektor, der dem Markt seit einigen Jahren hinterherhinkt.«69
Mehrfach betont Lynch, dass er kein Freund des Fondshopping ist, des ständigen Wechsels zwischen Fonds. »Es lohnt sich nicht, zwischen verschiedenen Fonds hin- und herzuhüpfen. […] Man ist viel besser dran, wenn man einen Fonds mit sehr guten Ergebnissen in der Vergangenheit auswählt und dabeibleibt.«70 »Es ist besser, an einem beständigen und kontinuierlichen Fonds festzuhalten, als in Fonds ein- und auszusteigen und zu versuchen, jeweils auf dem neuesten Trend mitzureiten.«71
Praxistipp: Setzen Sie auf Aktienfonds mit guter Performance.
Peter Lynch verweist in seinen Büchern auf amerikanische Fachzeitschriften, in denen Sie umfangreiche Informationen über Fonds finden. »In den Wochenzeitungen Barron’s und Forbes kann man nachlesen, welche Fonds über viele Jahre hinweg an der Spitze lagen.«72 »Eine hervorragende Informationsquelle [zur Auswahl des richtigen Fonds] ist die Honor Roll in der Forbes, die das Magazin jeweils im September publiziert.«73 Darüber hinaus verweist Lynch auch auf das sogenannte Lipper-Rating, mit dem Sie den optimalen Fonds nach unterschiedlichen Kriterien (z. B. Gesamtertrag, Kapitalertrag, Steuervorteil) recherchieren können. Das Lipper-Rating finden Sie im Internet unter www.lipperleaders.com.74
Als Anleger aus dem deutschsprachigen Raum werden Sie sich jetzt vermutlich fragen, ob es entsprechende Informationen auch in deutscher Sprache gibt, die zudem die hiesigen Verhältnisse berücksichtigen. Eine sehr gut gemachte und informative Internetquelle für Fondsbewertungen in deutscher Sprache finden Sie auf der Seite: www.morningstar.de.
Auf dieser Seite finden Sie die wichtigsten Fakten über den ausgewählten Fonds (Kosten, Fondsmanagement, Anlageschwerpunkt, Rendite über mehrere Zeiträume, die wichtigsten Fondspositionen, eine aktuelle Fonds-Note etc.).
Außerdem finden Sie dort jeweils einen Querverweis auf ähnliche Fonds (Fondskategorie), sodass Sie vergleichen können, wo der ausgewählte Fonds im Ranking steht und welche Fonds ganz oben und unten notieren.
Informationen über die Performance von Fonds finden Sie auch in der deutschen Wirtschaftspresse, wie zum Beispiel dem Handelsblatt, der WirtschaftsWoche und der FAZ. Auch die von der Stiftung Warentest herausgegebene Zeitschrift Finanztest bietet regelmäßig umfangreiche Informationen über Fonds.
NR. 4: FESTVERZINSTE SCHULDTITEL (ANLEIHEN, GELDMARKTFONDS UND SCHATZBRIEFE)
»Historisch gesehen ist die Aktienanlage ohne jeden Zweifel profitabler als der Kauf von Anleihen.«75
»Früher oder später wird sich ein Aktienportfolio oder ein Aktienfonds als sehr viel lohnenswerter erweisen als ein Anleihenportfolio, als Sparbriefe oder Geldmarktfonds.«76
»Trotz der Marktzusammenbrüche, Krisen, Kriege und Rezessionen, verschiedener Regierungsperioden und zahlreicher Veränderungen der Rocklängen lag man mit Aktien in der Regel fünfzehnmal besser als mit Industrieanleihen und fast vierzigmal besser als mit Schatzanweisungen.«77
Für Peter Lynch stellt die Investition in Anleihen, Renten- und Geldmarktfonds sowie Schatzbriefe zumindest langfristig gesehen keine wirkliche Alternative zur direkten Investition in Aktien (Stockpicking) dar. Er begründet dies damit, dass mit Anleihen nur ein Bruchteil der Rendite möglich ist, die Aktien erzielen. »Mit Anleihen werden Sie Ihr Geld niemals verzehnfachen, es sei denn, Sie würden waghalsige Spekulationen mit solchen Anleihen eingehen, deren Rückzahlung fraglich ist.«78
Ein weiterer Grund für die höhere Profitabilität von Aktien liegt darin, dass Sie als Aktionär am Wachstum eines Unternehmens beteiligt sind und bei Anleihen nur von einer festen Verzinsung profitieren. Lynch formuliert diesen Zusammenhang wie folgt: »Bei Aktien profitiert man vom Wachstum des Unternehmens. Man ist...