Diplomarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Geowissenschaften / Geographie - Sonstiges, Note: 1,3, Technische Universität München (Geographisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: 'Angst-Räume' - Orte im öffentlichen Raum, an denen Frauen Angst haben, Opfer einer Gewalttat zu werden - sind ein klassisches Thema bei Diskussionen über geschlechtsspezifische Raumnutzung in der Geographie und Stadtplanung. In bisherigen Studien zu diesem Thema wird 'Geschlecht' weitgehend als unabhängige, erklärende Variable betrachtet, wird somit die Angst von Frauen im öffentlichen Raum geradezu als natürlich zur Wesenheit der Frau gehörend anerkannt und wird diese Angstzuschreibung immer wieder reproduziert und rezementiert. Dahinter stehende soziale Verhältnisse, die sich in Angst-Räumen lediglich baulich-räumlich manifestieren, bleiben meist unangetastet. Die vorliegende Arbeit fragt nach möglicherweise gesellschaftlich verankerten Ursachen dieser spezifischen Angst und versucht Wege daraus aufzuzeigen. Die soziale Trennlinie für Angst-Räume wird (auch) entlang der Geschlechtszugehörigkeit gesetzt. Diese Ungleichheitskategorie soll deshalb im Vordergrund stehen und der Zusammenhang zwischen Angst im öffentlichen Raum und Geschlecht identifiziert werden. So steht die Konstruktion der Geschlechterdifferenz selbst im Zentrum der Analyse. Diese Vorgehensweise verlangt die Auseinandersetzung mit feministischer Theorie (Gleichheit oder Differenz der Geschlechter) und den Bezug auf theoretische Ansätze, die zur Dekonstruktion selbstverständlicher Zuschreibungen verwendet werden können (Konstruktivismus, Diskurstheorie). Den theoretischen Überlegungen zu Raum und Geschlecht aus dekonstruktivistischer Perspektive folgen Auszüge aus Interviews mit Frauen, die als Joggerinnen die Münchner Isarauen - bei Dämmerung und Dunkelheit ein sog. 'Angst-Raum' - nutzen. Die Erhebung erfolgte unter Rückgriff sowohl auf Leitfaden gestützte, themenzentrierte, qualitative Einzelinterviews als auch auf das Instrument der Gruppendiskussion. Die Untersuchung zeigt, dass der Geschlechterdiskurs und der Angst-Raum-Diskurs miteinander verwoben sind. Ungleichheit, Hierarchie, Macht und Gewalt werden an raum-zeitlichen Angst-Raum-Situationen festgemacht und in ihnen reproduziert. Es wird deutlich, wie mächtig sowohl der Angst-Diskurs als auch die geschlechtsspezifischen Zuordnungen sind, und mit welchen Strategien die Frauen versuchen, sich davon zu befreien. Trotz dieser individuellen Aufbrüche muss das Geschlechtersystem als in sich stabil und die Angst im öffentlichen Raum als ein Stabilitätsfaktor dieses Systems erkannt werden.
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