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Arbeitsmigration in der stationären Altenpflege in Deutschland im Kontext der Anerkennung von ausländischen Berufsqualifikationen

Labor migration in inpatient nursing care for the elderly in Germany in the context of recognition of foreign qualifications

AutorTibor Pintér
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl116 Seiten
ISBN9783656319863
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Jura - Zivilrecht / Handelsrecht, Gesellschaftsrecht, Kartellrecht, Wirtschaftsrecht, Note: 1,4, Technische Hochschule Wildau, ehem. Technische Fachhochschule Wildau, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Gegenstand dieser Arbeit ist der Fachkräftemangel in der stationären Altenpflege. Die Arbeitsmigration von ausländischen Fachkräften wird als Maßnahme zur Bekämpfung des Fachkräftemangels vorgestellt. Zunächst werden die Herausforderungen, vor denen die Altenpflege in Deutschland steht, beschrieben. Dabei wird auf den demografischen Wandel sowie die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen eingegangen. Anschließend werden grundlegende Begrifflichkeiten im Kontext der Pflege und der Altenpflege definiert und thematisch eingeordnet. Nachdem diese Grundlagen geschaffen sind, werden die Arbeitsmigration sowie deren rechtliche Rahmenbedingungen vorgestellt und in Bezug zur Altenpflege in Deutschland gebracht. Des Weiteren wird aufgezeigt, wie die Anwerbung ausländischer Fachkräfte in der Praxis erfolgen könnte und welche Besonderheiten dabei zu beachten sind.

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Leseprobe

2.Herausforderungen


 

2.1. Einleitung


 

ln diesem Kapitel soll verdeutlicht werden, vor welchen Herausforderungen, vor allem personeller Art, die Altenpflege aktuell steht und zukünftig stehen wird. Im Kontext der Demografie hat der demografische Wandel einen direkten Einfluss auf die Altenpflege. Auf der einen Seite wird der Pflegebedarf in den kommenden Jahren steigen und Erkrankungen wie die Demenz werden weiter an Bedeutung zunehmen. Auf der anderen Seite wird eine Verknappung gut ausgebildeter Fachkräfte erwartet. Dieser Fachkräftemangel treibt die Träger der stationären Altenpflege in den War for Talents. Um diesen für sich zu entscheiden, müssen die Träger die Fachkräfte für sich gewinnen und langfristig binden und das trotz der hohen Belastungen, der niedrigen Vergütung, der negativen Wahrnehmung des Berufsbildes, des Wegfalls des Zivildienstes und der politischen Einflussnahme durch Pflegereformen. Das Ziel dieses Kapitels soll es sein, den demografisch und gesellschaftlich bedingten Fachkräftemangel als zentrale Herausforderung in der stationären Altenpflege herauszustellen.

 

2.2 Altenpflege im Kontext der Demografie


 

„The dominant factor for business in the next two decades - absent war, pestilence, or collision with a comet - is not going to be economics or technology. It will be demographics."[1]

 

Das Zitat von Drucker verdeutlicht anschaulich, dass die Entwicklung der Demografie zukünftig eine zentrale Rolle in der Wirtschaft spielen wird. Insbesondere in Deutschland wird die Branche der Altenpflege massiv durch den demografischen Wandel beeinflusst. Sowohl ein steigender Pflegebedarf als auch der sich verschärfende Fachkräftemangel lassen sich auf die demografische Entwicklung zurückführen.

 

2.2.1 Demografie


 

Unter Demografie ist im engeren Sinne die Untersuchung der Zusammensetzung und Veränderung von Bevölkerungen hinsichtlich spezifischer Merkmale wie Alter, Geschlecht, Nationalität, Familienstand etc. zu verstehen. Relevante Daten und Kennziffern werden statistisch erfasst und gemessen.[2] Durch demografische Erhebungen lassen sich Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung erstellen, die u.a. Rückschlüsse auf die zukünftigen Rahmenbedingungen in der Altenpflege ermöglichen.

 

2.2.2 Demografischer Wandel


 

Spricht man vom „Demografischen Wandel", so ist damit die Veränderung in der Zusammensetzung der Altersstruktur einer Bevölkerung gemeint. Diese Veränderung umfasst im Kern das Altern mit der Perspektive eines Rückgangs der Bevölkerung.[3] Die entscheidenden Einflussgrößen sind hierbei die Fertilität (Geburtenrate), die Mortalität (Sterblichkeit bzw. Lebenserwartung) und die Migration (grenzüberschreitende Wanderungsbewegungen). Ein Rückgang der Bevölkerung tritt folglich dann ein, wenn die Lebenserwartung der Bevölkerung zunimmt, gleichzeitig die Fertilität unter das Bestandserhaltungsniveau sinkt und sie durch die Migration nicht mehr ausgeglichen werden kann. Das Altern der Bevölkerung ist ein globales Phänomen, wohingegen die Schrumpfung abhängig von nationalen bzw. lokalen Gegebenheiten ist.[4]

 

2.2.3 Demografischer Wandel in Deutschland


 

ln Deutschland treffen die Voraussetzungen für eine schrumpfende Bevölkerung zu. Die Lebenserwartung wird bis ins Jahr 2030 kontinuierlich für neugeborene Jungen auf. 81,0 Jahre und für Mädchen auf 85,7 Jahre ansteigen [5] d Auch das Erreichen eines Alters jenseits der 100 Jahre wird in „entwickelten" Staaten keine Seltenheit mehr darstellen.[6] Die Fertilität von 1,6 Kindern je Frau liegt unter dem notwendigen Bestanderhaltungsniveau von 2,1 Kindern. Somit wird jede folgende Müttergeneration kleiner als die vorherige sein und den Rückgang weiter verschärfen.[7] Zudem sterben seit 1972 jährlich mehr Menschen als Kinder geboren werden. 2010 lag die Differenz bei rund. 181.0 und 2011 bei rund 190.000 Menschen.[8] Der Wanderungssaldo[9] ist seit 2010 zwar wieder positiv[10], doch langfristig reicht die Zuwanderung nicht aus, um den Rückgang aufzufangen.[11] Infolge dessen geht die Bevölkerung in Deutschland seit 2003 kontinuierlich zurück. Von ca. 82 Mio. Menschen zum Ende 2008 wird die Bevölkerungszahl bis ins Jahr 2060 auf ca. 70 Mio. bis 65 Mio. Menschen zurückgehen.[12] Des Weiteren sieht sich die deutsche Bevölkerung mit einer sog. „doppelten demografischen Alterung" konfrontiert. Der Anteil älterer Menschen erhöht sich als Folge des Geburtenrückgangs und gleichzeitig steigt ihre Anzahl aufgrund der erhöhten Lebenserwartung.[13] Dadurch verändert sich grundlegend die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung.

 

 

Abbildung 1: Altersaufbau

 

Stehen heute noch die 43-Jährigen in der Mitte der Altersverteilung, wird ab dem Jahr 2045 etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung älter als 52 Jahre sein. Bis zum Jahr 2020 wird die deutsche Bevölkerung im mittleren Alter von 30 bis unter 50 Jahren um ca. 4 Mio. (18%) schrumpfen, wohingegen die Altersgruppen der 50- bis 65-Jährigen um 24% und die der Hochaltrigen[14] um 48% steigen wird. Im Jahr 2060 wird rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung 65 Jahre oder älter sein und es werden doppelt so. viele 70-Jährige leben, wie Kinder geboren werden.[15] Die Anzahl der unter 20-Jährigen wird im Jahr 2060 nur um ca. 1 Mio. höher sein als die Anzahl an Hochaltrigen. Absolut wird die Anzahl der heute unter 20-Jährigen von ca. 16 Mio. auf etwa 10 Mio. im Jahr 2060 zurückgehen.[16]

 

 

Abbildung 2: Altersgruppen

 

2008 waren ca. 5% der Bevölkerung 80 Jahre und älter. Prognostiziert wird, dass der Anteil der Hochaltrigen bereits im Jahr 2030 bei 8,3% liegen könnte. In 50 Jahren wird jeder siebente (14%) 80 Jahre oder älter sein.[17] Diese Entwicklungen wirken sich auch auf den Bereich der Altenpflege aus.

 

2.2.4 Einfluss des demografischen Wandels auf die Altenpflege


 

Die Alterung der Bevölkerung beeinflusst die Altenpflege in doppelter Hinsicht. Zum. einen steigt die Altersstruktur der Erwerbstätigen, d.h. das Pflegepersonal selbst wird zunehmend älter. Diese Entwicklung wird verstärkt, da die Anzahl junger Berufsanfänger demografisch bedingt rückläufig sein wird.[18] Zum anderen nimmt die Anzahl der Pflegebedürftigen stetig zu. Ein Blick auf die Bevölkerungspyramide veranschaulicht[19], dass die geburtenstarken Jahrgänge, die sog. Generation der Babyboomer[20], die Anzahl der Pflegebedürftigen massiv erhöhen werden, wenn diese in den kommenden Jahren das entsprechende Alter erreichen.

 

Folgen des demografischen Wandels lassen sich beispielsweise durch eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität, durch Professionalisierung der Arbeitsprozesse oder durch Rationalisierung bedingt durch den technischen Fortschritt in Maßen eindämmen.[21] In einer personalaufwendigen Dienstleistungsbranche wie der Altenpflege sind derartige Ansätze jedoch wenig zielführend. Des Weiteren wird die Anzahl der pflegeintensiven Bewohner mit multimorbiden Erkrankungen[22] und Demenz aufgrund der erhöhten Lebenserwartung und der damit einsetzenden Hochaltrigkeit in den Altenpflegeeinrichtungen steigen.[23] Schon jetzt spiegeln sich die Auswirkungen des demografischen Wandels im aktuellen Pflegebedarf wider.

 

2.3 Pflegebedarf


 

Ende des Jahres 2009 galten 2,34 Mio. Menschen in Deutschland als pflegebedürftig im Sinne des SGB XI[24]. Basierend auf der Alterung der Bevölkerung ist gegenüber dem Jahr 2007 die Zahl der Pflegebedürftigen um insgesamt 91.000 Personen (4,1%) gestiegen.[25] In diesem Zusammenhang wird ein weiterer Anstieg auf rund 2,9 Mio. in 2020 und 3,3 Mio. in 2030 sowie 4,4 Mio. in 2050 prognostiziert.[26] Dieser Anstieg verursacht einen zusätzlichen Bedarf an Fach- und Hilfskräften in der Pflegewirtschaft. So werden bis 2030 bis zu 240.000 zusätzliche Fach- und Hilfskräfte in den stationären Pflegeeinrichtungen benötigt.[27] In diesem Kontext wird im politischen und berufspolitischen Sprachgebrauch von einem Pflegenotstand gesprochen, der im Besonderen für einen Personalmangel in der Altenpflege steht und sinnbildlich für eine problembelastete Gesundheits- und Pflegepolitik stehen kann.[28] Allein 2009 haben bereits 621.000 Beschäftigte in 11.600 Pflegeheimen 717.000 Pflegebedürftige vollstationär versorgt.[29] Das entspricht ca. 31% aller Pflegebedürftigen. Im Vergleich zu 2007 ist im Jahr 2009. zwar die Anzahl der in Heimen vollstationär Versorgten um 31.000 (4,6%) gestiegen, aber ein Trend weg von der häuslichen Pflege hin zur vollstationären Pflege in Heimen ist in diesem Zeitraum nicht zu erkennen. Dieser Umstand mag zunächst damit begründet sein, dass die häusliche Pflege durch die Angehörigen so lange wie möglich aufrecht erhalten wird.

 

Dass diese Form der Pflege zukünftig immer schwerer zu erbringen sein wird, liegt u.a. an der zunehmenden Kinderlosigkeit der (Ehe-)Paare in Deutschland. Wurde früher die Verantwortung im Rahmen der...

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