1.1.1 Hautmuskeln
Die Hautmuskeln enden mit feinsten Sehnen in der äußeren Haut und bewirken deren Bewegung etwa zur Abwehr von Insekten.
Der M. cutaneus trunci (4) konvergiert in seinem Faserverlauf zur Achselgegend und zur ventromedianen Bauchnaht (Linea alba) und wird von feinsten Hautnervenästen durchbohrt. Seine motorische Innervation erfolgt durch den N. thoracicus lateralis (5), dessen Äste bei muskelfaserparalleler Verlaufsrichtung in der Ventralhälfte des Bauchhautmuskels sichtbar sind.
Das Platysma (2) reicht am Hals (Halsplatysma – M. cutaneus colli) von seinem linearen Ursprung in der dorsalen Medianen bis zur Kopfhalsgrenze, wo es in das Kopfplatysma (M. cutaneus faciei) übergeht.
Der Nervenast für das Platysma am Hals (R. platysmatis —3) stammt vom N. auricularis caudalis des VII. Gehirnnerven (N. facialis). Er unterkreuzt die Faserbündel seines Muskels bei dorsoparamedianem Verlauf etwa in Höhe der Lateralenden der Halswirbelquerfortsätze. Durch Auseinanderdrängen der groben Muskelfaserbündel kann der Nervenast bestimmt werden.
Der M. sphincter colli superficialis (1) liegt ventral am Hals. Seine transversalen Muskelfasern lassen sich nur mühsam von der Haut lösen.
1.1.2 Hautnerven
Die Hautnerven versorgen die äußere Haut vornehmlich sensibel und sind deshalb als einzige Anteile der Spinalnerven subkutan sichtbar. Die Spinalnerven (z. B. nC 4) teilen sich bei Austritt aus dem For. intervertebrale in einen Dorsalast (d) und einen Ventralast (v), die sich weiter in Medial- (dm resp. vm) und Lateraläste (dl resp. vl) aufteilen. Mit Ausnahme des dorsalen Halsbereiches führen die tiefliegenden Medialäste ganz oder überwiegend motorische Faserqualitäten, die Lateraläste für die Hautversorgung überwiegend sensible.
Von den acht Halsnerven tritt nC 1 durch das For. vertebrale laterale atlantis. NC 2–7 treten kranial der gleichzähligen Halswirbel und nC 8 kaudal des letzten Halswirbels aus dem entsprechenden For. intervertebrale hervor. Der erste Halsnerv erreicht mit seinem Dorsomedialast (nC 1dm) nicht die Halshaut. Der N. occipitalis major (nC 2dm) zieht unter dem M. cervicoauricularis superficialis zur Hinterhauptsregion. Die folgenden nC 3dm bis nC 6dm sind oft doppelt ausgebildet. Die beiden letzten nC 7dm und nC 8dm sind so schwach, dass sie in der Regel die Haut nicht erreichen, sondern in der dicken Muskelschicht steckenbleiben. Die Innervation des dorsalen Halshautgebietes durch dm-Äste stellt eine Abweichung von der in anderen Körperregionen gültigen Regel dar, dass die Haut von Lateralästen und die Muskulatur von Medialästen versorgt wird. Die Abweichung wird bei Gegenüberstellung der Nervendurchtritte im dorsalen Hals- und Brustbereich deutlich.
Die dorsale Halshautnervenreihe tritt in Gefäßbegleitung in der dorsalen Medianen an die Oberfläche und wird von dm-Ästen gebildet.
Die dorsale Thorakalhautnervenreihe tritt in Gefäßbegleitung handbreit dorsoparamedian, also lateral, hervor und wird bei regelrechtem Verhalten von dl-Ästen gebildet. Die dreizehn Thorakalnerven verlassen kaudal des gleichzähligen Wirbels den Wirbelkanal und teilen sich hier in den Dorsal- und Ventralast. Der Ventralast zieht als N. intercostalis zwischen den Rippen distal und gibt etwa auf halber Länge des Interkostalspaltes einen vl (prox.)-Ast und am Ventralende des Interkostalspaltes einen vl (dist.)-Ast ab. (1)
Die seitliche Halshautnervenreihe wird von vl-Ästen (nC 2vl bis nC 5vl) gebildet. Die nC 2v bis nC 5v kommunizieren untereinander und bilden in der Tiefe der Muskulatur den Plexus cervicalis. Der nC 2vl zieht mit seinem N. auricularis magnus (11) zur Ohrgegend und mit seinem N. transversus colli (12) zur ventralen Halsregion. Die Wurzeln von nC 6v bis nT 2v fließen mit ihren Hauptanteilen in das Armgeflecht (Plexus brachialis – s. Kap. 2.3.2), aus dem die Plexusnerven der Schultergliedmaße hervorgehen.
Die seitliche Thorakalhautnervenreihe wird von den erwähnten proximalen vl-Ästen (Rr. cutanei laterales nn. intercostales) gebildet. (2)
Eine ventrale Thorakalhautnervenreihe wird von den erwähnten sehr schwachen distalen vl-Ästen (Rr. cutanei ventrales nn. intercostales —n) gebildet. (2)
Klinisch-funktionelle Anatomie
(1)_____ Die Nerven der dorsalen Thorakalhautnervenreihe bilden den afferenten Schenkel beim Pannikulus-Reflexbogen. Hautreize entlang der Rückenlinie werden über sie abgeleitet, führen reflektorisch zur Erregung des N. thoracicus lat. und damit zur Kontraktion des M. cutaneus trunci.
(2)_____ Die sensible Innervation der seitlichen Brustwand erfolgt nicht nur über die segmental angeordeneten Äste der seitlichen und ventralen Thorakalhautnervenreihe, sondern zusätzlich über den N. thoracicus lateralis (m), der aus dem Plexus brachialis hervorgeht. Diese Doppelinnervation ist bei einer Sensibilitätsprüfung im Rahmen einer neurologischen Untersuchung zu beachten.
Regiones colli et pectoris
Die Muskelursprünge resp. -ansätze an Schulterblatt (Scapula), Rudiment des Rabenschnabelbeins (Proc. coracoideus) und bindegewebigem Rudiment des Schlüsselbeins (Intersectio clavicularis) sind maßgebend für die Benennung als Schultergürtelmuskulatur. Von diesen Muskeln stellt der M. serratus ventralis die synsarkotische Rumpf-Gliedmaßen-Verbindung her, deren Drehfeld inmitten der Facies serrata scapulae liegt.
Die Funktion der Schultergürtel-Muskulatur besteht sowohl in der Bewegung von Kopf, Wirbelsäule und Schultergliedmaße als auch in der Aufhängung des Stammes am Gliedmaßenpaar. Die weiter dorsal gelegenen Muskeln erfüllen überwiegend Bewegungsfunktionen und übernehmen in Nebenfunktion die Aufhängung der Schultergliedmaße. Die weiter ventral gelegenen Muskeln bewirken vornehmlich die Aufhängung des Stammes und besitzen dafür reichlich Sehneneinlagerungen.
Der M. trapezius entspringt mit seinen beiden Teilen an der Dorsomedianlinie über den Dornfortsätzen der Hals- und Brustwirbel. Seine Pars thoracica (6) endet bei kranioventraler Verlaufsrichtung am Dorsaldrittel der Spina scapulae. Die Pars cervicalis (5) inseriert bei kaudoventraler Verlaufsrichtung an den dorsalen zwei Dritteln der Spina scapulae. Trotz unterschiedlicher Faserverlaufsrichtung fungieren beide Teile als Vorführer der Gliedmaße, da die Pars thoracica dorsal und die Pars cervicalis ventral vom Drehfeld der synsarkotischen Rumpf-Gliedmaßen-Verbindung inseriert.
Der M. cleidocervicalis (3) verkehrt zwischen Klavikularstreifen (Intersectio clavicularis —18) und der dorsalen Medianen des Halses.
Der innervierende R. dorsalis n. accessorii (3.13) kommt zwischen dem M. cleidocervicalis und der Pars cervicalis m. trapezii an der Spitze eines muskelumgrenzten Dreiecks zum Vorschein.
Der M. omotransversarius (4) verkehrt entsprechend seiner Benennung zwischen Acromion der Schulter (Omos) und Transversalfortsatz des Atlas. Innervation: nC 4vm. Unter seiner Dorsomedialfläche liegt der Buglymphknoten (Lnn. cervicales superficiales —k).
Der M. latissimus dorsi (3.8) entspringt an der breiten Fascia thoracolumbalis (3.9) und endet an der Oberarmfaszie sowie an der Crista tuberculi majoris und — minoris humeri, wodurch ein breiter Arcus axillaris entsteht. Sein N. thoracodorsalis (s. Kap. 2.3.2) tritt mit begleitenden Gefäßen in die Medialfläche des Muskels.
Der M. rhomboideus (3.10) wird vom M. trapezius bedeckt und besteht aus den Mm. rhomboideus capitis (nC vm), — cervicis (nC vm) und — thoracis (nT vm), die an der Crista nuchae und an der Dorsomedianlinie entspringen und am Schulterblattknorpel enden. Funktion: Feststeller, Heber und Rückwärtsführer der Schultergliedmaße sowie Heber des Halses.
Die Mm. pectorales superficiales (Nn. pectorales craniales et — caudales) bilden gemeinsam mit dem M. cleidobrachialis die seitliche Brustfurche mit darin gelegener V. cephalica. Der breite M. pectoralis transversus (12) hat seinen linearen Ursprung vom Kranialende des Corpus sterni bis zum Manubrium sterni, wo auch der schmale, oberflächlich aufliegende M. pectoralis descendens (13) entspringt. Die oberflächlichen Brustmuskeln enden an der Crista tuberculi majoris des Oberarmknochens.
Der M. pectoralis profundus (Nn. pectorales craniales et — caudales) bildet...