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Benjamin Franklins Leben: Die Autobiografie

AutorBenjamin Franklin
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl214 Seiten
ISBN9788026812937
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Dieses eBook: 'Benjamin Franklins Leben: Die Autobiografie' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Benjamin Franklins Leben ist die Autobiografie von ihm selbst beschrieben. Am Anfang steht ein langer Brief an seinen Sohn William, den damaligen Gouverneur von New Jersey. Die Autobiographie war gleichwohl von Beginn an für ein breiteres Publikum bestimmt. Franklins Ziel war es, seinen eigenen Aufstieg aus einfachen Verhältnissen zu einer wohlhabenden und geachteten Persönlichkeit darzustellen. Damit verband er den Wunsch, dass andere seinem Vorbild nacheifern sollten. Benjamin Franklin, (1706-1790) war ein nordamerikanischer Drucker, Verleger, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Staatsmann. Geboren als Sohn eines Seifen- und Kerzenmachers, machte Franklin zunächst eine Karriere als Drucker, bevor er sich im Alter von 42 Jahren aus dem Geschäftsleben zurückzog und in die Politik ging. Sein sozialer Aufstieg galt - befördert durch seine in zahlreichen Auflagen gedruckte Autobiographie - über lange Zeit hinweg als ein Musterbeispiel dafür, wie man sich aus eigener Kraft und Disziplin emporarbeiten kann. Als einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten beteiligte er sich am Entwurf der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten und war einer ihrer Unterzeichner. Während der Amerikanischen Revolution vertrat er die Vereinigten Staaten als Diplomat in Frankreich und handelte sowohl den Allianzvertrag mit den Franzosen als auch den Frieden von Paris aus, der den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg beendete. Auch machte er wissenschaftliche Entdeckungen, unter anderem erfand er - neben anderen - den Blitzableiter.

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Leseprobe

Brief von Herrn Benjamin Vaughan.


Inhaltsverzeichnis

Paris, 31. Januar 1783.

»Hochverehrter Herr! Als ich Ihre Blätter mit den flüchtigen Aufzeichnungen der Hauptbegebenheiten Ihres Lebens, welche Ihr Freund, der Quäker, Ihnen wieder entlockt, durchlesen hatte, versprach ich Ihnen, in einem Briefe die Gründe darzulegen, warum ich es für nützlich erachten würde, daß dieselben in der Weise vollendet und veröffentlicht würden, wie er es wünschte. Verschiedene Geschäfte haben mich geraume Zeit an der Abfassung dieses Briefes verhindert, und ich weiß nicht, ob derselbe überhaupt zu Erwartungen berechtigte. Da ich jedoch gegenwärtig gerade Muße habe, so will ich wenigstens mich selbst durch das Schreiben bethätigen und belehren. Weil aber die Ausdrücke, deren ich mich zu bedienen geneigt bin, möglicherweise einen Mann von Ihren Gewohnheiten verletzen könnten, so werde ich zu Ihnen nur so sprechen, wie wenn ich mich an irgend eine andere Person wenden würde, welche so gut und so groß, aber weniger mißtrauisch wäre als Sie. Ich würde zu einem solchen Manne sagen: ›Geehrter Herr! Ich ersuche dringend um Ihre Lebensgeschichte, u. z. aus den folgenden Beweggründen: Ihre Geschichte ist so merkwürdig, daß, wenn Sie dieselbe nicht geben, gewiß irgend ein anderer sie bringen wird, und vielleicht so, daß er beinahe ebenso viel Schaden anrichtet, als Ihre eigene Behandlung der Sache Gutes stiften. könnte. Dieselbe wird überdem ein Gemälde der inneren Verhältnisse Ihres Vaterlandes darstellen, welches sehr dazu beitragen wird, Ansiedler von tugendhaftem und mannhaftem Geiste dorthin einzuladen. Auch kenne ich in Anbetracht der Begierde, womit eine derartige Belehrung von jenen aufgesucht wird, und der Ausdehnung Ihres guten Rufes keine wirksamere Ankündigung, als Ihre Lebensgeschichte abgeben würde. Alles, was Ihnen selbst begegnete, ist wiederum mit den Einzelheiten der Sitten und Lage eines emporkommenden Volkes innig verbunden. Nach meiner Ansicht können in dieser Beziehung die Schriften von Cäsar und Tacitus für einen ernsthaften Beurteiler menschlicher Natur und Gesellschaft nicht interessanter sein. Dies alles aber, geehrter Herr, sind, wie ich glaube, nur unbedeutende Gründe im Vergleich mit der Gelegenheit, welche Ihre Lebensgeschichte für die Heranbildung künftiger großer Männer, und in Verbindung mit Ihrer »Kunst der Tugend« (welche Sie herauszugeben beabsichtigen) für die Verbesserung der Züge des Privatcharakters und daher auch für die Förderung alles Glücks, öffentlichen und häuslichen, abgeben wird. Die beiden von mir bezeichneten Werke werden ganz besonders eine edle Anleitung und ein Vorbild zur Selbsterziehung geben. Schul- und sonstige Erziehung gehen beständig von falschen Grundsätzen aus und zeichnen einen schwerfälligen, auf ein falsches Ziel hingerichteten Apparat; allein Ihr Apparat ist einfach und das Ziel ein richtiges. – Während Eltern und junge Leute anderer zweckmäßiger Mittel zur Würdigung eines vernünftigen Lebensweges und zur Vorbereitung auf einen solchen entbehren müssen, wird Ihre Entdeckung, daß dieses Ziel in der eigenen Hand so manches Menschen liegt, eine unschätzbare sein! Ein in reiferen Jahren geltend gemachter Einfluß auf den Privatcharakter ist nicht allein ein später, sondern auch ein schwacher Einfluß. In der Jugend pflanzen wir unsere wichtigsten Gewohnheiten und Vorurteile; in der Jugend fassen wir unsern Entschluß in Bezug auf Beruf, Bestrebungen und Ehe. In der Jugend wird daher unserm Leben seine eigentümliche Richtung gegeben; in der Jugend bildet sich auch die Erziehung der nächsten Generation; in der Jugend wird der öffentliche und private Charakter bestimmt. Da nun der Lebenstermin sich nur von der Jugend bis zum Alter erstreckt, so muß das Leben füglich von der Jugend aus beginnen, und namentlich bevor wir unsern Beschluß in Betreff unserer hauptsächlichsten Ziele fassen. Aber Ihre Lebensgeschichte wird nicht bloß die Selbsterziehung, sondern auch die Erziehung zu einem weisen Manne lehren; und der weiseste Mann wird Licht empfangen und sich im eigenen Fortschreiten fördern, wenn er das Verfahren eines andern weisen Mannes eingehend geschildert sieht. Und warum sollen schwächere Menschen derartiger Unterstützungen beraubt werden, wenn wir doch sehen, daß unser Geschlecht seit unvordenklichen Zeiten beinahe ohne einen Führer in dieser Richtung im Dunklen tappte und überall anstieß? Zeigen Sie also den Söhnen und den Vätern, mein Herr, wie viel zu thun ist, und laden Sie alle weisen Männer ein, zu werden wie Sie sind, und andere Männer, weise zu werden. Wenn wir sehen, wie grausam Staatsmänner und Krieger gegen das Menschengeschlecht, und wie abgeschmackt ausgezeichnete Männer gegen ihre Bekannten sein können, so wird es lehrreich sein, zu beobachten, wie die Beispiele von friedlichen, nachgiebigen Sitten sich vermehren, und zu finden, wie trefflich es sich mit einander verträgt, groß und doch häuslich, beneidenswert und doch wohlwollend zu sein.

›Die kleinen eigenen Erlebnisse, welche Sie ebenfalls zu erzählen haben werden, dürften von erheblichem Nutzen sein, da wir vor allen Dingen Klugheitsregeln in gewöhnlichen Angelegenheiten nötig haben, und es wird interessant sein zu sehen, wie Sie unter denselben Umständen gehandelt haben. Es wird in so weit eine Art Schlüssel zum Leben werden und viele Dinge erklären, welche allen Menschen einmal erläutert werden sollten, um denselben eine Möglichkeit zu geben, durch Vorsicht weise zu werden. Das, was der Selbsterfahrung am nächsten kommt, ist, daß wir die Angelegenheiten anderer uns in einer anregenden Gestalt vorgeführt sehen; dies dürfen wir mit Zuversicht aus Ihrer Feder erwarten; unsere Angelegenheiten und deren Führung werden ein Aussehen von Einfachheit oder Wichtigkeit haben, welches in die Augen fallen muß. Ich bin überzeugt, Sie haben dieselben mit ebenso viel Originalität geführt, als wenn Sie Erörterungen in Politik oder Philosophie geführt hätten; und was verdient, wenn man seine unbestreitbare Wichtigkeit und seine möglichen Fehler in Betracht zieht, mehr, durch Versuche erforscht und in ein System gebracht zu werden, als das menschliche Leben?

›Manche Menschen sind blindlings tugendhaft, andere phantastisch spekulativ, und wieder andere zu schlechten Zwecken klug und schlau gewesen; von Ihnen aber, mein Herr, bin ich überzeugt, daß Sie aus Ihrer Feder nur das bieten werden, was zu gleicher Zeit weise, praktisch und gut ist. Ihre Selbstschilderung (denn mutmaßlich wird die Parallele, welche ich für Dr. Franklin ziehe, sich nicht nur hinsichtlich des Charakters, sondern auch bezüglich der Privatgeschichte bewähren) wird zeigen, daß sie sich nicht Ihrer geringen Herkunft schämen – ein um so wichtigerer Umstand, als Sie beweisen, wie unwesentlich alle Abkunft für Glück, Tugend und Größe ist. Da gleicherweise kein Ziel ohne Mittel und Wege erreicht wird, so werden wir finden, daß selbst Sie, mein Herr, sich einen Plan machten, durch den Sie bedeutend wurden; gleichzeitig dürften wir aber auch einsehen, daß, wenn auch der Erfolg schmeichelhaft, doch die Mittel dazu so einfach sind, als nur Weisheit sie machen konnte, nämlich abhängig von Natur, Tugend, Denkungsart und Gewohnheit. Eine andere hieraus zu ziehende Lehre wird sein, daß jeder Mann seine Zeit abwarten muß, um auf der Bühne der Welt zu erscheinen. Da aber unsere Eindrücke sehr stark vom Augenblick bestimmt sind, so sind wir sehr geneigt zu vergessen, daß dem ersten Augenblick noch weitere folgen werden, und daß jeder Mensch deswegen sein Betragen so einrichten sollte, daß es zu dem Ganzen eines Lebens passe. Was Sie empfehlen, scheint in Ihrem Leben praktische Anwendung gefunden zu haben, und die vorübergehenden Momente desselben sind von Befriedigung und Genuß belebt und nicht mit thörichter Ungeduld und Bedauern gepeinigt worden. Eine solche Lebensführung ist leicht für diejenigen, welche die Tugend und sich selbst zu Ehren bringen durch Beispiele von anderen großen Männern, deren hervorragendster Charakterzug so oft die Geduld ist. Ihr Korrespondent, der Quäker, mein Herr (denn hier will ich abermals annehmen, der Gegenstand meines Briefes gleiche dem Dr. Franklin) lobte Ihre Genügsamkeit, Ihren Fleiß und Ihre Mäßigkeit, die er als Vorbild für alle jungen Leute betrachtete; allein eigentümlicherweise scheint er Ihre Bescheidenheit und Uneigennützigkeit vergessen zu haben, ohne welche Sie niemals auf Ihr Vorwärtskommen hätten warten und Ihre Lage inzwischen doch behaglich finden können. Dieses ist eine eindringliche Lehre, um die Armseligkeit des Ruhms und die Wichtigkeit der Regelung unsers Gemüts zu beweisen. Wenn dieser Korrespondent die Natur Ihres Rufes so genau gekannt hätte, wie ich, so würde er gesagt haben: Ihre früheren Schriften und Thaten würden Ihrer »Lebensgeschichte« und Ihrer »Kunst der Tugend« Beachtung sichern; und Ihre Lebensgeschichte und Kunst der Tugend würden wiederum die Aufmerksamkeit auf jene lenken. Dies ist ein Vorzug, welcher einem vielseitigen Charakter eigen ist und alles, was zu ihm gehört, zu höherer Geltung bringt; und er ist um so nützlicher, als vielleicht mehr Personen eher die Mittel zur Verbesserung ihres Gemüts und Charakters, als die Zeit oder die Neigung dafür entbehren. Allein noch eine andere schließliche Erwägung, mein Herr, wird den Nutzen Ihrer Lebensgeschichte als das Beispiel einer guten Biographie darthun. Diese Art der Schriftstellerei scheint einigermaßen aus der Mode gekommen zu sein, und doch ist sie eine sehr gemeinnützige. Ihr Vorbild und Beispiel darin mag besonders zweckdienlich sein, da es einen Gegenstand der Begleichung mit den Lebensgeschichten verschiedener...

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