Die Teilnehmer der BvB sind in der Regel mit schulischen oder sozialen Problematiken behaftet und brauchen Hilfe im Umgang mit ihren Lernbeeinträchtigungen, aber auch mit ihren Verhaltensauffälligkeiten. Das soziale Umfeld der Teilnehmer spielt hier häufig eine Rolle. In der Maßnahme können die Teilnehmer einen gezielten Umgang mit Kollegen trainieren, sowie gemeinschaftliches Miteinander einüben, um ihre lebenspraktischen Kompetenzen auszubauen. Die Defizite der Jugendlichen sind breit gefächert und die zu untersuchende Gruppe ausgesprochen heterogen. Diese Schwierigkeiten beeinträchtigen die Jugendlichen bei der Integration in den Ausbildungsmarkt und hemmen deren Motivation zum eigenständigen Handeln in Bezug auf ihren weiteren beruflichen Werdegang.
Häufig sind es die schulischen Qualifikationen die einen erhöhten Förderbedarf begründen. Oft sind es Mittel- oder Förderschüler die ein schlechtes Abschlusszeugnis mitbringen oder sogar die Schule abgebrochen haben. In gezielten Tests der Eignungsanalyse kann man feststellen in welchen Bereichen vor allem Defizite bestehen. Die Gruppe der BvB Teilnehmer ist so heterogen das lernbeeinträchtigte und lernbehinderte Schüler in einer Gruppe zusammen lernen. Auch die Thematik des Lernen Lernens wird geschult und geübt. Übungen und Tests zeigen das die Schüler oft nicht gelernt haben effektiv zu lernen (Bothmer H., von Fühlbier P., 202, S.504 ff.). Oft fehlt die richtige Lernmethodik oder die Motivation, da die Teilnehmer keine Perspektive sahen. Individuelle Förderung ist an Regelschulen leider die Ausnahme geworden und so im Schulalltag nicht umzusetzen. An den Anforderungen der Regelschulen gescheitert und demotiviert kommen die Schüler in die BvB, um an ihren Schwächen zu arbeiten und ihre Stärken herauszuarbeiten. Weitere Defizite können zudem auch Konzentrationsschwächen und verminderte Aufnahmefähigkeit sein, diese gilt es zu trainieren (Freistaat Sachsen, 2009, S.22).
Die vorgenannten Defizite können ebenso durch Auffälligkeiten im Verhalten beeinflusst oder verstärkt werden. Die bekanntesten sind ADS oder ADHS sogenannte Stoffwechselerkrankungen, mit erheblichen Auswirkungen auf viele Lebensbereiche. Im Kindes- und Jugendalter sind die Symptome häufig sehr deutlich ausgeprägt: Betroffene Kinder haben beispielsweise einen überaus starken Bewegungsdrang, können nicht abwarten und nicht ausreichend lange bei einer Sache verweilen, reagieren öfters über und sind wesentlich schneller ablenkbarer als andere Kinder. Die Komponente der Straffälligkeit spielt bei einigen Teilnehmern ebenso eine Rolle, oft als ein Attribut des Klientels zu nennen. Die Motivation zum Lernen ist ebenso ein Bestandteil der Auffälligkeiten, da diese Zielgruppe bedingt durch Negativerfahrungen aus der Schulzeit, sowie negativen Einflüssen der Peergruppe zu Demotivation neigt. Die Entscheidung die Maßnahmen durchzuhalten haben viele zwar getroffen, bei der Ausführung fehlt ihnen meist das Durchhaltevermögen zur kontinuierlichen Mitarbeit. Gleichgültigkeit, Verweigerung, Unpünktlichkeit, mangelhafte Sorgfalt sind ebenso Auffälligkeiten die ein Großteil der Jugendlichen mitbringen. Es fällt ihnen schwer sich den Sachwert der von ihnen zerstörten Ausstattung bewusst zu machen (Zielke D., Lemke I., Popp J., 1989, S. 15). Ein Aspekt der immer weiter in den Fordergrund tritt ist der Konsum von Drogen und Alkohol. Zum einen möchten die Teilnehmer ihre eigenen Erfahrungen machen und den Reiz des Verbotenen auskosten. Zum anderen ist der Einfluss der Eltern in der Pubertät nicht mehr entscheidend. Wichtiger ist nun, was die Peergruppe denkt und tut. Zigaretten und Alkohol sind für eine gewisse Zeit vielleicht im Trend. Mit einer Zigarette in der Hand fühlen sich die Jugendlichen bereits erwachsen, bzw. erwachsen genug am Leben der Älteren teil zu nehmen. Die Eltern sollten hier natürlich ein positives Vorbild sein und selbst nicht rauchen. Ist man selbst Raucher oder trinkt häufiger Alkohol, ist die Hemmschwelle für die Kinder nicht mehr so hoch und sie probieren es selbst aus. Das konsumieren während der Schulzeit kann nach Absprache zum Ausschluss aus der Maßnahme führen.
Bei der Persönlichkeitsentwicklung spielt die geistige Verzögerung eine entscheidende Rolle, da deren Über-Ich meist nicht voll ausgeprägt ist. Häufig eine Folge einer fehlenden Individualisierung. Ebenso stark beeinflusst sind die Teilnehmer von ihren Peergruppen bzw. ihren Freuden, sowie von fehlendem Selbstvertrauen. Sozialkompetenzen sind in der Regel bei allen Teilnehmern ausbaufähig. Ob es der Umgang im gesellschaftlichen Bereich ist oder ob es gilt die eigene Meinung zu vertreten. Die objektive Einschätzung von verschiedensten Situationen fehlt ihnen ebenfalls, wie die Fähigkeit sachgemäß zu Handeln. Oft wählen die Jugendlichen den Weg des geringsten Widerstandes, um Problematiken aus dem Weg zu gehen. Müssen sich die Teilnehmer dann doch mal einer unangenehmen Situation stellen reagieren sie oft mit Resignation oder Aggression.
Ein Großteil der der Teilnehmer ist eher in der Unterschicht unserer Gesellschaft anzusiedeln (Zielke D., Lemke I., Popp J., 1989, S. 17). Die Konfrontation der Teilnehmer in so jungen Jahren mit Problematiken wie Arbeitslosigkeit, fehlenden Rückhalt der Familie, finanziellen Aspekten, Wohnraumproblematiken, beeinflussen die Teilnehmer extrem in ihrer Entwicklung zu einem reifen Heranwachsenden. Schon früh werden sie durch solche angespannte Situationen und Negativerfahrungen mit den Eltern geprägt. Die Eltern selbst überfordert mit ihrer Lebenssituation, nehmen am Leben der Kinder kaum mehr teil. Einen Ausweg für die Jugendlichen sehen die Kinder im Rückhalt der Peergruppe, in der sie sich angenommen und unterstützt fühlen. Es müssen nicht immer die Eltern sein, die einen schlechten Einfluss auf die Kinder haben, dennoch sollte man als verantwortungsbewusste Eltern immer ein Auge offen haben um bei Bedarf zu reagieren.
Durch die Teilnahme an der Maßnahme eröffnen sich den Schülern, viele neue Perspektiven für ihre Zukunft. Sei es einen Schulabschluss nachzuholen, in ein Ausbildungsverhältnis zu münden oder auch in ein Arbeitsverhältnis zu wechseln. Durch Praktika in verschiedenen Unternehmen erhalten die Schüler bereits erste Einblicke in praktische Tätigkeiten der Branche und können erste Kontakte zu eventuellen Arbeitgebern knüpfen. Alle Teilnehmer der BvB werden individuell betreut und bekommen auch einen individuellen Förderplan, der genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Zielvereinbarungen zum erreichen der kleineren Teilschritte geben dem Qualifizierungsplan den nötigen Rahmen und den Teilnehmern eine feste Struktur. Hierbei werden vor allem bereits vorhandene Kompetenzen hervorgehoben, um so bei der Stabilisierung zu sekundieren. Es bedarf vieler sozialpädagogischer Gespräche zur Erkennung der eigenen Defizite und zur Erarbeitung von Lösungswegen. Selbstständige Arbeitsweisen werden eingeübt, um die Entwicklung einer autonomen Persönlichkeit zu fördern. Der neu gebildete Sozialraum der Teilnehmer gibt den Schülern oft einen neuen Blick auf die Dinge. Die Jugendlichen orientieren sich neu, probieren sich aus, entwickeln neue Kompetenzen, die wiederum förderlich sind um den Schüler in die berufliche Gesellschaft zu integrieren. Die lebe,nspraktische Förderung in der BvB zielt vor allem auf die Verbesserung und Förderung von Fähigkeiten des Teilnehmers ab, die gegenwärtige und zukünftige Lebenssituation zu verbessern, sich von Fremdhilfe unabhängig zu machen, aber auch Hilfe anzunehmen, wenn von Nöten. Sie zeigt aber auch Grenzen auf, will die individuelle und soziale Kompetenzebene ausbauen. Lebenspraxis steht für „Hilfe zur Selbsthilfe“. Was die Förderung der beruflichen Bereiche betrifft wird nach der Berufswahlentscheidung für jeden Teilnehmer eine Entwicklungsperspektive entwickelt. An den Praxistagen können die Schüler ihren Fähigkeiten nach, sich in den verschiedenen Grundfertigkeiten der Berufe ausprobieren und durch fachtheoretischen Unterricht bereits erste Grundkenntnisse erlangen. Hier kann der Teilnehmer das erste Mal die betriebliche Arbeitssituation wahrnehmen. Kinder und Jugendliche sind verschieden in Bezug auf Alter, Geschlecht, Interessen, Erwartungen, Motivation, ethnische, kulturelle und soziale Herkunft, soziale Kompetenz und psychische Entwicklung, sowie in Bezug auf ihre kognitive, emotionale und physische Leistungsfähigkeit. Alle Teilnehmer sind dem Anspruch nach gleich, weil sie alle das gleiche Recht auf optimale Realisierung und Betreuung haben. Dabei geht es sowohl um das Erkennen und Herausfordern aller Potenziale als auch um den Ausgleich, das Abschwächen und die Förderung bei Schwächen. Die Heterogenität der BvB- Klasse hat die unterschiedlichsten Ausprägungen. Die Klasse variiert aus sozial Schwachen, sozial gut gestellten, lernverzögerten, verhaltensauffälligen, unmotivierten, gehandicapten, vernachlässigten, aber auch durchschnittlichen Schülern. Die professionelle Interaktion mit der Heterogenität hat eine große Bedeutung für den beruflichen Erfolg der Teilnehmer. In der BvB Maßnahme geht man durchläuft man die Bereiche...