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Bildungs- und Sozialberichterstattung

Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. Beiheft 6/2006

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783531906157
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
In diesem Beiheft der 'Zeitschrift für Erziehungswissenschaft' werden die konzeptionellen Grundlagen sowie zentrale Ergebnisse des aktuellen nationalen Bildungsberichtes sowie der für die Erziehungswissenschaft wichtigen nationalen Sozialberichte vorgestellt. Außerdem wird die Frage diskutiert, welche unterschiedlichen Erwartungen Bildungs- und Sozialpolitik, eine pädagogische Fachpraxis und das Fach Erziehungswissenschaft an solche Berichte haben.

Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger, Universität Halle
Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Deutsches Jugendinstitut München
Prof. Dr. Uwe Sander, Universität Bielefeld

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Leseprobe
3 Bildungsumwelt Familie (S. 85-86)

Die zentrale Bildungsumwelt für das Kind im vorschulischen Alter bildet seine Familie. Das Kind wird in die Familie hineingeboren, wobei vielfältige Familienformen zu verzeichnen sind. Und die prägende Kraft der Familie bleibt erhalten, wenn in der Bildungsbiografie des Kindes weitere Bildungsorte (z.B. Tagespflege, Kindertageseinrichtungen und später Schule) hinzutreten. Die Familie hat darüber hinaus vielfach die Funktion des „Türöffners" für eine erweiterte Umwelt (z.B. Kunst, Musik, Sport), in der das Kind selbstständig neue Erfahrungen machen und sich Handlungsspielräume erschließen kann. Sie ist der Ort, an dem die Bereitschaft und Fähigkeit zu lebenslangem Lernen bei den Kindern angelegt wird, aber auch ein Ort, an dem lebenslang wirksame Bildungsdifferenzierungen entstehen.

Die Familie kann nur das beim Kind initiieren und weitergeben, was im Rahmen ihrer sozialen und kulturellen Ressourcen liegt (BRAKE/BÜCHNER 2003). Aus dieser Situation heraus und aus dem Eigenrecht des Kindes auf Bildung kann die Bildung des (kleinen) Kindes in und durch die Familie nicht nur als Angelegenheit der Eltern angesehen werden, sondern muss als eine solche auch der Gesellschaft insgesamt betrachtet werden. Der 12. KJB geht von der dezidierten Position einer geteilten Verantwortung für das Aufwachsen von Kindern aus, in der die Verantwortung für Bildungsqualität nicht einseitig der einzelnen Familie aufgebürdet wird, sondern im Rahmen eines neuen Verständnisses von öffentlicher Verantwortung gemeinsam von der Familie und öffentlichen Instanzen übernommen wird. Die Qualität der Bildungsumwelt Familie stellt in dieser Perspektive ebenso eine gesellschaftliche Herausforderung dar wie die der Bildungsorte Tagespflege oder Kindertageseinrichtungen.

Die empirischen Daten belegen, dass in Deutschland die Unterstützung von Familien ausgeprägt in Form finanzieller Familienförderung erbracht wird (Kindergeld, Erziehungsgeld, Unterhaltsvorschuss, BAföG). Diese Unterstützung (im Jahr 2002 mit 34,5 Mrd. Euro beziffert) soll die relative Einkommensarmut von Familien deutlich reduzieren und die Bedingungen für gute Bildung, Betreuung und Erziehung in den Familien verbessern. Das Gesamtvolumen aller familienfördernden Leistungen liegt dabei nach wirtschaftswissenschaftlichen Berechnungen mit insgesamt wenigstens 168 Mrd. Euro deutlich höher (ROSENSCHON 2001).

Die öffentlichen Transferleistungen haben in der jetzigen Form offensichtlich kaum einen Einfluss auf die Fertilität (KRÖHNERT u.a. 2005). Inwieweit sie die Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungssituation der Kinder in den Familien tatsächlich verbessern, scheint bislang wenig untersucht. In Deutschland fließt ein hoher Anteil der Sozialausgaben für Kinder und Familien direkt in die Familien und weniger in Dienstleistungsangebote wie Kinderkrippen, Kindergärten, Tagesmütter und Haushaltshilfen, die Familien in ihrer Bildungs- und Betreuungsaufgabe bei gleichzeitiger Ermöglichung von Erwerbstätigkeit unterstützen. In Deutschland werden lediglich 29% der Sozialausgaben für Kinder und Familien für solche kinderfreundlichen Dienstleistungen aufgewendet, in Frankreich sind es 45%, in Schweden 50% und in Dänemark 59%, also doppelt so viel (KRÖHNERT u.a. 2005).

Neben den monetären Transfers an die Familien und der Subventionierung öffentlicher Angebote der Bildung, Betreuung und Erziehung stellt die Gesellschaft im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe verschiedene Angebote bereit, um Eltern direkt bei der Erziehung ihrer Kinder zu beraten und zu unterstützen (vgl. §§ 1 und 16ff. SGB VIII). Hierzu gehören die verschiedenartigen Angebote der Familienbildung, Angebote zur Vorbereitung auf Partnerschaft, Ehe und das Zusammenleben mit Kindern, Unterstützung bei Selbst- und Nachbarschaftshilfen für Kinder oder auch Beratungsangebote in allgemeinen Fragen der Erziehung sowie Angebote der Familienfreizeit und Familienerholung, speziell in belastenden Familiensituationen.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis4
Editorial6
Sozialberichterstattung – Erwartungen aus der Sicht der Politik11
Bildungsberichterstattung – Erwartungen aus der Sicht der Politik15
Bildungsberichterstattung und empirische Bildungsforschung – Förderangebote und Erwartungen des BMBF20
Was leistet wissenschaftliche Sozialberichterstattung für Fachpraxis und Politik?27
Der Beitrag von Wissenschaft und Forschung zur Bildungs- und Sozialberichterstattung42
Konzept und zentrale Ergebnisse des Siebten Familienberichts54
Bildung, Erziehung und Betreuung vor und neben der Schule65
Bildung, Betreuung und Erziehung vor der Schule80
Bildung im Schulalter – Ganztagsbildung als neue Perspektive?96
Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft108
Grundkonzeption der Bildungsberichterstattung für Deutschland127
Die „Schulindikatoren“ im Bildungsbericht: konzeptionelle Aspekte, ausgewählte Befunde, offene Fragen144
Berufliche Bildung in der Bildungsberichterstattung161
Hochschule und Hochschulentwicklung in der nationalen und internationalen Bildungsberichterstattung184
The Case of Evaluation and Accountability Provisions in Education as an Area for the Development of Policy Malleable System Level Indicators205

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