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Bildungsarbeit in Kindertageseinrichtungen: Eine Betrachtung von Anpassungsmöglichkeiten an die veränderten Lebensbedingungen von Kindern

AutorJanine Pollert
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl51 Seiten
ISBN9783958209770
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Kindertageseinrichtungen müssen sich an die veränderten Lebensbedingungen der Kinder anpassen, deshalb verändern sich ihre Bildungs- und Erziehungspläne. Der funktionsorientierte und der situationsorientierte Ansatz sind dabei zwei signifikante Ansätze, die in den 70er Jahren aus der Bildungsreform entstanden sind. Sie werden in der vorliegenden Studie erläutert und gegenübergestellt, da der situationsorientierte Ansatz noch heute in der aktuellen Diskussion Einfluss auf die neuen Bildungs- und Erziehungspläne hat. Zudem wird der Bildungsauftrag der Kindertageseinrichtungen anhand der rechtlichen Grundlagen dargelegt, bevor die Bildungsarbeit genauer betrachtet wird.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.2, Wandel der Familienformen: Der gesellschaftliche Wandel und vor allem auch die Erwerbstätigkeit der Frauen bringt Veränderungen in der Familienstruktur mit sich. Ein Kind ist seit der modernen Empfängnisverhütung planbar. Entscheiden sich die Eltern für ein Kind, treffen sie eine lange, irreversible Entscheidung, die sie von anderen nicht kindzentrierten Lebensstilen ausschließt. Gerade junge berufsorientierte Frauen müssen sich zwischen Kind und Karriere entscheiden. Dadurch treffen viele Paare erst recht spät die Entscheidung für ein Kind oder bleiben kinderlos (vgl. PEUCKERT 2005, S. 130 f.). Dieser Wandel schlägt sich in der Geburtenzahl nieder. So lässt sich seit Mitte der 60er Jahre ein starker Geburtenrückgang verzeichnen. Betrug die Geburtenzahl 1964 noch 1,1 Millionen, sank sie im Jahr 2002 schon auf 594.000 Lebendgeborene (vgl. PEUCKERT 2005, S. 119 f.). Anhand dieser Entwicklungen wird die Geburtenzahl im Jahr 2050 nur noch auf 560.000 Lebendgeborene geschätzt (vgl. Statistisches Bundesamt 2006a, S. 1). Es besteht ein eindeutiger Trend zu kleineren Familien. Dies lässt sich anhand der zusammengefassten Geburtenziffer nachweisen. Sie bezeichnet die durchschnittliche Kinderzahl, '[...] die eine Frau im Laufe ihres Lebens (im Alter von 15 bis 44 Jahren) zur Welt bringen würde, wenn die Verhaltensweisen im jeweiligen Kalenderjahr anhielten' (PEUCKERT 2005, S. 120). 2002 lag die zusammengefasste Geburtenziffer in Deutschland bei nur 1,34. Um in Deutschland die Elterngeneration zu ersetzen, wäre eine zusammengefasste Geburtenziffer von 2,1 erforderlich (vgl. PEUCKERT 2005, S. 120 f.). Die niedrige Zahl von 1,34 verweist auf die steigenden Ein - Kind - Familien und auf die Paare, die ohne Kinder bleiben. So waren im Jahr 2000 im früheren Bundesgebiet 45 % der Ehen eine Ein - Kind - Familie und in den neuen Ländern sogar 57 %. Diese Zahlen darf man allerdings nicht als endgültige Kinderzahlen betrachten, da häufig die Geschwister noch nicht geboren sind oder auch schon ausgezogen sein können. Berücksichtigt man diesen Einwand, so bleiben in Deutschland 19 % der Kinder während ihrer gesamten Kindheit Einzelkinder. Diese Zahl kommt zustande, wenn man die Anzahl der Geschwister der Sechs- bis Neunjährigen verwendet. Hier sind die jüngeren Geschwister meist geboren, und die älteren sind noch nicht ausgezogen (vgl. PEUCKERT 2005, S. 127). Die meisten Kinder wachsen folglich mit einer Schwester oder einem Bruder auf. Die soziale Norm beläuft sich nach Befragungen auf die Zwei- bis Drei - Kind - Familie (vgl. PEUCKERT 2005, S. 134). Die steigende Anzahl der Einzelkinder birgt einige Risiken in sich, die man nicht außer Acht lassen darf. Einzelkinder sind stark auf Kontakte mit Gleichaltrigen angewiesen, da die Gespräche mit ihren Eltern dominieren. Sie müssen lernen, konkurrierende Interessen zu akzeptieren und Kompromisse zu schließen. Sozialpsychologen weisen auf eine Gefährdung der sozialen Solidarität in der Gesellschaft hin, wenn Kinder, die geschwisterlos aufwachsen, zunehmen (vgl. MÜNCHMEIER 2004, S. 10 f.). Man unterstellt den Einzelkindern, dass sich das Fehlen der Geschwister negativ auswirkt. Die positiven Aspekte, wie z. B. eine intensivere Zuwendung der Eltern, sind in unserer Gesellschaft nicht verbreitet (vgl. KASTEN 2004, S. 11 f.). Die Aussagen über Einzelkinder müssen kritisch betrachtet werden, da man eine schlechte soziale Kompetenz nicht auf alle Einzelkinder übertragen kann. Es wurden einige Bücher geschrieben, in denen die Autoren/Autorinnen versucht haben, die Vorurteile zu hinterfragen und zu widerlegen. Man kommt hierbei immer wieder zu dem Schluss, dass es nicht wichtig ist, mit wie vielen Geschwistern ein Kind aufwächst, sondern wie es aufwächst. Richtig ist, dass die Eltern von Einzelkindern stärker darauf achten müssen, dass ihr Kind viele Kontakte zu anderen Kindern bekommt, und dass es soziale Kompetenzen entwickelt. Sie müssen aufpassen, dass sie ihr Kind weder überbehüten noch überfordern (vgl. KÜMPEL 2003, S. 7 f.). Ein Grund, warum sich die Vorurteile gegenüber Einzelkindern noch immer in unserer Gesellschaft halten, mag unter anderem die Altersversorgung sein. Die jeweils nachfolgende Generation ist notwendig, um die Gesellschaft aufrecht zu erhalten (vgl. ROLLIN 1990, S. 28 f.). Auch die Norm der Zwei- bis Drei - Kind - Familie weist darauf hin, dass sich die sozialen Werte an einer Familie mit mindestens zwei Kindern orientieren. Eine Familie mit nur einem Kind scheint daher nicht so geschätzt zu werden.
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