2 Beim Herzcheck erfahren Sie mehr!
Sind Sie schnell aus der Puste, wenn Sie die Treppe rauflaufen? Oder haben Ihre Eltern oder Geschwister Herzprobleme? Dann gehen Sie zum Herzcheck!
Viele Patienten wissen oder spüren gar nicht, dass sie bereits seit geraumer Zeit unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden. Damit meine ich in erster Linie die arterielle Hypertonie, wie der Bluthochdruck im Ärztejargon heißt. Fachgesellschaften, wie z. B. die Deutsche Herzstiftung, fordern seit Jahren, dass der Blutdruck schon ab dem Kindesalter in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden sollte.
Die gesetzlichen Krankenversicherungen gewähren ab einem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre die sogenannte Gesundheitsuntersuchung. Im Rahmen derer wird natürlich auch der Blutdruck gemessen. Für mich persönlich ist diese Altersgrenze für einen Herzcheck nicht maßgeblich. Besonders Patienten, die sich sportlich betätigen wollen, rate ich losgelöst vom Alter vorher einen ärztlichen Herz-Kreislauf-Check vorzunehmen. Dieser besteht aus mehreren Teilen:
dem Vorgespräch,
der körperlichen Untersuchung,
dem EKG und dem Belastungs-EKG,
der Blutuntersuchung sowie
der zusammenfassenden Abschlussberatung.
2.1 Das Vorgespräch
Ich erhebe dabei die medizinische Vorgeschichte und frage nach relevanten Vorerkrankungen des Patienten und seiner Familie. Mich interessiert dabei, ob Vater oder Mutter im jüngeren Lebensalter einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten haben.
Liegen bei dem Patienten selbst Symptome vor, die auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hindeuten könnten?
Gibt oder gab es in der Vergangenheit Beschwerden wie Luftnot in Ruhe oder bei Belastung?
Ist ein Engegefühl hinter dem Brustbein oder im Brustkorb aufgetreten und hat es irgendwohin ausgestrahlt?
Tritt häufiger Schwindel bei Belastungen auf?
Ich interessiere mich für die bekannten Risikofaktoren bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Nikotinkonsum, bestehender und/oder behandelter Bluthochdruck, Vorliegen einer Blutzuckererkrankung, erhöhte Cholesterinwerte, vor allem erhöhtes LDL-Cholesterin und/oder erniedrigtes HDL-Cholesterin, Übergewicht und Bewegungsmangel.
Welche allgemeinen Ernährungsgewohnheiten liegen vor?
Wie ausgeprägt ist der Salzkonsum und werden regelmäßig Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen konsumiert?
Wie verhält es sich mit dem Alkoholkonsum und wie wird das bisherige regelmäßige Bewegungsausmaß eingeschätzt?
Besteht eine Dauerbehandlung mit Medikamenten und wenn ja, in welcher Dosis?
2.2 Die körperliche Untersuchung
Nach der Klärung von Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung folgt die eigentliche körperliche Untersuchung.
Inspektion. Am entkleideten Patienten (die Unterwäsche bleibt an) nehme ich den Körperbau und seine Physiognomie in Augenschein. Ich überprüfe das Bewegungsausmaß der Wirbelsäule und die Gelenkstellung der Fuß-, Sprung, Knie- und Hüftgelenke. Ist die Wirbelsäule klopfschmerzhaft?
Perkussion. Dazu klopfe ich mit meinen Fingern über der Lunge die Organgrenzen ab und überprüfe, ob der Schall atypische Veränderungen aufweist. Parallel dazu kann ich so auch die Organgrenze des Herzens und der Bauchorgange untersuchen.
Auskultation. Mit dem Stethoskop höre ich die Lunge ab und überprüfe das Atemgeräusch auf Veränderungen. Gibt es Anzeichen für Asthma bronchiale oder eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), oder sogar entzündliche Veränderungen der Lunge? Anschließend höre ich das Herz ab. Dabei kann ich beurteilen, ob die jeweiligen Herztöne rein und rhythmisch sind oder ob es pathologische Herzgeräusche gibt. Diese können bei Veränderungen der jeweiligen Herzklappen entstehen. Daraufhin höre ich mir die Strömungsgeräusche der Halsschlagadern auf beiden Seiten an, um Verengungen erfassen zu können. Ergänzend werden die Leistengefäße abgehört.
Palpation. Hier überprüfe ich gesondert den Pulsstatus des Patienten. An bekannten Stellen unseres Körpers können wir den Puls erstasten: an Halsschlagadern, Handgelenken, Leisten, Kniekehlen und insbesondere an den Füßen, hier am Fußrücken und an den Innenknöcheln. Lässt sich der Puls schwer fühlen, muss eine sogenannte periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ausgeschlossen werden. Damit ist eine bestehende Arteriosklerose der Beingefäße gemeint. Das Besondere an der nachgewiesenen ▶ pAVK ist, dass bereits an anderer Stelle relevante Durchblutungsstörungen vorliegen können. Das ist dann häufig am Herzen der Fall. Von einer koronaren Herzkrankheit (KHK) ist die Rede, wenn eine Arteriosklerose an den Herzkranzgefäßen vorliegt und damit die Gefahr eines Herzinfarkts besteht.
2.3 Herzrhythmus sichtbar machen
Mit dem Elektrokardiogramm, abgekürzt EKG , lässt sich die elektrische Aktivität des Herzmuskels aufzeichnen und erkennen. Es ermöglicht Aussagen
zum grundlegenden Herzrhythmus (in der Regel der sogenannte Sinusrhythmus),
zur vorliegenden Herzfrequenz, das heißt zur Zahl der Herzschläge pro Minute,
zum sogenannten Lagetyp des Herzens. Bestimmte Erkrankungen können eine Veränderung des Lagetyps bewirken. Aufgrund dessen kann man entsprechende Rückschlüsse auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen ziehen,
zu den jeweiligen Zeitwerten der einzelnen EKG-Abschnitte. Veränderungen der Zeitwerte können auf nicht relevante, aber auch auf relevante Herz-Kreislauf-Probleme hindeuten,
zu eventuell vorliegenden Durchblutungsstörungen an den Herzkranzgefäßen,
eventuell sogar zu akuten oder alten Herzinfarktzeichen und
eventuell zu typischen Veränderungen, die auf eine Herzmuskelentzündung hinweisen.
Das EKG ist ein grafisches »Mysterium« aus kleinen Wellen, kleinen und großen Zacken, Spitzen, Hügeln sowie Tälern in regelmäßiger Wiederholung. Für Patienten ist das häufig ein Buch mit sieben Siegeln. Dabei ist die Elektrokardiografie – das EKG – allgemein bei Patienten im Rahmen der Herzdiagnostik bekannt und auch begehrt. Viele Patienten in meiner Praxis fragen förmlich, auch ohne irgendwelche Herzbeschwerden, ob wir nicht mal wieder ein EKG schreiben könnten. Ein EKG ist nebenwirkungsfrei, schmerzlos, unkompliziert mit entsprechenden Geräten einfach abzuleiten und auch beliebig oft wiederholbar. Damit kann man also auch die dynamische Entwicklung oder deren Veränderungen bei bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen beurteilen. Es liefert wertvolle Informationen zum Herzrhythmus, zur Herzfrequenz, zur Erregungsausbreitung und selbstverständlich auch zur Rückbildung der elektrischen Herzerregung. Man kann zeitliche Abweichungen von der Norm und deren Bedeutsamkeit für den Patienten beurteilen, Aussagen zu auftretenden Herzrhythmusstörungen oder gar zu akuten oder abgelaufenen Durchblutungsstörungen im Rahmen eines Herzinfarktes machen.
Doch wie lassen sich die »Hieroglyphen auf Millimeterpapier« erklären? Ich helfe Ihnen dabei. Dann können Sie vielleicht beim nächsten Praxisbesuch ein wenig Eindruck machen, wenn Sie mit ihrem Arzt an die Interpretation Ihrer Herzstromkurve gehen.
2.3.1 Sonderform Belastungs-EKG
In Abhängigkeit von den jeweiligen Befunden bzw. in Fragen der Sporttauglichkeit kann ein Belastungs-EKG erforderlich sein.
Es gibt spezifische Veränderungen im EKG, die darauf hindeuten, dass eine Durchblutungsstörung am Herzen vorliegen könnte. Ist das der Fall, führe ich einen Provokationstest durch, das heißt, der Patient wird belastet: Das Herz muss mehr arbeiten, weil die Muskulatur, die die Leistung auf dem Fahrrad bringen soll, mehr saustoffreiches Blut braucht. Damit provoziere ich eine Belastung des Herzens. An gewissen Veränderungen der Zacken, Berge und Täler des EKGs erkenne ich dann, dass eine Engstelle vorhanden ist.
Bei einem solchen Belastungs-EKG unterzieht sich der Patient...