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Blut-Spritzen-Verletzungsphobie

AutorAnne Schienle, Verena Leutgeb
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl82 Seiten
ISBN9783840923906
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Blut-Spritzen-Verletzungsphobien sind weit verbreitet und betreffen beide Geschlechter sowie alle Altersgruppen gleichermaßen. Bei den betroffenen Patienten kommt es im Rahmen von Blutabnahmen oder anderen medizinischen Eingriffen häufig zu einer Ohnmachtsreaktion, die zu starker Vermeidung medizinischer Untersuchungen führt und gesundheitsgefährdende Ausmaße annehmen kann. Das Buch beschreibt praxisorientiert die Behandlung der Blut-Spritzen-Verletzungsphobie. Der Band liefert zunächst eine Beschreibung der Störung, referiert aktuelle Daten zur Ätiologie und Epidemiologie der Störung und stellt detaillierte Informationen zur Diagnostik und Differenzialdiagnostik zur Verfügung. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der psychotherapeutischen Behandlung der Blut-Spritzen-Verletzungsphobie. Hierzu werden spezifische psychotherapeutische Interventionen vorgestellt, wie die Angewandte Anspannung, die insbesondere auf die Ohnmachtssymptomatik der Betroffenen abzielt. Zudem werden Strategien zur Reduktion starker Ekelgefühle und übermäßiger Empathie aufseiten der Patienten aufgezeigt. Anhand zahlreicher Fallbeispiele und Arbeitsmaterialien wird das Vorgehen verdeutlicht.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. 1 Beschreibung der Störung
  3. 2 Störungskomponenten und -modelle
  4. 3 Diagnostik und Indikation
  5. 4 Behandlung
  6. 5 Beispiel einer Kurzzeittherapie
  7. 6 Weiterführende Literatur
  8. 7 Literatur
  9. 8 Anhang
  10. Karten
Leseprobe
1.6 Epidemiologie

Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass die Punktprävalenz der BSV-Phobie zwischen 2 % und 3 % liegt . Fredrikson et al . (1996) fanden in einer Befragung von 704 Personen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren eine Punktprävalenz von 3 % für die sogenannte Mutilationsphobie (Angst vor Spritzen, Verletzungen, Zahnarzt) in der schwedischen Bevölkerung . Im Rahmen der Dresdner Psychischen Gesundheits-Studie (Becker et al ., 2007) wurden 2 .064 Frauen befragt, von denen 1 .8 % an einer BSV-Phobie litten . In der „Netherlands Mental Health Survey and Incidence Study“ (NEMESIS) zeigte sich an einer Stichprobe von 7 .076 Niederländern im Alter von 18 bis 65 Jahren eine Lebenszeitprävalenz von 3 .2% für diesen Phobietypus (Depla et al ., 2008) .

1.7 Geschlechterunterschiede

Die bisher vorliegenden epidemiologischen Studien sprechen dafür, dass die BSV-Phobie häufiger bei Frauen als bei Männern auftritt . Allerdings sind die Geschlechterunterschiede geringer ausgeprägt als bei anderen Spezifischen Phobietypen, wie z . B . den Tierphobien . Bienvenu und Eaton (1998) berichteten für eine nordamerikanische Stichprobe eine Lebenszeitprävalenz der BSV-Phobie von 4 .4 % für Frauen und 1 .8 % für Männer . Fredrikson et al . (1996) hingegen fanden keine Geschlechterunterschiede bezüglich der Punktprävalenz für die Mutilationsphobie (Angst vor Spritzen, Verletzungen, Zahnbehandlung), von der 3 .2 % der untersuchten Frauen und 2 .7 % der untersuchten Männer betroffen waren . Auch in einer Studie mit 8und 9-jährigen Kindern gab es keine überzufälligen Geschlechtereffekte für die Mutilationsphobie (1 .2 % bei Jungen vs . 2 .3 % bei Mädchen; Lichtenstein & Annas, 2000) .

1.8 Verlauf und Prognose

Spezifische Phobien beginnen in der Regel in der Kindheit . Dazu zählt auch die Gruppe der BSV-Phobien mit einem durchschnittlichen Ersterkrankungsalter von 9 Jahren für Blutphobien und von 12 Jahren für die Zahnbehandlungsphobie, wie eine retrospektiven Befragung von Öst (1987) ergab . Bienvenu und Eaton (1998) berichten einen noch früheren Erkrankungsbeginn, nämlich im Durchschnitt von 5 .5 Jahren . Auch Becker et al . (2007) fanden einen frühen Beginn blutphobischer Symptome (7 Jahre) . Depla et al . (2008) berichten einen Median für den Erkrankungsbeginn von 10 Jahren . In dieser Studie wurde darüber hinaus deutlich, dass im Vergleich zu anderen Subtypen der Spezifischen Phobie Blutphobien eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Langzeit-Pathologie aufwiesen .

Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass sich einzelne Symptome der BSV-Phobie mit zunehmendem Alter abschwächen . Fredrikson et al . (1996) fanden, dass sich die Angst vor Injektionen mit zunehmenden Lebensalter reduziert . Ebenso scheint die Frequenz und Intensität vasovagaler Synkopen mit dem Alter abzunehmen (Parry & Kenny, 1999) .

2 Störungskomponenten und -modelle

Zur Erklärung der Entstehung und Aufrechterhaltung der BSV-Phobie werden verschiedene Faktoren und Modelle diskutiert .

2.1 Genetik

Page und Martin (1998) identifizierten in einer Zwillingsstudie einen relevanten genetischen Faktor für die Entstehung der BSV-Phobie, der mit der Ohnmachtsneigung und blutbezogener Angst assoziiert war . Rund ein Drittel der Varianz bezüglich blutphobischer Tendenzen ging auf Umweltfaktoren zurück .

Kendler et al . (2008) untersuchten in einer schwedischen Zwillingsstudie mit Längsschnittdesign die Bedeutung von angeborenen und erworbenen Einflussfaktoren auf phobische Störungen (n = 2 .717 Teilnehmer im Alter zwischen 8 und 20 Jahren) . Für alle Subtypen erwiesen sich genetische Einflüsse als dynamisch, d . h . sie sind vom Lebensalter abhängig . So identifizierten die Autoren genetische Risikofaktoren, die für die Ausprägung blutbezogener Ängste im Alter von 8 und 9 Jahren sehr relevant waren, die in ihrer Bedeutung jedoch bis zum frühen Erwachsenenalter (19 bis 20 Jahre) hin kontinuierlich abnahmen . In der Adoleszenz tauchten neue genetische Risikofaktoren auf, die wiederum zeitlich dynamisch waren . Somit legen die Befunde nahe, dass es kritische Entwicklungsphasen gibt, in denen eine therapeutische Intervention der BSV-Phobie mehr oder weniger erfolgversprechend erscheint . Zu diesem Aspekt gibt es jedoch noch großen Forschungsbedarf .

2.2 Ohnmachtsneigung

Bei Patienten, die unter einer BSV-Phobie leiden, besteht häufig eine verstärkte allgemeine Prädisposition, sogenannte neurogene Synkopen zu erleben (siehe Kasten), die auf eine wahrscheinlich angeborene Dysfunktion der autonomen Kreislaufkontrolle zurückgeht . Dies bedeutet, dass BSVPhobiker verschiedene neurogene Ohnmachtsformen gleichzeitig aufweisen können (z . B . BSV-assoziierte Synkopen, orthostatische Intoleranz) .
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis7
1 Beschreibung der Störung9
1.1 Klassifikation10
1.2 Erscheinungsformen12
1.3 Synkope13
1.4 Differenzialdiagnose16
1.5 Komorbidität19
1.6 Epidemiologie20
1.7 Geschlechterunterschiede20
1.8 Verlauf und Prognose21
2 Störungskomponenten und -modelle21
2.1 Genetik21
2.2 Ohnmachtsneigung22
2.3 Lernmodelle25
2.4 Ein evolutionsbiologisches Modell25
2.5 Ekelempfindlichkeit26
2.6 Neurobiologische Faktoren27
3 Diagnostik und Indikation29
3.1 Diagnostische Interviews und Exploration29
3.2 Fragebögen30
3.3 Problemanalyse: Vasovagale Synkope32
3.4 Verhaltenstests34
3.5 Indikation35
4 Behandlung35
4.1 Psychoedukation36
4.2 Verhaltensorientierte Interventionen40
4.3 Kognitive Ansätze45
4.4 Wirksamkeitsüberprüfung verhaltensorientierter Interventionen49
4.5 Medikamentöse bzw. somatische Behandlungsansätze52
4.6 Probleme im Rahmen der Behandlung53
5 Beispiel einer Kurzzeittherapie55
5.1 Erste Sitzung (Einzelsetting)57
5.2 Zweite Sitzung (Gruppensetting)59
5.3 Dritte und vierte Sitzung63
5.4 Fünfte Sitzung66
5.5 Nachsorge66
6 Weiterführende Literatur67
7 Literatur67
8 Anhang71
Interviewleitfaden zur Blut-Spritzen-Verletzungsphobie71
Informationen für Patienten mit Blut-Spritzen-Verletzungsphobie75
Karten80
Exploration wichtiger diagnostischer Informationen80
Symptomliste – Typische körperliche Anzeichen der vasovagalen Synkope/Präsynkope81
Ohnmachtsexploration82

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