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E-Book

Bondage-Fibel. Eine fesselnde Einführung

Sex-Ratgeber für schwule Männer

AutorStephan Niederwieser
VerlagBruno-Books
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783867875387
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Bondage für jedermann: Gelassen und lustbetont vermittelt Stephan Niederwiesers Bondage-Fibel alles, was ein Fessel-Neuling wissen muss, und hält auch für Fortgeschrittene viele Anregungen bereit. Von einer Übersicht der wichtigsten Hilfsmittel und Toys über eine kleine Knotenkunde bis hin zu Tipps zum sicheren Verschnüren versammelt diese Einführung das notwendige Rüstzeug, um sich ohne Hemmungen fallen zu lassen und so den ultimativen Kick zu erleben.

Stephan Niederwieser ist Autor zahlreicher Romane ('An einem Mittwoch im September', 'Denn ich wache über deinen Schlaf', 'Zumindest manchmal') und erfolgreicher Sexratgeber ('Bück dich!', 'Blas mich!', 'Die Bibel des schwulen Sex', 'Fist-Fibel'), unter dem Pseudonym Gerke van Leiden schreibt er Erotik-Romane.

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Leseprobe

Wozu man fesselt

Arten des Bondage: Ein Überblick

»Latexvinyl, Gummijacket, Ringe aus Stahl – Wie weit darf ich gehen? Wonne in Schwarz, Kerzenwachs, Stöckelschuh – Ich will Dir zusehen! Wehrlose Lust, glänzender Lack, Stahlkorsett – Hilflos wunderschön!«

Aus dem Song »Mondo Bondage« von Die Ärzte, aus dem Album »Runter mit den Spendierhosen«, 2000.

Bondage-Lust, ein Einzelphänomen?

Keineswegs. Leider kann ich meine Aussage nicht auf aktuelle Umfragen stützen, aber im Internet findet man Untersuchungen, nach denen 24% der befragten amerikanischen Studenten beim Sex Bondagefantasien hegen, homo- und bisexuelle Männer sogar zu 40%. Eigene Erfahrung mit Bondage hatten schon 34% der Schwulen vorzuweisen. Eine Umfrage auf Joyclub.de kam zu dem Ergebnis, dass bereits 73% der 5000 (!) Nutzer diese Form der Erotik ab und zu ausprobiert haben.

Dabei führen Handschellen bei 55% der Player nach wie vor die Liste der Bondage-Toys an (vor allem unter Jüngeren), 48% fesseln mit Seilen, 33% mit Seidenbändern.

Du bist also keineswegs allein. Auch wenn das Thema an Orten wie Pfarrkirchen oder Lüneburg noch Falten auf die Stirn deiner Zuhörer werfen wird, kann man in deutschen Großstädten in der Regel getrost über diese Art der Fantasie und Praktik sprechen. So ziemlich jeder wird wissen, was man unter Bondage zu verstehen hat.

Japanische Kunst?

Über die Herkunft dieser sexuellen Spielart wird – wie bei so vielen Themen im Bereich der Sexualität – so einiges gemunkelt. Sicher ist, dass die Japaner ihre Hand im Spiel hatten. Es gibt einige Techniken, die dazu benutzt wurden, um Verbrecher zu bestrafen oder Kriegsgegner zu foltern (Kinbaku, Hojojutsu, Ninjitsu).

Auch sollen Fesselungen in Japan bereits im Mittelalter angewendet worden sein, um Menschen bei der Meditation zu unterstützen. Durch stetes Fesseln und Entfesseln konnten sich beide Partner in einer Art meditativem Zustand halten, ähnlich wie durch das Rechen von Steingärten, durch Bogenschießen, Kalligraphie oder Teezeremonien. Fesseln ist gleich Einswerden mit dem Seil – seit Jahrhunderten überlieferte Knoten in absoluter Perfektion knüpfen zu können, führt zur Überwindung des Egos und dessen Auflösung in einer Art Nirwana (Erleuchtung).

Ja, ja, die Japaner. Es gibt einen schönen Spruch, der den japanischen Fetisch für meditative Praktiken gut erklärt: »Gott war gnädig mit den Japanern, er hat ihnen keine Bodenschätze geschenkt.«

PS: Bis zur Erleuchtung wollen wir es in diesem Buch nicht treiben. Ich bin schon froh, wenn du am Ende die wichtigsten Knoten sicher beherrschst.

Top und Bottom

Der Einfachheit halber werde ich mich in diesem Ratgeber auf die klassischen Begriffe »Top« für den Fessler beziehen, sowie »Bottom« für denjenigen, der sich fesseln lässt. Damit will ich aber keineswegs den Bottom zum Passiven deklarieren, wie das in vielen Köpfen üblich ist. Du wirst später sehen, wie aktiv der Bottom, wie hilflos dem Bottom ausgeliefert der Top sein kann.

Fesseln der Freiheit

Es gibt viele Gründe, sich fesseln zu lassen. Hinreichend vorstellbar ist, dass man durch die Unfähigkeit, sich zu bewegen eine Art masochistische Lust erfährt, ein Leid, einen Schmerz, eine innere Qual, die man noch verstärken kann, indem man gegen die Fessel, gegen die Immobilisierung aufbegehrt. Andere dagegen gelangen durch die äußere Immobilität in einen Zustand innerer Freiheit, den man durchaus mit meditativen Bewusstseinszuständen vergleichen kann. Stell dir vor, du wirst von Seilen in der Schwebe gehalten, du kannst völlig loslassen, musst nicht mal mehr gegen die Schwerkraft ankämpfen, wie wir das täglich beim Sitzen, Stehen, Gehen tun müssen. Dadurch wird es auch möglich, tiefe Verspannungen im Körper zu spüren, die uns im Alltag nicht mal bewusst sind. Lässt man sie los, schafft man es, sie loszulassen, kann das sogar tiefgreifende Effekte auf die Psyche haben. Man fühlt sich vielleicht mehr angenommen als in anderen Situationen; die besondere Aufmerksamkeit, mit der der Top fesselt, wird vielleicht als ein Umsorgt-Werden interpretiert, als ein Gemeint-Sein, als Ich-bin-das-Wichtigste-in-diesem-Moment.

Und natürlich ist ein Sich-fesseln-Lassen auch immer ein Akt der Unterwerfung: Ich gebe Macht ab, ich gebe Selbstbestimmung ab, ich gebe Kontrolle ab … und vertraue all das meinem Gegenüber an. Geht er sorgsam und verantwortungsvoll damit um, kann dies zu einer tiefen emotionalen Bindung zwischen den Partnern führen.

Interessanterweise hat man für diese Technik ja das Wort Bondage gewählt, von engl. to bond = Verbindung eingehen. Das hat an Metaphorik einiges zu bieten: Beim Bondage gehen wir eine Bindung mit dem Gegenüber ein. Das Seil als Substitut für die Nabelschnur. Man ist gefesselt im Sinne von gebannt, in Spannung gebracht, erregt.

Die Kunst zu fesseln

Laut einer schwedischen Umfrage von 1995 nehmen 88% der Homos beim Bondage die passive Rolle ein, also nur 12% die aktive. Dabei hält die durchaus auch ihre Reize bereit. Gerade ästhetisch liegt der Genuss vor allem auf der Seite des Fesselnden, ist es doch an ihm, den Körper des sich ausliefernden Menschen mit ein paar Seilen in ein Kunstwerk zu verwandeln, was er dann in aller Ruhe betrachten und dessen Anblick er genießen kann. Aber die meisten Tops sind vor allem auf das Machtgefälle aus, das im Spiel entsteht. Nicht zuletzt dient das Fesseln natürlich auch dazu, den Bottom gefügig zu halten, wenn man im Nachgang SM-mäßig über ihn herfällt.

Viele Wege führen aus Rom heraus

Aber es gibt noch eine Menge weiterer Motivationen, sich mit der Fesselei vertraut zu machen. Ich deute sie im Folgenden nur an, damit du dich davon inspirieren lassen kannst, deine eigene Lust an dieser Form der zwischenmenschlichen Kommunikation zu verstehen. Früher oder später wirst du deine eigene, ganz besondere Art des Bondage zur Meisterschaft entwickeln.

Neues ausprobieren: Nicht immer nur Oral- oder Analverkehr, gerade in der Partnerschaft will das Sexleben nicht vernachlässigt werden. Nichts eignet sich besser dazu, der Langeweile entgegenzutreten, als Neues auszuprobieren. Fesseln und Gefesseltwerden ist das eine, aber das Spiel muss dort nicht sein Ende finden. Man kann dann an den Seilen ziehen, den anderen schieben, drücken, rollen, kneifen, streicheln …

Orgasmus durch Spannung/Angst: Einige müssen eine so große Hürde aus Angst in sich überwinden, um die Kontrolle abzugeben, dass allein daraus eine so große emotionale Spannung erwächst, aus der ein Orgasmus ohne Handanlegen resultieren kann.

Als Therapie: In den Händen eines erfahrenen Therapeuten kann Bondage auch Züge der Selbsterfahrung oder gar Heilung annehmen. Mein Freund Jorgos fesselt sogar Partner, um ihnen durch diese Methode Dynamiken in ihrer Partnerschaft deutlich zu machen. Wie das geht? Den Lebensgefährten einfach mit einbinden – im wörtlichen Sinne. Was passiert, wenn mein Mann und ich zusammengebunden werden? Macht mir das Angst? Kann ich das genießen? Ein aufmerksamer Therapeut kann darüber hinaus Impulse der Beteiligten lenken, indem er sie »unterbindet« oder durch Ziehen an den Seilen verstärkt.

Kunst: Auch auf der Bühne sieht man immer wieder kunstvolle Verknüpfungen. Gerade Opernhäuser lieben es immer wieder, durch derartige Aktionen, durch »Schockieren« in die Schlagzeilen zu kommen.

Aber auch aufwendige Hängungen, die, in Bewegung gebracht, gefilmt werden, gelten als Kunstwerke. Zudem kann sich der Künstler selbst in das Kunstwerk hineinbegeben, was man dann Performance nennt.

Mode: Ich denke, dass man dazu nicht viel erklären muss. Ohne es überprüft zu haben, gehe ich davon aus, dass heutzutage sogar die Designer von Mode für Versandhäuser Anleihen in der Bondage-Szene machen.

Machtverschiebung: Dabei denkt man immer daran, dass der Bottom die Selbstkontrolle aufgibt. Aber das muss keineswegs eine Einbahnstraße sein. Genauso gut kann der Bottom den Top fesseln und so bestimmen, wie er von ihm gefickt werden darf.

Ungewohnte Erfahrungen: Beim Aufgehängtsein ist man zwar einerseits gefesselt (also unfrei), andererseits genießt man ein Gefühl des Schwebens (= Freiheit). Esoteriker würden hier vermutlich auf die Verbindung »nach oben« hinweisen, aber das mag jeder interpretieren, wie er lustig ist.

Schönheit der Narben: Etwas ungewöhnlich mag erscheinen, dass manche Menschen die »Narben« schätzen, die harte Fesselungen auf ihren Körpern hinterlassen, aber auch das gibt es.

Hervorhebung: Ebenso kann man fesseln, um einzelne Körpermerkmale besonders hervorzuheben, z.B. die Brustwarzen, den Schwanz oder die Eier. Das sieht richtig gut aus. Zudem fördert das Abschnüren die Reizempfindlichkeit.

SM: Zu fesseln und gefesselt zu werden bzw. zu sein sind natürlich wesentliche Elemente des SM. Wenn dich das reizt, du dich aber nicht für einen guten Sklaven hältst, erinnere dich an den Leitsatz: »Es gibt keine schlechten Sklaven, nur schlechte Meister.«

Akupressur: Ein Freund hat mir von einem Meister erzählt, der mit verknoteten Seilen Meridianpunkte zu drücken fähig und somit eine Art Akupressur auszuführen im Stande ist. Selbst habe ich das leider noch nicht genießen...

Blick ins Buch

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