In dieser Arbeit werden die Spielberichte der Bundesliga-Partien mit Beteiligung von Werder Bremen der Saison 2007/2008 untersucht. Als Untersuchungsgegenstand dienen die Spielberichte dreier Tageszeitungen und einer Website. Als Grundlage für diese Auswahl wird die Unterteilung von Dovifat [108] herangezogen:
a) nationale Abonnementzeitung, überregionale Presse
b) regionale/lokale Presse
c) Boulevardpresse, Kaufzeitung
Diesen drei Gruppen wird jeweils eine Zeitung zugeordnet, um den Grad des Boulevardjournalismus in den Spielberichten der jeweiligen Zeitungstypen miteinander zu vergleichen. Die Auswahl des Autors fiel für a) auf die „Süddeutsche Zeitung“, für b) auf den „Weser-Kurier“ und für c) auf die „Bildzeitung“. Die Einteilung nach Dovifat wird um die Homepage von Werder Bremen, www.werder.de, erweitert, um auch die hauseigene Spielberichterstattung des Fußball-Bundesligisten auf Boulevardaspekte zu untersuchen, da diese im inhaltsanalytischen Vergleich der Spielberichte keinesfalls fehlen darf. Werder Bremen publiziert den hauseigenen Spielbericht nicht in Print-Publikationen, sondern ausschließlich im Internet. Insofern ist die Berücksichtigung der Website in dieser Untersuchung unbedingt erforderlich. Ferner ist die Untersuchung der Spielberichte auf „Werder.de“ für den inhaltsanalytischen Vergleich von besonderem Interesse: Sollten die Spielberichte auf „Werder.de“ auffällig viele Boulevardaspekte enthalten, lässt dies den Rückschluss zu, dass Werder Bremen selbst aufgrund der Presseservicefunktion von „Werder.de“ zum Boulevardjournalismus in den Spielberichten der Tagespresse beiträgt. Die untersuchten Medien werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Die „Bild-Zeitung“ erscheint im in Hamburg ansässigen Axel-Springer-Verlag[109] und ist die auflagenstärkste Zeitung in Europa. Die erste Ausgabe erschien im Jahr 1952 mit einer Auflage von 250.000 Exemplaren. Die Boulevardzeitung sorgte mit ihrer Aufmachung für ein Novum in der deutschen Presselandschaft. Als Straßenverkaufszeitung setzt sie darauf, mit einer „reißerischen Aufmachung“ Aufmerksamkeit zu erzeugen und zum Kauf anzuregen. Ziel ist es, eine günstige Zeitung anzubieten, die eine breite Leserschaft anspricht und Information und Unterhaltung in „leicht verdaulicher Sprache“ vermittelt.[110] Die „Bild“ hat aktuell eine Auflage von etwa 3,34 Millionen Exemplaren,[111] Chefredakteur ist Kai Diekmann. Die „Bild“ erscheint in verschiedenen Ausgaben. Neben der Bundesausgabe erscheinen 33 Regionalausgaben. Zudem erscheint am Sonntag die „Bild am Sonntag“ mit einer Auflage von ca. 1,78 Millionen Exemplaren.[112] Für diese Untersuchung wurden regelmäßig die Spielberichte aus der „Bild am Sonntag“ herangezogen, da die Partien der FußballBundesliga zumeist am Samstag stattfinden und die Spielberichte folglich am Sonntag publiziert werden. Die Spielberichte der Partien, die nicht am Samstag ausgetragen wurden, entstammen der Bremer-Ausgabe der „Bild-Zeitung“.
Die Spielberichte werden im Sportteil der „Bild“ veröffentlicht. Leiter des Sportressorts ist Alfred Draxler. Die Bedeutung der Sportseiten in der „Bild“ als Verkaufsargument ist unbestritten und gerade der Fußball nimmt eine besondere Stellung ein. Mittlerweile ist für jeden Bundesligaverein mindestens ein Redakteur ausschließlich zuständig.[113] „In den Spielberichten der 'Bild' soll kurz und prägnant eine interessante Geschichte erzählt werden. Wir machen keine '1:0- Berichterstattung', sondern haben den Anspruch aktuell, informativ und unterhaltsam über ein Fußballspiel zu berichten.“[114]
Die „Süddeutsche Zeitung“[115] wird vom Süddeutschen Verlag herausgegeben und ist die größte überregionale Abonnement-Tageszeitung Deutschlands. Als deutsche Qualitäts-Tageszeitung vereint die „Süddeutsche Zeitung“ nach eigenen Angaben hohen redaktionellen Anspruch mit höchster Reichweite (1,26 Mio. Leser). „Die Süddeutsche Zeitung informiert, kommentiert, unterhält und überrascht. Damit ist sie für ihre Kern-Zielgruppe - Höhergebildete, Einkommensstarke, Fach- und Führungskräfte - schon lange zum Lieblingsmedium geworden.“ Die erste Ausgabe der „SZ“ erschien am 6. Oktober 1945. Sie war das Fundament für eine freie Presse in Bayern und das Kerngerüst des Süddeutschen Verlages, der sich in der Folgezeit zu einem der führenden Medienkonzerne Deutschlands entwickelte.[116] Die „Süddeutsche Zeitung“ hat aktuell eine Auflage von etwa 448.000 Exemplaren. Chefredakteur ist Hans Werner Kilz.
Der Stellenwert der Sportseiten, in denen die Spielberichte veröffentlicht werden, ist auch in der „SZ“ stark angestiegen, demzufolge kommt auch den Spielberichten der Fußball-Bundesliga eine gewachsene Bedeutung zu. Leiter des Sportressorts ist Ludger Schulze. „Die Spielberichte der 'Süddeutschen Zeitung' sind keine klassischen Spielberichte. Statt die Geschehnisse in chronologischer Reihenfolge wiederzugeben, haben wir den Anspruch, eine interessante Geschichte um den Kern des Spiels zu stricken. Damit sind wir weit entfernt vom '0815-Journalismus'der ' 1:0-Berichterstattung'. Die Spielberichte der 'SZ' zeichnet eine informative, unterhaltsame und tiefgründige Berichterstattung aus.“[117] Da es keine Sonntagsausgabe gibt, werden die Spielberichte in aller Regel montags publiziert.
Der „Weser-Kurier“ ist eine Tageszeitung der Bremer Tageszeitung AG für Bremen und Niedersachsen, die täglich mit acht Regionalausgaben erscheint. Seine Auflage beträgt ca. 220.000 Exemplare wovon etwa 70.000 Exemplare allein im Bremer Umland gelesen werden. Die erste Ausgabe erschien am 1. September 1945, seit 1983 erscheint der „Weser-Kurier“ auch sonntags unter dem Titel „Kurier am Sonntag“.[118] Im Letzteren werden aus genannten Gründen regelmäßig die WerderSpielberichte veröffentlicht. Chefredakteur des „WK“ ist Volker Weise.[119]
Das Sportressort, in denen die Spielberichte publiziert werden, wird von Jürgen Beermann geleitet. „Der Sportteil hat den Anspruch, umfassend über das Sportgeschehen in Bremen und umzu zu informieren. Die Berichterstattung über Werder Bremen nimmt dabei einen hohen Stellenwert ein. Die Nachfrage nach WerderInformationen ist stark angewachsen. Die Spielberichterstattung ist umfassend, fundiert, fachlich seriös und unabhängig. Die Spiele werden bei uns nicht durch die Werder-Brille gesehen.“[120]
„Werder.de“ ist die offizielle Homepage des Fußball-Bundesligavereins Werder Bremen. Der Verein wurde 1899 gegründet, seit 2003 fungiert die Fußballabteilung als Werder Bremen GmbH & Co. KG aA. Werder ist viermaliger Deutscher Meister, fünfmaliger Pokalsieger und gewann zudem 1992 den Europapokal der Pokalsieger. Zuletzt zog Werder Bremen fünfmal in Folge in die Champions League[121] ein und gehört damit aktuell zu den 32 besten Mannschaften Europas.[122]
Die vereinseigene Homepage, „Werder.de“, versorgt die User mit aktuellen Informationen und Neuigkeiten rund um die Mannschaft von Werder Bremen und verzeichnet etwa 90.000 Klicks pro Tag. Für den Inhalt verantwortlich ist Mediendirektor Tino Polster, Chefredakteur von „Werder.de“ ist Michael Rudolph.[123] Die Spielberichte werden auf „Werder.de“ schon kurz nach dem Abpfiff des Spiels online gestellt. „Wir haben die Homepage mit dem Relaunch im Jahr 2008 noch einmal verbessert. Der Online-Auftritt hat eine große Bedeutung für den Verein. Die Webseite unterteilt sich in die Bereiche News, Service und Community. Der NewsBereich, zu dem auch die Spielberichte gehören, hat den Anspruch, Fans und Medienvertreter authentisch über die Geschehnisse bei Werder Bremen zu informieren. Die Seite ist also auch ein Informationsdienst für die Presse. Unser Spielbericht ist ein 'reiner' Spielbericht. Das heißt, dass wir ausschließlich das Spielgeschehen beschreiben. Die Beschreibung des Spielverlaufs ist sachlich, leicht subjektiv aber immer glaubwürdig. Eine schlechte Leistung wird auch als eine solche beschrieben. Die Glaubwürdigkeit ist für uns ganz wichtig.“[124]
Die vorliegende Arbeit „Boulevardjournalismus in der Sportberichterstattung? - Die Spielberichterstattung von Werder Bremen in der Fußball-Bundesliga-Saison 2007/2008. Ein inhaltsanalytischer Vergleich der Spielberichte ausgewählter Medien“, wird, - wie dem Titel zu entnehmen ist - mit der Methodik der Inhaltsanalyse angefertigt. Deshalb sollen die wesentlichen Kriterien zur Methodik der Inhaltsanalyse im Folgenden kurz vorgestellt und erläutert werden.
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