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Branding Center

Über den Einfluss globaler Markenkonzerne auf die Innenstädte

AutorFrank Roost
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl269 Seiten
ISBN9783531909929
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Global agierende Markenkonzerne errichten immer häufiger Showrooms, Flagship Stores und Firmenmuseen, die ihnen als dreidimensionale Werbung dienen. Vor allem in den Metropolen prägen solche als Branding Center bezeichneten Bauten zunehmend das Stadtbild. Am Beispiel von Projekten der Sony Corporation in Berlin, San Francisco und Tokyo untersucht der Autor, wie die globalen Marketingstrategien der Konzerne und die lokalen planerischen Konzepte bei dieser neuen Form der Stadtproduktion zusammenwirken. Dabei stellt er den Zusammenhang mit dem globalisierungsbedingten Wandel der Produktions- und Konsummuster dar, bestimmt den Stellenwert der imageorientierten Investitionen für die Stadtentwicklung und zeigt die Handlungsspielräume im planerischen Umgang mit den Branding Centern.

Dr.-Ing. Frank Roost lehrt Städtebau an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund.

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Leseprobe
6. Sony-Projekt Aqua City in Tokyo (S. 215-216)

Nachdem der Sony-Konzern mit seinen Projekten in Berlin und San Francisco begonnen hatte, zwei imageträchtige Standorte außerhalb Asiens für seine Werbezwecke zu nutzen, entschloss sich das Management des Unternehmens kurz darauf, auch am Stammsitz Tokyo ein weiteres Projekt dieser Art durchzuführen. Zwar betreibt die Firma hier bereits seit 1966 mit dem Sony-Building in der Ginza einen der traditionsreichsten und bekanntesten Showrooms des Landes.

Doch wegen der großen Bedeutung des japanischen Markts für den Konzern und angesichts der immer größer werdenden Zahl von Showrooms anderer Unternehmen, die seither mit ähnlichen Einrichtungen in Tokyo Sonys Vorbild gefolgt sind, entschloss sich der Elektronikhersteller, seine Präsenz in der japanischen Metropole noch weiter auszubauen. Aufgrund der mittlerweile durchgeführten Restrukturierung des Unternehmens zum Doppelkonzern der Elektronik- und der Medienbranche sollte wie bei den Projekten in Berlin und San Francisco auch in Tokyo die werbeträchtige Produktpräsentation mit Entertainmentangeboten kombiniert und dementsprechend ein großes Branding Center realisiert werden. Wie schon bei den Branding Centern in Berlin und San Francisco wählte Sony als Standort für sein Vorhaben in Tokyo eine Fläche, die zu einem Großprojekt gehörte.

Ähnlich wie der Potsdamer Platz und Yerba Buena Gardens ist auch das Teleport Town genannte Stadterneuerungsvorhaben in der japanischen Hauptstadt in der Absicht, die Attraktivität der Stadt als globales Wirtschaftszentrum weiter zu erhöhen, begonnen worden. Der auf einer Aufschüttungsfläche im Hafen seit den 1980er Jahren geplante, Hektar große neue Stadtteil war ursprünglich vor allem als Standort für Bürohochhäuser der damals blühenden Finanzindustrie geplant.

Nach dem Zusammenbruch des Immobilienmarktes in den 1990er Jahren geriet das Mega-Projekt wegen des massiven Rückgangs der Nachfrage nach Büroraum jedoch ins Stocken. Ganz im Sinne der japanischen Regierung, die seither versucht, die Konjunktur durch Förderung des privaten Konsums und des Inlandstourismus anzukurbeln, hat auch die Stadtverwaltung von Tokyo ihr Programm für den neuen Stadtteil überarbeitet und bemüht sich neuerdings vor allem um Investitionen im Freizeitsektor. In dem nun in Rainbow Town umbenannten Projekt wurden seither vor allem Branding Center realisiert, insbesondere im Teilgebiet Odaiba.

In diesem Abschnitt, der dem Zentrum Tokyos am nächsten gelegen ist, befindet sich auch der Sony-Komplex und kann von einer reizvollen Wasserlage mit Ausblick auf die Innenstadt profitieren. Das in Anspielung an diesen Standort Aqua City genannte Gebäude des Elektronikkonzerns bildete gemeinsam mit weiteren Branding Centern des Fernsehsenders Fuji TV und des Automobilkonzerns Toyota den Auftakt zur funktionalen Neuausrichtung des Megaprojekts und zieht Millionen von Besuchern in eine bis dahin kaum genutzte Hafenfläche. An der neu erschaffenen Touristendestination lässt sich deshalb gut nachvollziehen, inwiefern auch in global cities Großprojekte nicht mehr nur von den lange Zeit dominierenden Bürogebäuden für finanz- und unternehmensorientierte Dienstleister geprägt werden, sondern in zunehmendem Maße auch von Branding Centern.

6.1. Tokyo als polyzentrische Agglomeration

Die japanische Hauptstadt Tokyo mit ihren fast acht Millionen Einwohnern ist als kulturelles, politisches und ökonomisches Zentrum der führenden asiatischen Industrienation eine der bedeutendsten Metropolen der Welt. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, als im Zuge der sogenannten Meiji-Restauration ein gesellschaftlicher Modernisierungsund wirtschaftlicher Aufholprozess gegenüber den westlichen Ländern eingeleitet und auch der Regierungssitz von der alten Kaiserresidenz Kyoto in die Handels- und Hafenstadt Tokyo verlegt wurde, bildet die Metropole das unangefochtene Zentrum der Inselnation.

Das traditionell zentralistische politische System und die geografische Struktur des Landes, das in weiten Teilen von rohstoffarmen und landwirtschaftlich kaum nutzbaren Gebirgen geprägt ist, begünstigte eine starke Konzentration der Bevölkerung Japans auf wenige fruchtbare an der Küste gelegene Regionen, von der die Kanto-Ebene mit der Hauptstadt Tokyo am meisten profitierte. Dieser durch den Industrieboom der Nachkriegszeit verstärkte und bis heute anhaltende Effekt hat dazu geführt, dass die Metropolregion Tokyo mit über 32 Millionen Einwohnern seit Jahrzehnten den mit Abstand einwohnerreichsten Ballungsraum der Welt bildet.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Einführung8
1. Branding Center als neue Form der Stadtproduktion11
2. Freizeit- und Handelseinrichtungen als Mittel der Unternehmenswerbung25
3. Die Sony Corporation – Strategien eines global agierenden Konzerns73
4. Sony Center Berlin95
5. Sony- Projekt Metreon in San Francisco171
6. Sony- Projekt Aqua City in Tokyo213
7. Sony-Bauten in drei Kontinenten: globale Gemeinsamkeiten und lokale Unterschiede251
8. Schluss: Branding Center als planerische Herausforderung257
9. Quellenangaben260

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