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E-Book

Briefing gut - Werbung gut

Marketing-Wissen für Werber, Kreative & Co.

AutorPhilip Wölki
Verlagmi Wirtschaftsbuch
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl233 Seiten
ISBN9783864161841
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis44,99 EUR
Beflügelnd, informativ, reich illustriert: Erstes Marketing-Buch für Kreative. Gestalter und Texter müssen auf Knopfdruck brillant sein - leider sind die Briefings in zwei Dritteln aller Fälle viel zu vage. Briefing gut - Werbung gut schlägt eine Brücke zwischen Kunden und Kommunikationskünstlern. Es enthält tausend Tipps und Tools, mit denen Kreative das Informationsdefizit gezielt beseitigen können - und bettet das Briefing in spannende Marketingthemen ein, die zu verstehen für Profis essenziell ist. Aus Agentursicht geschrieben - mit Stil, Flair und in der richtigen Tonalität.

Philip Wölki ist 40 Jahre alt und arbeitet seit 1999 als Dozent an zahlreichen Bildungsinstitutionen (Universitäten, Fachhochschulen, Akademien, Berufsfachschulen und Weiterbildungsträgern) in Deutschland und China. Nach Jahren in verantwortlichen Positionen bei Agenturen und Unternehmensberatungen entdeckte er seine Leidenschaft zur Wissensvermittlung. Vorher studierte er BWL mit Schwerpunkt Marketing und Werbung an Universitäten in Köln, Rotterdam, Dublin, Madrid und den USA. Er arbeitet zudem als freier Unternehmensberater und Journalist. Philip Wölki ist selbstständiger Unternehmer, Dozent und Trainer für Marketing, Werbung und E-Business. Der Betriebswirt, Marketing- und Wirtschaftspsychologe führte Agenturen und Unternehmensberatungen, betreute Kunden wie die Deutsche Post, France Telecom und RWE. Er hat Lehraufträge an diversen Hochschulen und Institutionen in Hamburg und anderen deutschen Städten.

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Leseprobe

1 Markt und Umfeld



Allgemein geht es in diesem ersten Kapitel um die »Einnordung«, das heißt, es werden Fragen wie die folgenden gestellt:


  • Wo befindet sich der Hersteller, Kunde, Anbieter mit seinem Angebot?
  • Wie sehen der Markt und das Umfeld dazu aus?

Abbildung 7: Markt und Umfeld


1.1 Markt


Achtung, bevor Sie vorschnell diesen Punkt überspringen: Es ist einer der wichtigsten und schwierigsten und am häufigsten falsch verstandenen des gesamten Briefings!

Die sogenannte Marktanalyse gliedert sich in drei Teile:

Abbildung 8: Der Markt


Marktdefinition


Erster Schritt der Marktanalyse ist es, den Markt zu definieren. Dies klingt wahrlich trivial, ist es aber häufig leider nicht. Immer noch wird in vielen Branchen fälschlicherweise eine produktorientierte Marktdefinition vorgenommen. Ingenieure dürfen vielleicht produktorientiert arbeiten – Marketer, Werber, Designer, Kommunikatoren dürfen es nicht. Es geht nicht um Produkte (oder Dienstleistungen), sondern um Leistungen, um Bedürfnisbefriedigung!

Bedürfnisse können als Beweggründe des Willens beziehungsweise als Antriebsfeder für das Handeln umschrieben werden. Das bedeutet, kein menschliches Handeln ohne Bedürfnis, bewusst oder unbewusst. Die wesentlichen, bestimmenden Faktoren von Bedürfnissen sind Ängste und Wünsche. Diese können begründet oder diffus sein. Im Spannungsverhältnis von Ängsten und Wünschen trifft der Mensch Entscheidungen – auch Kaufentscheidungen.6


Deshalb muss die Marktdefinition bedürfnisorientiert erfolgen. Man verkauft keine Kosmetika, sondern Schönheit, Attraktivität, Erfolg und so weiter. Viele Unternehmen sind schon durch eine falsche Definition ihres Marktes Konkurs gegangen. Wenn man seinen Markt nach Produkten einteilt, und die Konkurrenz andere Produkte hat, welche aber dieselben Bedürfnisse befriedigen – zum Beispiel Bahnfahrt und Flug –, dann hat man diese Konkurrenten nicht im Blickfeld. Das ist riskant. So entstehen zum Beispiel Preismodelle fern von der Wirklichkeit (wie bei der Bahn in 2002).

In den achtziger Jahren galten Schreibmaschine und PC produktbezogen sicher nicht als Konkurrenzprodukte. Bezüglich der Bedürfnisse jedoch konkurrierten sie zweifellos, und so mussten die Kunden sich zwischen ihnen entscheiden. Fast alle haben dies zugunsten des PCs getan, da er klare Wettbewerbsvorteile besitzt, und so verdrängte er die Schreibmaschine fast völlig vom Markt. Ein weiteres Beispiel hierfür sind Super-8-Kameras, verdrängt durch Videokameras, verdrängt durch Camcorder.

Ein Hersteller von Regenmänteln hat nicht nur die anderen Regenmantelhersteller als Konkurrenten, sondern ebenso die Hersteller von Regenschirmen, Regencapes, wetterfesten Jacken et cetera. Denn der Zielgruppe geht es nicht um den Mantel (Produkt), sondern um die Tatsache, dass sie nicht bis auf die Unterwäsche nass werden will (Bedürfnis), und dies lässt sich auch mit anderen Produkten realisieren. Wofür sie sich letztendlich entscheidet, hängt dann von weiteren Faktoren, also zusätzlichen Bedürfnissen ab: zum Beispiel Preis, Bedürfnisbefriedigungsausmaß (Wirksamkeit des Nässeschutzes), Praktikabilität/Funktionalität (zum Beispiel auf dem Fahrrad), Taschentauglichkeit, Imagewirkung und so weiter.

Wichtig ist auch noch, dass zwei Produkte der gleichen Gattung, zum Beispiel zwei Autos, nicht zwangsläufig Konkurrenten sind: So werden Autos von KIA und von Rolls-Royce in den seltensten Fällen konkurrieren, da die Bedürfnisse, die diese beiden Autotypen befriedigen, kaum deckungsgleich sind. Der KIA dient eher dem Bedürfnis, kostengünstig im eigenen Wagen von A nach B zu kommen, der Rolls befriedigt mehr Status- und Luxusbedürfnisse – obwohl er natürlich auch von A nach B fährt. Weitere Beispiele zu diesem Unterschied:7

UnternehmenProduktorientierte DefinitionBedürfnisorientierte Definition
DeodorantherstellerWir töten Geruchsbakterien abWir machen Sie attraktiv und erfolgreich
ElektronikherstellerWir stellen elektronische Bauteile für Küchengeräte herWir sorgen für glückliche Ingenieure beim Kunden
Lexikon-VerlagWir verkaufen LexikaWir geben Ihnen Wissen
PausensnackherstellerWir verarbeiten genmanipuliertes Soja und ZuckerWir machen Kinder glücklich
SeifenherstellerWir stellen Produkte aus Tierkadavern und Chemie herWir verkaufen Hoffnung auf Schönheit
UhrenmarkeWir verkaufen UhrenWir verkaufen Status
UnterhaltungselektronikWir stellen mp3-Player herWir sorgen für Musik in allen Lebenslagen


Diese Betrachtungsweise hat zudem den pragmatischen Zusatznutzen, dass man so die richtigen Konkurrenten identifiziert. Befriedigt das Produkt kein Bedürfnis, so braucht es niemand. Befriedigt es aber doch Bedürfnisse und kennen Sie diese, so ist das für Sie als Kreativen fast existenziell. Ob Sie später hierauf die Kommunikation aufbauen, hängt noch von weiteren Faktoren ab (zum Beispiel wie weit die Konkurrenz diese Bedürfnisse ebenfalls beziehungsweise noch besser befriedigt).

Für die Bestimmung der Bedürfnisse kann man versuchen, in sich hineinzuhören (falls man zur Zielgruppe gehört) und andere Mitglieder der Zielgruppe zu analysieren. Kein leichter Job, da häufig die Konsumenten selbst nicht genau wissen, warum sie etwas kaufen. »Ich rauche, weil ich cool sein will« oder »Ich kaufe diese Hose, weil ich denke, dass ich dann bei den Mädels besser ankomme« sind zwar ehrliche, aber wahrscheinlich auch selten geäußerte Antworten. Finde ich diese Mode wirklich schön oder cool, oder hat mein Votum für sie mehr damit zu tun, dass meine Peergroup solche Hosen trägt und ich die Gruppe und daher auch die Hose cool finde? Psychoanalyse ist gefragt, daran führt kein Weg vorbei.

Nun stellt sich die Frage, auf welchem Markt unser Beispiel-Frauenbaumarkt tätig ist. In einem ersten Schritt sollten die Bedürfnisse der Zielgruppe bezüglich des Produkts identifiziert werden. Dies sind zum Beispiel folgende:

Frage 1: Welche Bedürfnisse befriedigt das zu kommunizierende Produkt?
Auf welchen Märkten »kämpft« somit das Produkt?

Folgende Bedürfnisse werden befriedigt:

  • Dekoration (punktuelle Veränderung im Wohnumfeld)
  • Veränderung im Wohnumfeld
  • Emanzipation (»selbst ist die Frau«)
  • Hobby/Freizeitbeschäftigung/Unterhaltung
  • Differenzierung von der Masse (noch immer nicht alltäglich für eine Frau)
  • Hype-Thema/Mitmachfieber (»dabei sein«)
  • Verschönerung/ästhetischer Anspruch
  • Geschenk finden (zum Beispiel für den Mann)
  • Sparen (preisgünstiges Einrichten)
  • Selbstverwirklichung
  • Etwas leisten wollen
  • Maschinen bedienen (»kann ich auch« und Beherrschen der Technik)
  • Kreative Betätigung
  • Anerkennung/nicht mehr als Laie dastehen
  • Ausgleich zum Beruf schaffen (zum Beispiel zur Büroarbeit)
  • Berufliche Tätigkeit/Fähigkeiten für sich selbst nutzen (zum Beispiel für eine Handwerkerin)
  • Gemeinschaftsgefühl (Gruppe von Heimwerkerinnen)
  • Herausforderungen meistern wollen
  • Geborgenheit/Nestbau
  • Etwas »nur für sich« machen
  • Selbst Boss sein/alleine entscheiden, was man wie macht
  • Etwas Einzigartiges (ein Unikat) schaffen
  • Sich von anderen abgrenzen
  • Etwas erschaffen, Schöpferakt
  • Ordnung schaffen
  • Handarbeit/DIY (do it yourself)
  • Verwirklichung von Kindheitsträumen
  • Reparatur, Ersatz
  • Umzugsbedarf
  • Schnelle Problemlösung
  • Erklärungen/Hilfestellung/Unterstützung/Beratung
  • Ideen und Anregungen, Inspiration
  • Selbstdarstellung/Bewunderung erhalten
  • Bestimmtes Lebensniveau mit wenig Geld schaffen
  • Sehen und gesehen werden
  • »In« sein
  • Es dem »besserwissenden« Mann zeigen wollen
  • Neuer Lebensstil
  • Bummeln
  • Individualität (zum Beispiel Unikate besitzen)
  • Selbstständigkeit/Eigenständigkeit
  • Entspannung/Kopf abschalten
  • Sozialer Kontakt/mit jemanden reden
  • Umsetzung eigener Ideen
  • Naturverbundenheit
  • Mittel zum Zweck (Werkzeug, Baustoffe, Ersatzteile)...
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