Die Einsicht, dass man vieles aus früheren Leben jetzt erfährt und zugleich ständig die Samen für die Zukunft legt, ermöglicht ein bewusstes Gestalten der Partnerschaft. Es gibt gewisses störendes Verhalten, das man nach Fähigkeit besser vermeidet. Häufig ist es wirklich traurig zu erleben, wie sich viele die dafür nötige Klarheit durch ihre Launen und ihr ichbezogenes Verhalten trüben. Um einen Hort von grundlegend gutem Karma aufzubauen, hat Buddha zehn nützliche Handlungen empfohlen, die sowohl in der Partnerschaft als auch in jeder Lebenslage enorm schützen und eine Vielzahl von guten Eindrücken in den Geist setzen. Sie sind der genaue Gegensatz der Handlungen, von denen er ernsthaft jedem abrät. Zum besseren Verständnis unterscheidet man bei den Handlungen zwischen körperlicher, sprachlicher und geistiger Ebene.
Die drei nützlichen Handlungen auf Körperebene
Leben schützen (nicht töten)[5]
Werden in einer Partnerschaft die Bedingungen so geschaffen, dass Freiraum für Entwicklung entsteht, können sich die innewohnenden, noch nicht freigesetzten Eigenschaften der Liebenden besser entfalten. Erfahrungsgemäß geschieht das am besten auf der Ebene des Vertrauens, welches in einem geschützten Rahmen entsteht.
Die Aufgabe des Mannes war ursprünglich körperliches und unmittelbares Schützen der Umgebung. Aufgrund der günstigen Lebensumstände wird diese Eigenschaft heute seltener benötigt. Das ist für das Selbstverständnis des Mannes nicht leicht. In Zeiten der sich ständig verändernden Rollen wünschen sich Frauen – mittlerweile häufig nur noch unbewusst – den Schutz eines Mannes. Obwohl sie gelernt haben, allein zurechtzukommen, ist der innere Wunsch nicht verschwunden. Tatsächlich kann sich auch die Frau viel leichter öffnen, wenn sie die vom Mann ausgehende Sicherheit spürt. Deshalb ist es sehr sinnvoll, den Mann dieses Schutzbedürfnis spüren und sich von ihm verwöhnen zu lassen, anstatt mit ihm in diesem Feld wetteifern zu wollen. Zweifellos wirkt auf den Mann das Gefühl, der Frau Schutz gewähren zu können und für etwas Spannendes gebraucht zu werden, erregend und ist ein nicht zu unterschätzendes Bindeglied in einer Beziehung. Belegt man wichtige Rollen in der Beziehung doppelt, braucht und ergänzt man sich immer weniger und schwächt die Verbindung.
Allgemein rät Buddha, Leben jeglicher Art zu schützen und nicht zu töten oder töten zu lassen. Wird eine Frau ungewollt schwanger, gilt es auch in diesem Fall, das Leben zu schützen. Ab dem Augenblick, in dem Ei und Samen zusammenkommen, stößt das Bewusstsein, das aus früheren Leben mit den Eltern eine Verbindung hatte und jetzt dadurch angezogen ist, dazu. Erfahrungsgemäß fallen häufig selbst sich heiß liebende Paare auseinander, wenn ein bewusst abgetriebenes Kind zwischen ihnen steht. Das durch die Abtreibung aufgebaute schlechte Karma steht zu schwer wiegend zwischen ihnen. Man sollte die Kinder zur Adoption freigeben, anstatt sie zu töten.[6]
In einer Familie breitet sich der Schutz notwendigerweise auf die Kinder aus und diesmal ist die Mutter im Alltäglichen mehr gefragt. Hier lebt sie ihr Bedürfnis, andere zu schützen, auf natürliche Weise aus. Das gute Karma, in eine menschenfreundliche, sich gegenseitig absichernde Gesellschaft wiedergeboren zu werden, ist leider nur sehr wenigen vergönnt.
Freigebigkeit (nicht stehlen oder betrügen)
Um sich gegenseitig zu begeistern und eine Atmosphäre von Großzügigkeit zu schaffen, sollte sinnvolles Geben eine bewusste Gewohnheit werden. Partner sollten selbstverständlich ihre Körper als ein Mittel sehen, um sich gegenseitig Liebe zu schenken. Freigebigkeit geht aber weit darüber hinaus. Man sollte den Partner unbedingt ganzheitlich am eigenen Leben teilhaben lassen, auch wenn man getrennt zur Arbeit oder mitunter auch zu den Freunden geht. Nur so werden Wachstumserlebnisse beiderseits zum Erfahrungsschatz, in den jeder Verstandenes einbringt und jede Menge Einsicht herausholen kann. Der Wunsch nach materieller Sicherheit ist wohl überall auf der Welt grundlegend. Selbst kleine Geschenke können daher bedeutend sein. Weit wichtiger ist allerdings, dem anderen zu mehr Selbständigkeit und Unabhängigkeit zu verhelfen, zum Beispiel durch eine Ausbildung. So etwas nützt ein Leben lang. Etwas wirklich Besonderes ist es allerdings, dem Partner die Erkenntnis des eigenen Geistes zu ermöglichen. Das hilft durch alle Leben hindurch bis zur Erleuchtung. Deswegen gilt Buddhas Lehre auch als das größte Geschenk überhaupt.
Sexuell Glück bringendes Verhalten (kein sexuelles Leid antun)
Im Buddhismus ist Sexualität ein Teil des Lebens, die Geschlechtsteile werden als Quelle des Glücks bezeichnet und können Lebenskraft schenken. Man will dem Partner mit dem eigenen Körper Freude bringen und denkt dabei nicht nur an sich selbst. Darüber hinaus gibt es nur wenige Punkte, zu denen Buddha Stellung genommen hat. Auch in diesem Bereich sieht er die Menschen als ein erwachsenes Gegenüber an und überlässt sie ihren Schlafzimmergewohnheiten.
Buddha rät allgemein sowohl gegen das Einmischen in gut laufende Beziehungen als auch gegen Inzucht, das bedeutet Liebe in der nächsten Verwandtschaft, da es das Erbgut belastet. Ferner sieht er Schwul- oder Lesbischsein als erschwerende Umstände für das Leben an, erklärt aber auch, woher es kommt – eben durch Widerwillen gegen das andere Geschlecht im letzten Leben oder durch enge Bände aus früheren Leben, nur dass der Gleichgeschlechtliche von heute der Gegengeschlechtliche von früher war. Natürlich erkennt der Lebenserfahrene die sexuelle Ausrichtung nur als eine von sehr vielen Eigenschaften, die den ganzen Menschen ausmachen, und bewertet die sexuelle Ausrichtung nicht über.
Liebt man den Partner ohne Würde oder muss ihm sogar Schmerz zufügen, um sich zu befriedigen, lässt das auf schwierige vergangene Eindrücke im Geist schließen. Um den Aufbau von neuem, schlechtem Karma zu vermeiden, empfahl Buddha in diesem Fall unter anderem ein Leben ohne den Einsatz des Körpers – das Zölibat. Dadurch erhält man die Möglichkeit, seine Zeit sinnvoll mit buddhistischen Übungen für die Entwicklung aller einzusetzen, ohne sie zu schädigen. Da durch die sexuelle Begegnung in der Partnerschaft viel Offenheit und Vertrauen entsteht, lohnt es sich, diese dauerhaft auszubauen und den Partner freudvoll zu bestätigen. Treue kann an dieser Stelle sehr hilfreich sein, weil ein ständiger Unsicherheitsfaktor wegfällt. Sexuelle Untreue trifft oftmals tief und anhaltend und lässt nicht nur den Betrogenen leiden. Aus diesem Grund ist es klug, seine Grenzen zu kennen und Absprachen in der Partnerschaft einzuhalten. Welcher Rahmen der richtige ist, entscheidet jedes Paar für sich.
Diese humanistischen Ratschläge Buddhas treffen weltweit leider meistens auf wenige und sehr taube Ohren. Obwohl sicher kein breiteres Feld der menschlichen Betätigungen vorhanden ist als in der Liebe, gibt es zugleich kein Gebiet, auf dem so viele vorgefasste Meinungen und so viel Druck herrschen. Obwohl es eigentlich eine Frechheit ist, wenn »verklemmte Götter« einem weismachen wollen, wann, wie und ob man anderen körperliche Freude bringen darf, werden zum Beispiel heute noch Frauen in manchen muslimischen Kulturen an den Geschlechtsorganen verstümmelt und für Untreue zu Tode gesteinigt. Das sind sicher keine Glück bringenden Handlungen, und ihre Verursacher erwarten im nächsten Leben dieselben Erfahrungen.
Die vier nützlichen Verhaltensweisen für die Rede
Die Wahrheit sagen (nicht durch Lügen schaden oder falsches Vertrauen aufbauen)
Ehrlichkeit in einer Partnerschaft ist ein nicht zu unterschätzender Punkt. Wie könnte man ansonsten das für eine Beziehung nötige Vertrauen aufbauen? Die Arbeit beginnt aber mit der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Wer nicht viele Jahre meditiert oder mit Hilfe seiner Sichtweise noch viel länger an sich gearbeitet hat, wird die Wirklichkeit stark durch eigene Wünsche gefärbt erleben. Den Partner nie zu verletzen ist eine Sache, Lügen für den eigenen Nutzen eine andere und den Menschen die Wahrheit knallhart ins Gesicht zu sagen eine dritte. Die richtige Mischung zum Besten aller zu finden ist weise.
In der Partnerschaft gibt es wohl »die große« und »die kleine« Ehrlichkeit. Im großen Rahmen gilt es, keine Lebenslüge zu leben und auch die Zeit anderer nicht zu vergeuden. Eher sollte man zugeben, wenn eine dauerhafte Änderung in der Beziehung eingetreten ist.
Auf der Ebene der kleinen Ehrlichkeit geht es weitgehend um Gefühle und Einzelheiten. Es ist beispielsweise nicht hilfreich, eine sowieso schon »rotohrige« Liebschaft zusätzlich mit dem zu plagen, was die...