1. Türkei – Türkiye
Die Türkei ist aufgrund ihrer Lage eine »Brücke«, über die sich die alte asiatische türkische Kultur nach Europa erstreckt. Um ein anderes Bild zu gebrauchen, kann man das Land auch als ein »Fenster« des Westens zum Osten bezeichnen. Immerhin 3 Prozent der Landesfläche liegen auf dem europäischen Kontinent, und die beiden Bosporus-Brücken verbinden Europa mit Asien.
Seine Lage machte Anatolien zur Wiege vieler Kulturen und Völker: Etwa zwei Dutzend Kulturen haben in der heutigen Türkei ihre Spuren hinterlassen, und das Land beherbergte schon in der ältesten Zeit (4. bis 3. Jahrtausend v.Chr.) menschliche Siedlungen. Über 5.000 antike Städte und sonstige Überreste kann man in der heutigen Türkei noch besichtigen. Von den sieben Weltwundern der Antike befanden sich zwei in der heutigen Türkei: das Artemision von Ephesos und das Mausoleum von Halikarnassos. Von den drei berühmtesten Bibliotheken der Antike befanden sich zwei in Anatolien: in Ephesos und in Pergamon. Das erste Geld als Zahlungsmittel in goldenen und silbernen Münzen wurde in Anatolien von den Lykern geprägt. Die Türkei verfügt über Naturwunder wie die Kalksinter-Terrassen von Pamukkale und die Tuffstein-Höhlen in Kappadokkien. Über 1.000 Thermalquellen sprudeln auf dem türkischen Boden. An den Küsten der anatolischen Halbinsel, die auf drei Seiten vom Meer umgeben ist, erstrecken sich Tausende Kilometer herrlicher Strände und Buchten als ideale Ankerplätze …
Die einzige Stadt auf der Welt, die sich über zwei Kontinente erstreckt, Istanbul, ist die größte Stadt der Türkei, hat Gründung und Fall von Imperien erlebt und war der Schauplatz welthistorischer Veränderungen. So ist es nicht verwunderlich, dass Istanbul neben dem Ruhrgebiet (»Metropole Ruhr«) und der ungarischen Stadt Pécs die dritte Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2010 sein wird.
Die Türkei auf einen Blick
Siehe Tabelle
1.1 Geografie
Geografisch erstreckt sich die Türkei über zwei Kontinente und verbindet Europa und Asien, sie liegt am Schnittpunkt zwischen Nahem Osten, Kaukasus und Südosteuropa. Zudem liegt das Land in der Mitte der sogenannten »strategischen Energieellipse«, die von Zentralasien bis zum Persischen Golf reicht. Die der Form eines Rechtecks ähnelnde Türkei erstreckt sich über eine Breite von etwa 550 Kilometern und eine Länge von etwa 1.500 Kilometern mit einer Gesamtfläche von über 800.000 Quadratkilometern; davon macht der asiatische Teil des Landes, Anatolien (türkisch: Anadolu), auch Kleinasien genannt, ungefähr 97 Prozent aus. Der europäische Teil, der das östliche Thrakien bildet, umfasst mit 23.623 Quadratkilometern 3 Prozent der Landesfläche.
Das Land wird in sieben geografische Gebiete beziehungsweise Regionen unterteilt: Die Marmararegion befindet sich in der Nordwestecke des Landes und wird vom Marmarameer, dem Bosporus und den Dardanellen begrenzt. Obwohl diese Region flächenmäßig klein ist, ist sie am stärksten bevölkert, da sie das wirtschaftliche Zentrum der Türkei bildet. Die Industrie- und Handelsstädte Istanbul, Kocaeli und Bursa liegen hier. Die Millionenstadt Bursa ist gleichzeitig eine Kurstadt und berühmt für ihre Schwefelquellen und Thermalbäder. Sie liegt zu Füßen des bis zu 2.543 Meter hohen Uludağ-Gebirges, welches das ganze Jahr über ein beliebtes Ausflugsziel und im Winter Skisportzentrum des Landes ist. Die Ägäische Region befindet sich im Westen an der Ägäischen Küste und erstreckt sich nach Osten in das Landesinnere. Izmir ist die bekannteste Stadt dieser Region, und zahlreiche touristische Orte befinden sich ebenfalls hier. Baumwolle, Oliven, Weintrauben, Orangen und Tabak werden in dieser fruchtbaren Gegend angepflanzt. Die Mittelmeerregion erstreckt sich von der Mittelmeerküste in Richtung Norden in das Landesinnere. Das Taurusgebirge verläuft parallel an der Küste entlang. Hauptsächlich werden hier Zitrusfrüchte, Baumwolle, Bananen, Erdnüsse und Tomaten angepflanzt. Die Schwarzmeerregion wird im Norden von der Schwarzmeerküste begrenzt und erstreckt sich im Süden in das Landesinnere und verläuft parallel zur Küste. Wichtigste Agrarprodukte dieser Region sind Haselnüsse, Tabak, Tee und Mais. Den Osten des Landes bildet Ostanatolien, wo sich der höchste Gipfel des Landes befindet, der Ararat (türkisch: Ağrı, 5.137 Meter), und der größte See der Türkei, der Van-See mit einer Gesamtfläche von 3.173 Quadratkilometern. Südostanatolien ist geografisch gesehen die kleinste Region und grenzt im Südosten des Landes an Irak und Syrien. Die Flüsse Euphrat (türkisch: Fırat) mit 2.736 Kilometern Länge und Tigris (türkisch: Dicle) mit 1.899 Kilometern Länge entspringen hier. Zentralanatolien bildet das Zentrum des Landes, in dem auch die Hauptstadt Ankara liegt. Hier befinden sich der Salzsee (türkisch: Tuz Gölü) mit 32 bis 36 Prozent Salzgehalt und das einzigartige Tuffsteingebiet Kappadokien.
Die administrative Gliederung der Türkei weist 81 Provinzen auf. Die größte Stadt des Landes und das wichtigste wirtschaftliche und kulturelle Ballungszentrum ist Istanbul (früher Konstantinopel), gelegen am Bosporus. Die Stadt wird von der Meerenge geteilt und liegt so auf zwei Kontinenten. Sie hat eine Fläche von ca. 1.269 Quadratkilometern, in der gesamten Region leben auf einer Fläche von ca. 5.220 Quadratkilometern ungefähr 13 Millionen Menschen. Istanbul ist eine der größten Städte der Welt. Die zweitgrößte Stadt des Landes ist die Hauptstadt Ankara mit ca. 4 Millionen Einwohnern. Izmir als drittgrößte Stadt weist ca. 2,7 Millionen Einwohner und den zweitgrößten Handelshafen der Türkei auf.
Landschaft
Die Türkei ist im Allgemeinen ein hoch gelegenes Land mit einer abwechslungsreichen Landschaft. Sie ist an drei Seiten vom Meer umgeben, und große Flächen werden von Bergen eingenommen. Daneben gibt es aber auch viele flache Gebiete, also Ebenen, Plateaus und Becken. 26,2 Prozent der Gesamtfläche der Türkei bestehen aus Wäldern und ca. 36,3 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt. Die Türkei gilt als das Land mit der vielfältigsten und abwechslungsreichsten Flora im Nahen Osten, so findet man hier rund 9.000 verschiedene Pflanzenarten.
Im westlichen Anatolien und an der Südküste ist das Land sehr fruchtbar. In diesen Gebieten wird hauptsächlich Baumwolle, Wein, Tabak, Oliven, Zitrusfrüchte und Gemüse angebaut.
Klima
Der Größe des Landes gemäß ist es nicht möglich, von einem einheitlichen Klima zu sprechen. Obwohl die Türkei in der gemäßigten Klimazone liegt, herrschen in den verschiedenen Regionen unterschiedliche klimatische Bedingungen vor, da das Land über eine sehr reich gegliederte Landschaft verfügt und die Berge parallel zur Küste verlaufen. In den Küstenregionen herrscht ein angenehmes Meeresklima, während die von Bergen umgebenen inneren Teile unter dem Einfluss des Kontinentalklimas stehen. In der Mittelmeerregion ist es im Sommer heiß und trocken und im Winter angenehm warm und niederschlagsreich. Auch das ägäische Gebiet und der Süden der Marmararegion stehen unter dem Einfluss des Mittelmeerklimas. So liegen die Temperaturen in Westanatolien zwischen 9 Grad im Winter und 29 Grad im Sommer. In der Schwarzmeerregion mit ihrem angenehmen niederschlagsreichen und feuchten Meeresklima ist es im Winter durchschnittlich 7 und im Sommer 23 Grad warm. In den inneren Regionen herrschen Bedingungen des Steppenklimas; im Sommer ist es wärmer und es werden weniger Niederschläge verzeichnet, die Winter sind kalt und schneereich. Im kontinentalen Klima des anatolischen Hochlandes gibt es große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht mit Durchschnittstemperaturen von 23 Grad im Sommer und minus 2 Grad im Winter. In Ostanatolien ist es im Sommer angenehm kühl und im Winter sehr kalt und niederschlagsreich mit Durchschnittstemperaturen von minus 13 im Winter und 17 Grad im Sommer. In manchen Jahren bleibt der Schnee von November bis April liegen. Dagegen ist es in Südostanatolien im Sommer heiß und trocken und im Winter nicht sehr kalt.
Nachbarn
Die Türkei grenzt im Nordosten an das Schwarze Meer und hat gemeinsame Grenzen mit Georgien...