Lichtbedarf
Eine frühe Aussaat bringt nicht unbedingt ein frühes Ernteergebnis. Wichtiger sind günstige Lichtverhältnisse. Jungpflanzen, die genügend Licht bekommen, werden stämmiger und robuster. Unsere Fensterscheiben sind üblicherweise nicht für gärtnerische Aktivitäten gemacht. Je nach Fensterseite (Himmelsrichtung), umgebenden Gebäuden oder Bäumen verringert sich die einfallende Lichtstärke zum Teil erheblich. Hochwertige Gewächshäuser mit speziellen Gewächshausfolien oder Stegdoppelplatten lassen bis zu 90% des Tageslichts durch.
Wem nur die Fensterbank zur Verfügung steht, sollte frühestens Mitte Februar loslegen, wenn die Tageslängen wieder 9 Stunden überschreiten.
Spezielle Anzuchtlampen, die im Gegensatz zu normalem Kunstlicht im pflanzenverwertbaren UV-Lichtbereich von 380–780 Nanometern liegen, erleichtern die Entwicklung der Paprika. Sorten wie der scharfe ‘Bhut Jolokia’, mit einer langen Reifezeit von über 100 Tagen, sind sogar auf das zusätzliche Licht angewiesen, da sie zeitiger im lichtarmen Monat Januar oder Februar ausgesät werden müssen.
Dank eines Gewächshauses oder eines hellen Wintergartens sind aber bessere Voraussetzungen für eine frühere Anzucht gegeben. Nur bei den richtigen Lichtverhältnissen können sich die Pflanzen optimal entwickeln.
Passende Töpfe
Für die Jungpflanzenanzucht haben sich 9 cm breite und hohe Plastiktöpfe (9er-Töpfe) gut bewährt. Viele Hobbygärtner heben die Töpfe, in denen Stiefmütterchen und Sommerpflanzen gewachsen sind, auf. Diese Töpfe sind üblicherweise frei von gemüseschädlichen Pilzkrankheiten, außerdem haben die Pflanzen darin nur wenige Wochen verbracht.
Als Untersetzer dienen ausgediente Teller, Plastikschüsseln oder die in Gärtnereien häufig benutzten Handschalen von 40–60 cm Umfang. Letztere sind zwar teurer, aber ideal zu transportieren und halten über 10 Jahre. Die oft kurzlebigen Anzuchtgefäße des Hobbygartenbedarfs sollten besser im Regal der Supermärkte stehen bleiben. Sie bestehen aus sehr dünnem Kunststoff und reißen, spätestens wenn sie mit Erde gefüllt sind, leicht auseinander. Sehr praktisch und langlebig sind dagegen die etwa 20 × 40 cm großen Minigewächshäuser aus festem Kunststoff (Polycarbonat) mit hohem, durchsichtigem Aufsatz und kleinen Lüftungsklappen. Zur Aussaatzeit sind diese in den Baumärkten und Gartencentern günstig zu haben.
Die richtige Erde
Die oft sehr teure Anzuchterde ohne jeden Düngeranteil liefert bei der Keimung von Paprika enttäuschende Ergebnisse. Sie ist eher für Kräuter mit einem niedrigen Nährstoffbedarf geeignet.
Erde selbst herstellen
Bei selbst hergestellten Erden hat sich eine Mischung aus zwei Dritteln gut abgelagertem, mehrjährigem Kompost und einem Drittel Sand bewährt.
Das Mischungsverhältnis kann auch 1 : 1 betragen. Ein Drittel Kompost kann ebenso gut gegen ein Drittel lockere leichte Gartenerde oder gekaufte Erde ausgetauscht werden.
Als Vertreter der Nachtschattengewächse ist Paprika sehr nährstoffbedürftig und keimt, wie Tomaten, gut in einem 1 : 1-Gemisch von torffreier Blumenerde und Sand. Die Beigabe von Sand verbessert dabei die Durchlüftung der Erde, welche wiederum für das Wurzelwachstum wichtig ist.
Ob es eine gute Pflanzenerde ist, können Sie anhand folgender Merkmale beurteilen:
• Gute Pflanzenerde hat eine braune Farbe und ist geruchsneutral oder duftet nach Walderde.
• Schwarze Substrate gaukeln dem Käufer einen hohen Humusgehalt vor und sind zwecks dieser Optik schwarz gefärbt oder haben einen hohen Schwarztorfanteil.
Glücklicherweise gibt es immer mehr torffreie Erden, die im naturnahen Garten unbedingt den Vorzug bekommen sollten. Torf wird durch zerkleinerte Rinden und Kompost ersetzt.
Arbeitsschritte Aussaat
ANZUCHTERDE DÄMPFEN Selbst hergestellte Anzuchterde sollte durch Dämpfen keimfrei gemacht werden, da sich in ihr Pilzsporen und Schädlinge befinden können. Gerade in günstigen gekauften Erden kommen zum Beispiel Trauermücken vor, deren cremefarbene Larven die jungen zarten Pflanzenwurzeln fressen.
Da für den Hausgarten nur kleine Mengen Anzuchterde benötigt werden (5–20 l), kann die Erde in einem ausgedienten Bräter oder Bratenschlauch bei mindestens 100 °C im Backofen 1 Stunde erhitzt werden. Wie bei einem Sonntagsbraten sollten Löcher in den Bratenschlauch gestochen werden, damit die Feuchtigkeit aus der Erde entweichen kann.
Arbeitssparend ist die Methode, Paprika direkt in die Säcke zu setzen.
AUSSÄEN Die Töpfe werden bis 2 cm unter den Rand mit Erde aufgefüllt und kräftig gewässert. Für ein paar Stunden lässt man sie dann abtrocknen, sodass sie sich bei normaler Raumtemperatur wieder erwärmen. Mit nasskalten „Füßen“ sind die Paprikakeimlinge anfälliger für Pilzkrankheiten.
Danach werden die Körner sorgfältig einzeln auf die Erde in den Töpfen gelegt, mit einer 1–2 mm feinen Sandschicht abgedeckt und noch einmal sehr vorsichtig angegossen. Der Sand schützt die quellenden Samenkörner vor starker Austrocknung, lässt aber im Gegensatz zur gesiebten Erde mehr Sauerstoff durch.
In einen 9er-Topf passen 5–10 Samenkörner. Stehen die Sämlinge zu dicht, nehmen sie sich rasch gegenseitig Licht und Nährstoffe weg. Später beim Pikieren wird auch das Vereinzeln einfacher.
Eine Frischhaltefolie über jedem Topf sorgt für eine angespannte, feuchtere Luft, die das Keimen erleichtert. Die Folie sollte mit einer Nadel mehrfach durchstochen werden. Man entfernt sie alle 1–2 Tage, damit die Sämlinge genug frischen Sauerstoff erhalten.
Wärme ist wichtig
Zum Keimen und Gedeihen brauchen Paprikapflanzen vor allem ausreichend Wärme. Die optimale Temperatur für Luft und Boden liegt bei 20–25 °C.
Bodenwärme fördert das Wurzelwachstum und die Entwicklung der Pflanzen besonders gut. Im Handel gibt es spezielle Heizplatten oder beheizbare Anzuchtgewächshäuser für den Hobbybedarf. Wem diese Anschaffung zu kostspielig ist, sollte die Pflanzen zumindest in den Wintergarten oder in helle Wohnräume über die Heizungen stellen.
In Weißrussland werden die Jungpflanzen auf mit 15 cm Erde gefüllten Holztischen herangezogen und von unten mit einem offenen Kamin beheizt. Die warme Luft steigt nach oben und erwärmt die Erde auf den Tischen. Die Pflanzen danken diese Extrazuwendung mit einem kräftigen Wurzelwachstum.
Unterschiedliches Keimverhalten
Bei Paprika keimen zwischen 30–80% des Saatguts. Gutes Saatgut kann bereits nach einer Woche bis 10 Tagen keimen, normal sind 2–3 Wochen. Manchmal beträgt die Keimzeit bis zu 6 Wochen. Allerdings ist das Keimverhalten oft sehr unterschiedlich: 3- bis 4-jähriges Saatgut geht, den Beobachtungen von einigen Anbauern zufolge, oft besser auf als das frische Saatgut von der letzten Ernte.
Aus Keimlingen werden Jungpflanzen
Bis zur Keimung reicht den Samenkörnern normalerweise die angefeuchtete Erde aus. Die Keimlinge werden am besten mit handwarmem weichem Regenwasser gegossen. Sie reagieren empfindlich auf zu kaltes Wasser. Damit die Pflanzen rasch abtrocknen, werden sie vormittags oder am frühen Nachmittag gegossen.
Ein kleines Gewächshaus bietet optimale
Bedingungen für die Jungpflanzen.
Gerade im gequollenen Zustand sind die Keimlinge sehr trockenheitsempfindlich und sollten daher täglich kontrolliert werden. Bei zu feuchtem Substrat hingegen können die Samen sehr schnell verfaulen und von innen hohl werden.
Nach der Keimung bilden sich die langen schmalen Keimblätter, bevor eine Woche später die ersten ovalen Laubblätter erscheinen. Sobald die Paprika jedoch die ersten zwei Laubblatt paare gebildet haben, sind sie etwas robuster und können bald vereinzelt werden.
Vereinzeln und Umtopfen
Nach 4–6 Wochen ist es Zeit, die Pflanzen in einzelne Töpfe zu setzen. Sie werden vorsichtig ausgetopft und auseinandergezogen. Beim Gärtnern heißt dieser Vorgang Pikieren. Die Wurzeln sollten nicht länger als der neue Topf sein und gegebenenfalls eingekürzt werden. Abgeknickte Wurzeln können faulen und die Pflanze unnötig in ihrer Entwicklung stören. Wie bei Auberginen und Tomaten ist auch bei den Paprika eine gute, nährstoffreiche Erde oder die eigene Erdkompost-mischung am besten (s. Seite 25–26).
‘Aurora’ besticht durch ihre vielfarbigen Früchte.
Pflege der Jungpflanzen bis zum Aussetzen
An warmen Frühlingstagen können die Pflanzen schon einmal vorsichtig an das Freiland gewöhnt werden. Um einen Sonnenbrand auf den Blättern zu vermeiden, werden sie bei bedecktem Wetter ins unbeheizte Gewächshaus oder an geschützte, absonnige Standorte ins Freie geräumt. Kühle Nachttemperaturen...