Ersparnisse optimal anlegen
Träumen Sie von den eigenen vier Wänden? Oder möchten Sie sich beruflich verändern, irgendwann gar Ihr eigener Chef sein? Vielleicht haben Sie schon begonnen, sich Gedanken über Ihre Altersvorsorge zu machen oder gar eine frühzeitige Pensionierung zu planen?
Damit Ihr Traum nicht platzt, braucht es eine seriöse Planung. Je früher Sie damit beginnen, desto besser. Die folgenden Seiten zeigen Ihnen, wie Sie möglichen finanziellen Stolpersteinen am besten ausweichen.
TIPP Sparen beginnt im Kleinen: Legen Sie jedes Mal, wenn Sie zwei Fünffrankenstücke im Portemonnaie haben, eines davon in ein Kässeli. Von diesem «Mittelabfluss» spüren Sie im Alltag wenig. Mit der Zeit sammelt sich jedoch ein schöner Betrag an. Legen Sie auch Geldgeschenke oder unerwartete Einkünfte dazu.
Was tun mit dem Ersparten?
Angenommen, Sie haben 50 000 Franken gespart. Wie legen Sie diesen Betrag am besten an? Auf einem Sparkonto oder in Aktien? Beim Beobachter-Beratungszentrum gehen täglich Anfragen von Ratsuchenden ein, die wissen wollen, wie sie ein vorhandenes Vermögen vorteilhaft und sicher anlegen können oder wie sie ein Sparziel am schnellsten erreichen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Dazu drei typische Beispiele:
OTHMAR S. BESITZT EIN HAUS. Kürzlich hat er 200 000 Franken geerbt, die jetzt auf einem Sparkonto liegen. Der 55-Jährige will damit die in zwei Jahren auslaufende Festhypothek reduzieren. Er hat noch keine Anlageerfahrung und will keine Risiken eingehen. Ein halbes Prozent Zins auf dem Sparkonto ist ihm aber zu wenig.
ODER DIE 40-JÄHRIGE JUDITH F. Sie hat ein Vermögen von 50 000 Franken zusammengespart. Dieses Geld will sie nun «besser» anlegen, da sie es voraussichtlich die nächsten zehn Jahre nicht braucht.
VANESSA P. DAGEGEN will alle fünf Jahre ihr Auto gegen ein neues Modell eintauschen können. Die 25-Jährige rechnet damit, dass sie jeweils 20 000 Franken draufzahlen muss; diesen Betrag muss sie also innert fünf Jahren ansparen.
Generell gilt: Sparen und anlegen sollten Sie in erster Linie bei Ihrer Hausbank. Dort kennt man Sie, Ihre finanziellen Verhältnisse und Ihre Bedürfnisse meist am besten. Lassen Sie sich in Ruhe beraten und vergleichen Sie auch die Konditionen anderer Finanzinstitute.
Zurückhaltung empfiehlt sich bei sogenannten Allfinanzberatern, die Ihnen einen Hausbesuch aufdrängen, Sie angeblich kostenlos beraten und oft auch Adressen von Bekannten verlangen. Diese sind nicht so neutral, wie sie sich gerne geben, denn sie verkaufen vorwiegend Produkte mit hohen Kommissionen und langen Laufzeiten, die ihnen fette Provisionen einbringen.
Schauen Sie auch bei Versicherungen genau hin. Gemischte Lebensversicherungen, die das Sparen fürs Alter mit einem Risikoschutz kombinieren, sind in der Regel sehr teuer. Zudem verpflichten Sie sich dazu, regelmässig einen fixen Betrag einzuzahlen, der das verfügbare Einkommen reduziert. Wer dies nicht mehr kann und vor Ablauf des Versicherungsvertrags aussteigen will, muss happige Einbussen in Kauf nehmen.
Risikoprofil und Anlagehorizont
Als Erstes empfiehlt sich, die aktuelle Einkommens- und Vermögenssituation zu erfassen. Dann sollten Sie Ihr Anlageziel (was will ich?), den Anlagehorizont (wann soll das Ziel erreicht sein?) und Ihre Renditevorstellung (was soll die Anlage einbringen?) notieren. Auf dieser Basis können Sie zusammen mit dem Bankberater Ihr Risikoprofil ausarbeiten und Ihre Anlagestrategie festlegen.
Was aber ist ein Risikoprofil? Um dieses für Sie persönlich zu ermitteln, wird Ihnen der Berater einige Fragen stellen, die Sie unbedingt ehrlich beantworten sollten.
■Einerseits geht es um Ihre Risikofähigkeit, also um die Frage: Können Sie es sich leisten, Geld zu verlieren, wenn sich Ihre Geldanlage schlecht entwickelt? Wenn ja, wie viel darf es höchstens sein?
■Andererseits müssen Sie Ihre persönliche Risikobereitschaft einschätzen. Das ist wesentlich schwieriger, denn wer weiss schon, wie er wirklich reagiert, wenn die gewählte Anlage innert sechs Monaten 20 Prozent an Wert verloren hat? Stehen Sie deshalb ruhig dazu, wenn Sie keine Risiken eingehen möchten. Bei der Wahl der Anlagestrategie hat der Ausdruck «konservativ» keine negative Bedeutung.
Kurzer Anlagehorizont
Für Hausbesitzer Othmar S. aus dem ersten Beispiel ist es wichtig, dass das Kapital zum gewünschten Termin verfügbar ist. Es darf nicht für mehr als zwei Jahre angelegt werden. Ausserdem sind Kursschwankungen, wie sie bei Aktien oder fremden Währungen vorkommen können, nicht erwünscht.
In dieser Situation kommt für Othmar S. angesichts seines kurzen Anlagehorizonts und aufgrund des aktuellen niedrigen Zinsumfelds praktisch nur das Sparkonto infrage.
INFO Die Zinssätze können sich täglich ändern. Es lohnt sich, neben der Hausbank weitere Banken nach den aktuellen Sätzen zu fragen und die Angebote zu vergleichen. Die Unterschiede sind manchmal markant.
Anlagehorizont: zehn Jahre und mehr
Judith F. hat mit zehn Jahren einen wesentlich längeren Anlagehorizont, darum kommen für sie auch an der Börse gehandelte Wertschriften infrage. Nach Auswertung ihres Risikoprofils legt ihr die Beraterin bei der Bank eine ausgewogene Anlagestrategie nahe. Das bedeutet, dass das Kapital je zur Hälfte renditeorientiert (Aktienanlagen) und sicherheitsbewusst (Obligationen) angelegt wird.
Für die Sicherheit kommt zum Beispiel eine dreijährige Kassenobligation infrage. (Deren Zinsen sind momentan allerdings sehr tief, sodass das Geld geradeso gut auf dem Sparkonto bleiben kann.) In drei Jahren kann Frau F. die Kassenobligation zum dann aktuellen Zinssatz verlängern oder auf eine andere sichere Anlage wechseln.
Für den Renditeteil empfiehlt die Beraterin Anlagefonds. Wenn Frau F. die Fondskäufe online abwickelt, spart sie einige Franken an Gebühren. Infrage kommen passiv gemanagte Fonds, die einen Vergleichsindex kopieren und weniger Kosten verursachen als aktiv gemanagte. Weil die Fondsmanager von passiven Fonds weniger Transaktionen tätigen, sind sie oft erfolgreicher. Es gibt zwei Arten von passiv gemanagten Fonds: Exchange Traded Funds (ETF) sind an der Börse kotiert und werden dort gehandelt. Indexfonds werden über einen Vermittler – etwa eine Bank – gehandelt.
Verkraftbares Risiko
Vanessa P. hingegen erhält von ihrem Berater die Empfehlung, den Aufpreis fürs neue Auto mit einem Fondssparplan zu ersparen. Bei dieser Sparform kauft die Bank für einen vereinbarten Betrag jeden Monat Anteile von ausgewählten Anlagefonds.
Frau P. wählt einen Strategiefonds mit einem Aktienanteil von 30 bis 50 Prozent und monatlichen Raten von 300 Franken. Sie hat zwar keine Garantie, dass sie nach fünf Jahren mehr Geld zur Verfügung haben wird als mit einem Sparkonto. Dieses Risiko kann sie aber tragen. Sollten die Börsen in fünf Jahren in einem Tief stecken, kann sie schlimmstenfalls eine Weile länger mit dem alten Auto weiterfahren.
TIPP Wichtig bei der Wahl des Fondssparplans: keine Einzahlungsverpflichtung eingehen und die Kosten bei verschiedenen Banken vergleichen. Neben den Gebühren auf den monatlichen Fondskäufen verlangen einige Anbieter zusätzlich jährliche Depotgebühren. Gewisse Strukturvertriebe verrechnen sogar hohe Einstiegsgebühren; die Kundin zahlt gleich zu Beginn einige Prozente auf allen künftigen Einlagen, der sogenannten Plansumme.
So finden Sie die richtige Geldanlage
Die drei Beispiele zeigen: Für die richtige Geldanlage ist eine individuelle Vorbereitung nötig. Machen Sie sich Gedanken über Ihre Ziele und darüber, bis wann Sie diese erreichen wollen. Vereinbaren Sie erst danach einen Banktermin. Stehen Sie dazu, wenn Sie keine Risiken eingehen möchten, und entschliessen Sie sich niemals zu einem Anlageprodukt, das Sie nicht verstanden haben. Wenn Sie sich unsicher fühlen, überschlafen Sie das Ganze nochmals. Vielleicht tauchen neue Fragen auf, die eine weitere Beratung nötig machen. Folgende Tipps helfen Ihnen, die richtige Anlage auszuwählen:
■Angestellte von Banken und Vermögensverwaltungsfirmen sind sowohl Berater als auch Verkäufer. Einerseits sollen sie Produkte empfehlen, die für den Kunden optimal sind. Andererseits müssen sie meist Zielvorgaben erfüllen und diejenigen Produkte verkaufen, die ihrem Arbeitgeber am meisten Ertrag bringen. Deshalb sollten Sie die Empfehlungen von Beratern/Verkäufern immer kritisch hinterfragen.
BUCHTIPP
Mehr Hintergrundwissen und viele Hinweise für die richtige Geldanlage finden Sie in diesem Beobachter-Ratgeber Plötzlich Geld – so legen Sie richtig an. Möglichkeiten zur souveränen...