Einführung
37 Jahre – und immer noch Single
Bei meiner Arbeit als Lebensberaterin habe ich festgestellt, dass sich eigentlich fast alle Menschen so ziemlich das Gleiche wünschen: Sie möchten eine Arbeit oder eine berufliche Tätigkeit ausüben, die sie erfüllt und befriedigt; sie wünschen sich Geld, weil es Sicherheit bietet und weil man sich dafür etwas Schönes kaufen kann; und nicht zuletzt sehnen sie sich nach einer glücklichen Liebesbeziehung. Das sind für die meisten Menschen die wichtigsten Zutaten zu einem glücklichen Leben; manche hätten gern auch noch Kinder dazu.
In diesem Buch geht es um das Thema Liebe. Ich habe es für alle Menschen geschrieben, die entweder immer noch nach der großen Liebe ihres Lebens suchen oder bereits eine Beziehung führen, aber aus irgendeinem Grund trotzdem nicht zufrieden sind.
Wie komme ich dazu, dieses Buch zu schreiben? Nun, ich habe als Coach Tausende von Menschen zum Erfolg in allen Lebensbereichen geführt – habe ihnen geholfen, ihre beruflichen und privaten Ziele zu erreichen und den richtigen Partner oder die richtige Partnerin zu finden. Als Begründerin und Inhaberin der Firma Lifecoach.com verfüge ich über eine langjährige Erfahrung als Lebensberaterin; ich coache Menschen weltweit entweder telefonisch oder per Internet. Meine Ausbildung und Zertifizierung als Master Coach habe ich bei der Beratungsfirma Coach U absolviert; und ich habe Menschen in Seminaren und Workshops auf der ganzen Welt erklärt, wie man mühelos zwischenmenschliche Kontakte, Liebe und Erfolg anzieht. Vielleicht noch wichtiger als meine Qualifikation als Lebensberaterin ist jedoch meine persönliche Erfahrung – die Geschichte, wie ich den Mann meiner Träume gefunden habe.
Noch vor ein paar Jahren lebte und arbeitete ich in New York, war beruflich erfolgreich und attraktiv – eine lebenslustige Blondine, der es nie sonderlich schwerfiel, einen Mann zu finden, der gern mit ihr ausgehen wollte. Ich stellte mir vor, dass ich einfach immer weiter Männer kennenlernen würde, bis ich eines Tages den Richtigen fände. Ich würde mich bis über beide Ohren in ihn verlieben und wir würden heiraten und glücklich sein bis ans Ende unserer Tage. In der Zwischenzeit praktizierte ich das, was ich für die richtige Männer-Kennenlern-Strategie hielt: Ich traf mich mit drei oder vier verschiedenen Männern gleichzeitig (ohne jedoch mit einem von ihnen zu schlafen); dann ging ich schließlich nur noch mit einem von diesen vieren aus und baute eine feste Beziehung zu ihm auf, die etwa sechs Monate bis vier Jahre hielt. Immer wenn mich das Gefühl beschlich, dass diese Beziehung keine Zukunft hatte, beendete ich sie – und begann das gleiche Spielchen wieder von vorn.
Ich könnte Ihnen jetzt ein ziemlich eindrucksvolles Bild von mir präsentieren. Ich könnte, ohne zu lügen, sagen, dass ich schon mit über 50 interessanten Männern aus verschiedenen Ländern der Welt ausgegangen bin und vier Heiratsanträge von sehr wohlhabenden, intelligenten Verehrern bekommen habe – die ich alle ablehnte, bis ich dann schließlich doch noch die große Liebe meines Lebens fand. Das stimmt zwar alles; und doch ist die eigentliche Wahrheit bei Weitem nicht so großartig und lässt mich in einem weitaus weniger glänzenden Licht erscheinen. Diese Wahrheit lautet nämlich, dass ich in einem gewissen Aspekt meines Lebens zwar sehr erfolgreich und selbstbewusst war, dass es mir dabei aber in Wirklichkeit gar nicht so gut ging. Ich zog immer wieder die falschen Männer an und ahnte nicht, dass das immer so weitergehen würde – so lange, bis ich meine innersten persönlichen und emotionalen Bedürfnisse erkannte und erfüllte. Und das war gar nicht so einfach.
Mit Anfang 20, als ich an der Georgetown University in Washington, D.C. Anglistik studierte, lernte ich einen 35-jährigen Mann kennen. Wir verliebten uns heftig ineinander. Nachdem wir uns einen Monat lang fast täglich getroffen hatten, verlobten wir uns. Ich war überglücklich. Endlich hatte ich den Richtigen gefunden! Mit ihm war sogar das Einkaufen im Supermarkt ein faszinierendes Abenteuer. Zwischen uns sprühten Funken. Ich konnte gar nicht genug von ihm bekommen – und er auch nicht von mir. Wir waren bis über beide Ohren verliebt.
Doch eines Tages stritten wir uns und er löste die Verlobung. Ich war total am Boden zerstört. Schon am nächsten Tag kam er auf Knien angekrochen und flehte mich an, ihm zu verzeihen – er habe einen schrecklichen Fehler begangen. Ich versöhnte mich wieder mit ihm. Einen Monat später hatten wir erneut Streit und er riss mir den Verlobungsring förmlich vom Finger und stürmte hinaus. Einen Tag später war er wieder da und bettelte mich, ihm zu vergeben. Innerhalb eines einzigen Sommers lösten wir sechsmal unsere Verlobung auf – das war die verrückteste emotionale Achterbahnfahrt meines Lebens. Irgendwann war es so weit, dass meine beste Freundin ihre Gäste bei einem Brunch warnte, erst einmal nachzusehen, ob ich den Ring noch am Finger trug, ehe sie meinen Freund erwähnten, weil man nie sicher sein konnte, ob ich gerade verlobt war oder nicht.
Schließlich war ich so zermürbt, dass ich einen Psychotherapeuten zurate zog. Nachdem ich mich eine Stunde lang bei dem Therapeuten ausgeheult hatte, sagte er ganz ruhig und sachlich: »Sie müssen diesen Mann nicht heiraten«. Seltsamerweise hatte dieser eine Satz eine ungeheuer befreiende Wirkung auf mich – als hätte er mir damit die Erlaubnis erteilt, diese Beziehung ein für alle Mal zu beenden. Ich gab meinem Verlobten den Ring zurück und erklärte ihm, dass es diesmal kein Zurück gäbe; ich könne ihn niemals heiraten. Er blieb hartnäckig, schrieb Briefe und schickte mir Blumen, Karten und Geschenke; und er rief auch an. Aber ich blieb hart und hängte immer wieder ein. Schließlich gab er auf.
Dies war meine erste Erfahrung mit leidenschaftlicher Liebe. Es war ein Glück für mich, dass ich diese Erfahrung so frühzeitig in meinem Leben gemacht hatte. Denn dadurch habe ich gelernt, dass pure Leidenschaft – so aufregend sie auch sein mag – nicht die ideale Voraussetzung für eine liebevolle, stabile Beziehung ist. Ich wusste, dass ich mit diesem Mann niemals Kinder in die Welt setzen konnte; ich wusste ja nie, ob er am nächsten Tag noch da sein würde!
Ein paar Jahre später war ich mit dem großzügigsten Mann befreundet, den ich je kennengelernt hatte. Auch war er bei meinen Freunden und meiner Familie sehr beliebt. Wir verbrachten zwei wunderschöne Jahre miteinander. Irgendwann war es dann an der Zeit, über eine festere Bindung nachzudenken. Er hatte schon mehrmals angedeutet, dass er mich heiraten wolle; also beschloss ich, mit ihm über unsere Konfessionen zu sprechen. Er war Jude und stammte aus Israel; und obwohl er nicht besonders religiös war, erwartete er, dass ich zum Judentum konvertierte und dass wir auch unsere Kinder im jüdischen Glauben erziehen würden. Das lehnte ich ab; denn ich respektierte seinen Glauben zwar, wollte meinen aber dafür nicht aufgeben. Irgendwie hatte ich schon immer gewusst, dass dies irgendwann zum Problem zwischen uns werden würde; und doch hatte ich zwei Jahre gewartet, ehe ich das Thema zur Sprache brachte. Das war das Ende meiner Beziehung mit meinem jüdischen Freund. Wir waren beide todunglücklich über unsere Trennung; immer wenn wir uns sahen, brachen wir in Tränen aus.
Dann begann ich mich mit einem Franzosen zu treffen, der mir ein Leben voller Reisen und Abenteuer in Aussicht stellte. Also reiste ich nach Paris, um ein aufregendes und abenteuerliches Leben mit meinem französischen Charmeur zu führen. Doch schon nach ein paar Besuchen schuldete er mir mehrere hundert Dollar (die er mir – das muss ich zu seiner Ehrenrettung gestehen – ein paar Jahre später zurückzahlte) und unsere Beziehung verlief im Sand. Um dieselbe Zeit bot mir ein ausländischer Kunde der Bank, bei der ich arbeitete, 10 000 Dollar an, wenn ich ihn heiratete, damit er eine Green Card bekam. Auch dieses Angebot lehnte ich dankend ab. Das war nun schon mein dritter Heiratsantrag – auch wenn es in diesem Fall nur eine Scheinehe gewesen wäre!
Als Nächstes lernte ich einen Mann auf einer Party kennen und wir begannen uns miteinander zu treffen. Ich fühlte mich auf Anhieb zu ihm hingezogen – nicht wegen seines Aussehens, sondern wegen seiner Chuzpe. Das ist ein jüdisches Wort, das so viel wie »atemberaubende, schamlose Unverfrorenheit« bedeutet. Bei unserem ersten Treffen lud er mich zu einem Konzert der Rockettes ein. Er holte mich von der Bank ab und wir nahmen uns vor, uns auf dem Weg zum Konzert schnell noch die neueste Kunstausstellung im Museum of Modern Art anzuschauen. Doch leider wartete vor dem Museum eine riesige Menschenschlange. Ich schlug vor, auf die Ausstellung zu verzichten, aber er ließ sich nicht so leicht von seinem Vorhaben abbringen. Bis heute weiß ich nicht, wie er die Dame am Schalter dazu überreden konnte, uns zwei kostenlose Eintrittskarten zu geben und uns vor all den anderen wartenden Menschen ins Museum zu lassen. Wir hatten mehr oder weniger den ganzen Ausstellungsraum für uns allein. Ich war tief beeindruckt.
Danach wollten wir essen...