KAPITEL 2
GRUNDLAGEN
Börsen gibt es viele. Zum Beispiel die Geldbörse, die Tauschbörse oder die gerade im Internetzeitalter immer beliebter werdende Partnerbörse. Wenn aber in diesem Buch von der Börse die Rede ist, ist damit natürlich prinzipiell die Wertpapierbörse gemeint. Und die ist laut Definition ein „organisierter Markt, auf dem Aktien, Anleihen und andere Wertpapiere gehandelt werden“. Um dies zu verstehen, muss man zunächst wissen, was ein Wertpapier ist, welche verschiedenen Formen es gibt und welchen Zweck sie erfüllen.
Was ist eine Aktie?
Wie gelesen werden an der Börse verschiedene Arten von Wertpapieren gehandelt, zum Beispiel Aktien. Doch was ist überhaupt eine Aktie? Ganz einfach: Eine Aktie ist ein Wertpapier, das seinem Eigentümer den Anteil an einem Unternehmen verbrieft. Einfach ausgedrückt ist eine Aktie also nichts anderes als der Anteil an einem Unternehmen. Der Besitz der Aktie garantiert dem Eigentümer zudem weitere Rechte: So darf er an der Hauptversammlung des Unternehmens teilnehmen, dort vom Vorstand Rechenschaft über Belange der Firma fordern oder bei Abstimmungen zu bestimmten Themen von seinem Stimmrecht Gebrauch machen. Zudem erhält der Aktionär eine Vorzugsbehandlung: Falls das Unternehmen neue, junge Aktien ausgibt, wird er bei Interesse zuerst bedacht. Schüttet das Unternehmen erzielte Gewinne in Form einer Dividende an seine Anteilseigner aus, garantiert auch hier der Besitz der Aktie den Anspruch auf Beteiligung am Gewinn. Als Faustregel gilt: Je mehr Aktien eines Unternehmens ein Anleger besitzt, desto größer ist sein Stimmrecht und desto höher ist die Beteiligung am Gewinn.
Es gibt zwei verschiedene Arten von Aktien: die Stammaktien und die Vorzugsaktien. Im Wesentlichen unterscheiden sich die beiden Gattungen nur durch einen einzigen Punkt. Während Stammaktien alle oben genannten Rechte garantieren, müssen Eigentümer von Vorzugsaktien in der Regel auf ihr Stimmrecht verzichten. Dafür erhält der Vorzugsaktionär jedoch ein schönes Trostpflaster, nämlich eine höhere Dividende.
Aktie = verbriefter Anteil
an einer Aktiengesellschaft
Was ist eine Aktiengesellschaft?
Man muss kein besonderer Schlaumeier sein, um darauf zu kommen, dass Aktien von Aktiengesellschaften ausgegeben werden. Doch was sind überhaupt Aktiengesellschaften? Und aus welchem Grund werden sie gegründet? Nun, die Aktiengesellschaft ist nichts anderes als eine bestimmte Rechtsform einer Kapitalgesellschaft. In Deutschland ist zur Gründung einer Aktiengesellschaft, abgekürzt AG, ein Stammkapital von mindestens 50.000 Euro nötig. Bei der Gründung einer AG wird festgelegt, in wie viele Anteile das Grundkapital gestückelt wird. Der Anteil einer Aktie am Grundkapital ergibt den sogenannten Nennwert pro Aktie. Aber Vorsicht: Dieser stellt weder den anteilig fairen Wert des Unternehmens dar noch ist er mit dem Aktienkurs zu verwechseln. Letzterer wird durch Angebot und Nachfrage an der Börse bestimmt.
Aktiengesellschaft (kurz AG) =
bestimmte Rechtsform einer
Kapitalgesellschaft
Das Ziel der Gründung einer AG ist schnell erklärt: Für einen bestimmten Betrag geben die Unternehmen Aktien – und damit einen bestimmten Anteil von sich selbst – an Aktionäre ab. Mit dem Geld, das sie von den Aktionären erhalten, finanzieren sie ihre Geschäftstätigkeit, realisieren teure Projekte oder tätigen Zukäufe.
Der Index –
das Stimmungsbarometer der Börse
Bevor man als Anleger eine Investitionsentscheidung trifft, ist es notwendig, sich einen Gesamtüberblick über den Markt zu verschaffen, in den man sein Geld stecken will. Dies schafft man unter anderem dadurch, dass man darauf schaut, in welche Richtung Aktien aus einem Land oder einer speziellen Branche in der Vergangenheit gelaufen sind und sich aktuell bewegen. Doch selbst für Profis ist es vollkommen unmöglich, die Vielzahl aller Aktien gleichzeitig zu beobachten. Allein in Deutschland stehen mehrere Tausend Aktien auf den Kurszetteln. Aber es ist auch gar nicht notwendig, ständig alle Aktien unter Beobachtung zu haben. Denn für einen einfacheren Überblick, in welche Richtung die Kurse laufen, haben findige Fachleute, namentlich Charles Henry Dow und Edward David Jones, schon vor weit mehr als 100 Jahren das Prinzip des Index erfunden.
Kursindex versus Performance-Index
In der Theorie ist der Index eine Kennzahl, die die Entwicklung eines Teilsegments der Börse repräsentativ darstellt. Und das sieht in der Praxis folgendermaßen aus: Bei der Auflegung eines Index wird am Anfang ein mathematischer Normwert, eine sogenannte Basis, festgelegt. Üblicherweise sind dies 100 oder 1.000 Punkte. Dann wird festgelegt, welche Aktien dem Index angehören sollen. Dies können zum Beispiel Aktien aus einem bestimmten Land wie etwa den USA oder einer speziellen Branche wie etwa dem Automobilbau sein.
Ein Beispiel: Wer sich darüber informieren möchte, in welche Richtung die US-Standardwerte laufen, schaut sich die Entwicklung des Dow Jones Industrial Average (siehe auch Seite 15), kurz Dow Jones, an. In diesem Index sind 30 Standardwerte aus den USA zusammengefasst. Der Dow Jones wurde bereits im Jahr 1896 erstmals publiziert und ist damit einer der ältesten Indizes der Welt. Beim Dow Jones handelt es sich um einen sogenannten Kursindex. Das heißt, um die Veränderung des Indexwerts zu berechnen, werden allein die Kursveränderungen bei den einzelnen Aktien zugrunde gelegt. Aus den Veränderungen bei allen 30 Werten wird ein Mittelwert gebildet, aus dem sich die Indexveränderungen ergeben.
AKTIENINDEX
Kennzahl für die Entwicklung von Aktien aus einem bestimmten Land oder einer speziellen Branche. Es gibt zwei verschiedene Arten von Indizes: den Kursindex, bei dessen Berechnung ausschließlich die Kursveränderungen der Aktien der einzelnen Indexmitglieder zugrunde gelegt werden, und den Performance-Index, bei dem auch die Dividendenzahlungen berücksichtigt werden. Ein Performance-Index wird deshalb immer besser abschneiden als ein Kursindex.
Im Gegensatz dazu gibt es noch Performance-Indizes wie etwa den deutschen Leitindex DAX (siehe auch Seite 21). Der DAX fasst ebenfalls die 30 wichtigsten Unternehmen zusammen, eben nur die aus Deutschland. Bei der Berechnung der Indexveränderungen spielen jedoch weitere Faktoren eine Rolle. Schüttet beispielsweise ein Unternehmen einen Teil seiner Gewinne in Form einer Dividende an seine Aktionäre aus, notiert die Aktie im Anschluss tiefer. Und zwar genau um den Betrag, den die Firma zuvor ausgezahlt hat. Während die Gewinnausschüttung bei der Berechnung des Kursindex nicht berücksichtigt wird, unterstellt man bei der Berechnung des Performance-Index, dass die Gewinnausschüttung in voller Höhe reinvestiert wird. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich ein Performance-Index immer besser entwickeln wird als ein Kursindex.
Was ist eine Dividende?
Als Dividende bezeichnet man die Summe, die ein Unternehmen für das vorangegangene Geschäftsjahr pro Aktie an seine Aktionäre ausschüttet. Sie kann sowohl aus erzielten Gewinnen als auch aus den vorhandenen Mitteln bezahlt werden. Mit anderen Worten: Ein Unternehmen muss nicht unbedingt schwarze Zahlen schreiben, um eine Dividende zu bezahlen. Im Gegenzug ist aber auch keine AG verpflichtet, überhaupt etwas auszuschütten.
Die Höhe der Dividende wird im Rahmen der Hauptversammlung von Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagen. Wird der Vorschlag angenommen, erfolgt die Zahlung in Deutschland meistens einen Handelstag später. Im Ausland bestehen oftmals andere Regelungen, interessierte Anleger sollten sich also vorher informieren.
Wann muss ich kaufen,
um die Dividende zu erhalten?
An dem Tag, an dem die Dividende ausgeschüttet wird, notiert die Aktie „ex Dividende“, der Kurs ist also um den Betrag der Ausschüttung pro Aktie reduziert. Hier liegt auch die Antwort auf eine oft gestellte Frage: „Wann muss ich eine Aktie im Depot haben, wenn ich die Dividendenzahlung erhalten möchte?“ Nur Anleger, die den „Verlust“ durch den Dividendenabschlag erleiden, kommen auch in den Genuss der Ausschüttung. Somit sollten Sie spätestens am Vorabend des Ex-Dividende-Tags Aktionär des Unternehmens sein. Vorsicht: Bei ausländischen Unternehmen müssen Sie eine längere Vorlaufzeit einkalkulieren, da zwischen dem Kauf und der Gutschrift (Valuta) einige Tage vergehen können.
Warum sind Dividendenaktien interessant?
Durch die Dividendenzahlung machen Anteilseigner der Gesellschaft keinen Gewinn – schließlich wiegt die Ausschüttung exakt den rechnerischen Kursverlust auf. Warum sind solche Aktien dennoch interessant? In der Regel beweist eine Dividendenzahlung, dass ein Konzern profitabel arbeitet. Die Aktien profitabler Unternehmen, die an ihre Anteilseigner eine Dividende ausschütten, neigen auch zu einer überdurchschnittlichen Kursentwicklung. Die Kursverluste durch die Dividendenzahlung werden meistens...