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Criminal Profiling - den Tätern auf der Spur: Methoden, Werkzeuge und Erfolge

AutorMarcel Maier
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl47 Seiten
ISBN9783956848810
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Das rekonstruierte Tatverhalten eines Gewaltverbrechers liefert einem 'Criminal-Profiler' angeblich sämtliche Informationen um detaillierte Aussagen über Geschlecht, Alter, Lebensraum, Intelligenz, Charakter, Persönlichkeitsstruktur, usw. generieren zu können. Criminal Profiling entwickelte sich zu einer Disziplin, welche zahlreiche akademische und wissenschaftliche Bereiche impliziert. Im Verlauf der Entwicklung dieser Disziplin kristallisierten sich zwei verschiedene Vorgehensweisen zur Profilerstellung heraus. Zum einen die induktive Profilerstellung, welche auf statistische und empirische Daten, sowie auf die individuellen Erfahrungswerte und Intuitionen des jeweiligen Profilers basiert. Zum anderen der deduktive Ansatz, nach dem jeder Fall als einzigartig angesehen wird. Die Profilerstellung erfolgt hier nach streng logischen Schlussfolgerungen und Syllogismen, basierend auf den vorgefundenen Tatortspuren und Beweisen. In dieser Arbeit werden beide Methoden vorgestellt. Es wird auch aufgezeigt, mit welchen psychologischen und methodischen Werkzeugen Profiler vorgehen, welche wissenschaftlichen Theorien dieser Tätigkeit zugrunde liegen und wo die Grenzen liegen.

Der Autor Marcel Maier wurde 1972 in Lörrach geboren. Sein erstes Studium absolvierte er an der Dualen Hochschule Lörrach und schloss 1993 als Dipl. Betriebswirt (BA) ab. Sein Interesse an psychologischen Themen motivierte ihn, einige Zeit später erneut zu studieren. Das Studium an der Universität Basel beendete er 2006 mit dem akademischen Grad des Master of Science (MSc). Von 2011bis 2014 absolvierte er nebenberuflich ein Promotionsstudium zum Doktor der Philosophie (Dr. phil.) an der Pädagogischen Hochschule zu Karlsruhe. Faszination und Neugier an der Disziplin 'Criminal Profiling' veranlassten ihn, sich mit wissenschaftlicher Recherche der Thematik zu widmen und dies zum Thema seiner Bachelorarbeit zu machen. Was ist Criminal Profiling überhaupt? Wie ist die Vorgehensweise? Welche psychologischen Elemente kommen zur Anwendung? Und schlussendlich: wie groß sind die nachgewiesenen Erfolge?

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel, PROFILING METHODEN: Criminal Profiling folgt keinem einheitlichen Schema. Vielmehr zeigen sich aufgrund der fachübergreifenden und eklektizistischen Entwicklung dieser Disziplin eine Vielzahl von Methoden und Modellen. Dies spiegelt sich auch in der einschlägigen Literatur wider (McGarth 2000). Trotz all der Differenzen lassen sich zwei generell unterschiedliche Philosophien herausarbeiten: Induktives Profiling: Profilerstellung auf Basis statistisch/empirischer Daten oder aufgrund von Erfahrungswerten und Intuition des Profilers. Deduktives Profiling: Profilerstellung auf Basis logischer Syllogismen, die sich aus den physischen Tatortspuren ergeben. In den folgenden Abschnitten sollen nun die beiden Methoden ausführlich erläutert und anhand von diversen Studien kommentiert werden. Induktives Profiling: Induktives Profiling ist als ein Oberbegriff für eine Reihe von Subtypen zu verstehen, welcher mehrere unterschiedliche methodische Ansätze vereint (Föhl 2001). Zu diesen Ansätzen zählen zum einen die statistisch-empirischen Methoden aber auch die auf individuellem Vorwissen und Intuition basierenden Ansätze (Turvey 1999). Brent Turvey definiert die induktive Profilerstellung deshalb wie folgt: 'An Inductive Criminal Profile is one that is generalized to an individual crime from initial behavioral and demographic characteristics shared by other criminals who have been studied in the past' (Turvey 1998). Intuition, Vorwissen und Verhaltenssyndrome. Als Vorwissen oder Hintergrundwissen versteht man in diesem Zusammenhang das persönliche und berufliche Erfahrungswissen, welches für den Profilersteller bei seiner Tätigkeit handlungsrelevant ist (Hoffmann 2002). Ein Ermittler folgert also seine Hypothesen auf Grund von bereist bearbeiteten Fällen ohne dabei allerdings explizite statistische Daten heranzuziehen (Alison et al. 2001). Da aber jeder Ermittler seine eigenen beruflichen Erfahrungen erworben hat und somit auch die daraus abgeleiteten Heuristiken individuell sind, muss es für den wissenschaftlichen Anspruch des Profiling ein Bestreben sein, diese Disziplin zu standardisieren und transparent zu gestalten. Auf Basis gesammelten, individuellen und zum Teil auch impliziten Wissens entstanden folglich zahlreiche theoretische Modelle. Es ermöglicht meist ein tieferes Verständnis und damit einen Gewinn für die fallanalytische Arbeit, empirisch vorgefundene Zusammenhänge durch theoretische Modelle erklären zu können (Hoffmann & Musloff 2000). Jens Hoffmann (2002) zeigt beispielsweise anhand einer Studie des FBI, dass den Überfällen von sexuell motivierten Gewalttätern, häufig eine Krise in deren persönlichen Leben vorausgeht. So lässt sich mit dem sozialpsychologischen Modell der Frustrations-Aggressions-Hypothese und deren Weiterentwicklungen derartige Prozesse bei gewissen Gruppen von Tätern eingehender nachvollziehen (Hoffmann 2000). Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim Profiling um eine eklektizistische Disziplin. So wird auf Theorien aus den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Bereichen zurückgegriffen. Häufig erwähnte Modelle haben Ihren Ursprung in der Klinische Psychologie und der Psychiatrie. So wird beispielsweise der antisozialen und der narzisstischen Persönlichkeitsstörung eine große Bedeutung für delinquentes Verhalten zugeschrieben und das Gebiet der Paraphilien ist aufschlussreich für das Verständnis sexuell motivierter Gewaltdelikte (Comer 1999). Weitere Verhaltenskonzepte aus denen wichtige Hinweise auf die Persönlichkeit des Täters geschlossen werden, sind die Konzepte der emotionalen Wiedergutmachung, der Übertötung, der Depersonalisierung und das Konzept der Inszenierung. (1) Das Konzept der emotionalen Wiedergutmachung ('Undoing'): Dieses Modell geht davon aus, dass ein Täter nach einem Mord aus einem Gefühl der Reue und Schuld heraus sein Verbrechen symbolisch ungeschehen machen möchte (Hoffmann & Musloff 2000). Dieser Akt zeigt sich in der Auffindungssituation des Opfers beispielsweise durch Zudecken des Leichnams, Platzierung des toten Opfers in einer schlafenden Position, Reinigung des Leichnams, Schließen der Augen und Falten der Hände. Harbort (1999) schlussfolgerte auf Grund einer Studie an einer Stichprobe von 234 deutschen Sexualmördern, dass in mehr als zwei Dritteln der auftretenden Fälle von emotionaler Wiedergutmachung eine Bekanntschaft zwischen Täter und Opfer herrschte. Dieses Ergebnis scheint auf den ersten Blick nicht überwältigend, kann aber im weiteren Verlauf einer empirischen Profilerstellung den Kreis der Verdächtigen erheblich einschränken. (2) Das Konzept der Übertötung ('Overkill'): Unter dem Begriff der Übertötung versteht man die Herbeifügung exzessiver Traumata, welche die Notwendigkeit für den reinen Tötungsakt überschreiten (Douglas et al. 1992). Auf die Art der Übertötung können wichtige Informationen über die Motivation des Täters geschlossen werden. Jedoch gilt es auch bei der rechtsmedizinischen Untersuchung des Opfers zu beachten, dass die Verletzungen erst unter der Betrachtung aller bekannten Tatfaktoren interpretierbar werden. Viele Verletzungen können nämlich das Resultat von unvorhergesehenen Zufällen sein (Püschel & Schröer 2002). Püschel und Schröer (2002) beschreiben sechs Formen der Gewaltanwendung, welche auf unterschiedliche Motivationen des Täters schließen lassen: (a) Korrigierendes Eingreifen des Täters: Das korrigierende Eingreifen des Täters dient der Verhaltensänderung des Opfers und hat keinen bestrafenden Aspekt. Beispiel: Dem Opfer wird mehrfach ins Gesicht geschlagen um den Aufforderungen Nachdruck zu verleihen (b) Bestrafung und Vergeltung: Bei Bestrafungs- und Vergeltungshandlungen wird ein deutlich höheres Gewaltniveau als beim korrigierenden Eingreifen angewendet. Es geht hier nicht nur um Bestrafung aufgrund von fehlendem Gehorsam, sondern um die Vergeltung von angeblichem oder tatsächlichem Unrecht. Dabei wird dem Opfer häufig eine symbolische Rolle zugeteilt. Beispiel: Bei einer Vergewaltigung schlägt und tritt der Täter sein Opfer so exzessiv, dass dieses an den Folgen verstirbt. (c) Auf Kontrolle ausgerichtete Gewalt: Die auf Kontrolle ausgerichtete Gewalt wird häufig in Kombination mit korrigierender Gewalt angewendet. Sie ist ein direktes Mittel zur Unterwerfung. Das Opfer soll gezwungen werden, sich zu fügen. Beispiel: Gewaltsames Herunterreißen der Kleidung, nachdem das Opfer sich weigert, es selbst zu tun.
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