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Crowdinvesting

Die Investition der Vielen

AutorProf. Dr. Ralf Beck
VerlagBörsenbuchverlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783864704734
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis25,99 EUR
Crowdinvesting: Mit wenigen Klicks kann sich jeder ­unkompliziert und schon mit geringen Geld­beträgen an innovativen Unternehmen beteiligen. Über Internetportale werden dabei Gelder für attraktive Start-ups und bereits etablierte Unter­nehmen eingesammelt. Die Geldgeber erhalten im Gegenzug einen Erfolgsanteil. Was muss man beachten? Welche Renditen winken? Wo lauern Risiken? Crowdinvesting ist nicht mehr aus dem Businessalltag wegzudenken. Die überarbeitete und aktualisierte Auflage dieses Grundlagenwerks trägt dem Rechnung und führt umfassend in die spannende Materie Crowdinvesting ein.

Prof. Dr. Ralf Beck ist ein gefragter Experte für Crowdfinance und erscheint regelmäßig in diversen Medien.

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Leseprobe

2. KAPITEL


GRUNDLAGEN DES CROWDFUNDINGS UND DES CROWDINVESTINGS


2.1Funktionsweise des Crowdinvestings


Idealtypisch läuft ein Crowdinvesting in folgenden Schritten ab:

1. Schritt

Gründer oder auch etablierte Unternehmen mit einer Wachstumsidee und die Crowdinvesting-Plattform treten in Kontakt miteinander. Das Unternehmen wird von der Crowdinvesting-Plattform auf seine Eignung hin geprüft.

2. Schritt

Das ein Funding anstrebende Unternehmen stellt aussagekräftige Unterlagen über sein Projekt zur Verfügung (Business-Plan) sowie in der Regel ein Video über das Vorhaben.

3. Schritt

Die Projektunterlagen werden vom Betreiber der Crowdinvesting-Plattform gecheckt. Sind die Unterlagen in Ordnung, werden die konkreten Bedingungen festgelegt und die erforderlichen individualisierten Vertragsunterlagen (auf Basis vorbereiteter Musterverträge) erstellt.

4. Schritt

Das Projekt wird auf der Website der Plattform präsentiert und die potenziellen Anleger können nun investieren. Das Funding wird zumeist von einer (intensiven) Kampagne begleitet.

5. Schritt

Das Unternehmen erhält den Finanzierungsbetrag und baut sein Geschäft auf oder aus. Der Investor erhält turnusmäßig Informationen über den Geschäftsverlauf, seine gegebenenfalls vereinbarte Festverzinsung und, wenn das Projekt erfolgreich ist, bekommt er seinen zuvor vertraglich festgelegten Erfolgsanteil.

Abb. 2: Idealtypische Schritte eines Crowdinvestings

Zu Schritt 1: Unternehmen melden sich bei der jeweiligen Plattform oder sie werden von dieser gefunden und angesprochen. Die an einem Funding interessierten Unternehmen bekommen auf unterschiedlichsten Wegen Wind vom Crowdinvesting und von den durchführenden Plattformen: aus der Presse, auf Start-up- oder anderen Veranstaltungen, aus dem eigenen Umfeld beziehungsweise Netzwerk und so weiter. Die Plattformen verfügen über die gleichen Wege. Der Kontakt entsteht dann per E-Mail, telefonisch oder per Direktansprache zum Beispiel auf Veranstaltungen. Auf der Website der jeweiligen Crowdinvesting-Plattform findet sich im Regelfall eine Rubrik, in der kapitalsuchende Unternehmer aufgefordert werden, Kontakt mit der Plattform aufzunehmen und bestimmte Informationen, Unterlagen und Nachweise an den Plattformbetreiber weiterzureichen. Zur Erinnerung: Es muss sich nicht unbedingt um Gründer handeln, die sich melden, denn auch bereits etablierte Unternehmen und Immobilienprojektierer können sich per Crowdinvesting finanzieren.

Nach dem Erstkontakt beginnt in der Regel eine Vorauswahl durch die Plattform, die anhand eines durch den jeweiligen Plattformbetreiber organisierten Prozederes erfolgt. Die Portale erwarten in diesem Stadium mindestens eine Kurzbeschreibung des Vorhabens (zum Beispiel anhand eines Pitch Decks) oder einen verkürzten Businessplan. Nicht selten trifft schon ein komplettierter Businessplan bei den Plattformen ein. Darauf basierend wird von den Crowdinvesting-Plattformen normalerweise „das Gröbste“ recht schnell herausgefiltert und es werden Absagen erteilt. Sofern die Anfragenden die Schnellauswahl überstehen, geht es üblicherweise in die Tiefe.

Auf Basis der erhaltenen Informationen und Unterlagen, ergänzt durch persönliche Gespräche, wird der Portalbetreiber ihm geeignet erscheinende Projekte auswählen. Auswahlkriterien, Vorgehensweisen und Intensitäten der Selektionsverfahren unterscheiden sich von Portal zu Portal. Vor allem unterscheiden sich die Crowdinvesting-Plattformen auch durch die vorhandenen eigenen Auswahlkompetenzen. Wenn die dazu erforderlichen Qualifikationen beim Plattformbetreiber fehlen, dann sollte der Investor vorsichtiger sein.

Das Portal Companisto gibt an, nur knapp ein Prozent der Bewerbungen positiv zu bescheiden und entsprechend wenige sich beworben habende Projekte auf seiner Plattform-Website für ein Funding freizuschalten. Der Auswahlprozess wird von Companisto so beschrieben:4

Bewerbungen (100 %)

Unternehmen bewerben sich bei Companisto für ein Crowdinvesting

Anforderung von Unterlagen (25 %)

Companisto macht ein erstes Screening und fordert von interessanten Unternehmen Unterlagen an

Persönliches Screening (10 %)

Companisto trifft das Gründerteam für einen persönlichen Eindruck

Vertragsverhandlungen (5 %)

Companisto verhandelt attraktive Investitionskonditionen

Crowdinvesting (1 %)

Das Unternehmen wird zum Crowdinvesting auf Companisto zugelassen

Ganz ähnlich wird es bei anderen Plattformen ablaufen, wenngleich bei den kleineren Plattformen ein höherer Prozentsatz an Start-ups durchkommen wird. Aufgrund ihrer geringeren Bekanntheit landen bei kleineren Portalen weitgehend nur diejenigen Projektinitiatoren, die sorgfältig recherchiert haben und daher häufig das gesamte Plattformspektrum inklusive der „Randplattformen“ kennen. Die kleineren Plattformen haben daher vermutlich deutlich weniger als die Großen damit zu kämpfen, eine Unmenge an „Schrottbewerbungen“ herauszufiltern. Aus eigener Erfahrung kann ich davon berichten, dass wir aus einem relativ guten Bewerberfundus schöpfen können. Darunter befinden sich auch Projekte, die bei den großen Plattformen abgewiesen wurden, was nicht unbedingt ein Qualitätsmangel sein muss. Große Plattformen lehnen Projekte zum Beispiel nicht selten allein deshalb ab, weil ihnen deren gewünschtes Fundingvolumen zu gering erscheint. In die Größenvorstellung kleinerer Portale können sie jedoch durchaus passen.

Noch etwas zum Auswahlprozess und zur nachfolgenden Kommunikation mit den Projektunternehmen: Bezogen auf unsere Crowdinvesting-Plattform Geldwerk1 lässt sich berichten, dass es vor dem Funding-Start bislang im Durchschnitt fünf bis sechs persönliche Treffen mit den letztendlich präsentierten Unternehmen gab. Das liegt nach meiner Einschätzung eher im oberen Intensitätsbereich der Plattformen und kann auf Dauer nur durchgehalten werden, wenn das Plattformpersonal aufgestockt wird, die Projektanzahl gering bleibt und/oder die Projekte aus der Region stammen und die Fahrstrecken nicht zu lang sind. Aus Plattformsicht ist es immer auch eine Frage der Kosten, die durch eine intensive und persönliche Kommunikation entstehen. Die Offline-Wege sind in aller Regel kostenintensiver als eine Online-Kommunikation. Die Plattformen müssen mit ihren Energien haushalten und auf ihre Kosten achten, wenn sie profitabel sein wollen. Andererseits ist ein intensiver persönlicher Kontakt und Eindruck besonders auch für den auf das Start-up-Team bezogenen Filterprozess bedeutend, vorausgesetzt, die Kontaktpersonen der Plattformen verfügen über eine gute Menschenkenntnis.

Welche Vor- und Nachteile hat es für ein Bewerberunternehmen, eine große oder eine kleine Crowdinvesting-Plattform einzuschalten? Bei den kleinen Plattformen ist zumeist mit (teils erheblich) geringeren Gebühren und sonstigen Kosten zu rechnen, denn die kleinen Portale verfügen über keine so starke Verhandlungsposition gegenüber den Bewerbern wie die Großen. Im Gegenzug haben die großen Plattformen eine wesentlich größere Reichweite (unter anderem auch in der Crowdinvesting-Szene) sowie umfangreiche Investorenverteiler, womit die Wahrscheinlichkeit höher ist, hohe Fundingbeträge einsammeln zu können; ebenso wird der begleitende Werbeeffekt zumeist ausgeprägter sein. Allerdings gelingt es auch den weniger im Mittelpunkt stehenden Plattformen durchaus, ihre Projekte gut durchzufinanzieren und in den Medien ordentlich „Alarm zu machen“. Das hängt vor allem von den Strategien zur Investorengewinnung und von den jeweiligen Medienkontakten sowie vom individuellen Geschick der Plattformen ab, die Projekte richtig zu platzieren.

Zu Schritt 2: In Schritt 2 wird entschieden, welche Informationen über das Projekt auf die Plattform gestellt und damit für eine breite Öffentlichkeit einsehbar werden. Dabei müssen etwaige Geheimhaltungsbedürfnisse der Gründer beachtet werden, denn: Manchmal ist eine Idee schon dann fast wertlos, wenn sie vorzeitig veröffentlicht wird, andere diese ohne Weiteres aufgreifen und schnell selbst umsetzen können. Wird deshalb oder aus anderen Gründen von den Kapitalsuchenden viel Geheimniskrämerei betrieben, dann wird es kaum möglich sein, genug...

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