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Crowdinvesting in Deutschland

Eine zukunftsorientierte Konkurrenzbetrachtung aus Sicht der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden

AutorBenjamin Koch
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl96 Seiten
ISBN9783668500556
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich BWL - Investition und Finanzierung, Duale Hochschule Baden-Württemberg, Lörrach, früher: Berufsakademie Lörrach, Sprache: Deutsch, Abstract: Täglich haben Menschen bahnbrechende und weltverändernde Ideen. Doch längst nicht alle schaffen es auf den Markt. Denn für die Umsetzung einer Idee braucht es vor allem eines: Geld. Wer davon nicht genug hat, muss es sich leihen. Heutzutage, in einer Welt des Internets und der Vernetzung, werden jedoch zunehmend auch im Finanzsektor Wege ermöglicht, die die monopolhaltenden Banken bei der Kreditvergabe umgehen. Der Schuhhersteller Heinrich Staudinger aus Österreich hat sich beispielsweise vor einigen Jahren, nach abgelehnten Kreditanträgen bei seiner Bank, dem Internet zugewandt und sich dort über 3 Mio. Euro via 'Crowdlending' von Privatpersonen geliehen. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) in Österreich schritt jedoch ein und deklarierte das Kreditgeschäft ab einem Volumen von 100.000 Euro, gemäß den Basel II und Basel III Vorschriften, als Hoheitsgebiet der Banken. Auch wenn in diesem speziellen Fall das Aufsichtsrecht den Rahmen für private Darlehen stark begrenzt, werden Internet-Plattformen zur Finanzierung von Start-ups und sonstigen Projekten immer häufiger genutzt. Kein Wunder also, dass sich auch namhafte Kreditinstitute wie die Deutsche Bank in ihrer hauseigenen Research-Abteilung dem Thema widmen, um den Anschluss an diese Finanzierungsformen - wenn diese sich langfristig als konkurrenzfähig erweisen - nicht zu verpassen. In dieser Arbeit wird das Konkurrenzpotential durch die Crowdfinanzierungen für Banken, ebenso wie die Möglichkeiten zur etwaigen Partizipation an diesem Geschäftsmodell, dargestellt und kritisch betrachtet.

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Leseprobe

3.Marktanalyse


 

Ausgehend von den eben beschriebenen Rahmenbedingungen haben sich die Plattformen und deren Strukturen auf den jeweiligen Märkten unterschiedlich entwickelt. Während Crowdinvesting sich hierzulande noch in den Anfängen befindet, haben sich die Plattformbetreiber im englischsprachigen Raum teilweise schon deutlich weiterentwickelt, indem sie neue Wege beschritten und neue Geschäftsideen entwickelt haben. Im vergangenen Jahr 2016 haben jedoch auch die Plattformen in Deutschland innovative Lösungen gefunden, die Branche nachhaltig zu verändern.

 

Im folgenden Kapitel wird der deutsche Crowdinvesting-Markt untersucht und die bestehenden Plattformen werden hinsichtlich ihrer Beteiligungsformen, Konditionen und angebotenen Dienstleistungen verglichen. Die darauffolgende Betrachtung der ausländischen Märkte soll einen zusätzlichen Vergleich darstellen, aus dem u.a. das Zukunftspotential für die deutschen Plattformen hervorgeht.

 

Zusätzlich dazu werden aktuelle Entwicklungen in diesem Gebiet erläutert und die derzeitige Diskussion um die aufsichtsrechtliche Situation abgebildet.

 

3.1Marktüberblick in Deutschland


 

Das Bundesfinanzministerium hat im November 2016 eine umfangreiche Studie zum FinTech-Markt in Deutschland veröffentlicht. Diese stellt neben dem Status quo auch Prognosen bis ins Jahr 2035 auf, wie sich die einzelnen Segmente entwickeln könnten.[118]

 

Der Schwerpunkt lag bei der Betrachtung auf den Bereichen Finanzierung und Vermögensmanagement,[119] weshalb auch dem Thema Crowdinvesting eine umfassende Betrachtung gewidmet wurde. Von den insgesamt 433 identifizierten FinTechs waren 58 Unternehmen (13,39%) Crowdinvesting-Plattformen. Somit bildet diese Form der Schwarmfinanzierungen den drittgrößten Bestandteil des Gesamtmarktes technischer Innovationen, hinter Crowdsponsoring (65 bzw. 15,01%) und dem Zahlungsverkehr (94 bzw. 21,71%).[120]

 

Anzumerken ist jedoch, dass beinahe die Hälfte der Plattformen per Ende 2015 inaktiv waren.[121] Somit bestehen auf dem deutschen Markt lediglich 29 Plattformbetreiber, die Vermittlungen dieser Finanzierungsform anbieten. Im Jahr 2015 haben Privatanleger insgesamt 47 Mio. Euro in Crowdinvesting-Projekte investiert, wobei die beiden Anbieter „Seedmatch“ und „Companisto“ einen Marktanteil von insgesamt rund 46% vorweisen können.[122] Die umfangreichste Finanzierung belief sich auf 7,5 Mio. Euro und ermöglichte den Bau des Fünf-Sterne Luxusressorts „Weissenhaus“, welches zudem auch europaweit das derzeit erfolgreichste Crowdinvesting-Projekt darstellt.[123]

 

Das Wachstum dieses Teilsegments ist in den letzten Jahren von dreistelligen Raten auf 22% im Jahr 2015 zurückgegangen. In einer weiteren Studie wurde für alle bis zum 01. Januar 2016 erfolgreich vermittelten Projekte eine Durchschnittsrendite von -23,3% errechnet, was einen Grund für diesen Rückgang darstellen könnte.[124]

 

Ausgenommen von dieser Entwicklung sind jedoch die Immobilienprojekte: Bis 2014 haben diese einen geringen Anteil an dem gesamten Segment ausgemacht. Im Jahr 2016 flossen bereits 40,3 Mio. Euro und somit 63,1% aller Crowdinvestments in die Finanzierung von Immobilien. Während der Gesamtmarkt um 39,0% ansteigen konnte, wuchs das Volumen dieses Teilsegments um 92,5%.[125]

 

Im Folgenden werden die einzelnen Plattformen nach den angebotenen Projekttypen kategorisiert dargestellt: Immobilen, Unternehmen, Energie und Film.

 

Plattformen für Immobilienfinanzierungen

 

Mit einem Finanzierungsvolumen von 21,4 Mio. Euro hat sich der Anbieter „Exporo“ im Jahr 2016 weiterhin deutlich als Marktführer behaupten können. Im Vorjahr wurden dagegen noch weniger als 5 Mio. Euro an Immobilienprojekten über diese Plattform abgeschlossen. Neben diesem Vermittlungsportal waren 2016 in diesem Teilsegment zudem die Plattformbetreiber „Zinsland“ (6,5 Mio. Euro), „Zinsbaustein“ (6,2 Mio. Euro), „Bergfürst“ (4,4 Mio. Euro) und „iFunded“ (1,8 Mio. Euro) aktiv. Die Durchschnittsrendite belief sich insgesamt auf ca. 6,0% p.a. bei einer mittleren Laufzeit von 21 Monaten.[126] Bisher kam es bei keinem Crowdinvesting im Bereich der Immobilienfinanzierungen zu einem Ausfall.[127]

 

Am Beispiel des Anbieters „Exporo“ wird im Folgenden der Ablauf der Finanzierungen dieses Teilsegmentes dargestellt: Die Plattform ist im Dezember 2014 online gegangen, zuvor haben die Gründer privat via Telefon und E-Mail Immobilienprojekte vermittelt. Es werden ausschließlich Crowdinvestings aus diesem Teilsegment vermittelt, um sich verstärkt auf diese Branche konzentrieren zu können. Es wird mit Gutachtern und Immobilienexperten zusammengearbeitet und die sonstigen Strukturen sollen eigenen Angaben zufolge so flach wie möglich gehalten werden, „wodurch die Rendite für Anleger maximiert werden kann“[128]. Die Kleinanleger werden über Nachrangdarlehen an den Projekten beteiligt, wobei die Plattform die eingehenden Fundings prüft und lediglich die langfristig erfolgsversprechenden auf ihrer Plattform anbietet.[129] Die interne Risikoanalyse stuft die Vorhaben in die Klassen A (niedriges Risiko) bis F (sehr hohes Risiko) ein, damit den Investoren der Vergleich erleichtert wird.[130]

 

Die angebotenen Projekte werden bei „Exporo“ in allen Einzelheiten dargestellt. Neben dem Vorhaben und sonstigen Kerndaten zur Immobilie und deren Lage werden zudem der Projektträger und die Vertragskonditionen abgebildet. Die Investitionen weisen eine Laufzeit von einem bis zwei Jahren auf und rentieren mit einem festen Zinssatz zwischen sechs und sieben Prozent. Je Investment müssen mindestens 500 Euro erbracht werden, der Betrag darf jedoch 300.000 Euro nicht überschreiten. Die Zinsen werden über die Laufzeit angespart und zum Vertragsende einschließlich der investierten Summe über einen Treuhänder zurückbezahlt. Während der aktiven Phase des Projektes werden die Anleger regelmäßig über alle Fortschritte und Entwicklungen rund um das Vorhaben informiert.[131]

 

Die weiteren Anbieter, die in diesem Teilsegment aktiv sind, unterscheiden sich nur in wenigen Punkten vom Marktführer. Die Investoren werden einheitlich über Nachrangdarlehen beteiligt und können meist ab 500 Euro einsteigen („Zinsland“ und „Zinsbaustein“), bei „Bergfürst“ bereits ab 10 Euro. Für die Crowd entstehen auf diesen Plattformen hingegen keine Gebühren und die Verzinsung ist bei Vertragsabschluss bekannt.[132]

 

Plattformen für Unternehmensfinanzierungen

 

Im Bereich der Unternehmensfinanzierungen gab es im Jahr 2014 einen Wechsel der Marktführerschaft. Die Plattform „Companisto“ vermittelt mit ihren Projekten seither das größte Volumen[133] und konnte im Jahr 2016 bereits einen Marktanteil von 50,4% für sich beanspruchen. Rund jeder vierte Euro (24,0%) wurde dagegen noch über den vorherigen Marktführer „Seedmatch“ investiert, wobei diese Plattform als einzige im Jahr 2016 einen Rückgang ihres Marktanteils           (-26,1%) verzeichnen musste. Die verbleibenden Finanzierungen, die hier nicht weiter ausgeführt werden, werden über weitere Anbieter mit einem maximalen Marktanteil von 8,7% abgeschlossen.[134]

 

Ein wesentlicher Unterschied zu den Immobilienfinanzierungen ist die Ausgestaltung der Rendite. Während dort jeweils zu Beginn der Investition ein fester Zinssatz vereinbart wird, gibt es unter den Unternehmensprojekten drei verschiedene Modelle: In wenigen Fällen (2016: 10,42%) erhielten die Kleinanleger einen Festzins, in einigen weiteren (2016: 25,00%) wurde zusätzlich ein Bonuszinssatz vereinbart und die meisten Projekte (2016: 64,58%) boten darüber hinaus eine direkte Beteiligung am Unternehmenswert bzw. am Erfolg des Projektes.[135]

 

Aus dieser überwiegend renditeorientierten Gewinnpartizipation folgt ein ebenso erhöhtes Risikopotenzial. Bei Start-up Finanzierungen liegt die Ausfallquote aller Investmentrunden per Ende 2016 bei 14,0%.[136]

 

Darüber hinaus sind die Kapitalbindungszeiträume der Beteiligungen in diesem Bereich deutlich länger. Anstelle von maximal zwei Jahren im Immobiliensegment, sind hier Laufzeiten von fünf bis acht Jahren möglich.[137] Nach dieser Mindesthaltedauer kann mit einer Kündigungsfrist von i.d.R. sechs Monaten die Rückzahlung des Investments zzgl. jeglicher erhaltener Verzinsung verlangt werden.[138]

 

Da die Branche insgesamt noch relativ jung ist, führen diese Bindungsfristen dazu, dass viele Projekte noch nicht abgeschlossen und die Beteiligungssummen somit noch nicht zurückgezahlt wurden. Dies hat ebenso zur Folge, dass noch keine wirklich aussagekräftige Beurteilung der Renditen in diesem Teilsegment vorgenommen werden kann, was auch das Bundesministerium der Finanzen in seinem Bericht über den FinTech-Markt in Deutschland zum Ausdruck...

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