Sie sind hier
E-Book

Crowdinvesting. Neue Finanzierungsalternative für mittelständische Unternehmen?

AutorNiklas Tober
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl123 Seiten
ISBN9783656584858
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich BWL - Investition und Finanzierung, Note: 1,3, Business and Information Technology School - Die Unternehmer Hochschule Iserlohn, Sprache: Deutsch, Abstract: Crowdinvesting soll folgendes bieten: Eine Möglichkeit der unkomplizierten und schnellen Kapitalbeschaffung für junge Unternehmen sowie unmittelbares und renditeträchtiges Investment für Privatanleger. Bis Ende 2013 wird ein Finanzierungsvolumen von 5,1 Milliarden US-$ im weltweiten Markt des übergeordneten Crowdfunding bei nicht weniger als 500 internetbasierten Plattformen erwartet.Der Trend zur langfristigen Etablierung als standardisiertes Finanzierungsinstrument für junge Unternehmen zeichnet sich unstrittig ab. Inwieweit und unter welchen Voraussetzungen ein Einsatz auch für bereits am Markt agierende mittelständische Unternehmen sinnvoll ist, bleibt in der aktuellen Diskussion dieser Thematik allerdings unbeantwortet. Die grundlegend differenzierten Charakteristika innovativer Startups gegenüber inhabergeführten Familienunternehmen, erschweren eine direkte Übertragung der bestehenden Crowdinvesting-Ansätze ohne Adaption. Bereits die geringe Vielfalt der von deutschen Familienunternehmen genutzten Finanzierungsformen lässt auf sehr eng gefasste Finanzierungsprämissen schließen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist zu prüfen, ob sich Crowdinvesting grundsätzlich als Finanzierungsinstrument für mittelständische Unternehmen eignet. Im Kontext der gewonnenen Erkenntnisse werden auf Grundlage einer theoretischen Analyse des deutschen Crowdinvesting-Marktes, zudem die Anforderungen an die praktische Ausgestaltung eines mittelstandsorientiertes Crowdinvesting untersucht.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

3 Crowdinvesting als Finanzierungsinstrument für den Mittelstand


 

Das patriarchische Nachrangdarlehen findet im deutschen Crowdinvesting-Markt vorrangig Anwendung. Zur Eignungsprüfung für mittelständische Finanzierungszwecke, wird vorab ein Verständnis vom deutschen Mittelstand als Untersuchungsobjekt geschaffen. Dies erfolgt zum einen über die begriffliche Abgrenzung auf quantitativer und qualitativer Ebene (Abschnitt 3.1). Zum anderen erlaubt eine Darstellung der aktuellen Herausforderungen der Mittelstandsfinanzierung im finanztheoretischen Kontext, Prämissen in der Finanzierungspolitik zu bestimmen (Abschnitt 3.2). Die sich anschließende Bewertung des patriarchischen Nachrangdarlehens wird anhand eines finanzwirtschaftlichen Zielsystems mittelständischer Unternehmen im Vergleich zu einem klassischen Bankdarlehen durchgeführt (Abschnitt 3.3).

 

3.1 Abgrenzung mittelständische Unternehmen


 

Der Terminus „Mittelstand“ wird im deutschen Sprachgebrauch auf vielfältige Art und Weise verwendet. Neben ökonomischen umfasst der Begriff dabei auch gesellschaftliche und psycho-logische Facetten der Unternehmen, wobei sich die Untersuchungen hier auf die ökonomischen Aspekte beschränken.[134] Gemäß der KMU[135]-Definition des IfM Bonn zählen derzeit 3,68 Mio. Unternehmen (99,6 %) zum deutschen Mittelstand, auf die 37,1 % aller Umsätze und 60,2 % aller Beschäftigten entfallen.[136] Die weite Verbreitung des Begriffs sowie die enorme volkswirtschaftliche Bedeutung der damit assoziierten Unternehmen, machen eine definitorische Eingrenzung unabdingbar, wenngleich eine begriffliche Aggregation von mittelständischen Unternehmen aufgrund der Heterogenität dieser Unternehmensgruppe nur eingeschränkt möglich ist und sich noch keine verbindlich anerkannte (Legal-) Definition durchsetzen konnte.[137] Die Bundesregierung verzichtet sogar bewusst auf eine starre Definition.[138]

 

Die Abgrenzung des Mittelstands von anderen Teilen der Wirtschaft kann grundsätzlich auf drei Wegen erfolgen: 1. Durch die Festlegung quantitativer Grenzen wirtschaftlicher Kennzahlen wie z.B. Anzahl der Beschäftigten oder des Umsatzes (Abschnitt 3.1.1). 2. Durch die Festlegung qualitativer Bestimmungsmerkmale wie z.B. Eigentümerstruktur (Abschnitt 3.1.2). 3. Durch eine Kombination von quantitativen und qualitativen Merkmalen (Abschnitt 3.1.3).

 

3.1.1 Quantitative Merkmale


 

Die quantitative Abgrenzung des Mittelstands erfolgt über die Bestimmung von Grenzwerten für bestimmte wirtschaftliche Kennzahlen. Aus Operationalisierungs- und Praktikabilitätsgründen haben sich in der Forschung und Praxis die Höhe der Umsatzerlöse, die Bilanzsumme sowie die Beschäftigungsanzahl als geeignete Kriterien durchgesetzt.[139] Eine Unterscheidung zwischen Mittelstand und KMU findet nicht statt. Der Ursprung der meisten KMU-Definitionen liegt in der Abgrenzung des Zugangs zu staatlichen Förderprogrammen.[140]

 

Die KMU-Definition des IfM Bonn und die in § 267 HGB gleichermaßen verankerten Größenkriterien, zählen zu den bedeutendsten. Dem IfM Bonn folgend sind KMU als solche Unternehmen definiert, die unter 500 Beschäftigte vorweisen und weniger als 50 Millionen Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaften.[141] Unternehmen, die mindestens eins der Kriterien übertreffen, gelten folglich als Großunternehmen.

 

Tabelle 3: KMU-Definition des IfM-Bonn seit 01.01.2002

 

 

Mit der Vierten EG-Richtlinie für die Gewährung bestimmter Erleichterungen bzgl. der Aufstellung, der Prüfung sowie der Offenlegung von Jahresabschlüssen, hat die EU eigene Größenkriterien entwickelt, die mit der Einführung des § 267 HGB rechtsverbindlichen Charakter für deutsche Kapitalgesellschaften und nach § 264a gleichgestellten Personengesellschaften erhalten haben.[142] Die Unternehmen dürfen zwei der drei Größenkriterien nicht überschreiten, um der jeweils niedrigsten Klasse zugeordnet zu werden und geringeren Offenlegungspflichten zu unterliegen.

 

Tabelle 4: Größenkriterien des § 267 HGB

 

 

Die Festlegung der Grenzwerte ist arbiträr und theoretisch nicht begründbar. Der Charakter eines Unternehmens wird sich kaum mit dem Überschreiten eines Grenzwertes ändern. So wird es keinen Unterschied im Unternehmensalltag machen, ob ein Unternehmen 499 oder 500 Beschäftigte hat.[143] Darüber hinaus bleiben branchenübliche Spezifika unberücksichtigt. Im Handel etwa wird traditionell ein hoher Umsatz bei geringer Beschäftigtenzahl erwirtschaftet, während in anderen Wirtschaftszweigen vergleichbare Umsatzzahlen mit einem höheren Personaleinsatz verbunden sind.

 

3.1.2 Qualitative Merkmale


 

Der unzureichenden Berücksichtigung der Wesensverschiedenheiten mittelständischer Unternehmen wird die qualitative Definition des Mittelstands durch die Gleichsetzung mit dem Begriff des Familienunternehmens gerecht. Allein in Europa existieren 92 unterschiedliche Definitionen von Familienunternehmen.[144] Die begrifflichen Eingrenzungen umfassen neben den ökonomischen auch gesellschaftliche und psychologische Aspekte, unterscheiden sich zum Teil aber erheblich in der Eingrenzung des Familienbegriffs und der damit verbundenen Operationalisierbarkeit für empirische Untersuchungen.[145] Der in Deutschland weit verbreiteten Eingrenzung des IfM Bonn folgend, ist ein Unternehmen dann ein Familienunternehmen,

 

wenn bis zu zwei natürliche Personen oder ihre Familienangehörigen mindestens 50 % der Anteile des Unternehmens halten und diese natürlichen Personen der Geschäftsführung angehören“.[146]

 

Wesentlich für die Kategorisierung als Familienunternehmen ist demzufolge die enge Verknüpfung bzw. Einheit von Eigentum, Leitung, Haftung und Risiko.[147] Der ergänzende Einsatz von familienexternen Managern wiederspricht dieser Eingrenzung nicht, solange die konstituierenden Merkmale des Familienunternehmens erhalten bleiben. Weitere Merkmale sind die wirtschaftliche und rechtliche Unabhängigkeit bzw. Selbständigkeit des Unternehmens sowie die dominant vorherrschende Personenbezogenheit der Unternehmensführung.[148] Börsennotierte Unternehmen zählen demzufolge per Definition nicht zum Mittelstand, da die Unternehmensanteile im Besitz einer Vielzahl von Aktionären sind, die über ihr Stimmrecht maßgeblichen Einfluss auf die Unternehmensführung ausüben können.

 

Die theoretischen Charakteristika äußern sich beispielsweise dadurch, dass in den 70 größten Familienunternehmen Geschäftsführer und Vorstände wesentlich länger ihr Amt bekleiden als Führungskräfte in Unternehmen mit Streubesitz.[149] Größere Familienunternehmen weisen zudem eine höhere Ausbildungsneigung auf, als Nicht-Familienunternehmen.[150] Weiterhin stehen der Aufbau einer guten Reputation sowie die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens im Fokus.[151] Die längerfristige Orientierung des Geschäftsmodells lässt sich u.a. dadurch begründen, dass die Unternehmenseigner oftmals ihr gesamtes Vermögen im Unternehmen investiert haben.

 

3.1.3 Kombination quantitativer und qualitativer Merkmale


 

Eine Möglichkeit den Mängeln der vorherigen Eingrenzungen zu begegnen, besteht in der Kreuzung qualitativer und quantitativer Kriterien. Die EU-Kommission verfolgt diesen Gedanken in einer seit 1.1.2005 geltenden Klassifizierung, in der neben den bereits bekannten quantitativen Kriterien (Zahl der Beschäftigten, Umsatz in € pro Jahr und Bilanzsumme in € pro Jahr) eine qualitative Komponente hinzugefügt wurde.[152] Demnach dürfen nicht mehr als 25 % des Unternehmens zu einer Unternehmensgruppe gehören, um noch als KMU klassifiziert zu werden. Ziel ist demnach die Wahrung des Merkmals der wirtschaftlichen und rechtlichen Unabhängigkeit.

 

Tabelle 5: KMU-Definition der Europäischen Kommission

 

 

Obschon diese Eingrenzung auf EU-Ebene keinen rechtsverbindlichen Charakter darstellt, ist eine gewisse Standardisierungsfunktion durch die Koppelung zahlreicher Beihilfe- und Förderpro-gramme sowie nationaler Subventionen an die Grenzwerte gegeben.[153] Die Motivation der EU eine eigene Mittelstandsdefinition zu entwerfen, ist daher vor allem dem funktionalen Charakter der Einordnung geschuldet. Eine möglichst genaue wissenschaftliche Eingrenzung des Mittelstands, dürfte nicht Ziel der Bestrebungen gewesen sein, wie die nachfolgend dargestellten Restriktionen zeigen.

 

3.1.4 Restriktionen der etablierten Abgrenzungen


 

Im Ausland staunt man über das "deutsche Wirtschaftsmodell", das trotz schwieriger Umstände ökonomisch so erfolgreich ist.[154] Der auch in ausländischen Medien häufig verwendete Erklärungsansatz für diesen Erfolg ist der produktive und innovative "German Mittelstand". Untersuchungen zeigen, dass es in keinem anderen Land so viele...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Finanzierung - Bankwirtschaft - Kapital

Rating

E-Book Rating
Chance für den Mittelstand nach Basel II. Konzepte zur Bonitätsbeurteilung, Schlüssel zur Finanzierung Format: PDF

Eine gute Bonitätsnote wird zum Dreh- und Angelpunkt der Konditionen. Nur wer die Regeln kennt, nach denen Ratings erteilt werden, kann sich die Prüfverfahren vorbereiten. Autor Dr.…

Weitere Zeitschriften

aufstieg

aufstieg

Zeitschrift der NaturFreunde in Württemberg Die Natur ist unser Lebensraum: Ort für Erholung und Bewegung, zum Erleben und Forschen; sie ist ein schützenswertes Gut. Wir sind aktiv in der Natur ...

Deutsche Hockey Zeitung

Deutsche Hockey Zeitung

Informiert über das nationale und internationale Hockey. Die Deutsche Hockeyzeitung ist Ihr kompetenter Partner für Ihren Auftritt im Hockeymarkt. Sie ist die einzige bundesweite Hockeyzeitung ...

Deutsche Tennis Zeitung

Deutsche Tennis Zeitung

Die DTZ – Deutsche Tennis Zeitung bietet Informationen aus allen Bereichen der deutschen Tennisszene –sie präsentiert sportliche Highlights, analysiert Entwicklungen und erläutert ...

EineWelt

EineWelt

Lebendige Reportagen, spannende Interviews, interessante Meldungen, informative Hintergrundberichte. Lesen Sie in der Zeitschrift „EineWelt“, was Menschen in Mission und Kirche bewegt Man kann ...

FileMaker Magazin

FileMaker Magazin

Das unabhängige Magazin für Anwender und Entwickler, die mit dem Datenbankprogramm Claris FileMaker Pro arbeiten. In jeder Ausgabe finden Sie von kompletten Lösungsschritten bis zu ...