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E-Book

Darum bin ich wie ich bin

Mein Leben und meine Psyche

AutorRomy Meißner
Verlagneobooks Self-Publishing
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl229 Seiten
ISBN9783748588986
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Romy ist 1985 in Dresden geboren, wuchs jedoch in Berlin auf. Durch viele Schicksalsschläge ist die körperlich Behinderte auch psychisch Krank. Romy schrieb dieses Buch als Therapie. Mit der Veröffentlichung des Buches wünscht sie sich einen besseren Umgang mit Behinderten.

Romy ist 1985 in Dresden geboren, wuchs jedoch in Berlin auf. Durch viele Schicksalsschläge ist die körperlich Behinderte auch psychisch Krank. Romy schrieb dieses Buch als Therapie. Mit der Veröffentlichung des Buches wünscht sie sich einen besseren Umgang mit Behinderten.

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Leseprobe

2




In Velten blieben wir nur ein Jahr und zogen 1988 nach Berlin. Ich weiß, dass ich zu der Zeit noch gut drauf war. Ich bin gern in den Kindergarten gegangen und früh aufstehen machte mir nichts aus. Ich war fröhlich und offen allen gegenüber. Wenn die anderen Kinder meine Narbe sahen, machte ich Scherze darüber. Ich verglich sie mit einem blätterlosen Baumstamm oder einer Mohrrübe bei der man die äußere Schicht abgeknabbert hat. Ich glaube da spielten auch die anderen Kinder mit mir. Und ich weiß noch, ich lernte zu dieser Zeit Schuhe zuzubinden. Zu Hause nahm ich alle Schnürschuhe und machte freudig Schleifen. Der Kindergarten wurde geschlossen und wir kamen in einen anderen Kindergarten.

In dem neuen Kindergarten fühlte ich mich sehr unwohl. Ich wollte da nicht sein. Seit diesem Wechsel bereitet mir das früh aufstehen Probleme. Die Kindergärtnerin, deren Namen ich heute noch weiß aber nicht nenne, war eine furchtbare Person. Sie war eine große und sehr kräftige Frau und ließ mich spüren, dass sie mich nicht mochte. Ich weiß nicht mehr ob sie zu allen Kindern so war, aber mit mir meckerte sie nur rum. Alles was ich tat war falsch. Ich traute mich kaum mich zu bewegen oder überhaupt etwas zu sagen und saß nur ruhig in der Ecke, weil ich große Angst vor der Frau hatte. Das einzige worin ich ihrer Meinung nach gut war, war Tische mit nassen Lappen abzuwischen. Weil ich so viel Kraft hatte und den Lappen soweit auswringen konnte das er nicht mehr zu nass war. So sagte sie es und ich musste immer die Tische abwischen. Außerdem zwang sie mich Milch zu trinken. Ich weiß, das klingt aus erwachsenen Sicht nicht schlimm aber als Kind war es für mich schlimm. Ich trinke bis heute keine pure Milch. Und warm mit der Pelle schon gar nicht. Aber da musste ich. Einmal habe ich die Milch auf den Teller wieder ausgespuckt. Sie steckte mich ins Bett, weil sie der Meinung war, dass ich krank sei. Ich blieb auch artig liegen. Mir war das Recht. So ließen mich alle in Ruhe und ich konnte liegend ja nicht viel falsch machen. Dachte ich. Nur irgendwann musste ich auf die Toilette. Es war wohl schönes Wetter und alle waren draußen im Garten und spielten. Ich war allein im Gebäude des Kindergartens. Die Toiletten waren ja nicht weit weg also ging ich schnell auf die Toilette um mich danach gleich wieder hinzulegen. Bis meine Mutter kam lag ich da. Ich dachte mir noch, dass der Tag ja gut gelaufen war doch irgendjemand, ich glaube eine Putzfrau, hat mich dabei gesehen wie ich auf die Toilette ging und am nächsten Tag schimpfte die Kindergärtnerin mit mir, dass ich nicht rumzulaufen habe, wenn sie mich ins Bett steckt. Sie hatte es aber nicht einfach nur so gesagt, sondern sich richtig aufgeregt und mich angebrüllt. Ich hatte furchtbare Angst. Die Erzieherin hatte auch einen Vogelkäfig mit einem Wellensittich im Raum stehen. Einmal saßen wir alle um den Käfig um ihn uns anzusehen. Ich saß hinter allen. Weil ich eh die größte war musste ich immer ganz nach hinten. Die Erzieherin verließ kurz den Raum und der Vogel erschrak wegen irgendwas. Ich konnte es nicht sehen was da genau geschah. Ich sah und hörte nur wie der Vogel ganz aufgeregt im Käfig umherflatterte. Die Erzieherin kam zurückgeeilt und fragte böse wer das war. Die anderen Kinder sagten alle ich wäre es gewesen und somit bekam ich wieder Ärger und wurde in eine Ecke des Raumes geschickt wo ich auf dem Boden sitzen bleiben musste bis meine Mutter mich abholte. Ja das war keine schöne Zeit. Ich war allein. Keiner spielte mit mir oder wollte mit mir zu tun haben. Die Zeit in dem Kindergarten sind meine ersten Erinnerungen und auch meine ersten Erinnerungen wie ich ausgegrenzt wurde. Während alle Kinder miteinander spielten, beschäftigte ich mich am liebsten damit, mit diesen kleinen Holzbauklötzern einen Turm um mich herum zu bauen. Das war das einzige was ich dort immer „spielte“ und ich war froh, wenn grad kein anderes Kind mit diesen Bauklötzern spielen wollte. Ich stapelte sie solange um mich herum bis alle Klötzer aufgebraucht waren. Dann baute ich den Turm wieder ab und begann von neuem. Nachmittags war ein Mädchen oft mit mir eine der letzten die auf ihre Eltern warteten. Auch ihren Namen weiß ich noch. Sie sagte, wenn kein anderes Kind da ist, spielt sie mit mir, aber das durfte auch keiner wissen. Und so hatte ich wenigstens nachmittags kurz jemanden als Spielpartner. Zu Hause war ich auch nur allein in meinem Zimmer. Ich habe zwar einen Bruder, aber der ist vierzehn Jahre älter und konnte mit mir nicht viel anfangen. Außerdem war er selten da, weil er die meiste Zeit in Velten war. Ich glaube er machte da eine Ausbildung. Und er hatte eine Freundin dort, mit der er dann auch später in Velten zusammenzog. Bis das aber soweit war bestand mein „Zimmer“ aus einer Ecke im Schlafzimmer meiner Eltern wo eben mein Bett stand. Mein Bruder und ich hatten nicht viel mit einander zu tun. Aber einmal wollte er mit seinen Freunden auf einen Rummel gehen und meine Mutter sagte, dass er mich mitnehmen muss. Es war nur dieses eine Mal aber ich fand es toll und vergesse das nie. Es war schon dunkel und die vielen Lichter des Rummels und die Fahrgeschäfte fand ich toll. Ich bin mit nichts mitgefahren, sondern immer, wenn mein Bruder und seine Freunde fuhren, blieb einer bei mir und passte auf. Und damit ich lieb war kaufte mein Bruder mir alles an Süßigkeiten was ich haben wollte.

Ansonsten saß ich allein in meinem Zimmer mit ganz vielen Spielsachen. Ja, damit wurde ich von meinen Eltern überschüttet. Alles, an materiellen Dingen was ich wollte und wann ich es wollte, bekam ich. Dadurch hatten auch Geburtstage und Weihnachten keine große Bedeutung für mich. Ich wurde diesbezüglich sehr verwöhnt. Nur Liebe, Aufmerksamkeit, Zuneigung, familiäre Wärme und ein offenes Ohr bekam ich nicht. Ich erzählte meinen Eltern nie was ich an schlimmen Dingen erlebte. Zum einen weil ich immer der Auffassung war das ich selbst daran Schuld hatte wie ich behandelt wurde und zum anderen weil mir eh niemand zuhörte. Zu Hause wollten meine Eltern ihre Ruhe haben und ich musste in meinem Zimmer bleiben. Essen bekam ich ins Zimmer gestellt und aß allein. Ich begann mit Selbstgesprächen und war mein bester Zuhörer. Auf meinem Bett sitzend diskutierte ich mit mir selbst die Geschehnisse des Tages aus. Ungefähr zu der Zeit war ich eines Tages mit meiner Mutter am Bahnhof unterwegs, als ich eine Frau mit einem Yorkshire Terrier sah. Ich habe davor bestimmt schon mehrmals Hunde gesehen aber ich weiß, das, ich von dem Moment an auch einen Hund wollte. Den bekam ich aber nicht.

Im Sommer 1992 wurde ich eingeschult. Ich besitze ein Einschulungsvideo auf dem ich ganz stolz meine Schultüte durch die Gegend trage. Ich laufe zu dem Zeitpunkt schon schlecht. Ich hinke stark und mein linkes kürzeres Bein ist nach außen gedreht. Aber ich strahle und freue mich auf die Schule. Der Einschulungstag ist auch der einzige Tag gewesen, bei dem die ganze Familie zusammenkam. Auch deshalb habe ich das Video noch. Die erste Klasse lief gut. Bis auf das früh aufstehen war ich gut drauf und optimistisch das jetzt alles besser wird, denn ich war endlich von dem doofen Kindergarten weg. In der Schule ignorierten mich die Kinder größtenteils. Manche beleidigten mich aber ich ignorierte es und versuchte allem aus dem Weg zu gehen. Ich blieb für mich und nahm artig am Unterricht teil. Ab der zweiten Klasse durfte ich kein Sport mehr mitmachen. Während der ersten Klasse sagte die Sportlehrerin immer, dass ich nur das mitzumachen bräuchte, was ich kann. Und ich habe alles mitgemacht. Habe nie gesagt das ich etwas nicht kann. Ich habe immer mein Bestes gegeben und war auch super. Sport machte mir sehr viel Spaß. Und dann durfte ich es nicht mehr. Das war hart für mich. Ich durfte nur noch zusehen oder mal das Maßband halten. Die anderen Kinder meckerten mit mir, dass ich nur keine Lust hätte auf Sport und deshalb mein Bein vorschiebe. Ja, es waren die dicken Kinder die selber keine Lust hatten und neidisch waren. Ich hätte so gern mit denen getauscht. Irgendwann hatten wir auch Fahrradfahrer Unterricht. Das durfte ich natürlich auch nicht. Ich war immer die Markierung wie weit die anderen Kinder fahren durften. Das war auch schlimm für mich. Alle fuhren freudig ihre Strecke ab und ich stand nur da und musste zusehen. Ich hätte so gern mitgemacht. Auch heute noch stelle ich mir vor, das Fahrradfahren toll sein muss, wenn ich sehe wie Leute Radtouren durch die Natur machen. Aber bis heute darf ich das nicht. Im Hort wurde viel gebastelt. Das war nichts für mich. Ich war ein schlankes, quirliges Kind und wollte mich bewegen. Dieses dasitzen und mit den Händen etwas basteln war mir absolut nichts. Mir fehlte es an Kreativität und Geduld. Außerdem war es aus meiner Sicht völlig Sinnlos. Die anderen Kinder nahmen immer ihre Werke mit nach Hause um sie ihren Eltern zu schenken. Bei mir interessierte sich niemand dafür. Ich hatte mal für meine Eltern einen Weihnachtsbaum aus Pappe gebaut und aus kleinen Serviettenkugeln den Weihnachtsbaumschmuck. Als ich den dann meinen Eltern präsentierte kam keine Reaktion. Da sie ihn nicht wollten behielt ich den Baum selbst. Ich habe ihn auch heute noch und stelle ihn jedes Jahr zu Weihnachten hin. Aber an einer anderen Sache nahm ich beim Basteln im Hort teil. Da ging es darum aus Luftballons mit Zeitungspapier Ostereier zu machen. Das fand ich klasse denn dazu gehörte das man mit den Händen im Leim rumpantschen durfte. Ich wusste zwar das ich es niemandem schenken konnte aber für mich selbst gab ich mir viel Mühe das es hübsch wurde. Das machte mir riesig Spaß, so dass ich vor einem Jahr auch mal wieder so ein Osterei gemacht hatte. Ansonsten ging ich immer zur Bastelzeit mit einem Ball auf den Schulhof und spielte gegen die...

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