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Das Buch als Heterotopie

Betrachtungen zur sozialen Dimension des Leseprozesses

AutorDenise Schneider
VerlagMainzer Institut für Buchwissenschaft
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl93 Seiten
ISBN9783945883730
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Nach Foucault sind Heterotopien Orte und Räume, die zwar innerhalb von Gesellschaften existieren, jedoch anderen Normen und Gesetzen unterworfen sind als ihre Umwelt. Zugleich reflektieren Heterotopien die sie umgebenden sozialen Verhältnisse, indem sie diese repräsentieren, umkehren oder negieren. Denise Schneider ergründet in ihrer interdisziplinären Masterarbeit die Frage, ob auch Bücher ein solches Potenzial haben und somit heterotopen Status erlangen können. Anhand zweier Betrachtungsebenen - der kognitiven Erfassung und der körperlichen Wahrnehmung - untersucht sie die Erfahrung der Anderswelt »Buch« sowie das soziale Erleben des Lesers im Rahmen der Lektüre. Mit der Zusammenführung von Theorien aus der Buchwissenschaft, Philosophie, Medien- und Kognitionswissenschaft eröffnet sie einen neuen Blickwinkel auf das Medium Buch und darauf, was es zu leisten vermag. Diese Publikation ist Band 38 der Reihe 'Initialen', in deren Rahmen herausragende Abschlussarbeiten der Mainzer Buchwissenschaft veröffentlicht werden.

Denise Schneider wurde 1989 in Nürtingen geboren und absolvierte 2014 ihren Bachelor of Arts in Buchwissenschaft und Germanistik. Mit der Masterarbeit "Das Buch als Heterotopie. Leistung oder Zuschreibung?" erlangte sie 2017 den Master of Arts. Studienbegleitend erwarb sie erste praktische Erfahrungen in Buchhandel und Lektorat. Nach dem Studium nahm sie ein Volontariat im Projektmanagement bei Springer Gabler auf.

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Leseprobe
Geleitwort von Prof. Dr. Ute Schneider Fragt man LeserInnen im Anschluss an ihre Lektüre nach ihren Leseerlebnissen, lauten die Antworten häufig sehr ähnlich: man sei in ganz fremde Welten eingetaucht, habe intensiv mit den Figuren gelebt, geliebt und gelitten, ja man habe regelrechtes Leseglück empfunden. Leser schildern häufig ganz eindringlich tiefgehende Erlebnisse in der erzählten Anderswelt des Buchs. Das Flow-Erlebnis beim Lesen fiktionaler Literatur gehört sicherlich zu den stärksten Motiven, zum Medium Buch zu greifen und sich in seinen Geschichten zu verlieren. Diese emotionalen Affekte sind nüchtern betrachtet Effekte der medialen Charakteristika des Buchs. Oder etwa nicht? Ist literarischer Buchlektüre das kognitive Abtauchen des Lesers in andere Welten mit entsprechend erfahrbaren Gefühlen und Erlebnismustern inhärent? Oder handelt es sich um eine im gesellschaftlichen Konsens tradierte Zuschreibung an das narrative Buch? Denise Schneider hat ihrer Masterarbeit diese klassische Überlegung zugrunde gelegt und den komplizierten Versuch unternommen, Klarheit in die Sache zu bringen. Die Frage, ob das Buch in seinen medialen Eigenschaften als Heterotopie verstanden werden kann, ist schwierig. Ihrer Beantwortung kann man sich nur theoretisch fundiert und nur im interdisziplinären Zusammenklang verschiedener Forschungsansätze nähern. Das Panorama der beteiligten Disziplinen bilden Neurobiologie, Psychologie, Soziologie, Philosophie und schließlich auch Buchwissenschaft, die von Denise Schneider befragt wurden, ob sie die adäquaten Grundlagen zur Analyse liefern können. Voraussetzung aller theoretischen Erkenntnisse ist ein verbindlich definierter Buchbegriff, der im vorliegenden Fall mit Hilfe eines geschickt konstruierten Schemas über die Mediendimensionen des Buchs modelliert wird. Die nun vorliegende Analyse ist angesiedelt in der Schnittmenge von Buchwissenschaft, Mediennutzungsforschung und Kognitionswissenschaft. In der Gesamtschau dieser Forschungsfelder auf das Medium Buch wird das heterotope Potenzial des Buchs deutlich, das sich nicht allein aus dem einfachen Decodieren des dargebotenen Texts ableitet, sondern sich in den noch erheblich komplexeren Prozessen des Leseverstehens entfaltet. Die Arbeit bringt unsere Erkenntnisse über die soziale Dimension des Bücherlesens einen großen Schritt weiter. Ute Schneider im Dezember 2017
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