Einleitung
Psychologie des Wohnens
Mehr denn je ist es für uns Menschen wichtig, einen Ort zu haben, an dem wir emotional auftanken können, der mit positiven Gefühlen, mit angenehmen Erinnerungen und mit Behaglichkeit besetzt ist. Der Wunsch nach einem Eigenheim verdeutlicht diesen Umstand. Dieser Wunsch ist gleichzusetzen mit dem Wunsch nach Heimat, Stabilität, Familienleben und nach einer stressfreien Zone. Die positiven Gefühle, die damit einhergehen, sind ein psychischer Anker in einer Welt des stetigen Wandels und der Unbeständigkeit. Positive Gefühle unterstützen den Aufbau und die Pflege von sozialen Beziehungen, sie erleichtern das Lernen, fördern Kreativität, wirken sich positiv auf unsere Gesundheit aus, indem sie Stressreaktionen abbauen und verbessern unsere psychischen Fähigkeiten, wie Widerstandsfähigkeit, Zielgerichtetheit und Optimismus.
Wohnung als Ort der positiven Gefühle
Diese Wirkungen der positiven Gefühle sind durch neuere Forschungen der Psychologie bestätigt. Allein der Einfluss unserer Umgebung, unserer Wohnungen, unserer Wohnumwelt auf diese Gefühle wurde bisher wenig thematisiert, liegt jedoch auf der Hand. Wohnpsychologie wurde bisher im Grunde nur von außerpsychologischen Fachrichtungen betrieben. Feng Shui, als alte chinesische Lehre, hat diese Thematik und die damit verbundenen Bedürfnisse aufgegriffen und im Westen umgesetzt. Hier spricht man von Energie, wo der psychologische Terminus Aufmerksamkeit wesentlich korrekter ist. Wird unsere Aufmerksamkeit nach außen gelenkt, können wir nicht zentriert bleiben, sind nicht bei uns und daher nicht stabil. Ein Raum, der die Aufmerksamkeit eines Menschen nicht bündeln kann, der ihn nicht unterstützt zu sich selbst zu kommen, trägt wenig zur psychischen Gesundheit bei. Wir sind in ständigem Austausch mit unserer Umwelt und sollten diese Umwelt daher so gestalten, dass diese positiv auf uns zurück wirkt.
Die Wohnpsychologie hat noch keine lange Tradition und daher noch kein klares Profil. Die Beziehung des Menschen zu seiner räumlichen Umwelt ist jedoch ein psychologisches Thema und wird in dieser Schriftenreihe auch so behandelt. Es werden also psychologische Erkenntnisse und Methoden verwendet um das Ziel, ein familiengerechtes Eigenheim, zu erreichen.
Diese Module geben den einzelnen Menschen und der Familie als Gruppe Unterstützung bei der Schaffung einer bedürfnisgerechten Wohnumgebung, als eine Voraussetzung für das Erleben von positiven Gefühlen.
Sehr schnell kann das Zuhause anstatt zu einem Ort des Wohlbehagens zu einem Ort des Konfliktes, des Ärgers und von Stress werden. Nicht selten hat das mit Fehlplanungen zu tun, die vorerst kaum ins Auge fallen aber im Familienalltag gravierende Folgen haben. Diese kritischen Punkte werden in den sieben MODULEN von „das Familienhaus“ behandelt. Auf der Grundlage wohnpsychologischer Erkenntnisse werden Sie Raumkonzepte und Planungsgrundsätze kennen lernen, die eine nachhaltige Zufriedenheit mit Ihrem Heim sichern.
Planen ist Ordnen
Das Ziel jeden Bauens ist es, für das Leben und Wohnen optimale Voraussetzungen zu schaffen. Für Familien bedeutet dies vor allem, so zu bauen, dass sich die Kinder optimal entfalten können und das Zusammenleben der Familie harmoniert. Dazu sind entsprechende räumliche Voraussetzungen notwendig. Diese MODULE werden den Weg dahin aufzeigen. Die Bauwirtschaft vermittelt oft den Eindruck: „Bauen ist eine rein technische Angelegenheit, und wie Wohnungen gestaltet sein sollten, ist sonnenklar.“ Doch die Ergebnisse lassen uns daran zweifeln. Es gibt immer wieder Wohnungen, die zu ständigen Nutzungskonflikten, vor allem zwischen Eltern und Kindern, führen. Häufig werden diese Konflikte jedoch anderen Umständen zugeschrieben. Das Kind, das aus Platzmangel in der Küche nicht bei der Mutter spielen kann und daher „lästig“ wird, oder der Jugendliche, der sich kontrolliert fühlt und daher auf inneren Rückzug geht, sind Beispiele für die Folgen unpassender Wohnungsgrundrisse. Was Familien wirklich brauchen um harmonisch zusammen leben zu können, ergibt sich aus den Entwicklungsphasen der Kinder und aus den damit zusammen hängenden Lebensphasen der Familie.
Problemzonen werden nicht erkannt
Der Weg zur familiengerechten Wohn- und Raumkonzeption gliedert sich in sieben Schritte. Weil es keine Einheitslösungen gibt und jede Familie den eigenen Weg finden muss, werden Ihnen zunächst Methoden vorgestellt, sich mit persönlichen Wohnbedürfnissen auseinander zu setzen. Für den/die Planer/in ist es wichtig, die Menschen zu kennen, für die er/sie plant bzw. baut.
Das MODUL 1 ist daher Ihren persönlichen Bedürfnissen gewidmet, die im MODUL 2 im Sinne einer partnerschaftlichen Bedürfnisanalyse zu einer gemeinsamen Synthese gebracht werden.
In der Folge werden im MODUL 3 die Bedürfnisse von Kindern betrachtet, die sich aus den Entwicklungserfordernissen ergeben. Die Lebensphasen der Kinder verlangen unterschiedliche Wohnvoraussetzungen bzw. Nutzungsmöglichkeiten. Daher werden im MODUL 4 die Veränderungen von Familien im gesamten Lebenszyklus und deren Auswirkungen auf das Wohnen besprochen.
Wohnen mit kleinen Kindern ist eine Herausforderung
Das Wohnen als Paar ist ganz unterschiedlich im Vergleich zum Wohnen mit kleinen Kindern, und wiederum ganz anders ist das Wohnen mit größeren Kindern oder Jugendlichen. Häufig komplett unberücksichtigt bleibt das Wohnen im Alter.
Im MODUL 5 erhalten Sie Vorschläge für eine familien- und kindergerechte Gestaltung der Gemeinschaftsbereiche und im MODUL 6 werden Ihnen wohnpsychologische Ansätze für die Gestaltung der persönlichen Bereiche des Wohnens vorgestellt.
Die individuelle und partnerschaftliche Bedürfnisanalyse, die Wohnbedürfnisse von Kindern im Lebenszyklus von Familien und deren Auswirkungen auf die Gemeinschafts- und Individualbereiche sind die Basis für familiengerechte Raumkonzepte, die in MODUL 7 vorgestellt werden.
Diese Raumkonzepte sollten unbedingt bereits vor der Phase der Planung von Häusern und Wohnungen erstellt werden.
Sieben Module für familiengerechte Raumkonzepte
- MODUL 1 - Individuelle Bedürfnisanalyse
- MODUL 2 - Partnerschaftliche Bedürfnisanalyse
- MODUL 3 - Wohnbedürfnisse von Kindern
- MODUL 4 - Familien im Lebenszyklus
- MODUL 5 - Gemeinschaftsbereiche des Wohnens
- MODUL 6 - Das persönliche Wohnen
- MODUL 7 - Familiengerechte Raumkonzepte
Vorweg eine kurze Erläuterung der sieben MODULE, die im weiteren Text genauer beschrieben werden.
MODUL 1 - Individuelle Bedürfnisanalyse
In diesem MODUL möchte ich Sie motivieren, sich mit Ihren persönlichen Wünschen und Bedürfnissen zu beschäftigen und empfehle Ihnen die Durchführung einiger Übungen, wie z.B.:
die persönlichen Wohnbedürfnisse - eine Reise nach Innen
- meine persönliche Wohngeschichte
- mein persönliches Traumzimmer
- wieso möchte ich ein Haus bauen
- Collage der persönlichen Bilder
- Fragenkatalog zur Bedürfnisanalyse
Anhand dieser Übungen werden Sie erkennen, dass es Bedürfnisse gibt, die sich sehr leise ausdrücken und Ihnen kaum bewusst sind. In der Hektik unseres Alltags verlieren wir immer öfter das Gefühl dafür, was uns wirklich gut täte. Damit das Haus zu einer Oase Ihres persönlichen Wohlbefindens wird und der Ort Ihres Zuhauseseins, wo Sie ankommen können, sollten Sie auf diese leisen, sehr persönlichen Bedürfnisse achten. Es ist wichtig, gerade diese Bedürfnisse in eine Sprache zu kleiden, damit sie nicht verloren gehen, dann mit dem Partner diskutiert und in die Planung eingebaut werden können.
MODUL 2 - Partnerschaftliche Bedürfnisanalyse
Durch die Übungen der ersten Phase, wird Ihnen deutlich werden, wie unterschiedlich wir Menschen in unserer Geschichte und unseren Bedürfnissen sind. Allein wenn man bedenkt, dass viele Menschen Behaglichkeit und Wohlbefinden erleben, wenn sie gewisse Dinge ihrer Kindheit wieder erleben dürfen. Die Geborgenheit von damals ist unwiederbringlich, kann aber wieder rekonstruiert werden. Es kann sein, dass Sie durch einen bestimmten Stoff an den Schaukelstuhl des Großvaters erinnert werden und Sie sich dadurch die guten Gefühle von damals wieder zurückholen; oder die Aussicht auf einen Berg stellt die Brücke zu Erinnerungen dar, die Ihnen sehr wertvoll sind.
eine gemeinsame Ordnung schaffen
Gehen Sie auf diese Entdeckungsreise und Sie werden merken, es ist ganz unmöglich, dass sich zwei Menschen in all ihren Bedürfnissen decken. Bereits vor der Planung eines Hauses ist es wichtig, die Bedürfnisse aller Familienmitglieder zu vergleichen und die Planung daraus abzustimmen.
Das Hausbauen wird nur dann von Erfolg gekrönt sein, wenn die Bedürfnisse aller Familienmitglieder zu einer Synthese gebrach worden sind.
MODUL 2 stellt Ihnen dazu u.a. folgende Methoden vor:
- Ergebnisse der Übungen darstellen und diskutieren
- Auswertung des Fragenkatalogs mit Planungshinweisen
- gemeinsame Collage der persönlichen Bilder
MODUL 3 - Wohnbedürfnisse von Kindern
Wenn Wohnbedürfnisse für Erwachsene bereits sehr wichtig sind, ist eine familiengerechte Wohnung für Kinder umso bedeutsamer. Kinder sind auf ihre Umgebung angewiesen und benötigen eine liebende, beschützende aber auch eine anregende Umwelt. Das Wichtigste sind...