1 Wichtiges Grundwissen Börse
1.1 Startkolumne: Aktien als richtige Antwort auf die verdrehte Finanzwelt
Juni 2016: Sicherlich sind Sie empört, wenn Sie sich daran erinnern, dass Sie für die früher so beliebten 10-jährigen Bundesanleihen 1960 mit Zinsen von 6 % und 1974 mit 10 % belohnt wurden, aber jetzt möglicherweise Zinsen bezahlen müssen. Sie haben ja nichts davon, dass sich der Bundesfinanzminister freut, weil brave Sparer keine Zinsen mehr einschieben, sondern berappen müssen, wenn sie Vater Staat in Form von Bundeswertpapieren Geld leihen. Steht da die Welt nicht auf dem Kopf, wenn der Schuldner Geld bekommt und der Gläubiger dafür zahlt?
- Hätten Sie Sparverträge über 20.000 Euro abgeschlossen oder entsprechend viele Bundeswertpapiere gekauft, würden Sie nach 10 Jahren bei einer Verzinsung von 0,5 % gegenüber 3 % einige Jahre zuvor bereits rund 5.000 Euro verlieren.
Privatanleger büßten in den vergangenen 5 Jahren rund 20 Milliarden Euro durch entgangene Zinseinkünfte ein. Schulden machen zu Niedrigstzinsen kann nicht die richtige Antwort sein, denn das Darlehen ist früher oder später zurückzuzahlen. Über seine Verhältnisse leben, geht auf Dauer nicht – mag manche Regierung auch anders darüber denken. Auf Teufel komm raus für Anschaffungen Geld ausgeben und gar nicht sparen, ist kurzsichtig gedacht, mögen dies auch viele tun.
- Aber Sie müssen keine Altersarmut befürchten, wenn Sie auf die verkehrte Finanzwelt richtig reagieren und nicht überängstlich das verlustbringende Negativ-Zins-Spiel mitmachen. Neben Immobilien für wohlhabende Leute bieten sich breit gestreut und mit langem Anlagehorizont Aktien, gute Aktien- und Mischfonds sowie ETFs auch für kleinere Geldbeutel an.
Wie das funktioniert, dafür bringe ich fortlaufend wichtige Informationen, veranschaulicht durch praktische Beispiele. Falls Sie sich sagen: „Weg mit den Bundesanleihen – hin zum bewährten Sparbuch“, setzt sich die schleichende Kapitalvernichtung fort. Selbst wenn Ihre Bank Ihnen noch einen Minizins gewährt, verlieren Sie Geld bereits bei leicht steigender Inflationsrate. Sie liegt jetzt wieder bei über zwei Prozent. Sparbuch, Anleihen und Bausparvertrag sind gefragt, während Deutschland als Angsthasenvolk von Aktien wenig wissen will. Warum ist das hierzulande im krassen Gegensatz zu den meisten anderen Nationen so?
Die Furcht vor hohen Verlusten steckt in den Knochen. Und Vorurteile bremsen Verhaltensänderungen aus. Mangelndes Wissen und die Angst, von Beratern über den Tisch gezogen zu werden, kein Glück zu haben und einem Börsencrash hilflos ausgeliefert zu sein, zerstören die Bereitschaft, seine Geldanlage neu auszurichten. Wer zu wenig über die Börse weiß, das schnelle Rein und Raus liebt, heute kaufen und am liebsten schon morgen mit Gewinn verkaufen will, füllt nur die Taschen von Banken, Brokern, Börse und häuft Gebühren auf.
Wer sich vor der ersten Entscheidung mit leicht verständlicher Börsenliteratur und Seminaren ein gutes Börsenwissen mit maßgeschneiderter Strategie aufbaut, gehört langfristig zu den Siegern. Meine Kolumnen sollen Ihnen helfen, Aktien, ETFs und Aktienfonds als Chance zu begreifen.
Jeder Aktionär erzielte Gewinne zwischen 5 und 15 % pro Jahr, wenn er mindestens 14 Jahre lang breit gestreut in Aktien anlegte. Ich habe es selbst erfolgreich erprobt. Ob Einsteiger oder Börsenfuchs. Für jeden gilt: „Breit gestreut – nie bereut!“ „Dividende als Zins von heute – große Chance für kluge Leute!“
1.2 Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist wichtig, aber auch trügerisch
Es droht keine Blase bei DAX & Co. wegen teurer USA-Aktien. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) als wichtige Kennzahl fordert eher zum Einstieg und Zukauf auf.
Dass die von Untergangspropheten wegen abgeschaffter Guthabenzinsen und steigender Immobilienpreise ins Spiel gebrachte Spekulationsblase überhaupt besteht und bald platzen könnte, dafür fehlen vernünftige Gründe. Der DAX ist Ende August 2018 mit 12.500 Punkten und rund 1.000 Zählern vom Allzeithoch mit 13.600 Punkten entfernt. Es winken Schnäppchenpreise.
Anders sieht es bei TecDAX, MDAX und SDAX aus. Neue Höchststände gab es 2017 und 2018. Wem wegen der zahlreichen Krisen und Unsicherheiten die Knie schlottern, der werfe einen Blick auf das KGV. Bei etlichen Unternehmen verhält sich alles im Rahmen, manches ist übertrieben.
Was zeigt die Finanzkennzahl KGV an? Für Einsteiger nur nützlich, wenn zusammenhängend ausgewertet wird.
Wer sich bei der der Aktien-Bewertung allein auf das KGV verlässt, irrt sich womöglich gewaltig. Gewinnerwartungen und andere Vorhersagen trügen mitunter und verleiten zu Irrwegen. Ein einstelliges KGV darf nicht ungeprüft als Kaufsignal dienen. Es kann ein gefährliches Warnsignal sein. Stürzt der Aktienkurs in den Keller, sinkt auch das KGV. Umgekehrt hat Qualität ihren Preis. Aussagekräftig sind Vergleiche in der Branche. Bei Auto-, Banken-, Versicherungstiteln ist das KGV oft einstellig, im Biotech- und Hightechsektor gewöhnlich zweistellig.
Das KGV zeigt an, mit dem Wievielfachen des Gewinns eine Aktie aktuell bewertet wird bzw. wie viele Jahre vergehen, um den Börsenwert zu verdienen. Es wird also der geschätzte Gewinn ausgedrückt im Verhältnis zum Aktienkurs. Im Bullenmarkt ist das KGV naturgemäß höher, als wenn die Bären in die Börsenarena einziehen und mit ihren starken Tatzen den Feind auf den Boden schleudern.
Bei einem KGV von 13 gegenüber 15 ist der DAX im historischen Vergleich von 25 Jahren keineswegs zu teuer. Nie dürfen Sie das KGV jedoch unabhängig von anderen wichtigen Finanzkennzahlen wie Eigenkapitalquote, Ergebnisentwicklung, Dividendenrendite, 52-Wochen-Hoch/-Tief und Langzeitentwicklung heranziehen. Auch ein Blick auf die Charttechnik ist für die Trendeinschätzung wichtig. Hier zeigt sich der große Vorteil und Nutzen des Internets auch für Aktionäre.
Börsenaltmeister André Kostolanys Aktien-Erfolgsformel lautet sinngemäß fünfmal G: Geld, Geduld, Glück, gute Gedanken!
Time schlägt Timing. Wer 1950 100.000 € in Aktien steckte, bei dem wuchs der Einsatz bis 2013 auf 827.000 €. Im Langzeitvergleich wächst auch die Dividende.
1.3 Was Sie über Aktienfonds wissen sollten
Haben Sie weder Zeit noch Lust, ständig den Markt zu beobachten? Fühlen Sie sich unsicher? Scheuen Sie das Risiko? Wollen Sie umgekehrt breit streuen? Ist Ihr Vermögen zu klein für Aktien? Dann bieten sich für die langfristige Geldanlage Aktienfonds und ETFs an. Die Auswahl ist groß. Flexible Fonds bescheren ihren Besitzern bei richtigem Schwerpunkt deutliche Gewinne.
Aktiv gemanagte Aktienfonds erfassen neben weltweiten Indizes unterschiedliche Branchen und Themen, auch aufstrebende Märkte, Rohstoffe und Edelmetalle. Viele Aktienfonds sind für die staatlich geförderte Riester-Rente zugelassen, mag diese auch kritisiert werden. Als Sparplan lässt sich der Cost-Average-Effekt nutzen. Also mehr Anteile bei niedrigen, weniger Anteile bei hohen Kursen. Thesaurierend heißt, dass die Ausschüttung in neue Anteile angelegt wird. Begehrt sind Fonds mit Schwerpunkt Dividende und Nachhaltigkeit.
Passiv gemanagte Indexfonds (ETF) und innovative aktive Aktien-Spitzenfonds, deutschlandweit, international, nach Indizes, Märkten und Themen ausgerichtet, bieten langfristig gute Renditechancen. Fähige Fondsmanager schichten mit Augenmaß um. Für Sie bleiben diese Aktivitäten gebührenfrei. Im Trend sind Nebenwerte und der Zukunftsmarkt Industrie 4.0. Wer gute Länderfonds sucht, um breit zu streuen, findet hier die passende Auswahl.
1.4 Börsengänge: Wann mitmachen? Wann Finger weg?
Sobald Sie über geplante Börsengänge mit neuen Aktien etwas erfahren, fragen Sie sich: Wann mitmachen? Wann verzichten? Wie auf zu hohe Nachfrage mit Kursanstieg reagieren? Zu den weltweit größten Neuemissionen mit einer zweistelligen Milliardensumme zählen Alibaba (China), NTT Mobile (Japan), VISA und Facebook (USA) sowie ENEL (Italien). Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht. Was Sie nicht mögen, kennen und verstehen, sollten Sie im Aktienmarkt eher...