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Das offene Geheimnis

Zur literarischen Produktivität eines Tabus von Winckelmann bis zu Thomas Mann

AutorHeinrich Detering
VerlagWallstein Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl432 Seiten
ISBN9783835324992
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Dieses Buch handelt von der literarischen Produktivität des Verbotenen. Was öffentlich nicht ausgesprochen werden darf, davon können literarische Texte doch reden - indem sie sich kalkulierter Doppelbödigkeit bedienen, das Versteckspiel zur Subversion nutzen, das Verbot überlisten.Heinrich Detering untersucht dieses Verfahren am Beispiel eines der dauerhaftesten Tabus der neueren Literaturgeschichte: der Darstellung der Liebe zwischen Männern. Geächtet und geahndet, ist sie doch zu einem zentralen Thema für viele Werke geworden, die heute zum Kanon der Klassiker gehören - ohne daß die literarische Öffentlichkeit es immer wahrgenommen hätte. Die Fallstudien erörtern Winckelmanns Ästhetik und Goethes Winckelmann-Buch, August von Platens Gedichte, Chamissos 'Peter Schlemihl', Heinrich von Kleists 'Penthesilea', Andersens 'Kleine Seejungfrau', Herman Bangs Novellen und Romane und Thomas Manns 'Tonio Kröger'. Immer geht es darum, die Geheimschriften dieser Texte zu entziffern, ihre Subtexte sichtbar zu machen und zugleich ihr Verhältnis zur offensichtlichen Textoberfläche zu bestimmen. So zeigt sich, wie die Sprache der Literatur über das Sprechverbot triumphiert.

Heinrich Detering, geb. 1959, ist nach Lehrtätigkeit an den Universitäten in Irvine, München und Kiel Professor für Neuere deutsche Literatur an der Georg-August-Universität Göttingen. 2003 erhielt er den 'Preis der Kritik' von Hoffmann und Campe und 2009 wurde er mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet. Er ist u.a. Mitherausgeber der kommentierten Ausgabe der Werke, Briefe und Tagebücher von Thomas Mann und Autor eines Buchs über Bob Dylan.

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Inhaltsverzeichnis
Umschlag1
Titel4
Inhalt6
»Wie sollte ich reden können?«0
1. Tabu0
2. Literarische Produktivität22
3. Von Winckelmann bis zu Thomas Mann33
I. »dies hohe Geheimniß begreifen«. Winckelmanns »Sendschreiben« und Goethes »Winckelmann«40
1. »die Bergische Schrift«: Rezeptionsprobleme40
2. »Lucifer Goethe«: Goethes »Winckelmann«43
3. »Liebe zum Schönen« oder »Homosexualität«: Forschungspositionen49
4. »Doppelleben« oder »Offenheit«: Voraussetzungen der Camouflage57
5. »Der Inhalt ist von Ihnen selbst hergenommen«:Erotisches Bekenntnis und literarische Camouflage62
6. »das Schöne« und »die Schönheit«: Körper und Kunst68
7. »dies hohe Geheimniß«: Kunstpädagogik und Lebensgemeinschaft74
II. »Ein Ketzer der Liebe«: Platens Ghaselen 182180
1. »Ich bin wie Weib dem Mann«: Skandal80
2. »Hand in Hand mit dem Glauben«: Religiöse Konzeption84
3. »doch den Sinn erkennst du nicht«: Rätsel87
4. »die fromme Nachtigall der Liebe«: Hafis91
5. »Mysterien«: Das XI.Ghasel96
6. »Gnothi Seauton«: Schelling98
7. »dieser Schmerz, die Schönheit und die Kunst«: Schmidtlein101
8. »Ich bin wie Weib dem Mann«: Utopie106
9. »nie gestört durch Begierde«: Resignation109
10. »der Dank an dich«: Winckelmann112
III. Amphibion, Kentaurin, Mestize. Heinrich von Kleist116
1. »mit wahrhaft mädchenhaften Gefu?hlen«: Kleists Brief an Pfuel vom 7. Januar 1805116
2. »die Magd, in Fritzens Röcken«: »Der Schrecken im Bade«121
3. »Amphibion du«: »Wunsch am neuen Jahre 1800 fu?r Ulrike von Kleist«125
4. »der Ursaame der Amphibien«: Wu?nschs »Naturerkenntniß«128
5. »Kentaurin«: »Penthesilea«132
6. »Es tut mir leid, daß es ein Mädchen ist«: Kleists Brief an Iffland vom 12. August 1810141
7. »Mestize«: Figuren in »Die Verlobung in St. Domingo«143
8. »seine liebe Braut«: Wielands »Oberon«145
9. »ich bin eine Weiße«: »Geschlechter« in »Die Verlobung in St. Domingo«148
10. »Halbneger«: Geschlechterkampf und Rassenkrieg154
IV. »ich, ohne Schatten«. Chamissos »Peter Schlemihl«156
1. Der verliebte Teufel und der stigmatisierte Held: Schlemihls Geschichte156
2. »mein Vermählter, gebiete Du u?ber mich«: Der Briefwechsel mit Louis de la Foye166
3. »ich glaube es verstanden zu haben«: Fiktionalisierung des Autobiographischen171
V. »Geistige Amphibien«. Hans Christian Andersen174
1. »eine längst u?berholte These«: Wege der Forschung174
2. »meine halbe Fraulichkeit«: Briefe und Dichtung175
3. »jedoch ein Fischschwanz war der unt’re Teil«: »Agnete und der Meermann«185
4. »eine junge Dame, es war Vilhelm«: Eine Szene in »O. T.«196
5. »halbe Fraulichkeit«: »Die kleine Seejungfrau«198
6. »Männerkleidung«: Zur Handschrift von »Den lille Havfrue«203
7. »ein junger Mann, es ist Naomi«: »Nur ein Spielmann«206
8. »Sie und Er auf einem Stengel«: Kierkegaards Andersen-Kritik211
9. Epilog: »Der Schatten«214
VI. »was ich u?ber die Sexualität weiß«. Herman Bang222
1. »Masken« und »Zeichen«: »Gedanken zum Sexualitätsproblem«222
2. »Poesie« und »Körperlichkeit«: »Aus dem Zirkus«228
3. »dieser Kampf mit sich selbst«: »Fratelli Bedini«230
4. Der »Frauen-Mensch« und sein Geliebter: »Les quatre Diables« und »Digte«237
5. »Das weibliche Prinzip«: Frauengestalten246
6. »wo du wohnst, das steht nicht auf der Karte«: »Die Vaterlandslosen –«258
7. Der »Lumpenprinz« und sein Gefolge: Minderheiten in »Die Vaterlandslosen –«265
8. »Glu?ck schaffen und ein Vaterland«: Utopie270
VII. »Der Litterat als Abenteurer«. Thomas Mann zwischen »Tonio Kröger« und »Der Tod in Venedig«274
1. »das homoerotische Phänomen«: »Die Ehe im Übergang«274
2. »Pubertätserotik«: Rezeptionsprobleme279
3. »exzentrische Abenteuer«: Struktur als Chiffre281
4. »Typus Henry«: »Tonio Kröger« und »Dorian Gray«284
5. »Üble Gefolgschaft«: »Tonio Kröger« und die fru?he »Dorian Gray«-Rezeption290
6. »Reinigung« und »Su?nde«: »Tonio Kröger« als Kontrafaktur des »Dorian Gray«292
7. »unter die Damen geraten«: Ambivalenz der Geschlechterrolle295
8. »Zweigeschlechtlichkeit« und »Tschandalas«: »Das Ewig-Weibliche«305
9. Tonio Krögers Schwester: »Ein Glu?ck« und das Vorbild Herman Bangs309
10. »Ein Glu?ck« und »Tonio Kröger«: Erotische Eindeutigkeit und Camouflageverzicht314
11. »Hans Hansen« und »Tadzio«: Homoerotische Selbstinterpretation316
12. Ku?nstlernovelle: Selbstreflexivität und Ende der Camouflage321
Das offene Geheimnis324
Anmerkungen336
»Wie sollte ich reden können?«336
Kapitel I. Winckelmanns »Sendschreiben« und Goethes »Winckelmann«343
Kapitel II. Platens Ghaselen 1821349
Kapitel III. Heinrich von Kleist352
Kapitel IV. Chamissos »Peter Schlemihl«360
Kapitel V. Hans Christian Andersen365
Kapitel VI. Herman Bang373
Kapitel VII. Thomas Mann zwischen »Tonio Kröger« und »Der Tod in Venedig«380
Das offene Geheimnis386
Nachbemerkung zur Studienausgabe388
Abku?rzungen394
Literaturverzeichnis396
Werke396
Forschungsliteratur weitere Schriften400
Register422
Impressum433

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