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Das Selbstverständnis des Dichters. Über die politische Funktion und Verantwortung der Literatur in Heinrich Heines Wintermärchen

AutorJan Lechner
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2004
Seitenanzahl18 Seiten
ISBN9783638274135
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Heinrich Heine erschließt sich dem Interpreten nicht beim ersten Lesen, im Gegenteil, um die Vielfalt und den Tiefgang der Lyrik und Prosa im Ganzen zu erfassen, bedarf es nicht nur einer Menge an Kontextwissen, sondern auch einer wiederholten gründlichen Lektüre. Der Bezug auf aktuelle Ereignisse, Situationen und Persönlichkeiten, der hohe Anteil an Witz und Ironie und die Vielzahl an literarischen Zitaten gestaltet manchen Text derart vielschichtig, dass er sich einer Interpretation gar zu entziehen scheint. Aber es ist nicht nur die vielfältige Verwendung von Stilmitteln, die Probleme macht, auch der Autor an sich entzieht sich oft einer genauen Positionierung und Bestimmung. Heine gibt seine Haltung nicht einfach preis, sondern versteckt sie in der Diskussion populärer Strömungen, Meinungen und Ansichten. Seine Intention, neben der politischen und künstlerischen Gestaltung, war es immer auch, den Leser zum kritischen Reflektieren und einer eigenen Meinung zu bewegen. Um die Position Heines überhaupt annähernd bestimmen zu können, um seine Meinung aus dem Text zu extrahieren, muss man sich deshalb zwangsläufig auf das Feld der Interpretation begeben. Durch diese Form der Parteilosigkeit wird das Problem der Literaturwissenschaft, dass sie keine genaue Wissenschaft ist, dass Interpretation immer von dem subjektiven Standpunkt und dem gewählten Kontext abhängt, verschärft. Es ist nicht verwunderlich, dass verschiedene Interpreten immer wieder zu teils verblüffend unterschiedlichen Auslegungen ein und derselben Textstelle kommen und man objektiv nur unter Vorbehalt von falsch oder richtig sprechen kann. Das Versepos 'Deutschland. Ein Wintermärchen' ist ein Paradebeispiel für die Heinesche Polyvalenz und Vielschichtigkeit. Immer wieder wird der Leser mit ironischen oder fantastischen Episoden voller Witz und Pathos konfrontiert, und es hängt von seiner Perspektive ab, welche Bedeutung sie entfalten. Es gibt kaum einen Zusammenhang, der von Heine einseitig behandelt wird, weder die großen Themenkomplexe Preußen, Deutschland oder das Bürgertum, noch die kleinen Anspielungen auf Freunde, Kollegen, Orte und Ereignisse, die sogar in der Kürze vielschichtig bleiben. Im Jahr 1840 wurde Heine diese Vielschichtigkeit zum Verhängnis, als er das Buch über den jüngst verstorbenen Ludwig Börne veröffentlichte.

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