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Das Spannungsfeld Schule: Konfliktpotenziale aus der Sicht der Lehrer/innen

AutorDaniel Passweg
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl90 Seiten
ISBN9783842830103
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Dieses Buch untersucht, welche Konfliktfelder die Arbeit von-Lehrer/innen an Höheren Technischen Lehranstalten (HTLs) beeinflussen und welche Situationen die Lehrer/innen selbst als Konflikte erleben. Hier stehen die Lehrer/innen im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Es geht um die persönliche Wahrnehmung und Sichtweise der Lehrer/innen und darum, was sie selbst als Spannungsfelder erleben. Hauptziel ist das Erfahren von Situationen, die als besonders friktionsreich von den HTL-Lehrern und Lehrerinnen genannt werden und in denen auch eine Beeinträchtigung im Schulalltag erlebt wird.
Lehrer/innen an Höheren Technischen Lehranstalten sind nicht nur als Lehrkraft tätig, sondern haben sich auch in zwischenmenschlichen Beziehungen erfolgreich auseinanderzusetzen. Diese Lehrer/innen sind dabei Situationen ausgesetzt, die nichts mit ihren fachlichen Ausbildungen an der Universität oder Hochschule und ihren dort erlernten Kompetenzen zu tun haben. Innerhalb der eigenen Schule ist hier z.B. die Kommunikation und (oft auch notwendige) Zusammenarbeit mit der Schuladministration anzuführen. Weiterhin ist die Zusammenarbeit mit der Abteilungsleitung und der Schulleitung als Vorgesetzten, den Eltern ihrer Schützlinge und den Schüler/innen selbst zu nennen. Außerhalb der Schule kann der Einfluss der Gesetzgebung (Stadtschulrat, Landesschulrat, Ministerien...) und der Medien eine große Rolle spielen.
Das von den Befragten am häufigsten angeführte Konfliktfeld ist das Spannungsfeld mit Kollegen und Kolleginnen, gefolgt vom Spannungsfeld Schulsystem und dem Spannungsfeld Schüler/innen. Viele bildungspolitische Entscheidungen werden als die pädagogische Arbeit erschwerend wahrgenommen. Ebenso wird von Lehrern und Lehrerinnen mit langer Schulerfahrung angeführt, dass sich das soziale Verhalten der Schüler/innen im Laufe der letzten 20 Jahre verändert habe und sich das auch erschwerend im Schulalltag auswirke.

Daniel Passweg wurde 1963 in St. Pölten geboren. Sein Weg führte ihn über das TGM Wien und ein Physikstudium an der Technischen Universität Wien zu einer Tätigkeit als Informationstechnologe in Firmen und als Dozent für Informatik an Pädagogischen Hochschulen, Fachhochschulen und am Wifi Wien.
Durch die Diplomausbildungen zum Psychologischen Berater (NLP und Systemische Familienberatung), NLP-Trainer und Supervisor (Existenzanalyse) ist er selbstständig in eigener Praxis tätig.
Als Lehrbeauftragter für Kommunikation, Führungsverhalten, Motivation und Konfliktdiagnostik sowie als Moderator und Mediator an Schulen und Universitäten wurde sein Interesse an human-wissenschaftlicher Forschung geweckt. Dies führte ihn zum sozialwissenschaftlichen Studium Counseling, das er mit dem Master of Science abschloss. Der Autor ist sehr am Menschen und seiner Entwicklung interessiert. Seine Forschungsarbeiten kommen, aufgrund der bisher mehr als 20-jährigen Lehr- und Beratungstätigkeit im Bildungsbereich, vorwiegend aus diesem System.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.5.2, Spannungsfeld Lehrer/innen - Schüler/innen: 'Der österreichische Schüler verbringt pro Jahr durchschnittlich sogar mehr als tausend Stunden in der Schule, seine Erfahrungen in dieser sozialen Institution summieren sich also bereits nach Absolvierung der Schulpflicht aus Erlebnissen und Situationen von mehr als 15.000 Stunden.' (Oswald, S. 7). Lojka kommt in ihrer wissenschaftlichen Arbeit zur Erkenntnis, dass die Institution Schule eine sehr große Bedeutung für die Sozialisierung der Schüler/innen hat. (vgl. Lojka S.3). Aus dieser Erkenntnis heraus kann es interessant sein herauszufinden, wie weit sich die Pädagogen und Pädagoginnen in ihrer Funktion als Lehrkraft zurechtfinden und ihren Schützlingen ein Sozialisierungspartner sind. Um in auftretenden Spannungsfeldern entsprechend agieren zu können, individuell auf ihre Schüler/innen einzugehen und ihnen einen angemessenen Sozialisierungspartner für die Weiterentwicklung bieten zu können, bedarf es reichlich Erfahrung und Wissen aus Fachbereichen der Pädagogik, Psychologie und Soziologie. In rund 15.000 Unterrichtsstunden kommen Schüler/innen und ihre Lehrer/innen oft zusammen und leben damit einen nicht unbeachtlichen Teil ihres Lebens gemeinsam in der Institution Schule. Die Berufszufriedenheit von Lehrerinnen und Lehrern sowie das schulische Engagement der Schülerinnen und Schüler stehen in direktem Zusammenhang zur Qualität der Kommunikationsbeziehung. (vgl. Schweer, S.7). Die Schule kann nicht nur als Bildungsinstitution gesehen werden, sondern auch als Ort sozialer Erfahrungen. Die Prozesse von Beziehungen und Auseinandersetzungen zwischen Schülern und Schülerinnen entziehen sich weitgehend der Kontrolle durch Erwachsene (Eltern und Lehrer/innen). (vgl. Krappmann/Oswald, S. 209). Wie weit sich die Interaktionen zwischen Schüler/innen der Kontrolle der Lehrer/innen entziehen, oder besser gesagt, wie weit die Pädagogen und Pädagoginnen Einfluss darauf haben, kommt in dieser Untersuchung nicht heraus. Ein Stellenwert, der für die Arbeit der Lehrer/innen wichtig sein kann, da dies Einfluss auf die Sozialisierung der Schüler//innen hat. Heute werden weniger Kinder geboren, ihre Bedeutung für die Eltern hat sich geändert. Sie haben in unserer Kulturlandschaft keine ökonomische Funktion mehr, indem sie Arbeiten verrichten müssten oder die Eltern im Alter versorgen. Ihr psychologischer Nutzen ist jedoch sehr hoch und damit das Ausmaß gegenseitiger emotionaler Abhängigkeiten. An Stelle klarer Autoritätsverhältnisse zwischen den Generationen tritt ein partnerschaftlicherer und argumentativerer Umgang miteinander, die Eltern unterstützen die Freiheit und Selbstständigkeit der Kinder. Werte wie Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft treten in den Hintergrund. Diese Entwicklung korrespondiert mit dem erhöhten Ausmaß von Konflikten und Auseinandersetzungen, in denen Kinder, besonders in der Zeit der Pubertät, der Dramatik ihrer Befindlichkeiten viel eher Luft machen als früher. (vgl. Lenger, S. 14). Wenn der Einfluss der Erwachsenen auf das Konfliktleben der Schüler/innen, auf Grund der fehlenden Kontrollmöglichkeit, gering ist und diese Kinder ihre Befindlichkeiten in der Pubertät mehr nach außen tragen und damit das Ausmaß an Konfliktpotential steigern, kann es zu unbewältigbaren und unzumutbaren Situationen kommen für die erziehenden, sozialisierenden und lehrenden Lehrer/innen. Situationen, denen sie sich aber, um den Lehrauftrag zu erfüllen, stellen müssen. Die Situation des 'unvollständigen Elternhauses' (Brockmeyer, S. 99), familiäre Probleme, anstehende Scheidungen und die Veränderungen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt, sind Faktoren, die Kinder sehr belasten können. Eltern zeigen sich in Konfliktsituationen zunehmend konfliktscheu und kapitulieren in Erziehungsfragen. Viele Kinder leiden unter Anregungs- und Kontaktarmut in ihrem häuslichen Umfeld. (vgl. Brockmeyer, S. 99) . Interessant wäre zu erfahren, wie weit die Kinder versuchen, die aus dem Elternhaus unbefriedigten Anregungs- und Kontaktwünsche, sich in der Schule zu erfüllen. Lehrer/innen, welche ja auch für einen Teil der Erziehung zuständig sind, übernehmen hier die Rolle der Eltern, die klassischerweise im Elternhaus erfüllt werden sollte. Sind die Pädagogen und Pädagoginnen dieser Rolle gewachsen und können sie die Bedürfnisse der Kinder erfüllen? Wie geht es den Lehrkräften damit, die vielleicht eigene Kinder haben und die selbst einmal Kind waren und damit die Rolle der Kinder möglicherweise gut kennen? Die Selbstorganisation von Schülern und Schülerinnen stellt einen wichtigen Anhaltspunkt für Beziehungen in der Schulklasse dar. Gleichzeitig nimmt die Lehrkraft eine wichtige Einflussgröße in diesem Zusammenhang ein. 'Zentrale Bedeutung kommt', so Petillon, 'den sozialen Interaktionen zwischen Lehrer/in, Einzelschüler/in und Schulklasse zu. In diesem Dreieck erfolgen die Vermittlungsprozesse zwischen institutionellen Ansprüchen und personalen Bedürfnissen.' (Petillon, S. 25) 'Ist von pädagogischen Problematiken die Rede, sind das Probleme, die die Kindererziehung erschweren. In diesem Fall werden unter dem Begriff pädagogische Probleme Verhaltens- und Lernschwierigkeiten verstanden, welche im Laufe der Zeit durch die Veränderung des Verhaltens der Schüler auftreten und die Lehrer müssen auf diese Schwierigkeiten reagieren.' (Aschenbrenner, S. 67). Aschenbrenner weist darauf hin, dass Lehrer/innen auf Verhaltensänderungen der Schüler/innen reagieren müssen. Die Frage ist nur, wie sie in einer Klasse mit rund 30 verhaltensändernden pubertierenden Kindern, feststellen, welches Kind jetzt Hilfe benötigt und wie diese Unterstützung angebracht wäre. Dies festzustellen bedarf einer guten Schulung seitens der Lehrkraft und genügend Zeit, damit der Unterricht deswegen nicht zu kurz kommt. Es gilt ja den amtlichen Lehrplan einzuhalten und den nicht-amtlichen zu berücksichtigen. Leitner et al. fassen mit dem Begriff Verhaltens- und Lernschwierigkeiten 'alle Verhaltensauffälligkeiten, Lern- und Verhaltensstörungen, abweichende Verhaltensweisen, Lernbehinderungen, Lernhemmungen und Schulschwächen' (Leitner et al., S. 16f) zusammen. Die Autoren registrieren endogene und exogene Ursachen, welche Verhaltens- und Lernschwierigkeiten hervorrufen können. Unter dem Begriff exogene Ursachen werden die Familie, der Erziehungsstil, die sozioökonomischen Verhältnisse, die Schulsituation, der Zeitgeist und die Gesellschaftsstruktur zusammengezogen. (vgl. ebd., 22ff). Die Familie legt einen gravierenden Grundstein für das Verhalten eines Kindes. 'Die Familie als zentraler Bereich kindlicher Lebenswelt ist störanfällig geworden' (ebd., S. 22). 'Durch den Erziehungsstil der Eltern, der von Untersteuerung bis Überbehütung eingestuft werden kann, können sich die aufgebauten Spannungen in Trotz, Abwehr, Überforderung, Unsicherheit, Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, Resignation und zwiespältiges Persönlichkeitsbild äußern.' (Aschenbrenner, S. 67). 'In der Schule können die Klassenschülerzahl, der Leistungsdruck, der Unterrichtsstil und das Lehrerverhalten exogene Ursachen für Schwierigkeiten darstellen. Hohe Schülerzahlen lassen dem Lehrer wenig Spielraum auf den einzelnen Schüler einzugehen, so fallen Verhaltensprobleme und psychische Nöte weniger auf oder werden erst (zu) spät wahrgenommen.' (ebd., S. 67). Einer geringeren Klassengröße stimmen die von Aschenbrenner interviewten Lehrer (Aschenbrenner, S13, S14, S19, S21) zu: 'Die Schüleranzahl in der Klasse wirkt sich ganz maßgeblich aus, weil es ganz einfach ein ganz anderes arbeiten ist, je nachdem wie viele Schüler ich habe.' Im praktischen Schulleben erweist es sich als besonders schwierig, so Brockmeyer, dass viele Schülerinnen und Schüler so problembelastet sind, dass sie Lernangebote nicht mehr auf direktem Weg wahrnehmen können. Lehrerinnen und Lehrer müssen zur Kenntnis nehmen, dass sie sich auf individuelle Schwierigkeiten der Kinder einlassen müssten, bevor schulisches Lernen stattfinden kann. Dafür fühlen sie sich unzureichend ausgebildet und sehen sich, auch durch die äußeren Rahmenbedingungen, gezwungen wegzusehen. Die Größe der Lerngruppen wächst an, der Druck, möglichst viele Lerninhalte durchzubringen, ebenfalls. Der Frontalunterricht als die effizienteste Unterrichtsform gewinnt, entgegen allen Reformüberzeugungen, an Boden. Was die Grundvoraussetzungen für die Lernmöglichkeiten ebenfalls schmälert, ist ein eingeschränkter Wortschatz und, als Folge dessen, eine Reduzierung der sprachlichen Anwendungskompetenz. Die Schüler/innen haben ein ambivalentes Verhältnis zur eigenen Leistung, einerseits ist die Selbstdarstellung durch Leistung in unserer Leistungsgesellschaft internalisiert, anderseits befindet sich diese Haltung im Widerstreit mit ebenfalls verbreiteten hedonistischen Tendenzen. Schülerinnen und Schüler verhalten sich Lehrkräften gegenüber durchaus selbstbewusst, allerdings weicht in Konfliktsituationen offener Widerspruch vermehrt einer Haltung der Gleichgültigkeit pädagogischem Bemühen gegenüber. Die Ansichten der Eltern und somit auch der Kinder über Hygiene, Respekt vor dem Eigentum, Sitte, Moral und Verantwortungsbewusstsein bewegen sich in einem sehr weiten Spektrum. Daraus folgt die Notwendigkeit, viele Verhaltensweisen durch Einverständnis auszuhandeln. (vgl. Lenger, S. 21f)
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Das Spannungsfeld Schule: Konfliktpotenziale aus der Sicht der Lehrer/innen1
Inhaltsverzeichnis3
1. Einleitung5
2. Theoretischer Teil8
2.1. Begriffserklärungen8
2.2. Aufgabenschwerpunkte einer Schule10
2.2.1. Bildung10
2.2.2. Erziehung11
2.2.3. Gesetzlicher Bildungs- und Erziehungsauftrag11
2.3. Berufsbildende höhere Schule13
2.4. Aufgaben und Kompetenzen von Lehrer/innen16
2.5. Konfliktfelder im Spannungsfeld Schule21
2.5.1. Allgemein21
2.5.2. Spannungsfeld Lehrer/innen - Schüler/innen23
2.5.3. Spannungsfeld Lehrer/innen - Eltern27
3. Forschungsleitende Unterfragestellungen33
4. Empirische Untersuchung34
4.1. Methoden34
4.1.1. Beschreibung der Methoden34
4.1.2. Begründung der Methodenwahl39
4.2. Vorgangsweise40
4.3. Auswertung44
4.3.1. Hauptkategorien und ihre Häufigkeitsverteilungen45
4.3.2. Detailauswertung der Kategorien48
4.4. Interpretation62
5. Zusammenfassung und Ausblick72
6. Literaturverzeichnis77
7. Tabellenverzeichnis85
8. Abbildungsverzeichnis87
Der Autor89

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