TEIL III
ÜBERLEBEN IN DER WILDNIS
009 Die Mindestausrüstung für ein Dschungel-EDC-Set
Der Dschungel ist dunkel, er ist voller Geräusche und gefährlicher Lebewesen; auch für einen erfahrenen Navigator kann er mit den natürlichen, lebensgefährlichen Hindernissen, die er einer Durchquerung in den Weg legt, zu einer der größten Herausforderungen auf dieser Welt werden. Das Vorankommen am Boden muss oft in nahezu völliger Dunkelheit geschehen, wobei man auf Schritt und Tritt von dornigen, klebrigen, oft giftigen Pflanzen bedroht wird, die die fast übernatürliche Fähigkeit haben, sich an Haut oder Kleidung festzusaugen. Das Terrain wird von einem üppigen Dach aus Blättern und Lianen überspannt, das Regenwälder so grün und idyllisch aussehen lässt, aber auch einen großen Teil des Lichts vom dunklen und klammen Waldboden fernhält. Das Umfeld ist heiß und feucht, erfordert jedoch die vollständige Verhüllung des Körpers, um sich vor Insekten und Pflanzen zu schützen. Ein beschwerlicher Marsch ist unvermeidlich.
Wenn Sie sich im Dschungel verirren, müssen Sie sich darauf gefasst machen, dass der dichte Pflanzenbewuchs und die gnadenlose, bedrückende Schwüle wahrscheinlich Panik und Hoffnungslosigkeit entstehen lassen. Bleiben Sie in Bewegung. Entschlossenes Handeln ist entscheidend für das Überleben.
Wie Sie einen Pfad durch den Dschungel schlagen
Es gibt viele Faktoren, die eine Dschungeldurchquerung als ein aussichtsloses Unternehmen erscheinen lassen, aber wer einem Wasserlauf folgt oder Wildwechsel nutzt, muss nicht fortwährend Pfade durch den Dschungel hauen. Unabhängig vom Weg, den Sie wählen – ein geeignetes Messer ist unersetzlich, um sich den Weg durch das dicke Geflecht von Gestrüpp, Lianen und Ästen zu bahnen, die jeden Schritt zu einer Herausforderung machen. Das beste Messer ist das Kukri, ein langes, indigenes Messer, dessen gekrümmte Klinge die Gesamtlänge begrenzt und leichter transportierbar macht, ohne dass dabei die Klingenlänge verkürzt wird.
Um den Pfad frei zu hauen, sollten Sie diagonale Bewegungen mit Überhandgriff machen.
Das Messer sollte am Hüftgürtel in einer ledernen oder Kydex-Kunststoffscheide getragen werden. Für ein robustes Messer gibt es eine Fülle von Verwendungen, von der Beschaffung und Vorbereitung von Nahrung über den Bau eines Unterstands bis zur Selbstverteidigung – Sie sollten es daher immer bei der Hand haben. Auch ein Schleifstein ist unbedingt notwendig.
Obwohl der Dschungel durch seine dichte Vegetation und seine anderen Eigenschaften eigentlich das Gegenteil der Wüste ist, haben beide mit Blick auf die Navigation Gemeinsamkeiten. In beiden Fällen kann der Mangel an topografischen Merkmalen leicht dazu führen, dass wir uns verirren. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass im Dschungel aufgrund des dichten Blätterdaches die GPS-Geräte versagen. Anders als in der Wüste sind darüber hinaus Fußspuren nicht wahrnehmbar, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass wir im Kreis gehen. Reisen Sie immer mit Karte und Kompass, und verwenden Sie Permanentmarker oder farbige Klebebänder (siehe Seite 238), um Ihren Pfad zu markieren. Das hat auch den Vorteil, dass es potenziellen Rettern den Weg weist.
Wie Sie sich vor der Umwelt schützen
Dschungelpflanzen können ungeschütztem Fleisch großen Schaden zufügen. Schienbeinschützer für Erwachsene und für Kinder, die am Unterarm und am Schienbein getragen werden, können Ihre Gliedmaßen vor scharfen, dornigen Hindernissen, aber auch vor übertriebenen Schwingbewegungen mit dem Messer beim Freischlagen des Pfades schützen. Unterarme, Scheinbein, Hände und Füße sind die hauptsächlichen Kontaktpunkte für stechendes Gebüsch und Dornen. Das macht auch ein Paar leichter Lederhandschuhe zu einem wesentlichen Ausrüstungsgegenstand.
Freie Haut ist auch ein verletzliches Angriffsziel für die hartnäckigsten Raubtiere. Der Dschungel mit seinen vielen potenziellen Feinden für Sie – von Stechmücken (Moskitos), die Denguefieber oder Zika-Viren übertragen, über Wanderameisen bis hin zu giftigen Tausenfüßlern – ist voll von Kreaturen, deren Bisse oder Stiche lebensgefährliches Fieber zur Folge haben können. Ein einziger Biss einer Wanderameise kann Ihre Hand für einen ganzen Tag lang unbrauchbar machen. Richtiger Schutz ist daher wesentlich und reicht von atmungsaktiven, langärmeligen Hemden und Hosen bis zu Gamaschen, die die unteren Extremitäten versiegeln und Blutegel sowie Spinnen am Hochklettern der Beine hindern. Kleidung und Ausrüstung sollten einander überlappen, um eine Schutzabdichtung zu bilden.
Eine weitere Schutzschicht stellen Strumpfhosen unter der Kleidung dar. Blutegel können ihr dichtes Gewebe nicht durchdringen und sich nicht an ihrer glatten Oberfläche festsaugen, obwohl sie ein erstaunliches Geschick darin haben, sich durch mehrere Kleidungsschichten durchzuarbeiten. Eine Garnitur sollte den Unterkörper schützen, während eine zweite, mit abgeschnittenem Fuß- und Hüftende, den Armen zusätzlichen Schutz bietet. Um dem blutsaugenden Wurm den Todesstoß zu versetzen, sollten Sie Wasser in einen Beutel oder eine Büchse Kautabak geben und einige Minuten einsaugen lassen, bevor Sie die Lösung auf Ihre Körperteile, auf die Strumpfhose und die Kleidung auftragen. Denn gleichgültig, wie gut Sie sich schützen, die Blutegel werden ganz sicher ihren Weg durch die Kleidung finden; Nikotin lähmt und tötet sie schneller als von Menschenhand hergestellte Schutzmittel.
Eine Lage Moskitonetz gehört zur Grundausrüstung. Bedecken Sie mit einem Stück davon Ihr Gesicht, wenn Sie sich Ihren Weg durch den Dschungel bahnen, und drapieren Sie den Rest in der Nacht über Ihre Schlafstelle (siehe Seite 48). Es gibt keine Alternative.
Eine große Zahl an Wechselstrümpfen und atmungsaktive Schuhe halten Ihre Füße warm und trocken, was nicht nur bequem ist, sondern auch beim Überleben hilft. Die Wahl des Schuhwerks kann über Erfolg oder Misserfolg der Dschungeldurchquerung entscheiden. Um Fußbrand und Tropengeschwüre zu vermeiden, die eine Folge der unvermeidlichen Feuchtigkeit und des Watens durch Wasser sind, worum Sie nicht herumkommen werden, sollten Sie Gore-Tex-Schuhe oder andere luftundurchlässige Materialien meiden. Sie schließen Feuchtigkeit ein, die Ihre Füße in weniger als einem Tag angreifen kann. Wenn er unbehandelt bleibt, kann Fußbrand auch Wundbrand hervorrufen, was sogar zur Amputation des Beines führen kann. Ziehen Sie die Strümpfe aus, wenn Sie das Nachtlager aufschlagen und wann immer Sie rasten, um die Füße trocknen zu lassen. Hängen Sie nasse Strümpfe außen an Ihrem Rucksack auf, damit sie während des Marsches trocknen können.
010 Wie Sie im Regenwald Wasser sammeln
Als wohl feuchtester Ort auf der Erde, abgesehen vom Meer, bietet der Regenwald den Menschen reichlich sauberes, trinkbares Wasser, sofern sie wissen, wo sie es suchen müssen – aber auch reichlich Gelegenheit, Parasiten und Bakterien aus verseuchten Quellen aufzunehmen. Wenn Sie auf einen Fluss oder Bach stoßen und zufällig Wasseraufbereitungstabletten dabeihaben oder die richtige Ausrüstung, um das Wasser abzukochen, dann haben Sie Glück. Wenn Sie nichts dabeihaben, mindern Sie das Risiko der Verseuchung, indem Sie einige Meter vom Ufer entfernt ein Loch graben. Dort werden Sie Wasser finden, das von den Steinchen und Ablagerungen in der Erde gefiltert wurde.
Auch wenn Sie weit von Flüssen und Bächen entfernt sind, bietet das feuchte Ökosystem eine Reihe von Möglichkeiten, an Wasser heranzukommen. Eine Wasserquelle sind die häufigen Regenfälle, Sie benötigen nur einen Behälter, um das Regenwasser zu sammeln. Haben Sie keine Wasserflasche dabei? Schneiden Sie einfach eines der Bambus-Segmente oberhalb und unterhalb der verdickten Verbindungsstelle ab. Der hohle Halm verdichtet sich an diesen »Knoten« und bildet so einen wasserdichten Zylinder, der aufrecht auf eine ebene Fläche gestellt werden kann.
Die Pflanze kann auch direkt als Quelle für reines Wasser genutzt werden; das Wasser wird auf dem Weg durch die Erde und die Zellwände der Pflanze gefiltert. Um daran heranzukommen, schneiden Sie ein Loch unmittelbar nach einem Knoten eines lebenden, grünen Bambus, verwenden Sie danach eine kleinere Bambus-Sprosse als Strohhalm, um das Wasser zu trinken, das durch das Loch strömt.
Die zahlreichen Lianen im Regenwald können auf die gleiche Weise angezapft werden, um zu überleben. Wesentlich ist es, zwei Kerben in die Liane zu schneiden, die erste in einiger Höhe, die zweite in Bodennähe. Die höher gelegene Kerbe lässt es zu, dass Luft eindringt, die das Wasser abwärts hinunter zum unteren Sammelpunkt treibt.
Eine unerschöpfliche Quelle, die allerdings mit größerem Arbeitsaufwand verbunden ist, stellen Kochbananen- und Dessertbananen-Pflanzen dar, deren Wurzelsystem ein gigantischer Wasserbehälter ist – gesättigt mit reinem Trinkwasser, das direkt aus den Wurzeln kommt. Das Abschneiden des Stammes erfordert Muskelkraft und eine scharfe Klinge, aber der Aufwand lohnt sich.
011 Feuermachen im Regenwald
Eine Übernachtung in einem Bett, das Sie selbst aus in der Natur zu findenden Materialien gebaut haben, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit extrem unbequem. Ein Lagerfeuer kann den Unterschied zwischen einer durchwachten Nacht und einigen dringend benötigten Stunden Schlaf ausmachen.
Die Nacht im Dschungel kann feucht und kalt sein – und es ist die Zeit, in der Insekten und Raubtiere am...