Essay aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Augsburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Psychoanalyse nach Sigmund Freud lenkte auch in der literarischen Textinterpretation erstmals den Blick auf die unbewusste geistige Tätigkeit des Autors beim Verfassen von Texten. Ähnlich wie in der Schleiermach´schen Hermeneutik steht die Autorintention im Vordergrund dieser Interpretation. Allerdings wird in der Psychoanalyse nicht mehr nur die Intention des Autors erforscht, sondern der Seelenzustand des Autors, der nach Freud seinen Schreibvorgang unbewusst beeinflusst. Freud setzt dazu eine Analogie zwischen (Tag-)Traum und literarischem Text voraus und damit auch zwischen Träumendem und Autor: Beim Träumen würden unbewusste Ängste/Wünsche ('latente Traumgedanken') in verschlüsselter, chiffrierter Form in einen manifesten Traumgedanken überführt, an den man sich nach dem Aufwachen erinnern könne. Da diese Wünsche oder Ängste vom Bewusstsein als so anrüchig empfunden werden, lässt es sie nur in zensierter Form zu. Die Aufgabe des Traumdeuters sei es dann, diese verschlüsselten Gedanken wieder zu dechiffrieren um so die psychischen Konflikte des Träumers lösen zu können. Diesen Gedanken überträgt Freud auf einen literarischen Text, indem er sagt, dass auch dieser nur eine Verschlüsselung von unbewussten Ängsten, Wünschen, Kindheitsproblemen oder anderen psychischen Konflikten sei. Daraus schlussfolgert er, dass bei der Textinterpretation das Seelenleben des Autors untersucht werden könne. Freud sieht den literarischen Text als den (unbewussten) Versuch des Autors unbewusste Konflikte im realitätsfreien Raum zu lösen. Diese Herangehensweise an eine Interpretation entspricht dem Therapiemodell der psychoanalytischen Textdeutung.[...]
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